Tagebuch Korfu April - Oktober 2013

Ziel erreicht!
Ziel erreicht!

28.04.13 Der längste Weg zur Arbeit

Ok, der in die Karibik war mit 6000 km etwas länger, dafür war der Diesige nach Korfu zeitlich mit 20 Tagen aber leicht ausgedehnt. Der Plan klang einfach: Aufs Rad setzen, gen Süden fahren und spätestens nach 3 Wochen auf Korfu zum Arbeitsstart der neuen Saison sein. Egal wie. Über Google Maps wurden mal die möglichen Fährhäfen eingegeben. Venedig 900, Ancona 1200 und Bari 1500 km. Aber nur über Autobahn. Also erst mal Venedig anpeilen und schauen, was so das Wetter, Gesundheit und Lust machen.

Das erste Problem war das viele Gepäck. Ich hatte schon einen Seesack meiner Chefin übergeben, aber trotzdem hatte ich eben nicht nur Sachen für die 3 Wochen dabei, da der Seesack einfach mit 30 kg zu wenig fasste. Also wurden 2 Satteltaschen, eine Tüte auf dem Gepäckträger und einen dicken Rucksack vollgepackt.

So ging es am 6.4. bei 10°C und Sonne los. Nur ein kleiner Prolog nach Maudach, 30 km zu meinem Freund Frank, den ich im letzten Jahr in Korfu kennen gelernt hatte. Nach tollem Abendessen, feudaler Nachstatt, stundenlangen Gesprächen und kräftigem Frühstück, ging es ab in Richtung Südosten. Dabei nervte der, seit Wochen gleichbleibende Ostwind von vorne, ziemlich. Es ging über Pforzheim, Tübingen und Reutlingen dann südlich auf die schwäbische Alb. Was soll ich sagen, ich freute mich durch die Richtungsänderung auf Seitenwind und was macht die Wetterlage? Stellt sich um auf Südwind. Super, wieder Pustefauch von vorne. Dazu kräftige Wolken, daraus Schauer, auf den Höhen der Alb auch etwas Schnee dabei, was dazu führte, dass ich mehrmals auf schattigen Radwegen im Schnee stecken blieb und schieben durfte. Wo kein Schnee lag, war er zu einer Supermatsche getaut, entsprechend sahen Kerl und Rad aus. Im Allgäu wieder solides Wetter, aber dann pünktlich zum Fernpass in Österreich wieder Sauwetter und natürlich der Regen frontal von vorne. Die alte Straße war auch noch verschneit und so musste ich auf der vielbefahrenen Hauptpass-Straße gegen LKWs, Steigung und Wetter kämpfen.

Im Inntal dann ein Hauch von Frühling auf ruhigen Fahrradwegen und ich war endlich wieder richtig trocken. Bei sonnigem Wetter ging es dann auf zum Brenner, aber pünktlich zur Passhöhe dann wieder Wutzewetter.

Aber auch eine schöne Überraschung: Ab Italien ein vorzüglicher Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse, der bis Verona gehen sollte. Aber der Dauerregen stellte mich auf eine harte Probe. Bei Brixen dann die erste große Krise. Keine Lust mehr bei dem Sauwetter, Gegenwind und Hinternschmerzen. Hunger, aber zum Pause machen, viel zu kalt. Frierend unter einer Autobahnbrücke holte ich mir beim Sprintfuttern neue Energie und dann ging es aufwärts. Also nicht geographisch, denn ab dem Brenner ging es natürlich abwärts. Ab Bozen hörte der Regen auf, die Sonne brachte Frühlingswärme mit und (mal endlich guter) Wind, blies mich in einer Riesenetappe durch das Etschtal an den Gardasee. Dort ging es in die beste Eisdiele der Welt (2009 von einem deutschen Jungen vor Ort dazu gekürt) wie damals im Urlaub zum Eis essen und danach zur ersten Pizza und Insalata Mista. Durch den Abstecher zum Eissalon hatte ich Venedig ganz schön weit (in Fahrtrichtung) links liegen gelassen. Also ging es vom Gardasee nach Verona und von dort zum Po.

Ach ja, der tat auch so mächtig schmerzen, dass ich mir am Gardasee einen großen Expander kaufte, um den Rucksack auch noch auf dem Gepäckträger zu stapeln. Durch das Hochgestapel wurde das Rad auch etwas instabil und am ersten großen Schlagloch rutschte die ganze Ladung ab, der Rucksack kam unters Hinterrad und ich lag auf der Nase. Bis auf einen blauen Fleck am Oberschenkel ging es aber glimpflich ab. Danach wurde noch mal umgepackt und das funzte dann. Durch die Entlastung vergingen auch die Sitzprobleme. Der Frühling war ebenfalls endlich dauerhaft in Italien angekommen und so ging es entlang am Po in Richtung Adria, was daran zu merken war, dass der Wind aus Seerichtung wieder von vorne kam.

Angekommen an der Adria, war diese leider nicht zu sehen, weil die ganze Küste verbaut ist mit Strandbuden, Lokalen, Zäunen und Liegestuhlburgen. Unschön. Direkt dahinter verläuft die SS16, eine Landstraße, die sich an der Ostküste durch ganz Italien zieht. Manchmal ein beschauliches Sträßchen, manchmal, in der Nähe von Städten, ein Moloch. Zahlenbeispiel: Vor Ravenna zur Mittagszeit auf 7 km 90 Autos und 100 LKWs. Unglaublich, mehr Brummis als PKW.

Aus dem Chaos in Ravenna fand ich dann kaum heraus, überall nur Schnellstraßen und Autobahnen. Ich schummelte mich schließlich über einen Kiesweg aus der Stadt und kehrte nach 30 km Umweg wieder zur Küste zurück, ab da durfte ich wieder auf der Landstraße fahren. Von Nun an vermied ich möglichst die Durchfahrt von Städten und so fiel auch Ancona zum Opfer. Nachdem ich Venedig wegen des Eissalons in Malcesine am Gardasee ausgelassen hatte, Ancona weiträumig umfahren werden wollte, stand fest, dass ich nun doch bis Bari fahren musste.

Aber Wetter gut, Laune prima, Hintern wieder schmerzfrei, Fahrrad tadellos…so konnte es weiter gehen. Nur mein Gepäck zickte wieder. Den Taschen war das Gewicht zu viel und sie gingen so langsam aus dem Leim. Aber in ganz Italien waren keine Neuen auftreibbar. In der Heimatstadt des ehemaligen Radstars Marco Pantani gab es neben dem Radladen aber einen Eisenwarenladen, der Panzerklebeband verkaufte. Mit einer kompletten Rolle wurden die Taschen wieder fit gemacht und hielten die Reise problemlos durch. An dieser Stelle einen Gruß an meinen Neffen Markus, der schon immer meinte: Das wichtigste auf der Packliste für den Urlaub ist Klebeband!

Das stimmt! Geldautomaten gibt es überall, aber vernünftiges Tape sehr selten. Weiter ging es in die Mitte Italiens. Weniger touristisch, schönere Strände, oft Radwege direkt dahinter und schöne Bergdörfer. Leider ging dann eine Woche schönen Wetters vorbei. Es stellte sich Schauerwetter, natürlich mit Gegenwind ein. Ich ließ mich aber nicht beirren und so erreichte ich nach 17 Tagen das Fernziel Bari. Da ich auf Korfu erst in 5 Tagen erwartet wurde und dort auch so früh die Bürgersteige noch hochgeklappt sind, beschloss ich noch etwas weiter zu fahren. Ich entdeckte, dass weiter im Süden noch Brindisi liegt und von dort auch viele Fähren nach Griechenland abfahren. Ich bereute am nächsten Tag meinen Entschluss, da es wieder ohne Ende regnete, der Matsch auf den Straßen stand und von den Autos auf mich gespritzt wurde, dazu noch derben Gegenwind. Gegen Mittag riss es aber auf, es wurde ein herrlicher Tag mit abgedrehten Bauwerken in Apulien. Dort stehen an jeder Ecke Trullis. In Rheinhessen gibt es sie in den Weinbergen als Schutzhütten, in Apulien sind sie traditionelle Bauwerke aus Stein, komplett ohne Zement und Mörtel, nur geschichtet. In Alberobello besteht ein ganzer Dorfteil nur aus Trullis.

Am letzten Tag dann ein Novum. Die 50 km bis Brindisi nur Rückenwind und sogar Kräftiger. So pustete es mich an den Fährhafen, wo ich dann ausgebremst wurde, denn es dauerte 7 Stunden, bis ich ein gültiges Fährticket besaß. Der Fahrkartenschalter und die Fähre waren ein Grauen. Die Fähre dreckig, komische, rücksichtslose Reisende. Immer ewig laut, auch wenn um sie herum alle versuchten zu schlafen. Besäufnisse an Deck, die Flaschen und Kippen flogen dabei ständig über Bord ins Meer. Dann hieß es noch die halbe Nacht im griechischen Umsteigehafen Igoumenitsa frierend verbringen, um schließlich am Donnerstag den 26.4. nach Korfu überzusetzen. Dann noch mit dem Rad über die Insel fahren (dabei wurden gleich einige Bekannte besucht und kulinarische Köstlichkeiten probiert) und mein Sommerapartment beziehen.

Mensch und Material funktionierten bestens (bis auf die Satteltaschen). Auf Korfu stellte ich dann fest, dass mein Hinterrad einen Achter hatte. Als ich am nächsten Tag den Dreiwochendreck wegputzte, brach dann eine Speiche. Wahnsinn, dadurch verzog sich das Rad so stark, dass es sich keine Meter mehr bewegen ließ. Glück gehabt, denn Ersatzspeichen hatte ich nicht dabei.

Somit wurde meine Mission nach 20 Radtagen und 2100 km erfüllt. Ich hätte gerne noch einige statistische Daten geliefert, aber mein nagelneues Navi funktionierte gerade einmal 5 Tage und gab auf der schwäbischen Alb seinen Geist auf. Blöde Technik! Die ganze Reise wurde ab dort nur mit einer groben Karte und Orientierung navigiert. Ich stellte fest, dass ich so weniger Umwege fuhr, als mit dem Navi, ich glaube, ich bin und bleibe Kartenfahrer.

Nun beginnt die Sommersaison auf Korfu, von der ich folgend natürlich auch berichte. Nachfolgend noch die Klärung einiger Gerüchte:

1. In Deutschland sind die Straßen in schlechtem Zustand. Falsch! In Italien und auf Korfu sind sie noch viel schlimmer, oft, weil Abflusssysteme fehlen und dadurch das Wasser stärkere Schäden anrichtet.

2. Italiener fahren furchtbar Auto. Falsch! Sie fahren schnell, aber meist sehr sicher. Wenn jemand Mist fährt, kann man zu 99 % sicher sein, dass dabei ein Handy im Spiel ist. Die Italiener sind von den Dingern noch viel abhängiger, als die Deutschen.

3. Italiener hupen ständig. Falsch! Sie hupen, aber meist um zu warnen, dass sie von hinten kommen, um das Fahrrad zu überholen. In Städten hupen auch die Deutschen ähnlich viel.

4. Das beste Eis gibt es in Italien. Absolut richtig!

5. Die beste Pizza gibt es in Italien. Falsch! In Norditalien ist die Pizza von keiner guten Qualität. Je weiter im Süden, desto besser. Je näher an Neapel, desto formidabler. Von 13 Etappen in Italien, testete ich 10x Pizza. Die Südtiroler haben keine Ahnung von Pizza, machen aber superleckeres Essen. Pizza im neapolitanischen Stil ist für mich die Beste!

6. Ziehen die Wolken in Fahrtrichtung, hast du Rückenwind. Falsch! In Küstennähe ziehen oft die Wolken mit dir und du hast trotzdem Gegenwind. Unglaublich!

7. In Cesenatico wurden zu Ehren von Marco Pantani bei dessen Girosieg alle Häuser rosa gestrichen. Falsch! Nur eine Legende. Kaum ein Haus ist dort rosarot.

8. Berge sind anstrengend. Bedingt falsch! Der Berg ist irgendwann zu Ende, man freut sich über die Bezwingung und erholt sich auf der Abfahrt. Hingegen kann der Gegenwind den ganzen Tag blasen, ohne Ablass, zermürbt und macht mehr müde.

9. Im Ried ist es flach und langweilig zum Radeln. Falsch! 400 km Poebene sind noch viel langweiliger.

10. Ich bin verrückt so etwas zu machen. Falsch! Nach 8 Monaten im Tourismus war es eine Wohltat für den Kopf. Einfach abschalten und den Körper tagsüber beschäftigen.

 

Hier noch für die Interessierten meine Etappen:

Osthofen – Ludwigshafen Maudach –Pforzheim – Bad Urach- Rot – Reutte – Schönberg (am Brenner) – Atzwang (Compadazzo) – Malcesine – Legnago – Mesola – Cervia – Fano – Civitanova – Silvi Marina – Termoli – Foggia – Bari – Ostuni – Brindisi – Agios Geogios (Korfu)

 

Abschließend ist zu sagen, dass es eine tolle Tour war, die 2 üblen Regentage und den Gegenwind ausgenommen. Mir ging es prima. Freiheit, Ruhe und Natur genießen. Sich bewegen und den Kopf ausschalten. Mal schauen, wo es mich das nächste Mal hinführt. Ich hätte so einen Traum, aber dazu bräuchte ich viel Zeit und Geld. Verraten wird noch nichts!

Frühling auf Korfu
Frühling auf Korfu

29.04.13 Neustart

Nachdem das Fahrrad gereinigt war, wollte ich einen Strandtag einlegen. Als ich loszog, kam Nebel auf und es wurde kalt. Kein Wetter, um sich an den Strand zu legen. So beschloss ich, mich in der Gegend etwas umzusehen, denn es hatte im Winter sehr viel geregnet. Ich sah die Insel noch nie so grün, aber auch noch nicht mit so vielen Wasserschäden. Viele Straßen weisen Löcher auf, sind teilweise abgesackt oder im Fall einer Strandstraße, ist sie nicht mehr vorhanden. Da dort unsere Hauptwanderung entlang führt, testete ich, ob der Weg wenigstens noch begehbar ist. Mit gutem Schuhwerk und etwas Unerschrockenheit ja, so mein Ergebnis. Da es immer noch kühl war, beschloss ich den weiteren Wanderweg zu testen. Schließlich war ich Stunden unterwegs, ging mehrere Varianten, Wanderweg, Korfu Trial, Eselspfad und alter Eselspfad. Dabei besuchte ich noch eine Bekannte in Makrades, der ich letztes Jahr versprochen hatte, mal auf einen Kaffee vorbei zu kommen. Hat etwas gedauert, gefreut hat sich Anne aber umso mehr. Ich begegnete auf dem Weg viel Gestrüpp und auch 2 Schlangen, jedoch wurden alle Wege als begehbar eingestuft.

Gegen Abend war dann das Wetter auch prima und so schlug ich mich durchs Gemüse zum FKK Strand und legte bei 20°C Wassertemperatur meine erste kurze Schwimmeinheit hin.

Abends kam dann meine erste neue Kollegin an. Wencke aus Bremen, welche fürs Büro zuständig ist.

Mit ihr kam auch unser Segellehrer Olaf an, der seine 5. Saison hier arbeitet.

Am Samstag wies ich dann Wencke ein und mittags traf unser Chef Pablo ein. Er hatte das Auto und den Anhänger randvoll mit Material. Darunter 11 neue Fahrräder für mich. Freu!

Nachdem alles ausgeladen war, fuhr ich mit ihm über die Insel, um unsere anderen Kollegen abzuholen, die auch schon länger auf der Insel weilten. Nicky, unsere neue Kinderbetreuerin, die seit Jahren auf Korfu lebt und arbeitet, und Falko, unser neuer Surflehrer, der seit einigen Tagen auf Korfu Urlaub machte. Dabei stoppten wir noch bei Stamatis, meinem korfiotischen Fahrraddealer der Wahl, da ich mein Tourenrad wieder fit machen möchte und für mein Saisonrad einige Gimmicks anbauen wollte.

Mit dem kompletten Team ging es abends dann ins Mon Amour zum Futtern, wie im letzten Jahr.

Ab Sonntag ging es dann richtig los mit dem Aufbau. In diesem Jahr etwas weniger Arbeit als letztes Jahr, als wir erst noch den ehemaligen Supermarkt umfunktionieren mussten. Dafür hieß es erst einmal Sachen packen für Chalkidiki, wo Corfelios dieses Jahr wieder mit einem kleinen Hotel zusammen arbeitet. Vor 2 Jahren wurde dort ein anderes Hotel von einer Fremdagentur übernommen und so musste das ganze Material nach Korfu zur Einlagerung gebracht werden. Und jetzt wieder alles zurück. Also Räder verpacken, Ersatzmaterial bereitstellen und also zum Transport bereit machen. Nach 2 Tagen sah das gut aus und nun geht es daran, die Räder für Korfu fit zu machen. Was ich bisher sah, haben sie den Winter gut überstanden.

In den nächsten Tagen steht Muskelarbeit an, denn im Winter gab es heftigste Brandung, die Massen an Meeressand an den Strand spülte. Der Sand ging sogar bis auf die Terrassen der Restaurants und alle kämpfen momentan gegen die Massen. Überall wird geschaufelt, gebaggert und geschoben. Aber es wird! Unser Team arbeitet prima zusammen und es geht gut vorwärts.

Strandidylle vor Saisonbeginn
Strandidylle vor Saisonbeginn

03.05.13 Koffer packen und Ostern feiern!

Nach der Überschrift denkt ihr bestimmt alle, jetzt spinnt er komplett. Aber keine Angst, mit mir ist alles in Ordnung. Hier wird gerade alles dekoriert, geweißelt und aufgehübscht, denn bei den Orthodoxen fangen morgen die Osterfeierlichkeiten an. Ostern ist hier wichtiger als Weihnachten und alles ist im Ausnahmezustand. An jedem Tag finden Dorffeste und Prozessionen statt, und morgenfrüh werden in Korfu Stadt traditionell Tonkrüge voll Wasser aus den Fenstern geworfen. Hoffentlich treffen sie uns nicht, denn ich fahre morgen mit Pablo und einem großen Segelboot im Schlepptau, in die Hauptstadt, von dort auf die Fähre und weiter nach Chalkidiki ins Hotel Lily Ann. Dort hat Corfelios, wie schon erwähnt, einen neuen Standort und ich soll vor Ort mit anpacken und die dortigen neuen Mitarbeiter in Sachen Fahrrad fit machen. Darum hieß es heute wieder Koffer packen. Mitte nächster Woche kommt dort erst der Truck mit unserem ganzen Material an (denn über Ostern läuft hier nichts), dann heißt es ausladen und anschließend mit dem Flieger zurück nach Korfu, da Pablo noch etwas länger bleibt.

Gestern wurde der LKW mit vereinten Kräften beladen und seitdem haben wir richtig viel Platz in der Hütte. Die meisten Fahrräder sind schon bereit für die Gäste, die Kinderecke ist fertig, im Büro ist alles schick und die ersten Boote liegen am Strand.

Wir hatten Glück, denn der Strand wurde mit mehreren Planierraupen hübsch gemacht und dabei fing Olaf die Jungs ab, damit sie auch unsere Station von den Sandmassen befreiten. Für 4 Bier ersparten sie uns 2 Tage Schippen. Prima!

Nach den anstrengenden Tagen sprangen wir öfters ins Meer und stellten fest, dass der ganze Sand am Strand ist und es im tieferen Wasser jetzt steinig ist, ganz anders als zum Ende der letzten Saison. Beim Schnorcheln entdeckten wir unsere Bojenstraßenketten, die letztes Jahr von Sand begraben wurden und 2 Anker, die wir schnorchelnd bargen.

Das Team harmoniert prächtig, alle packen prima an und so liegen wir super in der Zeit. Morgen kommen die ersten Gäste, dann wird es langsam mehr und Pfingsten heißt es dann wieder: Ausgebucht!

Mal schauen, ob ich im Hotel auf dem Festland Internet habe, damit ihr auch diese Berichte lesen könnt. Momentan gibt es in unserem Apartment noch kein Netz und im Büro ist unser Router abgeraucht.

Tierische Freunde haben wir auch schon. Wanderhund Hermes vom Supermarkt um die Ecke ist noch genauso treudoof wie letztes Jahr. Beim Fußballabend Barcelona gegen Bayern ließ sich der Katoibar-Haushund Otto (Rehagel) von Wencke ins Delirium streicheln und ich musste heute mit Rudi (ohne Völler) stundenlang vor einem anderen Supermarkt beim Feierabendbier apportieren spielen. Rudi holte unermüdlich den vollgegabberten Ball und ich streikte auch erst, als er nach zu viel Wassersaufens mir vor die Füße kotzte.

So langsam öffnen hier auch die Lokale und Supermärkte, da geht es kulinarisch voran. Seit gestern hat Maria geöffnet und so heißt es endlich wieder das leckerste Clubsandwich und Veggieburger der Welt einsaugen. Hmmm! Ich glaube, mein Winterspeck bleibt dieses Jahr wo er ist.

Hotel Lily Ann
Hotel Lily Ann

05.05.13 Hallo aus Sithonia!

So schnell geht das. Gestern noch Korfu, heute Sithonia. Zusammen mit Pablo und einem großen Segelboot auf dem Anhänger, fuhren wir gestern, in die für mich neue Lande. In Korfu-Stadt war die Hölle los, aber uns traf kein Tonkrug und wir schafften es auch durch den Verkehr pünktlich zur Fähre (Ankunft 5 Minuten vor geplanter Abfahrt). Bei herrlichstem Wetter und in Begleitung eines Delfins setzten wir nach Igoumenitsa über. Dann ging es 500 km durch Griechenland. Ich war völlig überrascht. Ich erwartete flaches, trockenes Land, aber es ging hoch hinaus in die Berge, deren Gipfel noch schneebedeckt sind. Eine Autobahn, die mich an den Brenner erinnerte. Dann über ein Hochplateau, auf dem die Vegetation stark an Deutschland erinnerte. Weiter zu Tale nach Makedonien zur Großstadt Thessaloniki und von dort aus nach Chalkidiki, den 3 Fingern von Griechenland. Pablo steuerte den mittleren Finger Sithonia an und beim Dorf Elia kamen wir nach 9 Stunden Reise im Hotel Lily Ann an. Nach Beziehen eines schicken Zimmers machten wir uns übers Abendbuffet her und begrüßten dann die neue, hiesige Kinderbetreuerin Tatjana.

Heute hieß es dann gut frühstücken, von Pablo per Karte die Insel erklären lassen und dann ging es für mich los auf Erkundung von Rad- und Wandertouren. Ich wollte eine Anfängerradtour ausarbeiten, am Ende des Tages wurde es eine Wanderung und eine Fortgeschrittenentour, da die Gegend doch viel hügliger als gedacht ist. Was eine Wonne! Nach 9 Tagen ohne Radtour endlich wieder strampeln, bei herrlichem Sonnenschein und 30°C. Dazu wenig Verkehr, weil Ostersonntag. Überall Dorffeste und an jeder Ecke wurden Lämmer am Spieß gebraten. Keine Ahnung, wie viel arme Lämmer im Jahr bei den Dorffesten ihr Leben auf dem Spieß lassen müssen. Ich sah noch kein Fest ohne gegrilltes Lamm. Gegen Abend kamen dann auch die Surf- und Segellehrer Chris und Katja an. Nach dem gemeinsamen Abendessen sitze ich hier und wenn ihr gleich das hier alles lesen könnt, dann hat es endlich funktioniert, das erste Mal seit einem Monat online mit dem Laptop.

Morgen geht es dann wieder auf Erkundung. Freu!

Cobra auf dem höchsten Berg von Sithonia
Cobra auf dem höchsten Berg von Sithonia

16.05.13 ..und wieder reisen!

Bingo! Wie ich vermutet hatte, stand der LKW am nächsten Tag vor der Tür und das Schlimmste daran: Vor dem Frühstück! Ich fragte Pablo, ob es wirklich nötig wäre, jetzt sofort abzuladen oder ob die Zeit vorhanden wäre, wenigstens zu Frühstücken. Leider verneinte der Truckfahrer und das, obwohl er uns so lange warten ließ. Auch auf eine Einladung zum Frühstück ging er nicht ein, er wollte so schnell wie möglich los. Also mit nüchternen Magen einen 7,5 Tonner ausladen. Wir waren aber fix und wären noch schneller gewesen, wenn der Trucker, anstatt eine Kippe nach der anderen zu rauchen, mal angepackt hätte. Egal, wir hauten alles nur wild auf den Parkplatz und so schafften wir sogar noch das Frühstück. Mit frischer Kraft ging es dann daran, die Fahrräder für das Hotel fertig zu machen. Gegen Abend war das gelungen, danach nochmal gut spachteln und anschließend hieß es mal wieder packen, denn am nächsten Tag ging es mit Pablo nach Thessaloniki und per Flieger zurück nach Korfu.

Nach 3 h Materialschlepperei am Morgen fuhren wir an den Flughafen und so was habe ich noch nicht erlebt. Pablo hatte nur die Flugnummer, der Ausdruck der Unterlagen funktionierte nicht. Damit ging ich an den Schalter von Astra-Airlines (hat nichts mit der Hamburger Biermarke zu tun) und dort war keine Schlange! Ich kam direkt dran, die Nummer und Perso langten völlig, 1 Minute später hatte ich mein Ticket, nach 5 Minuten hatte ich mein Gepäck los (ohne Probleme im Scanner, obwohl ich massig Metallwerkzeug im Koffer hatte) und nach 15 Minuten war ich im Abflugbereich. Um 15.05 Uhr sollte Boarding sein, Abflug um 15.35 Uhr. Das Boarding begann mit 15 Minuten Verspätung, aber trotzdem waren wir pünktlich in der Luft. Kurze Wege, nur 50 Reisende, jeder 2 Sitze, Getränke, nette Saftdamen und zack, setzten wir schon zur Landung an. Ruckzuck standen wir mit unserem grasgrünen Flieger, 10 Minuten später hatte ich meinen Koffer (der kam als 4. von allen, das gab es noch nie), 10 Meter laufen, durch eine Tür, ein großes Hallo mit unseren Stammtaxifahrer vom letzten Jahr und 45 Minuten später in der Bucht. Abfahrt mit dem Auto in Sithonia 13 Uhr, Ankunft Agios Georgios 17.30 Uhr, dabei 600 km überbrückt. So schnell kann es in Griechenland gehen!

Alle freuten sich, dass ich wieder so schnell zurück war, denn somit konnte ich noch an der Nachtwanderung teilnehmen und den Geist spielen. Nach leckerem Abendessen in Afionas war das ein Vergnügen, denn wir hatten kleine Kinder dabei und die gruselten sich wirklich, anders als die Jugendlichen in Ferienzeiten. Als ich von weitem hörte: Mama ich habe Angst vor dem Geist, wusste ich, dass mein Job gut war. Am nächsten Tag ging es weiter mit dem Aufbau. Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange für neue Räder brauche, aber an den Möhren ist alles entweder nicht, oder schief angeschraubt. Pro Rad 1-2 Stunden Arbeit, was ein Pfusch! Dazu anreisende Gäste begrüßen, Kollegen in allen Bereichen mal helfen, Touren testen und Material besorgen, da wird es nicht langweilig. So langsam machen auch alle Lokale auf, da kann man sich kaum noch entscheiden, so groß ist das Angebot.

Ab Sonntag kamen dann hier auch die Eisheiligen an, in Form vom Maistro, dem kalten Mistralausläufer, der die Adria herunter pustet. Im Frühjahr gefürchtet, da er ablandig weht, das warme Wasser aus der Bucht drückt und dabei Surfer und Segler abtreibt. Nach 3 Tagen Gepuste sank die Wassertemperatur von 22°C auf 16 °C. Vorteil: Keine Wellen, ideal zum Surfen für mich. Also anstatt Mittagspause mit Kochen und Essen verbringen, eine schnelle Stulle essen und ab aufs Surfbrett. Der böige Wind verlangte mir täglich alles ab, aber ich kam jedes Mal wieder an der Station an. Quantensprung zum letzten Jahr! Bei der kalten Brühe ist auch der Ehrgeiz extrem hoch auf dem Brett zu bleiben, denn trotz Neopren ist es jedes Mal ein Kälteschock gegenüber der 30°C Wassertemperatur auf Bonaire in der Karibik.

So langsam trudeln hier auch alle Bekannten des Vorjahres ein und so dauern manche Wege etwas länger, da ich ständig Bekannte treffe. Jetzt heißt es noch durchatmen, denn am Samstag beginnen die Pfingstferien, dann ich die Hütte voll. Am Dienstag dann meine erste geführte Tour der Saison, mit einer Dame, nächste Woche sind es dann bestimmt mehr als 10 Personen.

Mit Martin, Clemens und Anneke in Peroulades
Mit Martin, Clemens und Anneke in Peroulades

24.05.13 Stürmische Sportwoche

Da ich viele Fahrräder nach Chalkidiki abgegeben hatte, kam gleich bei der ersten pfingstlichen Einsteigertour der Engpass. Zu wenige Kinderräder. Um alle mit auf Tour zu bekommen, fuhr ich 2x am Tag. Die morgendliche Runde fand mit meinen Lieblingsrabaukenjungs statt, dazu Hannah, die den ganzen Jungs locker davon fuhr. 007 Jimmy gab wie immer alles und seine Töchter mussten auch wieder tanzen, Pech für sie, dass sie Pfingstferien haben.

Nachmittags die 2. Runde, mit dabei die kleine Maria, die bisher als jüngste Teilnehmerin mit 6 Jahren die Tour meisterte. Weiter purzelten die Rekorde diese Woche. Hannah sprang beim Klippenspringen als erste 9-Jährige von 9 Metern, ihre Mutter Anneke war auf meiner donnerstäglichen Fortgeschrittenentour mit 1,54 m die kleinste Teilnehmerin, die ich je auf dieser Tour hatte. Der nächste Rekord ging wieder an ihre Tochter, Hannah nahm als jemals jüngste Teilnehmerin an meiner Tageswanderung teil. Die ging diesmal nach Arillas, eine neue Strecke, neuer Picknickplatz und neuer „Caterer“. Leckerste Oliven, Feta und Tomaten aus einem Minimarkt direkt neben dem Yogazentrum Alexis Zorbas. So konnte ich auch meinen Bekannten dort noch schnell „Hallo“ sagen.

Einen weiteren Rekord stellte die Natur auf. Den stärksten Sturm, den ich hier erlebt habe. Zum Glück hatten wir unsere Station wegen der Lizenzvergabe noch nicht komplett aufgebaut, denn der Sturm hätte alles zerstört. Die Wellen kamen bis auf die Promenade. Überall wieder Sand. In der Station, auf der Promenade, in jeder Ritze. Das gibt viel Arbeit nach dem Abflauen, da sind Schippen und Besen gefragt. Die Boote tanzten am Strand auch wie die Marionetten, leider krachte dabei eine Jolle in einen Katamaran. Ergebnis war ein großes Loch im Rumpf, dass nun von einem befreundeten Spezialisten schnell ausgebessert wird, damit das Boot wieder ins Wasser kann, wenn die Wellen nachlassen.

Meinen persönlichen Rekord habe ich auch schon aufgestellt. Ich hatte als Ziel, den Eselspfad nach Makrades einmal in der Saison ohne Absteigen zu schaffen. Das gelang mir schon letzte Woche. Nun muss ich mir ein neues sportliches Ziel setzen.

Mit den Rabauken war unsere Nachtwanderung auch eine der Härtesten. Ich hatte als Lumpensammler alle Hände voll zu tu, bekam aus Versehen einen Bambusstock auf die Zwölf, es gab von den Kindern eine neue Frisur aus Gräsern und Ohrensäuberung mit puscheligen Blüten. Auf dem Rückweg wieder Trödelei der Rabauken, aber ich brachte sie durch Geheimpfade wieder über Abkürzungen in die Gruppe. Der Geist hatte aber wegen des Sturmes frei und auch der Rückweg per Boot war nicht möglich, als Laufen.

Morgen dann die zweite Pfingstwelle und abends mit den jungen Chaoten Sundownertour. Mal schauen, ob ich da auch meine Schäfchen im Dunkeln zusammen halten kann.

Sundownertour mit meiner Stammcrew
Sundownertour mit meiner Stammcrew



30.05.13 Schafhütezeit!

Es ist mal wieder so weit, es ist Schafhütezeit. Letztes Jahr war die erste Pfingstwoche heftig, diesmal ist es die 2.. Massig Räder werden geliehen, da das Wetter nicht optimal für den Strand ist. Oft wolkig, windig und „nur“ zwischen 20 und 25°C. Optimales Radwetter. Das heißt jeden Abend lange in der Werkstatt bleiben, um alle Drahtesel wieder sauber und fit für den nächsten Tag im Stall stehen zu haben. Die Familientouren sind super gebucht und diesmal sind die Rasselbanden auch viel disziplinierter als letztes Jahr oder ich bin erfahrener und schaffe es besser, die Herde zusammen zu halten. Dabei habe ich auf den Touren einen harten Kern, die immer dabei sind. Dorothea wandert und radelt fleißig mit ihrer Familie mit, meine Tübinger Fangemeinde fährt mit Rad und schnorchelt. Darum gibt es als Tagesfoto ein Gruppenbild von meinen Stammgästen. Vielen Dank euch allen, es macht mit euch wahnsinnig viel Spaß!

Allgemein ist es toll, was die Kinder hier für tolle Leistungen vollbringen. Die 4-9-Jährigen zeigen, was sie können. Der kleine Jasper fährt mit 4 Jahren eine Schotterstrecke mit großen Steigungen 7 km weit, die 6 Jahre alten Maria und Luca meistern die Einsteigertour. Luca, Giulio und Moritz sausen über die Berge bei der Sundownertour und morgen will die kleine Maria mit ihren Geschwistern 15 km mit mir wandern. Letzte Woche Hannah mit ihren Rekorden und diese Woche zeigen wieder viele Kinder, dass es in Deutschland auch noch richtig fitte Kinder gibt.

Aber auch die Erwachsenen ließen sich nicht lumpen. Am Montag Gipfelsturm mit 3 Heidelberger Ärzten auf den Pantokrator, am Dienstag eine große Einsteigergruppe, die unsere Tour prima bewältigte und heute eine tolle Fortgeschrittenentour. Viele Stunden Arbeit, aber als Belohnung tolle Touren und nette Abende mit den Teilnehmern in den Tavernen.

Leider ist unser Team in der Woche geschrumpft, Wencke aus dem Büro hat gekündigt. Alle rücken nun zusammen und packen noch mehr an, um die Pfingstferien zu meistern. Mal sehen, wie es dann weiter geht. Also wenn jemand von euch gerade nichts Besseres zu tun hat und es euch in Deutschland zu kalt ist, dann meldet euch gerne!

Morgen ist Großhütetag! 18 Wanderer, mal schauen, ob ich alle Schäfchen zusammen halten kann und endlich einmal das Boot fahren kann oder es wieder eine Rundwanderung gibt. Ich habe auch noch keine Ahnung, wie ich den ganzen Proviant transportieren soll. Ich werde berichten!

Auf den 32 Kehren von Ano Korakiana
Auf den 32 Kehren von Ano Korakiana

03.06.13 Ruhe nach dem Sturm

Ich werde mich nun Graf Zahl nennen, denn so oft habe ich im Leben noch nie von 1 bis 20 gezählt, wie letzten Freitag. 18 Wanderer, Hund Lucy und ich. Trotz ständigem Zählen und Schäfchen hüten, war es ein toller Tag. Ich war auch skeptisch, denn es sollten der 8 Jahre alte Michi und die 6-jährige Maria mitlaufen. Ich traute meinen Augen kaum. Aber was soll ich sagen, wieder purzelten die Rekorde. Letzte Woche Hannah mit 9 Jahren die jüngste Teilnehmerin, die ich je auf einer Wanderung dabei hatte und eine Woche später schafften Maria und Michi die Strecke von 15 km und 400 Höhenmeter spielend. Dazu wunderbares Sonnenwetter und beste Fernsicht.

Mein Rucksack zeigte sich ebenfalls einmal mehr als Raumwunder und alles, was nicht hinein passte, wurde außen befestigt. Wie ein Muli sauste ich zum Angelokastro und zauberte ein feines Picknick. Gut genährt ging es zum Abstieg nach Paleokastritsa. Die kleine Hundedame Lucy hielt auch prima durch, anders als Hermes im letzten Jahr. Nur bekam ihr die Bootsfahrt genauso wenig, wie ihm damals. Alle anderen hatten aber einen Riesenspaß, denn die Wellen waren hoch, aber nicht bedrohlich. Wir fuhren mit 2 Booten um die Wette und die Kinder kreischten vor Freude, dass ich mir überlegte, das nächste Mal Oropax einzustecken.

Abends ging ich dann nochmals mit meinen Radelhelden Luca und Giulio Pizza essen. Eine harte Probe für Niko, den Koch und Wirt der Katoi Bar. Die 2 kritischen Halbitaliener prüften die Pizza genau, kamen aber, wie Mutter Susanne, zu dem Entschluss, dass Niko damals in Italien gut gelernt hat und lecker Futter macht. Später dann noch große Verabschiedung in der Taverne Delfini und schon war Pfingsten vorbei. Zwar viel Arbeit, aber zu keiner Zeit ist der Kontakt zu den Gästen enger. Die Pfingstler kommen alle zusammen und gehen genauso wieder, sind sehr sportaktiv und auch abends in den Tavernen stets präsent.

Am Samstag hieß es dann, alle bei der Abreise an den Bussen verabschieden und danach anfangen das Fahrradchaos zu bändigen. Putzen, Warten und Plattfüße flicken. Das wäre auch zeitlich prima gelaufen, wenn wir nicht spontan noch eine Sundownertour eingeflechtet hätten. So verbrachten wir einen schönen Abend im Cafe Agrotiri vom Arillas und waren fast pünktlich zum DFB-Pokalendspiel zurück. Leider zog mit stürmischem Wind eine Gewitterfront auf, dass 5 Minuten vor Schluss das Bild ausfiel. Ich versuchte vor Spielende und Regenbeginn zum nächsten Lokal mit Fernseher zu sprinten. Beides misslang. Pitschnass kam ich nach Abpfiff an, also gleich weiter zur eigenen Bude, warm duschen und ab unter die kuschlige Decke. In der Nacht und am Morgen hielt der Regen an, aber pünktlich zum Infotreff für die neuen Gäste, kam die Sonne wieder. Beim Mittagessen mit Pablo beschlossen wir beide, dass dies der letzte Regen bis zum Herbst war und jetzt der Sommer kommt. Wir werden sehen.

Auf jeden Fall war heute tolles Radelwetter und so ging es mit Frank und Christian auf Profitour nach Agia Triada. Vor 2 Wochen versuchte ich mit Martin geeignete Einkehrmöglichkeiten nach den Bergen zu finden, was uns nicht gelang. Darum machten wir es diesmal besser und legten kurze Futterstopps vor den Bergen und am Ende der Tour ein. Das langersehnte Bougatsa (Blätterteig mit Vanillecremefüllung und Zimtkruste) in Doukades zu Beginn und dann am Ende kreuz und quer futtern in einer neuen Konditorei in Dafni. Lecker! Kurzweilig war die Tour auch, denn Christian spielte zu meiner aktiven Stadionzeit eine Saison als Profi bei Eintracht Frankfurt. He Sven, wenn du das liest: Er spielte zusammen mit deinem Lieblingswikinger und wettete gerne mit ihm. Auch über Uli Stein und andere Eintrachtler hatte er einige Anekdoten im Angebot.

Nach der Tour kühlte ich mich beim Surfen ab. Da der ablandige Wind immer sehr böig ist, probierte ich mich heute bei Auflandigem. Nachteil: Der kommt mit Welle. Durch die Brandung zu kommen, war schon nicht einfach, an Wendemanöver nicht zu denken, also konzentrierte ich mich aufs Fahren und vom Brett fallen. Mannomann, was habens die Könner drauf. Ich lag jedenfalls mehr im Wasser, als ich fuhr und beschloss nächstens bei weniger Welle zu üben, damit ich im Herbst für die größeren Wellen fit bin.

Unterwegs auf der Ostseite des Pantokrators
Unterwegs auf der Ostseite des Pantokrators

06.06.13 Wasser Marsch und ein Rekord

Nach der großen Tour am Montag stand am Dienstag wieder Einsteigertour auf dem Programm. Ich hatte letzte Woche mit Pablo beschlossen, dass es jetzt bis zum Herbst nicht mehr regnet, die Wettervorhersage sagte dies auch. Ich fuhr auch noch bei strahlendem Sonnenschein auf die Arbeit, aber im Süden, über dem Meer, wurde es immer dunkler. Da wir nach Nordosten wollten, sah ich kein Problem und alle Wetterfrösche sagten auch trocken. Als wir die Räder eingestellt hatten und nach draußen kamen, grollte es überall und auf dem Wasser waren 2 Windhosen zu sehen. So ein Wirbelsturm hatte im Winter schon stark gewütet. Wir fuhren trotzdem los, denn an Land sah es gut aus. Hinter uns schwarz, vor uns sonnig. Nach 15 Minuten war dies vorbei. Hinter den Bergen im Osten hatte sich auch noch ein Gewitter versteckt. Ich beschloss ganz schnell die Umkehr. Dadurch umgingen wir Blitz und Donner, aber nicht den Regen. Sturzbäche ergossen sich über die Straßen, Wahnsinn. Danach hieß es heiß duschen und nach 30 Minuten Fahrt, 2 ½ Stunden Räder putzen und schmieren.

Ich setzte eine Wiederholung für Mittwoch an. Wieder verließ ich bei Sonne das Haus und wie am Vortag, zog es sich zu Beginn der Tour wieder zu. Ich hatte aber meinen Spezialwetterbericht studiert und der sagte, es bleibt trocken. Große Skepsis bei den Teilnehmern, aber wir blieben wie durch ein Wunder wirklich trocken. Abends war dann der Spuk endgültig vorbei und wir hatten eine schöne Nachtwanderung. Diesmal wurde ich als Wanderleiter auserkoren, normal bin ich immer die rote Laterne. Ein ganz anderes Gefühl, normal laufen, anstatt immer zu trödeln. Sehr entspannend. Am Donnerstag dann mein erster freier Tag der Saison. Und was macht ein Bikeguide, wenn er frei hat? Eine richtig große Radtour. Mir waren in den letzten Wochen so viele unbekannte Wege aufgefallen, die wollte ich unbedingt ausprobieren. So ging es auf neuen Wegen zum Pantokrator, wieder runter und an der Ostküste teilweise nochmal hoch. Tolle Straßen, ruhige Wege und mächtige Steigungen. Eine Hammertour. Gegen Abend wunderte ich mich, warum ich so platt war. Nachdem ich die neue App auf meinem Telefon mit Erfolg getestet und ausgewertet hatte, wusste ich warum. Ich war zwar letztes Jahr mit dem Mountainbike schon 10 km weiter gefahren, aber bei weitem nicht mit so vielen Höhenmetern. Am Ende waren es 90 km mit 2600 Höhenmetern. Na da dürfen die Beine auch müde sein. Nach dem genial sonnigen Tag ging es abends in die Katoi Bar, mit guten Gewissen kugelrund futtern. Tsatsiki, Pizza und Eis. Danach rollte ich glücklich zurück ins Apartment. Ein herrlicher Tag mit toller Gastfreundschaft. Ich hatte nur einen 50 € Schein und überall, wo ich Wasser kaufen wollte, bekam ich es umsonst, da niemand Lust hatte den großen Schein zu wechseln. Wo gibt es so was noch?

Schuhreparatur in griechischen Stile "We fixed them!"
Schuhreparatur in griechischen Stile "We fixed them!"

10.06.13 We fixed them!

Am Freitag dann mal zur Abwechslung wandern. Zu Acht wollten wir gerade Richtung Norden losziehen, als an uns eine Wandergruppe des Nachbarhotels vorbei lief. Ich lästerte etwas, da die viel professioneller aussahen wie wir. Wanderstiefel, Kleidung und Stöcke. Ich meinte nur, bis Afionas (unseren ersten Anstieg) haben wir sie. So war es dann auch. Ein Mann der anderen Gruppe musste nämlich seine Schuhe wechseln, da sich schon nach einem Kilometer die Sohlen lösten. Weiter lästernd meinte ich, dass uns das nicht passieren könne, da von uns niemand solche Wanderschuhe besäße. Plötzlich räusperte sich eine Mitwanderin, denn sie hatte auch dicke Bergstiefel an. Ups, Fettnäpfchen, aber sie hatte dafür kein Karohemd, noch Stöcke. Nach dem ersten Abstieg meinte sie: Ich glaube, meine Schuhe lösen sich auch auf. Ich hielt es für einen Scherz, aber es war Tatsache. In Arillas ging ich fürs Picknick einkaufen und sie kaufte nebenan für die Schuhreparatur ein. Sekundenkleber, Klebeband und Schnüre. Mehrmals erneuerten wir während der Wanderung die „Verbände“, am Ende waren die Schuhe fast wasserdicht.

Bisher war der Bootstransfer wegen den hohen Wellen auf der Nordtour noch nie möglich gewesen. Auch diesmal kam am Nachmittag heftig Wind auf, aber Fontas kam trotzdem mit dem Boot. Er meinte, es wird nass und wir sollten, wie immer, schon mal die Schuhe ausziehen. Da war eine Person ziemlich überfordert, denn die wasserfesten Schuhe waren nicht ausziehbar (siehe Bild). Ich schreibe auch immer nur von einer Person, denn ihr war es so peinlich, darum wollte sie nicht namentlich erwähnt werden. Fontas machte eine Ausnahme und so fuhren 7 Wanderer barfuß und eine Wanderin beschuht los. Ich fragte vorher mehrmals, ob auch alle seefest seien, das wurde immer bejaht. Aber als wir aus dem Hafen fuhren, gab es spontan einige Angstschreie. Mächtige Wellen, gutes Geschaukel, was sich aber hinter den Klippen von Arillas besserte, denn dann kamen die Wellen von hinten. Dort stellte ich dann auch zum ersten Mal fest, dass es möglich ist, mit Motorbooten auf Wellen zu surfen. Am Ende kamen wir alle glücklich und heile in unserer Bucht an und in der Fahrradwerkstatt wurden dann die Schuhe operativ mit der Schere entfernt. Zurück blieb ein Häufchen bröseligen Gummi s, 2 verklebte Schuhe und 2 verselbstständigte Sohlen.

Der Wind blieb auch am Samstag, und so nutzte ich die Pausen zwischen den Anreisen zu Surfen. Bei mir lief es super, nur das Material wollte nicht so ganz. Erst verabschiedete sich bei einem der Gabelbaum und beim Zweiten ging mitten auf dem Wasser die Segelspannung von dannen. So gondelte ich auf Halbmast zurück an Land, eine tolle Leistung bei dem böigen Wind. Das wollte am Sonntag verbessert werden, doch leider verabschiedete sich der Wind und so waren eher Stehübungen auf dem Wasser angesagt. Immerhin konnte ich so einige Manöver und Balance sauber üben.

Am Montag nochmal unverhofft einen Tag frei und wie immer ging es rauf aufs Rad. Bei knapp 30°C in die Mitte der Insel, ich wollte den Berg, der genauso wie unsere Bucht, Agios Georgios heißt, erklimmen. Ich fand herrlich kleine Strände, ein schönes Kloster, nur den Gipfel konnte ich nicht erklimmen, denn die letzten 200 Höhenmeter waren nur über einen fahrraduntauglichen Steig eroberbar. Aber auch so kam ich heftigst ins Schwitzen und stellte im nächsten Supermarkt beim Wasserkauf fest, dass ich gar kein Geld dabei hatte. Aber die Verkäuferin war supernett und schenkte mir die Flasche. Da ich aber nicht weiter von dem Glück ausgehen konnte, rationierte ich das Wasser von 1,5 l auf die verbleibenden 50 km, sodass ich beim Abendessen in der James Bond Bar mächtig nachfüllte und auch jetzt beim Schreiben weiterhin Nachdurst habe. So eine Blödheit darf ich mir im Hochsommer nicht leisten!

Immerhin habe ich an meinem Rätselberg im Süden wieder viele Wegegeheimnisse gelöst und bei 80 km 2300 Höhenmeter zusammen gefahren. Und da sage noch jemand, dass man sich am besten auf Mallorca mit dem Rad austoben kann.

Jetzt höre ich auf zu schreiben, denn unsere Nachbarn hauen gerade gammlige Fische auf den Grill und ich breche bald von dem Geruch. Kalinichta!

Kap Drastis
Kap Drastis

13.06.13 Verloren im Olivenhain

Auch in der neuen Woche wollte wieder niemand mit mir Radeln. Momentan haben wir viele ältere Paare oder Eltern mit kleinen Kindern, da ist Sport wenig angesagt. Aber auch 2 radverrückte Paare sind hier, die fahren aber gerne alleine und nehmen mich nicht mit, schnief!

Dafür produzieren sie Plattfüße (..und ich noch mehr) plus gerissene Ketten und halten mich damit auf Trab.

So war ich dann in persönlicher Betreuung am Dienstag mit einer Dame unterwegs. Am Mittwoch wollte auch niemand mit mir schnorcheln und so nutzte ich die Pausen, um bei heftigem Wind zu surfen. Am Dienstag war es auch richtig gut, aber am Mittwoch konnte ich nur fluchen, da der blöde Wind wiedermal nur furchtbar böig war. Ich lag andauernd im Wasser und nutze die Atempausen, um Pablo beim Surfen zuzuschauen. Schon was anderes, wenn das jemand seit Kindheit macht. Ich gab dann frustriert auf, stellte mit Ruhe an Land aber auch fest, dass Pablo wegen dem komischen Wind oft unfreiwillig im Wasser lag und Surflehrer Falko, der sich gegen Abend im Kiten versuchte, wurde von seinem Schirm auch nur kreuz und quer durchs Wasser gezogen. Also war ich doch nicht zu blöd, sondern der Wind echt böse. Mangels Radfahrer bekam ich dann noch einen Tag frei und so saß ich Donnerstag wieder auf dem Rad und hatte vor, eine neue Wanderung zu erkunden. Zum größten Teil stand der Weg schon, ich suchte nur noch geeignete Pfade für den Rückweg. Nach 15 km in unendlich vielen Sackgassen, musste ich eingestehen, dass den Griechen das Wandern völlig egal ist und sie nur Stichstraßen in die Olivenhaine bauen, um die Ernte zu transportieren.

Die nächsten 15 km verbrachte ich auf der anderen Seite des Berges, hier gab es einen schönen Weg mit Farnen, leuchtend blauen Libellen und tollen Bäumen, aber auch der endete, diesmal am Bach. Also entweder auf viel befahrenen Straßen wandern oder die Variante vergessen. Nach dem Frust fuhr ich an einen weiteren Berg, um dort Radwege an die Nordküste zu erkunden. Dort dann tolle Erfolge, alle Wege waren durchgängig, manche leider durch Forstfahrzeuge ziemlich ramponiert. Ich besuchte, nachdem mein Rad schon schön staubig war, die Spitze von Kap Drastis, von wo aus ich schöne Aufnahmen machte (siehe Bild). Im Sommer und mit Gästen ist das allerdings nicht machbar. Steil, unglaublich staubig, Autoverkehr auf der Sandpiste und zu überlaufen.

Auf dem Rückweg kehrte ich kurz vor einem Hungerast in die Nachteule ein. Bisher hatte ich das Lokal immer gemieden, denn in Worms gibt es den Nachtfalken und das ist ein Bordell. Diesmal traute ich mich hinein und siehe da, anstatt Rotlicht gab es nur rote Haare und zwar die, der amerikanischen Wirtin. Ich traute meinen Ohren kaum, aber sie hatte in New York einen Griechen kennen gelernt, der sie nach Afionas auf Korfu „verschleppte“.

Sie kochte mir absolut gutes Essen und so rollte ich nach 3 Gängen (fast auch ohne Fahrrad) von alleine den Berg runter. Zur Belohnung gab es dann auch den ersten Spieleabend mit meinen Kollegen, an denen ich ihnen zeigen konnte, wie man Siedler in Rhoihesse spielt und gewinnt.

Dann noch ein Skandal. Das ist langsam pressereif. Die Strandlizenzen sind immer noch nicht vergeben! Alle räumen inzwischen ihre Boote, Liegestühle und Sonnenschirme raus, da sie ansonsten keine Einnahmen haben. Die Regierung schafft es nicht, den blöden Strand frei zu geben, den Leuten fehlen die Einnahmen und nun kam noch die Küstenwache und brummte uns Strafe auf, da wir trotzdem arbeiten. So geht Griechenland echt den Bach runter. So ein Schwachsinn!

Ausblick von der neuen Wanderung auf unsere Bucht
Ausblick von der neuen Wanderung auf unsere Bucht

21.06.13 Bremserei!

Nachtrag: Ich habe jetzt erfahren, dass nur wir Strafe zahlen mussten, sonst niemand!

Anscheinend hat uns jemand verpfiffen, weil die Dame bei uns Surfen wollte und da wir eben kein freier Verleih sind, wurde sie abgewiesen. Sie arbeitet wohl in der Inselregierung und aus Frust schickte die holde Maid uns die Küstenwache vorbei. Herzlichen Dank!

Inzwischen platzt hier aber jedem der Kragen und alle haben jetzt ihre Sachen am Strand. Niemand mag mehr seine Existenz ruinieren, nur weil die Beamten die Lizenzen nicht auf die Reihe bekommen.

Auch in der neuen Woche haben wir wieder ruhiges Publikum, die meist Strandurlaub machen wollen. So bleibt Zeit zum Surfen, mal die Arbeitsräume zu weißeln und am Montag bei über 30°C nochmals auf Erkundungstour zu gehen. Diesmal viel erfolgreicher! Ich fuhr Richtung Süden an meinen Lieblingsberg bei Liapades. Auf dem Weg dahin wurde ich andauernd von Taxen auf Sightseeingtour ausgebremst. Also ein bisschen drängeln, bis sie es kapierten und mich vorbei ließen. Bergab auf den schmalen Straßen ist ein Fahrrad einfach nicht von Autos zu schlagen.

Der Tag wurde ein voller Erfolg. Ich fuhr jeden Weg am Berg ab, schöne Wege, aber auch schön steil.

Tolle Varianten für meine Südtour, eventuell kann dort auch eine schöne Wanderung stattfinden und verfahren sollte ich mich jetzt wohl auch nicht mehr. Nur anhalten war kaum möglich. Überall Mücken und vor allem Bremsen, die bei Stillstand sofort zubissen.

Auch auf dem Rückweg fand ich in unmittelbarer Umgebung neue Wege. Nur fühlte ich mich plötzlich völlig platt. Ich hatte doch erst 65 km. Lag es an der Hitze? Als ich dann auf meine Höhenmeter schaute, wusste ich warum. Es kamen schon wieder 2600 hm zusammen. Also zurück und den späten Nachmittag zum Sonnen und Baden am FKK Strand nutzen. Dort stellte ich dann erstmals einen Nachteil der Kleiderlosigkeit fest. Anscheinend hatte mich eine Bremse verfolgt und die biss mir genau dorthin, wo die Badehose fehlte. Danke, doofes Vieh! Auf dem Rückweg gab es lecker Pizza in der Katoi Bar und später Sonnenuntergangsbierchen mit Kollegen am Strand.

So lässt sich das Leben aushalten!

Langsam kommt das Wasser auch auf Schwimmtemperatur. Also beschloss ich, mal wieder in Richtung Zwillingsbucht zu schwimmen. Nur wusste ich, dass es 3 km sind und meine längste Schwimmstrecke dieses Jahr belief sich bisher auf 500 m. Hmm, dafür war ich aber viel surfen und Material tragen. Also Kopf ausschalten und los. Nach 5 Minuten machten dann die Arme schlapp, aber ich ignorierte sie einfach und weiter ging es. Der zeitliche Rekord für die Gesamtstrecke lag letztes Jahr bei genau einer Stunde, das wusste ich noch. Unglaublicherweise war ich nach 27 Minuten in der Zwillingsbucht, zurück hatte ich etwas blöde Strömung und so schaffte ich es „nur“ in 61 Minuten. Aber das ohne Training, perfekt!

Radeln wollte diese Woche auch wieder niemand mit mir. Alle schoben es auf die 35°C. Weicheier!

So gab es andere Aufgaben. Gäste zum Arzt fahren, einkaufen und was soll ich sagen, die Temperatur im Auto machte mich richtig fertig. So beschloss ich gegen Abend nochmal los zu ziehen und eine „Tageswanderung“ zu testen. Kollegin Nicky begleitete mich, aber zuvor kühlten wir uns noch im Meer ab, sodass es erst um 18 Uhr auf die 15 km Wanderung ging, die ich zum Teil nicht kannte.

Wir bildeten aber ein tolles Team, ich fand viele Bruchstücke in der Gegenrichtung, wie ich sie kannte und Nicky entdeckte eine perfekte Abkürzung. Somit gibt es jetzt eine neue Wanderung ums Honigtal, fast ohne die allgegenwärtige Hauptstraße zu benutzen. Zur Belohnung gab es Eis, Kuchen und Joghurt in der 007 Bar und dann ab in die Bucht mit Taschenlampe.

In den nächsten Tagen wird es ruhig um mich werden, denn morgen kommt ein Vielradler aus dem letzten Jahr, da gibt es wieder regelmäßig Touren. Freu! Dazu morgen Sommersonnenwendfeier am Strand, Sonntag Dorffest in Pagi und am Montag in Afionas. Da ist was los!

Linus, der Rekordhalter auf der Einsteigertour
Linus, der Rekordhalter auf der Einsteigertour

30.06.13 In den Händen des Maistro

Auch hier ist der Hochsommer erst einmal vorbei. Das liegt am Maistro, dem kühlen Nordwestwind, der die Adria runterfaucht. Tagestemperaturen von etwa 25°C freuen viele, aber ärgern auch. Zum Radeln ist es toll, nicht zu warm und mit Stephan hatte einen tollen Mitstreiter, der mich auf der Pantokratortour am Montag ganz schön forderte. Am Dienstag bei der Einsteigertour gab es dann einen neuen Rekord. Linus, 6 Jahre, noch nicht in der Schule, fuhr als jüngster Teilnehmer jemals, wie eine Eins die Tour. Während der ganzen Tour kein Motzen oder Schwächeln, er zog das voll durch und seine Mutter Katrin staunte nur. Dabei war er noch völlig müde, denn er wollte schon nachts um 3 Uhr lieber radeln als schlafen.

Der Wind ist auch bekannt dafür, dass er unser Wasser abkühlt. Am Mittwoch auf der Schnorcheltour waren es gerade noch 18°C und ich bibberte ziemlich im Wasser, trotz Neoprenanzug. Die Teilnehmer interessierte das komischerweise nicht, sie paddelten so weit die Küste entlang, wie ich es noch nicht erlebt habe. Am Donnerstag wieder Radtour mit Stephan und Thomas, dem Papa von Christian. Eine geniale Tour, Stephan forderte mich auf Asphalt, Thomas auf Schotter, ich hatte tolle Beine, wurde nicht müde. Am Ende drängelte ein Mädel mit rotem Mini hinter uns, irgendwann schlüpfte sie durch, bremste uns an der nächsten Ecke wieder aus, denn sie unterhielt sich mitten in einer Kurve mit einem anderen Autofahrer. Sie fuhr dann weiter, musste dann aber schnell wegen einem entgegenkommenden Touristenauto bremsen. Das nutzten wir, um wieder zu überholen. Vor unserem Ortseingang überholte sie triumphierend wieder, aber sie hatte nicht mit mir gerechnet. Wir gaben Gas, nahmen einen Schleichweg und schafften es genau vor einer engen Brücke, uns wieder vor sie zu setzen. Entnervt gab sie Gas, überholte und knatterte so durchs Dorf, dass sie bestimmt geblitzt worden wäre, gäbe hier welche.

Ja und der 5 jährige Christian ist der Hammer. Er unterhält uns alle, den ganzen Strand und auch die Gäste in den Tavernen. Sein Vater meint, er wird bestimmt mal Manager. Weiß alles, erklärt alles, kommandiert und delegiert. Nicky fühlt sich in der Kinderbetreuung von ihm eher betreut, als dass sie für ihn zuständig wäre. Er redet dabei 3 Stunden am Stück, hat die wildesten Ideen und gibt vor, was er spielen mag, nicht anders herum. Wir liegen regelmäßig vor Lachen auf dem Boden. Christian ist der Knaller!

Da wegen Frostbeulengefahr im Wasser wenig los ist, nutzte ich den Wind zum Surfen nach Feierabend. Inzwischen schaffe ich auch einigermaßen starken, böigen Wind zu beherrschen, fuhr gestern meine erste richtig saubere Halse und Kollege Falko brachte mit den Strandstart bei. Ich war ganz stolz und bekam Applaus von Gästen am Strand. Es wird!

Am Freitag dann Tageswanderung mit 16 Teilnehmern und 2 Hunden in den Süden. Diesmal aber keine einheimischen Wanderhunde, sondern 2 Kleine von Gästen. Die hatten mit ihren kurzen Beinen ganz schön zu kämpfen und wurden teilweise getragen. Zusammen aber eine Supertruppe mit viel Spaß. Ja und ab Samstag dann Hauptsaison. Jetzt geht es rund. Am Abend dann eine schöne Sundownertour mit Christians Mutter. Eine schöne Route, sie ist war richtig fit, nur dann eine böse Überraschung. Plötzlich dunkelste Wolken über den Berg kommend. Im Sommer? Auf Korfu? Ich wollte es nicht glauben, trotzdem kürzten wir ab. 5 Minuten hätten wir gebraucht, um trocken zum Abendessen zu kommen, doch schön auf einem Sandweg ging das Gewitter los. So kamen wir 1a vermatscht ins Agrotiri und ich hatte am heutigen Sonntag viel Spaß beim Säubern der Räder, denn auch andere Gäste kamen gestern in den Regen. Naja, ein Ründchen Mittagspausensurfen war trotzdem drinne. Aber jetzt reicht es mit Regen bis zum Herbst!

Pippi Langstrumpf Auto im Olivenhain, fährt nur mit Konrads Spezialkleber
Pippi Langstrumpf Auto im Olivenhain, fährt nur mit Konrads Spezialkleber

05.07.13 Explodierte Eier!

Hier ist was los! Am Montag war ich wieder mit Stephan auf Profitour. Da er hier schon viele Strecken kennt, nicht gerne auf Schotter fährt und letztes Jahr zur Auffahrt nach Agia Triada stürzte, machte ich mit ihm eine Wunschboxradtour. Ich hatte mir nachts eine nette Route ausgedacht und er konnte immer bestimmen, wie er die Passagen fahren wollte. Flacher, steiler, schöner, länger, Straße, Schotter, usw.. Das machte uns unheimlich viel Spaß und so verbrachte ich nach dem Abendvolleyball noch den letzten Abend mit ihm und seiner Frau Christine.

Am Dienstag waren dann Christian und seine Kumpels Jakob und Lukas mit auf Einsteigerradtour. Was wir wieder gelacht haben. Lukas, wie er auf einem Nachläuferfahrrad, wollte 2 km vor der 007-Bar nicht mehr. Er wollte Pause, wir erklärten ihm, dass wir in 10 Minuten an der Eistheke seien und wer schaffte es, ihn zur Weiterfahrt zu begeistern: Christian, der den Hit aus den Madagaskarfilmen anstimmte: I like to move it! Das sang er 5 Minuten lang und Papa Thomas meinte dazu, wenn er nicht auf einem Fahrrad sitzen würde, tanze er noch dazu.

Die ganze Rasselbande war auch am Mittwoch auf der Nachtwanderung dabei, aber da bekam ich von den Jungs wenig mit, denn ich wartete auf dem Berg mit besorgten Eltern auf deren Sohn, der auf Toilette ging und nicht wieder auftauchte. Wir warteten und er war derweil über einen anderen Weg schon längst in die Doppelbucht gelaufen. So kam ich dann mit den Eltern zu einer richtigen Nachtwanderung (zügig und sackrig dunkel), aber es reichte, um rechtzeitig zum Geistauftritt vor Ort zu sein. Ein Toller Abend mit dem Saisonrekord von 60 Teilnehmern.

Donnerstags dann Materialschlacht. Auf meiner Tour knackten die Schaltungen nur so und wollten nachgestellt werden, mehrfach fielen Ketten runter und ich hatte Plattfuß. 2 Wochen nach Einbau der Antiplatteinlagen! Ich wollte nicht mehr, als ich sah, dass diese Einlagen den Schlauch praktisch zerrieben hatten und auch schon am Mantel scheuerten. Also schnell raus die Dinger und einen neuen Schlauch rein. Dabei gab noch meine Luftpumpe den Geist auf, zum Glück hatte ein Gast noch eine von uns dabei. Für das ganze Chaos entschädigten wir uns am Tourenende mit dem Besuch einer Konditorei und es will was heißen, wenn 2 große Jugendliche nach großer Radtour den Schokokuchen nicht schaffen. Was eine geniale Kalorienbombe!

Abends konnte ich dann sehen, wie wichtig ein Helm sein kann. Ein separat fahrender Gast war schwer gestürzt, musste beim Arzt genäht werden, das Rad hat es gut überlebt, aber der Helm völlig hin. Das Plastik abgeschabt, der Korpus gebrochen, aber der Kopf heile. Ohne Helm hätte das lebensgefährlich ausgehen können.

Am Freitag dann eine schöne Nordroutenwanderung, anschließend Werkstatt und was sahen meine entzündeten Augen: Nach mehreren Tagen fast ohne Wind (dafür endlich wieder warmes Wasser nach einer Woche Maistro zuvor) zum Feierabend ein schönes Lüftchen. Ich hatte mir in einem Buch einige Manöver angeschaut, wollte diese, und erstmals ein leichtes Brett ohne Schwert ausprobieren. Bis ich meinen Neopren anhatte und zur Surfstation kam, war er auch schon wieder weg. Mist! Also das warme Wasser nutzen und stattdessen schwimmen gehen. Anschließend schwatzte ich noch etwas mit Gästen und plötzlich war wieder Wind da. Also noch rauf aufs Brett und üben. Ganz schön wacklig das Teil, Manöver klappten nicht so gut, aber das Gleichgewicht war gut. Bis ich auf einmal nix mehr auf die Kette bekam. Ich wunderte mich und stellte dann fest, dass es am Wind lag. Er drehte, kam aus einer völlig untypischen Richtung. Ein Blick zum Himmel zeigte mir, warum. Es braute sich Schlechtwetter zusammen und schickte als Vorboten Windwirbel. Super und genau von der Seite, wo ich eigentlich nur noch an Land wollte. Nach 30 Minuten Kampf schaffte ich es an Land und hatte nur 50 m zur Surfstation zu laufen. Schlechter erging es 2 Surfern eines anderen Anbieters, die wurden fast aus der Bucht getrieben und mussten mit dem Rettungsboot abgeholt werden. Dann begann es doch glatt wieder zu regnen. Im Juli, das ist hier völlig untypisch. Dafür nach dem Schauer aber ein grandioser Regenbogen. So kam ich viel später weg, wollte noch Abendessen, Wäsche aufhängen, um dann zu Skypen. Also schnell Tomaten, Tsatsiki und Brot gekauft, dabei fielen mir noch 3 Landeier in die Hände. Eier hatte ich hier noch nie gebraten und mangels einer soliden Pfanne, nahm ich einen Topf. Während die Spiegeleier brutzelten, hängte ich meine Wäsche auf. Dabei überhitze der Topf wohl etwas, denn als ich ihn berührte, explodierten die Eier und das Öl spritze in die Höhe. Meine Reaktion stimmt aber noch, denn ich drehte mich schnell genug weg, sonst hätte ich siedendes Öl ins Gesicht bekommen. So war nur die Küche eingewutzt, also schnell säubern und dann die Eier würzen. Durch die öligen Finger flutschte mir die Pfeffermühle aus der Hand und zersprang auf den Fliesen in 1000 Teile. Ich wusste gar nicht, dass Glassplitter und Pfefferkörner so weit fliegen können. Nach einer längeren Kehreinheit konnte ich dann endlich die noch lauwarmen Eier futtern und hatte zum Skypen sogar nur 5 Minuten Verspätung. Was ein Chaostag!

Sonnenuntergang über Othoni
Sonnenuntergang über Othoni

14.07.13 Platt wie ne Flunder

…ist nicht die Insel, sondern ich. Hauptsaison, lange Arbeitstage, hohe Temperaturen am Tag und Nacht, dazu heftige Touren, die laugen ganz schön aus. Hauptanteil daran hatte Alexander aus Grünstadt (nur 20 km entfernt von Worms), der mich letztes Jahr in Grund und Boden fuhr. Dieses Jahr ist er etwas ruhiger unterwegs oder ich etwas stärker. Wir fuhren zusammen mit Stefan auf Profitour, diesmal nicht auf den Pantokrator, sondern wieder Wunschtour. Stefan bekam Probleme mit der Wade und so brachten wir ihn nach 40 km zurück, futterten etwas im Apartment von Alex, dann ging es weiter. Wir fuhren grob eine nordkorfiotische Acht, am Ende mit Rekord. Noch nie war ich mit Gästen so weit und hoch gefahren. Wir bekamen 81 km und 2100 Höhenmeter zusammen. Danach Werkstatt und Volleyballschiedsrichter. Nach über 12 Stunden Arbeit und Sonne hatte ich genug, ging in die Katoi Bar Pizza essen, die leider sehr voll war, sodass sie erst um 21.30 Uhr auf dem Tisch stand. Trotz Verdauungsouzo konnte ich nur noch heimrollen. Görgs!

Nach einer schönen dienstäglichen Einsteigerradtour war ich schnell mit dem Putzen fertig und hatte endlich Zeit an die Nordküste zu fahren, um einen neuen Kompressor zu kaufen. Mein alter ist an vielen Stellen undicht und knattert höllisch laut. Also mit dem Auto los und das Teil abgeholt. Ein knallroter Hochglanzkompressor aus Vollmetall. Also den Autoschlüssel zur Seite legen, um das Gerät mit 2 Händen in den Kofferraum zu hieven, Deckel zu und in dem Moment merkte ich, dass der Schlüssel noch drinne liegt. Kein Problem, die anderen 4 Türen sind ja offen, aber dann höre ich 4x ein Klack und der doofe Skoda fährt alle Riegel zu. Ja ist der bescheuert! So was kenne ich nicht von Autos. Ich stehe da wie der letzte Depp, bei über 30°C, 25 km weg von unserer Bucht. Zum Glück habe ich mein Telefon einstecken. Ich rufe Lena an und sie meint, Pablo kommt mit dem Ersatzschlüssel vorbei, aber erst in einer Stunde. Also latsche ich mit Flip-Flops die Küstenstraße entlang zu S-Bikes, wo ich noch Fahrradteile kaufen wollte. Beim Sturz des Gastes letzte Woche war doch einiges zu Bruch gegangen und in der Hauptsaison ist sowieso Materialschlacht angesagt. Als ich gerade den Einkauf fertig hatte, kam Pablo mit dem Schlüssel und der Ladenbesitzer fuhr mich später noch zum Auto. Auch mein Hirn funktioniert noch, denn im Auto verglich ich die Einkaufsliste mit den Einkäufen und es fehlte nichts. Yes! Aber was soll ich sagen, der Verkäufer meinte, der Kompressor hält ein Leben lang, bei S-Bikes arbeiten sie seit 6 Jahren mit dem Fabrikat und bei mir: Nach 2 Tagen bester Arbeit fängt das Ding an zu stinken und springt nicht mehr an! Und nun? Keine Ahnung, keine Zeit zur Reklamation und dort auch kein Ersatzgerät vorrätig. Hass!!!

Mein Navi hielt immerhin 5 Tage, ok, es kostete auch das Doppelte. Wo werden die Geräte denn heutzutage gefertigt? Nur Schrott!

Mittwoch dann schnorcheln und abends erstmals in der Saison begleitetes Schwimmen, wie im Vorjahr. 1,5 km zur Doppelbucht und wieder zurück im Meer schwimmen. 11 Wackere wagten sich und es lief wieder prima. Eine Gruppe von Vereinsschwimmern zischte nur so durchs Wasser, dahinter betreute ich die 2. Gruppe und das Rettungsboot kam mit der 3. Gruppe. Alle schafften es in die Bucht, darunter ein 8-jähriges Kind. Er und ein Jugendlicher waren dann aber ermüdet und wir sausten mit 9 Schwimmern zurück. Zur Belohnung gingen wir zusammen in die Katoi-Bar zum Pizza Essen, Brownie-vernichten und Ouzo trinken. Ein gelungener Abend.

Gleich am nächsten Tag meine größte Fortgeschrittenentour der laufenden Saison. Zu Neunt ging es in den Süden. Eine starke Gruppe und so fuhren wir die maximale Schleife von fast 50 km. Am Ende waren einige ziemlich platt und als ich auf die Höhenmeter schaute, wusste ich warum. Wir hatten 1450 hm zurückgelegt, unsere Profitouren haben normal nur 50 mehr. Hups! Aber es machte riesig viel Spaß, leider dauerte die Nachbereitung sehr lange. Alle Räder vom Staub befreien und die Dornen werden bei steigender Trockenheit auch wieder mehr. Die große Flickerei geht also wieder los. Daher erst einmal wieder wandern, da gibt es keine Materialschlacht.

Die freitägliche Wanderung war auch eine der schönsten, eine tolle Truppe, was da gelacht, gewitzelt und getrödelt wurde. Wir waren eine wirklich fitte Truppe, kamen aber urig spät erst vom Berg runter. Keine Ahnung, wohin die Zeit verflog.

Am Samstag dann jährlicher Höhepunkt im Dorf. Paniyiri, Kirchweihfest mit Musik, Tanz und ganz viel Grillfleisch. Die Griechen essen Souvlaki-Spießchen, wie wir Salzstangen.

Zuvor war ich mit Stephanie auf Sundownertour, die letzten beiden, die sich bei Hitze und Bergen trauten. Alle anderen sagten nach einer Testfahrt ab, Weicheier!

Nach einer schönen Tour ging es durstig aufs Fest und was sahen meine Augen: Es standen dort, außer dem verhassten Amstel, auch Mythos Bierkästen. Yes! Nach dem Dorffest in Afionas, als wir alle einen Riesenschädel von dem Gesöff hatten, schwor ich, das nie mehr zu trinken. Also in die Schlange angestellt und auf ein eiskaltes Leckerlie gefreut. Vorne angekommen, sagt der doch glatt, Mythos wäre aus, aber es gäbe noch lecker Amstel. Ich verneinte und nahm lieber Wasser, was den Verkäufer stark irritierte. Nach dem Wässerchen ging ich gegenüber in ein Lokal und besorgte mir ein eiskaltes Mythos. Der Abend war gerettet und so ging ich zum Schwatzen über. Zum Ende hin wurden die Tänze immer wilder, aber bevor ich einbezogen wurde, machte ich mich lieber vom Acker. Noch einen Nachtrag zu meinem Kompressor: Der Verkäufer meint, das wäre gar kein Problem, Garantiefall. Er würde das Gerät abholen und mir bis Mitte der nächsten Woche das Teil repariert oder ein Austauschkompressor hinstellen. Heute habe ich schon mal den ganzen Tag umsonst auf ihn gewartet, er war auf Familienausflug in der Stadt und das hätte etwas länger gedauert. Jetzt will er morgen kommen. Also die Strandlizenzen, die für Mai versprochen waren, gibt es auch immer noch nicht…..das könnte spannend werden……ich berichte weiter.

Korfiotische Straßenblockade oder meine Fortbewegungsgeschwindigkeit der letzten Tage: Schildkrötenhaft!
Korfiotische Straßenblockade oder meine Fortbewegungsgeschwindigkeit der letzten Tage: Schildkrötenhaft!

21.07.13 Ausgeknockt

Unglaublich, aber wahr: Die Lizenzen sind da und der Kompressor ist weg, wie leider auch meine Gesundheit. Bei der Bootsrückfahrt der letztwöchigen Wanderung blies ein heftiger Wind und trotz Windjacke fühlte ich, dass sich meine rechte Seite verspannte. Mit steifem Hals und dickem Lymphknoten wachte ich am Samstag auf. Das kalte Mythos auf dem Dorffest half auch nicht und so versuchte ich es die Tage danach mit meinen mitgebrachten Hausapothekenmitteln. Bis Dienstag ging es noch einigermaßen, aber am Nachmittag schlief ich bei der Pause im Büro ein und danach war ich platt. Ich schleppte mich vor Arbeitsschluss heim, versuchte eine Suppe zu essen, aber die Halsschmerzen ließen es kaum noch zu. Dazu kam dann noch Fieber und als ich schachmatt im Bett lag, rief abends um 22 Uhr der Kompressormensch an, dass er jetzt in der Bucht wäre, um das defekte Gerät abzuholen. Eigentlich konnte ich mich nicht mehr bewegen, aber bevor ich wieder an die Nordküste hätte fahren müssen, quälte ich mich aus dem Bett, um ihm in der Werkstatt das Gerät auszuhändigen. In der Nacht dann der komplette Tilt. Schmerzen und Schleimbildung, die sogar das Atmen erschwerten. So ließ ich mich am nächsten Morgen von Lena zum Arzt in Arillas fahren, der eine saftige Angina diagnostizierte. Ab dann hieß es Leiden und im Bett liegen, darauf hoffend, dass die Schmerzen endlich nachlassen, um mal wieder was Richtiges zu essen. Am ersten Tag ging nur Joghurt mit Honig, aber auch nur mit brachialen Schmerzen beim Schlucken, die mir die Tränen in die Augen trieben. Keine Ahnung, ob ich so was Heftiges im Hals schon mal hatte.

Immerhin brachte das einen enormen Lesefortschritt. Ich hatte in den letzten 2 Monaten in einem neuen Buch gerade einmal eine halbe Seite geschafft, am ersten Auszeittag waren es gleich einmal 200.

….nun ist fast eine Woche vergangen (Buchseite 550), so langsam werde ich wieder fit. Was ich die letzten Tage erlebt habe, wünsche ich niemandem. Ganz schön hart, die griechischen Bakterien. 2 Tage Höllenschmerzen, Kollegin Nicky ging mir dann Schmerztabletten holen, weil ich fast wahnsinnig wurde, nicht mal Wasser trinken ging ohne Schmerzen. Mit den Tabletten ging es aber dann aufwärts, ich konnte endlich schlafen und durch die Besuche meiner persönlichen Krankenschwester Stephanie. Sie war in der Vorwoche mehrmals mit mir gewandert und geradelt. Meine Krankenstation lag auf ihrem Heimweg vom Strand zum Apartment und so versorgte sie mich mit Lesematerial, Vitaminen und Geschichten. Vielen Dank dafür! Am heutigen Sonntag traute ich mich zum Infotreff und anschließend etwas in die Werkstatt. Anstrengend, aber ich konnte nicht mehr liegen, sitzen und rumvegetieren. Beim Mittagessen war es auch das erste Mal nur ein Kratzen beim Schlucken, und Reden ging plötzlich auch wieder fast schmerzfrei, was ich dann ausnutzte. Bei der Pause saßen auch viele liebe Gäste im Lokal, die ich seit einigen Tagen nicht mehr sah und so dauerte die Pause 2 Stunden, was ich dann am Abend anhängen musste und danach ziemlich müde war. Hoffentlich geht es weiter so aufwärts, damit ich ab Mitte der Woche wieder radeln und surfen kann. Entzug!!!

Der "Herrscher" des Angelokastro
Der "Herrscher" des Angelokastro

29.07.13 Wieder fit!

Melde mich zurück! Seit Donnerstag muss ich keine Antibiotika mehr nehmen und kann wieder durchstarten. Ok, ich war auch schon vorher nicht untätig. Ein bisschen Werkstatt, Einsteigertour und Schnorcheln machte ich mit Medikamenten. Aber langsam und mit langen Mittagspausen. Zum Abkühlen mal kurz Schwimmen oder ein Surfründchen und abends früh ins Bett. Und vor allem: Essen! Während der Krankheit hatte ich so einige Essensgelüste, die ich jetzt wieder ausleben kann. Es gab schon mehrmals Pizza in der Katoi (am Mittwoch zusammen mit 18 von unseren Teenies), Obst, Schoki und sonstige Leckerlies.

Dazu habe ich den reparierten Kompressor abgeholt, jetzt geht es in der Werkstatt rund. Es war die Schuld des Verkäufers. Ich fragte ihn damals, was ich alles beachten müsste, er meinte nichts, einfach loslegen. Jetzt gab er zu, dass er einen Fehler gemacht hat. Der Ölstand müsse doch höher sein, denn so überhitzte das Teil und der Überhitzungsschutz verabschiedete sich. Jetzt ist der neu und das Gerät randvoll mit Öl, und es brummt wunderbar!

So konnte ich ihn dann am Donnerstag auf unsere Räder nach der Südtour „loslassen“. Eine tolle Runde, mit 3 gleich starken Fahrern, viel Spaß und neuen Streckenpassagen, die ich vorher noch nie in der Kombination gefahren war.

Am Samstag dann großer Wechseltag. Ich hatte noch bis 23.30 Uhr Anreise und dann ging ich auf ein Gute-Nacht-Bier ins Bowlingcenter, endlich wieder nach den Antibiotika. Das wurde dann länger, denn ich spielte mit Dorfkindern und den Besitzern Tischfußball, dann noch Flipper und andauernd wurde ich zu einem Getränk eingeladen. Uiuiui, eines davon war schlecht und so war ich froh, wie ich im Bett lag. Am Sonntag war dann unsere ganze Truppe etwas angeschlagen (die meisten feierten mit Tini in Korfu-Stadt in ihren Geburtstag rein) und fast alle machten den Nachmittag frei.

Ich war mit Hannah in der Werkstatt. Sie kam am Samstag mit ihrer Familie an. Sie half mir schon letztes Jahr manchmal und möchte mit ihren 10 Jahren diesmal jüngste Praktikantin werden. Sie ist toll und war ganz wissbegierig. Zur Belohnung machten wir uns heimlich über Tinis (unsere Bürokraft) Geburtstagskuchen her, aber erst, als wir ihr Fahrrad zur Feier des Tages auf Hochglanz poliert hatten.

In der Pause wollte ich surfen, was aber mangels Wind nach 10 Minuten abgebrochen werden musste. Dafür schwamm ich ein größeres Ründchen zur Abkühlung. Nach dem Schwimmen war ich plötzlich voll erschlagen. Den ganzen Abend und auch heute Morgen. Dazu schmerzte schon wieder ein Lymphknoten, diesmal links. Vor 2 Wochen fing das rechts an und wo stand ich auf der Bootsrückfahrt nach der Wanderung: Rechts. Letzten Freitag stand ich links....und das mit Windjacke und Schal. Ich habe das letztes Jahr auch öfters gehabt. Zugluft ist nichts für mich.

Heute fiel die Profitour aus, allen war wohl zu warm. In der Werkstatt war ich auch soweit fertig, so machte ich Lena den Vorschlag, erkunden zu gehen. Ich setzte mich aufs Rad und wollte die Krankheitserreger rausschwitzen. Die ersten 2 Stunden fand ich nur Sackgassen, wenn auch Wunderschöne. Dann hatte ich einen dicken Platten. Ich habe zur Vermeidung, auf Empfehlung des Händlers, Pannenmilch (mit Latex) vor einigen Tagen eingefüllt, geholfen hat es nix. Eine Riesenwutzerei. Laut Herstellerangabe dichtet es Löcher bis 3 mm selbstständig ab. Meines war heute wohl 4 mm. Überall quaddelte die Milch raus und das Zeug klebte beim Schlauchwechsel überall. Danach gönnte ich mir erst einmal ein Vanilleteilchen in der leckeren Dafni-Konditorei und danach lief es. Tolle neue Wege, meist für Wanderungen und wieder einige Wegenetzlücken geschlossen. Am Ende entdeckte ich trotz Trockenheit noch einen kleinen Bach. An einer Stelle sah es trocken aus und so fuhr ich durch. Fehler! Ich sackte prima ein und als ich Gas gab, um nicht stecken zu bleiben, flog der Matsch in alle Richtungen. Das war ne Arbeit, das Rad wieder sauber zu bekommen.

Dafür geht es nun meinem Hals besser, hoffentlich bleibt das so.

Sonnenuntergang über Mathraki bei einer Sundownertour
Sonnenuntergang über Mathraki bei einer Sundownertour

05.08.13 Rekord pulverisiert!

Am nächsten Tag ging es mir wieder gut, ich fuhr die Einsteigertour ohne Probleme. Beim Putzen der Räder sah ich, dass endlich mal wieder guter Wind war. Also zur Pause rauf aufs Brett und wie! Ich kam das erste Mal ins Gleiten. Dabei berührt nur noch das Brettende leicht das Wasser, ein schwereloses Gefühl, was mich voll zum Jauchzen brachte. 2x funktionierte das, dafür drehte sich dann später der Wind und ich musste die letzten 100m am Strand entlang zurück paddeln, aber das war es wert, ein tolles Gefühl. Allgemein wachten ab der Wochenmitte alle aus der Strand-Hitze-Lethargie auf und so war ich mit über 20 Personen schnorcheln. Abends dann Nachtwanderung mit 105 Teilnehmern und ich als Leiter. Das war ein Chaos. Viele machten sich selbstständig und meldeten sich nicht mehr nach dem Essen bei mir, sodass ich den Sonnenuntergang verpasste, weil über 30 Personen schon auf den Aussichtspunkt liefen, ohne bei mir vorbei zu kommen.

Beim anschließenden Abstieg in die Zwillingsbucht sollte wieder gefilmt werden, diesmal sogar mit Drohnen. Dazu hatte ich die Aufgabe, die ganze Bande zusammen zu halten und vorne extrem langsam zu laufen. Das tat ich, aber trotzdem kamen nur die ersten 40 geschlossen zur Filmaufnahme.

Dafür war der Geist in Hochform, nur am nächsten Tag etwas müde zur Radtour, da es lange dauerte, bis so viele Gäste aus der Bucht per Boot zum Festland gebracht wurden.

Nach einer schönen Radtour ging es zur Belohnung in die Konditorei von Dafni. Da gibt es ein Hüftgoldparadies und mir hatten es heute kleine süße Hamburger angetan. Lecker!

Wie schon jeden Tag, half mir wieder meine kleine Praktikantin Hannah. Bisher täglich so etwa eine Stunde, diesmal ganze 3 Stunden! Einfach klasse. Danach war erst mal für uns beide ein verdientes Eis Pflicht. Wenn ich so weiter mache, habe ich meine 2 Kilo von der Krankheit schnell wieder drauf.

Nun ist der August da und letztes Jahr stieg bei der Trockenheit auch massig die Pannenhäufigkeit der Reifen an, wegen Dornen. Was soll ich sagen, in den 3 ersten Augusttagen gab es gleich 4 Stück, sehr zur Freude von Hannah. Sie liebt Löcher suchen und Schläuche flicken.

Am Freitag dann die erste Beachparty der Saison. Lena fuhr ca. 100 km, um Crushed-Ice für Caipirinha zu bekommen, aber ohne Erfolg. Also musste ich wieder ran. Kurbeln, was das Zeug hält. Manchmal halfen mir Kinder am 2. Gerät, dann Kollege Bruno, der einen nach nur 30 Sekunden schrottete. Also arbeitete ich mit einem Gerät 3 Stunden Akkord. Am Ende gab es eine Blase und Muskelkater, aber eine gelungene Party.

Ich hatte heute meine erste Profitour nach der Angina und einen wahnsinnig fitten Gast. Klaus hat mich am Berg ziemlich platt gefahren, was ein Tempo. Ich war schon etwas frustriert, er meinte, er wäre bisher im Jahr 1200 Kilometer gefahren, ich das Fünffache und er fährt mir locker am Berg davon. Das ist doch ungerecht! Dazu wog er noch das Gleiche. Der feine Unterschied: Er war dabei fast 15 cm größer als ich und dadurch hat er viel bessere Hebelwirkungen. Das beruhigte mich etwas. Die letzten 3 Kilometer ließ ich ihn ziehen, da ich mich ziemlich platt fühlte. Als ich auf meinen Tacho schaute, wusste ich warum. Wir waren unheimlich schnell unterwegs. Am Gipfel war dazu die Hölle los. Überall Autos, Sitzgelegenheiten, Grills, überall Fress- und Nippesbuden. Dazwischen viele Passanten. Das sah aus wie bei einer Bergankunft der Tour de France. Unterschied: Alle streckten uns den Hintern zu, weil sie die Auslagen der Buden begutachten und nicht uns zujubelten. Ich bahnte mir einen Weg durch die Wuselei, Klaus war schon 4 Minuten vor mir oben. Angekommen, traute ich meinen Augen kaum. Meinen Rekord aus dem letzten Jahr hatte ich um 10 Minuten unterboten. 32 Kilometer mit 1300 Höhenmetern, in 2:26 Stunden. Klaus stellte den absoluten Rekord mit 2:22 h auf. Dann fiel mir auch wieder an, warum dort so viel los ist. Im Moment sind auf der Insel große Feierlichkeiten bis zum 15. August, der Tag von „Maria Entschlafung“, das zweitwichtigste Kirchenfest auf Korfu. Heute Abend findet dazu eine Prozession auf den Berg statt und da die Griechen immer und überall grillen, darf es auch hoch auf dem Berg nicht fehlen.

Wir setzten uns lieber in meine Lieblingstaverne unterhalb des Gipfels und aßen Tsigareli (wilder Spinat in scharfer Tomatensoße) mit selbstgebackenem Ciabatta.

Frisch gestärkt ging es nach unten und was sahen meine entzündeten Augen: Wind! Und mal auflandig mit etwas Welle. Dahin arbeite ich schon die ganze Zeit. Leichtes Brett und großes Segel, um durch die Wellen zu kommen. Als ich zum Strand kam, meinte Surflehrer Falko: Oje, du schon wieder. Ich habe Surfschüler, die brauchen Wind und jedes Mal, wenn du kommst, geht danach der Wind weg. Ich scherzte und meinte, dann müsse er in 30 Minuten wohl Theoriestunde machen. Was soll ich sagen, schon nach 15 Minuten ging der Wind weg, anschließend die Wellen, sodass ich das Ende meiner Mittagspause dann lieber mit Schwimmen verbrachte und Falkos Schüler mich verfluchten.

Wanted for: Throwing Bicycles!
Wanted for: Throwing Bicycles!

06.08.13 Mit dem Fahrrad beworfen worden!

Heute war der schlimmste Tag der Saison. Die letzten Tage hatte ich verkündet, dass ich ganz stolz bin, dass es auf meinen Touren in der ersten Saisonhälfte keinen Unfall gab. Ok, zweimal kamen die Jungs nicht rechtzeitig aus den Klickpedalen und fielen zur Seite, aber ich brauchte kein einziges Mal Verbandsmaterial. Wie ich heute Morgen die Gruppe sah, hatte ich kein gutes Gefühl. Eine Mischung aus fortgeschrittenen Jugendlichen, dazu aber auch Anfänger, mehrere Kinder, die gerne den Großen nacheifern und dazu besorgte Mütter. Am Berg ging es schon chaotisch zu, auch Abstand halten gelang den meisten kaum. Auf der Abfahrt waren dann die Kinder bei den Eltern, bis auf eines. Der Junge jagte hinter den Jugendlichen her und als ich gerade bremste, um mich in die gefährlichen James Bond Kehren zu stellen, schepperte es hinter mir. Er war auf den Schotter neben der Straße gefahren und bremste dort, was schief ging. Er hatte kräftige Schürfwunden, konnte einen Arm nur noch schlecht bewegen und stand unter Schock. Ich verarztete ihn, weiter fahren wollte er aber nicht mehr. Die Mutter meinte, der Vater könne sie mit dem Mietauto abholen, merkte aber im nächsten Moment, dass sie den Autoschlüssel einstecken hatte. Also rief ich Lena an, sie meinte, bei ihr wäre auch Chaostag, denn der Firmenwagen hatte Defekt. Also beschlossen wir, dass der Vater den Jungen mit dem Roller abholen sollte und ich das Fahrrad übernehme. Eine ganz schön schiefe Sache, ein Fahrrad zu fahren und daneben ein Kinderrad laufen zu lassen.

Wir kamen aber heile in der James Bond Bar an. Auf den Schock gab es Kuchen und sonstige Leckereien im Überfluss. Als dann in der Bar Zorbas getanzt wurde, hörte ich ein wildes Hupen. Es war der Besitzer des gegenüberliegenden „Romeos Cafe“. Er hatte sich schon öfters beschwert, dass wir immer zu 007 gehen und nicht zu ihm. Er ist neidisch, dass in der anderen Bar so gute Stimmung ist und bei ihm nicht. Ich sagte ihm, anstatt zu neiden und von mir zu fordern, dass ich ihm einen Teil unserer Gäste schicken solle, müsse er den Leuten etwas bieten, mehr als die schlechte Laune von ihm und seinem Vater. Seitdem lasse ich die Gäste entscheiden, aber fast alle wollen den James Bond Film sehen und gute Stimmung, anstatt hängende Mundwinkel.

Also er hupte, weil auf der einen Straßenseite ein Auto parkte, auf der anderen unsere Räder in Reihe. Wir parken dort seit Jahren und es passen auch Autos durch, aber er regte sich heute einfach auf. Da ich ein freundlicher Mensch bin, wollte ich ihn lotsen und das erste Fahrrad zur Seite stellen. Da steigt er aus, beschimpft mich übelst und wirft das Fahrrad meiner kleinen Freundin Hannah mir entgegen. Er traf mich nicht, aber das nächste Rad in der Reihe, was bewirkte, dass alle Räder wie Dominosteine umfielen. Als ich mich noch über ihn wunderte, stieg er ein und wollte die Räder überfahren, mich inklusive. Da kam seine Frau dazu, hielt ihn auf, bis ich die Räder wieder aufstellen konnte und er endlich durch konnte. in der Zwischenzeit strömten alle 007 Gäste und Wirt heraus, es gab ein hitziges Wortgefecht der Wirte und schließlich fuhr er dann mit seiner Karre durch, um 10 Meter weiter zu halten und schnaubend in seinem Lokal zu verschwinden. Alle Passanten waren verwirrt über den Auftritt. Ich bemerkte, dass eines unserer Räder einen Platten hatte und steckte meine Wut ins Aufpumpen des gewechselten Rades. In der Zwischenzeit war auch die Mutter des verunglückten Jungen angekommen und so ging es an die Abfahrt. Da ich mit dem Kinderrad nicht so schnell war, ließ ich 2 Jugendliche passieren, mit der Bitte, an der nächsten Kreuzung zu warten. Dazu kam in einem Schlagloch das Kinderrad so ins Schlingern, dass ich es und mich nur durch einen Stunt auf der Straße halten konnte. Die Jungs standen dann zur Freude auch nicht an der Kreuzung. Aber sie warteten an der Surfstation und wir kamen alle gut vom Berg. Dem Jungen ging es auch wieder besser und war gerade auf dem Weg zum Strand.

Anschließend erst einmal in der Mittagspause die Nerven beruhigen, anschließend zusammen mit meiner fleißigen Praktikantin Hannah Räder reinigen, durch das Gepolter verbogene Felgen richten und Schäden sichten. Bis auf Kratzer an Hannahs Rad war alles wieder reparabel und gegen Abend verdienten wir uns dann ein großes Feierabendeis.

Auf jeden Fall werde ich nie wieder sagen, wie unfallfrei bisher die Saison, auch wenn ich, wie getan, dabei auf Holz und Alurahmen klopfe.

Und ich werde nie wieder einen Gast den Vorschlag machen zu „Romeo“ zu gehen. Hier in der Bucht wird die Geschichte auch von mir erzählt werden und unsere Gäste, die dies hier lesen, dürfen das gerne auch tun. Dieser Kerl ist gemeingefährlich. Ich habe heute erfahren, dass er gestern schon einen Unschuldigen an der Wäsche hatte und in letzter Zeit sich mit 6 Menschen anlegte, alle wurden auch derbe beschimpft. Keine Ahnung, was in seinem Hirn abgeht, aber ich kann allen nur empfehlen, sich fern zu halten. Tieffliegende Fahrräder können schmerzhaft sein.

Unglaublich, was hier passiert!

Mit Hannah nach getaner Arbeit auf Belohnungsriesenpizza in der Katoi Bar
Mit Hannah nach getaner Arbeit auf Belohnungsriesenpizza in der Katoi Bar

10.08.13 Geweiht!

Am nächsten Tag lief alles wieder normal bei mir, Seuche überwunden.

Ich hatte eine tolle Schnorcheltour. Warmes Wasser, nette Leute, viel gesehen und gefunden. Wir fanden ganz tolle Muscheln, Seeigelskelette und sahen schöne Seesterne. Alles lief prima und die Teilnehmer schafften es das erste Mal, alle nach der Tour ihre Neoprens richtig herum auszuziehen, auszuwaschen und aufzuhängen. Das gab es noch nie.

Am Mittag gönnte ich mir im Restaurant Blue Heaven eines meiner Lieblingsgerichte. Leckere grüne Bohnen mit Kartoffeln in Tomatensoße, die etwas nach Weihnachten schmecken. Sie werden mit Zimt, Nelken, Chilis und anderen Gewürzen gekocht. Lecker!

Am Abend dann Langstreckenschwimmen mit Rekord. 15 Teilnehmer und alle schafften es komplett die 3 Kilometer zur Zwillingsbucht und zurück zu schwimmen. Ganz toll, alle waren ganz stolz auf sich. Bisher mussten immer einige ins Rettungsboot umsteigen, diesmal fühlten sich im 27°C warmen Wasser die Teilnehmer pudelwohl.

Donnerstags dann wieder Fahrradfortgeschrittenentour. Ich hatte nach dem Dienstag immer noch ein mulmiges Gefühl, vor allem, weil 13 Personen mitkommen wollten. Bei der anspruchsvollen Strecke im Süden eine sehr große Gruppe. Los ging es dann mit nur Sieben. Einer krank, sein Sohn wollte nicht alleine fahren, einer verschlafen und zwei kniffen kurzfristig. Mit den restlichen Mohikanern lief es prima. Eine tolle Tour mit ausgiebigem Mittagsmahl in Doukades. Wir kauften kurzerhand deren komplette Wärmetheke mit Teilchen leer, schnitten sie in kleine Teile und machten uns darüber her. Das gab Kraft für den letzten steilen Anstieg. Im Bergdorf Alimatades wartete ich auf den Rest der Gruppe, als 2 Rentner auf uns zu kamen und fragten, wo der Führer ist. Ich wusste nicht, was sie von mir wollten und sagte spontan: Der ist tot! Das war anscheinend die richtige Antwort, denn wir bekamen Trauben geschenkt und sie erzählten, dass sie mal in Neuss waren und daher etwas deutsch sprechen. Dann kam noch ein zahnloser Rentner dazu, der uns auf Italienisch ansprach. Ich antwortete auch auf Italienisch, aber sagte dabei, dass wir Deutsche seien. Das fand er so toll, dass er spontan ein Fahrrad mit einem Schluck aus einer Weihwasserflasche segnete und dem darauf sitzenden 15-jährigen Tim noch einen Kuss gab, was den sichtlich verwirrte. Anschließend wollten wir durch das Dorf weiter fahren, die 3 zeterten, dass wir total falsch seien, aber sie kannten meine Ortskenntnis nicht. Denn dort ist eine Abkürzung und vermeidet einen Gegenanstieg.

Danach großes Putzen in der Werkstatt und abends ging es dann zur Belohnung für Hannah zum Pizzaessen in die Katoi-Bar (siehe Bild). Das war wieder einmal sehr lecker!!

Also wer mal auf einem geweihten Fahrrad fahren will, Mietrad Nr. 17 steht bereit. Ob ich dafür nun mehr Geld verlangen soll? Schon interessant, was hier so passiert!

Am Freitag wieder eine schöne Wanderung und abends endlich wieder Zeit für einen Besuch im Bowlingcenter. Mit den Dorfkindern und den Besitzern kickerte ich wie wild, wobei ich noch einige Probleme mit den lokalen Regeln habe. Es gibt 11 Spieler und nur mit Vieren dürfen Tore geschossen werden. Harter Stoff!

Am Samstag dann leider der Abschied von Hannah und ihrer Familie. Wir bauten noch kurz vor Abfahrt eine kurze Runde zur Eistruhe des St. George Supermarktes ein und als der Bus kam, wurde gewinkt, bis wir uns nicht mehr sahen. Vielen Dank Hannah für deine Hilfe und dein tolles Lachen!

Jetzt muss ich mich erst einmal wieder beim Eis zügeln, sonst rolle ich am Ende der Saison.

Sodann ging es am Nachmittag auf Sundownertour. Mit Rekordbeteiligung von 13 Personen. Da ich nur 9 Lampen besitze, fuhren wir bis Afionas, damit wir ohne Lampen nur noch nach Sonnenuntergang in die Bucht rollen mussten. Eine super Truppe, eine schöne Tour und leckeres Essen in La Pergola. Wir verstanden uns alle so gut, dass wir nach Rückkehr noch ins Blue Heaven auf ein Bier gingen. Auf dem Rückweg traf ich Maria und ihre Schwester Andi(gonie) beim Säubern ihrer Snackbar oder eher, beim Rauchen nach getaner Arbeit. Beide total kaputt. Ich witzelte etwas, dass sie auf den Bänken sitzen würden, wie Schüler, die auf den Lehrer warten und sie meinten, dann spiele Lehrer. Ich war dann aber eher Entertainer, wir erzählten und lachten, Maria ging das erste Mal seit 5 Jahren schwimmen (und gleich in Kleidung), in der Zeit fragte mich Andi, was in Pagi geschehen wäre, erzählte mir mehr über den Typen und versprach mir, einen Nachbarn anzurufen, damit ich bei ihm nächste Woche sicher unsere Räder auf dessen Grundstück abstellen kann. Sie wohnt auch in der Nähe der Kafenions und hat ebenfalls Probleme mit dem dummen Wirt. Somit hat er nächste Woche keinen Angriffspunkt, unserer Räder bleiben schrammenfrei und vor Tiefflugübungen bewahrt. Aber ich habe mir geschworen, dass keiner unserer Gäste mehr dessen Türschwelle betritt. Wer mit Fahrrädern wirft, hat bei mir verschissen!

Die Gipfelstürmer
Die Gipfelstürmer

21.08.13 Gipfelsturm und Tiefflug

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, so viel ist passiert und so viel Arbeit habe ich momentan. Als erstes: Ich lebe noch! Zum einen, hatte sich mein Freund in Pagi letzte Woche morgens aus dem Staub gemacht. Der Parkplatz war auch prima und wir hatten unsere Ruhe. Jimmy hatte wohl ein schlechtes Gewissen und übertraf sich selbst. Film, Tänze, Leckerlies, Spielsachen für die Kinder und absolute Zuvorkommenheit.

Abends fand dann etwas Neues statt. Einige Gäste wünschten sich einen Fahrradreparaturkurs. Da ich das auf AIDA schon öfters durchgeführt hatte, gab es erstmals Corfelios „Bike&Bier“ Workshop. Bei kühlem Bier erklärte ich alles über Reifenwechsel, Schaltungen einstellen und Bremsen. Nur die Dunkelheit konnte uns stoppen, da ich in der Werkstatt kein Licht habe.

Donnerstag war dann hier der zweithöchste Feiertag nach Ostern, Maria Himmelfahrt. Wir bekamen das zu spüren, als wir in einer ruhigen Bergregion unterwegs waren, wo normal einmal stündlich ein Auto vorbei kommt. Wie ich später erfuhr, sind an diesem Tag alle Klöster und Kirchen geöffnet und in einem war wohl gerade vorher ein Gottesdienst. Da der Grieche nicht läuft, erzeugt er lieber Staus auf Berggässchen oder fährt, davon genervt, über Feldwege und reißt sich dabei den Auspuff ab. Genervt davon und durstig fuhren wir zur nächsten Taverne, die normal immer offen hat, aber leider nicht an dem Tag. Im Umkreis kein Örtchen und die Tankstelle auch geschlossen. Ich ging zum Fenster, sah drinnen den Wirt und bat ihn um ein Sixpack Wasser, das 3 m von mir im Kühlschrank auf 9 durstige Kehlen wartete. Er verweigerte es mir, denn er hätte geschlossen. Soviel zur Nächstenliebe. Also verkürzten wir unsere Tour zwangsweise und fuhren in meine Lieblingskonditorei in Dafni, die außer Leckerlies auch Getränkekühlschränke besitzen. Dort wurde erst die Kehle geölt, damit die süßen Leckereien anschließend prima in den Magen rutschten.

Am Samstag fand dann erstmals in der Saison mein Profitrail statt. Endlich einmal 5 Mutige, die Lust hatten auf Wanderwegen, Treppenstufen und Eselspfaden zu fahren. 37 km mit 1000 Höhenmetern.

Genial, es machte viel Spaß. Leider verloren wir an einer Abbiegung 2 Mitreisende und die Suche dauerte 30 Minuten, bis wir sie wieder fanden. Auf der Suche schaute ich öfters in die Wege und rief die Namen, dabei übersah ich einen Stein und stürzte vom Fahrrad. Ich bekam nur einen blauen Fleck am Knie und eine kleine Abschürfung an der Hand, aber mein armes Fahrrad knallte mit der Schaltung auf einen Stein. Ergebnis: Total verbogen. Ich fluchte, richtete den Käfig mit Gewalt und dann suchte ich weiter. Meine Mitfahrer fanden später die Beiden auf Irrwegen und so konnte es weiter gehen, wäre da nicht meine Schaltung gewesen. Also nahm ich meinen Mut zusammen und bog das Schaltauge nach dem Motto: Gerade oder ab. Ich hatte das noch nie gemacht, aber es gelang und ich konnte prima weiter fahren. So tobten wir uns wunderbar aus und kamen gerade noch vor Dunkelheit zurück, denn unsere 2 Fahrer mit eigenen Fullys hatten sich noch Plattfüße eingefangen. Unsere Hardtails überstanden die wilde Fahrt ohne jegliche Probleme, was mich stolz machte. Wir feierten unsere Leistung im Anschluss mit leckerem Abendessen. Zum runden Abschluss ging ich noch zum Bowlingcenter und spielte mit den Jugendlichen aus dem Dorf Kicker und Airhockey. Obwohl ich ein Jahr nicht gespielt hatte, merkten nach einer Anfangsniederlage und Lästereien die Jungs, dass die Technik schnell wieder kam und ich ihnen das Fell über die Ohren zog. Nach einem Bierchen und ner Runde am Lieblingsflipper ging es glücklich ins Bettchen.

Am Montag Profitour zum Pantokrator, mit dabei Helge und Wilfried. Mir graute es, denn ich hatte schon wieder seit Tagen etwas Halsschmerzen und einen wunderbaren Ausschlag an meinem wichtigsten Arbeitsgerät, dem Hintern. Hitze, Salzwasser und permanente Beanspruchung setzten ihm ziemlich zu in letzter Zeit. Dazu noch ein blaues Knie vom Samstag und lahme Beine, na das konnte was werden. Ich ließ mir aber nichts anmerken und es fing an Spaß zu machen, weil wir alle 3 genau gleich schnell fuhren. Meine Beine wurden auch immer besser, die Beiden wollten keine Pause machen und wir wurden immer schneller. Ich witterte Rekord und gab Gas. Am Ende verbesserte ich meine Bestzeit von vor 2 Wochen um 9 Minuten und ich kam zusammen mit Helge in 2:17 h über die Ziellinie, 5 Minuten schneller, als vor 2 Wochen Rekordhalter Klaus. Kurz hinter uns kam Wilfried an (mit 60 Jahren!) und wir machten stolz unser Gipfelfoto (s. Bild). Nach einer leckeren Mahlzeit auf der Abfahrt, fuhr ich mit Beiden auf kleinen Sträßchen zurück. Auf einem davon, wo normal 1 Auto pro Jahr entgegen kommt, waren es diesmal 5 und eins davon mit überhöhter Geschwindigkeit in einer Kurve, auf meiner Seite. Ich wich aus, aber die 50 cm Asphalt neben dem Außenspiegel langten in der Kurve nicht mehr. Also Vollbremsung, dabei stellte sich das Rad quer, ich steuerte gegen, kam ins Gelände und dort waren leider 2 Hügel, die mich aushoben. Mein Pferd bockte und warf mich über den Lenker. Ich hatte in dem Moment den Sturz von Jan Ullrich von 2001 vor Augen, als er mit Armstrong Jalabert verfolgte und in die Büsche flog. 10 Sekunden später stand ich wieder und fluchte wie ein Rohrspatz. Der Typ hatte nicht einmal angehalten. Die Beiden kamen und sorgten sich um mich. Sie meinten, eigentlich müsste nach dem Stunt etwas gebrochen sein, aber ich hatte nur eine Schramme plus Beule am Bein. Ich musste meinen Arm zeigen, weil ich mich darüber abgerollt hatte. Keine Schramme. Und die Hände? Keine Schramme mit Handschuhen. Sie konnten es kaum glauben und meinten: Reife Leistung, Respekt! Ich ging zum Tagesgeschäft über, wollte weiter und wurde am nächsten Berg gebremst. Sie meinten, ich solle langsamer fahren, denn sie hätten nicht den Adrenalinschub wie ich. Leider hatten wir keine Helmkamera und so werde ich kein Star auf You Tube.

Ich hätte wohl Anfang August nicht sagen sollen, dass bei meinen Touren in der ersten Saisonhälfte nichts passiert ist. Nun 4 Stürze in 3 Wochen, das reicht erst einmal.

Dienstag auf der Einsteigertour blieben auch alle sitzen, auch wenn es wegen vielen Verkehrs momentan, manchmal knapp wurde. Morgen geht es mit Rekordteilnehmerzahl auf Fortgeschrittenentour-Süd, hoffentlich sind alle sattelfest.

Jetzt aber schnell den PC aus, hier kommt das erste Gewitter seit Juni und ich habe nur auf dem Balkon Internetempfang. Kalinichta!

Die Gipfelstürmer von Agia Triada
Die Gipfelstürmer von Agia Triada

27.08.13 Die Welt von unten oder: Bei Dornröschen

Also am Donnerstag blieben alle auf dem Rad, obwohl es manchmal knapp war, denn hier ist im Moment ein Verkehr, das geht auf keine Kuhhaut. Normal wird es Ende August schon ruhiger, aber momentan ist auf den Straßen die Hölle los. Urlaubsendtorschlusspanik?

Samstags hätte ich wieder Sundownertour gehabt, aber es kniffen kurzfristig alle 5 Interessenten. Komischerweise gehen hier in letzter Zeit Gerüchte um, dass ich ein Schleifer sei, kann mir gar nicht vorstellen, warum. Die Berge sind dieses Jahr nicht höher geworden und es ist im Schnitt 5°C kühler als letztes Jahr.

Auf jeden Fall bekam ich dadurch unerwartet frei, was mich sehr freute, der erste freie Tag nach 2 ½ Monaten und vor allem Ausschlafen, nach unserer Beachparty des Vorabends. Das hatte ich mir auch nach 2 Stunden Kampf-Eiscrushen verdient. Lena verordnete mir Ausruhen für den Tag!

Ok, ich schlief aus, aber dann wurden die Beine unruhig und ich ging auf eine kleine Halbtagesradtour. Genervt von dem Verkehr der letzten Tage, erkundete ich viele Sand- und Schotterwege. Manche schön, manche furchtbar und auch einige Sackgassen durften nicht fehlen.

Dabei fand ich eine traumhafte Ecke bei Nimfes. Ein ruhiges Kloster im Wald, nebenan die Ruine einer alten Olivenölpresse, in der man die alten Mühlsteine und Pressen noch sehen kann. Dahinter ein schönes Tal mit Bach, eine Trinkwasserquelle und urige Pfade. Darunter ein waschechter Singletrail, den ich aber teilweise schob, da ich im Moment die Welt, für meinen Geschmack, etwas zu viel von unten sehe. Beim Radfahren mal abzusteigen ist ja normal, aber bei mir gibt es manchmal solche Serien, da falle ich in einer Woche dreimal. Bisher gab es das schon zweimal in der Vergangenheit und hier habe ich es nun auch geschafft. Am Anfang der Tour landete ich in einer Sackgasse, die zu schmal zum Drehen war. Also wollte ich mein Rad im Stehen umdrehen, aber ich hatte einen winzigen Stein an der Schuhplatte und kam nicht aus dem Pedal. So plumpste ich zur Seite, normal nicht schlimm. Leider schlug, wie vor einer Woche, das Schaltwerk auf einen Stein auf und verbog sich. Schon schlimm genug, aber das konnte ich wieder durch Biegen richten, doch durch den Stein kam die andere Seite etwas vom Boden nach oben und 5 Zähne des großen Kettenblattes bohrten sich in meinen Unterschenkel. Schöne tiefe Fleischwunden, die ich jetzt die nächsten Jahre mit mir rumtragen darf. Naja, als Beinmodell wollte ich sowieso nicht mehr arbeiten. Auf jeden Fall kam ich nach „nur“ 60 Kilometern und 1500 Höhenmetern von der „kleinen“ Halbtagestour zurück, besuchte endlich mal wieder seit Juni den FKK Strand und ging auf dem Rückweg in die Katoi Bar Pizza essen. Abends dann noch Kickern im Bowlingcenter mit der Dorfjugend, ein gelungener freier Tag.

Danach folgte wieder eine radreiche Woche. Die letzten 2 Wochen Ferien in Süddeutschland, etwas kühleres Wetter und ich kann mich vor Anmeldungen nicht retten. Das ist mir jetzt schon mehrfach aufgefallen. Je weiter die Leute im Süden Deutschlands leben, umso radverrückter sind sie. Hat Norddeutschland Ferien, ist es recht ruhig, in der Mitte wird es schon mehr und die „Südländler“ radeln wie wild. Mich freut‘s!

Montag ging es dann auf Profitour. Mit dabei 2 Jugendliche, die den Berg zum Kloster Agia Triada als jüngste Teilnehmer jemals erreichen wollten. Max (13) mit Vater Michael (meinem Lieblingsengländer mit den kernigen Sprüchen), Jakob (14) mit Vater Tobias, dazu Helge (isst minutengenau jede Stunde eine Banane gegen den Hungerast), der schon seit 3 Wochen mit mir über die wildesten Wege Korfus fährt. Manch einer war zwischendurch ziemlich platt, manche unkaputtbar, am Ende standen alle glücklich auf dem Gipfel (siehe Bild). Bravo Jungs! Und mal schauen, was sie in den nächsten Tagen noch so alles angehen, die Pläne sind groß.

Nachmittags dann nach der Rückkehr Ansturm in der Bikestation. Momentan haben wir Südwind mit größeren Wellen, die den Wassersport ausbremsen. Somit wollten 22 Personen mit mir auf Einsteigertour, ich bekam aber nur 15 davon auf das passende Rad, Riesen- und Kinderräder blieben übrig, alle anderen gingen mit mir dienstags auf Tour. Nach etwas wackligem Beginn, saßen alle sicher auf dem Rad und am Berg des Tages dann der Supergau. Ein Bauer hatte im Weiler Athinii seitlich der Straße gemäht und alles liegen gelassen. Zu spät merkten wir, dass alles voll mit dicken Dornen war. Ich begann aus meinem Rad die Mistdinger zu entfernen und hörte das Zischen sehr schnell. Also Schlauch tauschen. Währenddessen ich pumpte, bat ich die Gäste ihre Räder zu untersuchen, was im Supergau endete. Alles voller Dornen, 10 der 16 Räder waren voll Dornen. So begann ein Schlauchwechselmarathon. Ich baute aus, prüfte die Mäntel, legte den neuen Schlauch ein und die Gäste pumpten abwechselnd Luft auf. Für ein Kinderrad ohne Schnellspanner bekam ich von einer Anwohnerin einen Engländer geliehen, dazu eine Fußpumpe, die aber auf kein mir bekanntes Ventilsystem passte. Nach geschlagenen 90 Minuten fuhren wir weiter, 500 m zu einer Autowerkstatt, um die Reifen prall aufzupumpen. Einen Kompressor besaß der Arbeiter, aber in seinem Chaos war kein Manometer zu finden. Ich fragte ihn, wie er denn Druck auf die Autoreifen bekommen würde, er grinste darauf nur und zuckte mit den Achseln. Jetzt weiß ich auch, warum manche zu mir in die Station mit Mietwagen kommen, damit ich Luft aufpumpe.

Mit Verspätung ging es dann über die James Bond Strecke. Dabei schaffte es ein Jugendlicher auch wieder all meine Sicherheitshinweise zu missachten und legte sich auf der Straße längs. Da, im Gegensatz zu den Fahrradreparatursets, meine Sanitasche noch gut gefüllt war, konnte ich ihn auch schnell verarzten und so kamen wir ausgehungert und durstig in die 007 Bar. Nach einem „Kurzprogramm“ dort, hatten wir am Ende wieder einen Rekord aufgestellt. Für 18 km Einsteigertour 6 ½ Stunden benötigt. Bravo! Aber eine nette Truppe, die das Chaos voll zusammen schweißte.

Danach Chaos in der Werkstatt. Massen an löchrigen Schläuchen und noch mehr dreckige Räder. Momentan liegen überall überreife Feigen auf der Straße, eine Riesenwutzerei, wenn man mit den Rädern ohne Schutzbleche durchfährt. Alles klebt!

Auch am 2. Tag mit 12 Stunden Arbeit am Stück, schaffte ich es bei weitem nicht, alle Räder wieder fit zu machen, obwohl mir Leo, unser Wassersportassistent, alle flickbaren Schläuche abnahm.

Darum nun schnell ins Bett, Kraft für die nächsten Tage sammeln!

Noch eine Anekdote: Michael hatte das Kinderrad repariert und ich fragte ihn: „Den Engländer brauchen wir jetzt nicht mehr?“. Dabei meinte ich das Werkzeug. Er meinte nur: „Du Arsch, dir repariere ich nie mehr ein Rad“. Erst war ich verdattert, aber dann war es mir klar. Michael ist Engländer. Aber da er auch immer hinter mir am Berg brummelt „Andreas ich hasse dich“, machte ich mir keine weiteren Sorgen. Ich liebe seinen Humor und Sarkasmus!

Emma, unser neues Teammitglied
Emma, unser neues Teammitglied

05.09.13 Versteckte Surfkameras und tierischer Zuwachs

In der nächsten Woche gab es keine Fahrradkatastrophen, alle Touren liefen ruhig und schön ab. Plattfüße waren auch mal dabei, aber keine Massen mehr. Im August waren es somit 27 Stück, letztes Jahr hatte ich im August+September zusammen 50 Stück, mal schauen, wo wir diesmal landen.

Leider konnte Max seinen Plan, als jüngster Teilnehmer den Pantokrator zu erreichen, nicht umsetzen. Auf einem Jugendausflug rutschte er beim Pizza holen aus und brach sich den kleinen Zeh.

So fuhr nur Papa Michael mit, dazu Tobias und Werner. An Rekorde war nicht zu denken, da wir viele Trails fuhren und Michael auch seine obligatorische Morgenkaffeepause brauchte.

Nach dem Pantokrator fuhren wir eine neue Route zurück und fanden zufällig für ihn einen Geldautomaten, den er sich den ganzen Tag erhoffte, damit er abends nicht noch eine Extratour ins Nachbarort, über den Berg machen musste. Dann passierte das Unglaubliche: Er sagte „Heute liebe ich dich“. Normal kenne ich immer nur „Ich hasse dich“, wenn der Berg zu steil ist oder er auf einem Trail den Berg hochholpern muss.

Ansonsten wird es langsam ruhiger und ich nutze die Pausen, um zu surfen. Auf meinem Surfschein gibt es noch Stempelfelder für erweiterte Manöver. Die letzten Tage habe ich mir wieder 2 Stempel verdient, einen fürs Fahren mit den Segel falsch herum und endlich auch für das Trapezfahren. Das spart Kraft und macht Spaß, solange der Wind nicht böig ist und dich andauernd vom Brett haut, wenn du am Segel eingehakt bist.

Max sattelte auch auf Wassersport um, da er nicht mehr radeln konnte. Er schrieb sich in einen Segelkurs ein und was passierte nach den ersten Minuten: Ihm rutschte eine Leine aus der Hand und er schnitt sich dabei die Finger auf, die mit 7 Stichen genäht werden mussten. Vor 2 Jahren hatte er auch schon so eine Pechsträhne und wird seitdem Mad Max genannt.

Gestern hatte ich einen komischen Tag. Erst eine nette Schnorcheltour, bei der ich mich aber auch aufregte. Ich saß wie immer in meiner Grotte, hatte auf dem Schiff und nochmals vor der Grotte gesagt, dass immer nur 2 Personen gleichzeitig in die Grotte können und trotzdem wollten andauernd welche Reinschwimmen, obwohl die Hütte voll war.

Dann sagte ich auch, dass sich niemand weiter als 100 m vom Boot entfernen solle und als ich aus der Grotte kam, was sah ich: Einen Schnorchler ewig weit weg vom Boot. Fluchend schwamm ich in die Richtung, aber er entfernte sich immer mehr. Ich hatte einen dicken Hals und schrie ihm hinterher. Was macht er: Schaut zu mir, ich winke ihn bei und er schwimmt nach kurzer Zeit weiter. Ich noch mehr Hass hinterher, wieder Schreierei und er schwimmt nach Zögern wieder weiter. Ich entschloss zurück zum Boot zu schwimmen, um ihn per Boot aufzusammeln, weil er in Richtung unseres zweiten Spots, der Zwillingsbucht unterwegs war.

Aber der könne sich schon mal warm anziehen, wenn wir ihn einholen, dachte ich bei mir. Als ich die anderen Teilnehmer auf dem Boot durchzählte, fiel mir auf, dass alle da waren. Hups, da war das ein Fremder! Aber er war ohne Begleitung, Boot und alles unterwegs, darum dachte ich, er gehöre zu uns.

Als wir dann mit unserem Boot in die Zwillingsbucht einfuhren, sah ich ihn am Ufer mit seinen gelben Flossen und Schnorchel. Als er uns sah, flüchtete er sich um die Ecke ins Wasser. Ob er Angst vor mir hatte?

Da das Wasser relativ kühl war, kamen alle recht schnell zurück von der 2. Schnorchelrunde. Als jemand meinte, hier gäbe es ja kaum Fische, meinte Fontas, der uns fuhr, sie hätten eine Stelle in der Bucht, an der sie Fische füttern würden. Da noch Zeit war, machte er den Vorschlag, uns dort eine 3. Runde zu ermöglichen. Er rief seinen Vater an, der per Jetski das alte Pitabrot von vorgestern mitbrachte und im Wasser verteilte. Plötzlich schwammen wir in Brotkrumen und Fischschwärmen. Eine tolle Aktion.

Nach der Tour hatte ich den Neopren noch an, merkte, dass schöner Wind war und beschloss die Mittagspause auf dem Wasser zu verbringen. Endlich konstanter Wind, ich konnte gut das Trapezfahren, was ich am Sonntag gelernt hatte, vertiefen. Nur stand ab und zu unsere Charterjacht "Felicita", die für 2 Tage zu Besuch in der Bucht war, etwas im Weg. In 3 Kilometern Buchtlänge liegt eine Jacht, aber immer auf meinem Kurs. Aber ich umkurvte sie geschickt (nicht wie gestern, wo ich beim Abgang vom Brett mein Segel unfreiwillig auf dem Heck ablegte). Nach 30 Minuten toller Fahrt ging es wieder los. Böiger Wind und drehend, wie so oft. Ich nahm immer Anlauf hinter der Yacht, um zurück an den Strand zu kommen. Jedes Mal drehte sich dann die Yacht um 90°, was bedeutete, dass ich in Richtung Land nicht mehr fahren konnte.

Also schnell das Brett drehen, Höhe machen, damit ich nicht zu weit durch die Strömung zum südlichen Strand gezogen wurde. Aber immer, wenn ich mein Brett drehte, drehte sich auch die Yacht, also auch der Wind und ich trieb wieder ab. Ich machte etwa 10 Anläufe, immer wieder das gleiche Spiel. Ich hatte das Gefühl, es hätte jemand am Mast der Felicita eine versteckte Kamera angebracht und ich werde gerade verarscht und gefilmt. Entnervt und entkräftet gab ich dann auf, fuhr zum Strand, allerdings nicht auf der Höhe der Station, sondern 1 km zu weit südlich. Somit hieß es Brett und Segel in Brandung, Strömung, Kieselsteinen und Gegenwind durchs Wasser zurück zu ziehen. Völlig platt kam ich an. Danach schnell Mittag Essen und weiter ging es in der Station. Ich wollte pünktlich Feierabend machen, weil wenig los war und ich mir gut kochen wollte. Als ich aus der Umkleide kam, stand zwischen mir und dem Feierabend noch ein Gast, der eine Wanderroute von mir erklärt haben wollte. Bei der Erklärung kamen von überall her Leute, am Ende kam ich eine Stunde später raus und fahre nun doch morgen Fahrrad. Es hatte sich vorher niemand angemeldet und so wollte ich eine neue Wanderung testen, aber nach einer Überstunde waren es plötzlich doch 2 Mitfahrer.

Heute dann ein schöner Tag. Eine nette kleine Gruppe begab sich auf Südtour, bei leichten Wolken und guten Temperaturen. Es wurde viel geschwatzt und vor dem letzten Aufstieg in Doukades die Bougatsas (Blätterteig-Vanillegrießteilchen mit Zimt) in der Bäckerei geplündert. Danach hieß es Rückstand in der Werkstatt aufholen und dabei hatte ich einen neuen Praktikanten. Bruno, einen kleinen Kater, den Nicky heute nach ihrem Lieblingssänger Bruno Mars benannte. Er interessierte sich sehr für alle drehenden Teile am Fahrrad und fand das Hemd, mit dem ich die Räder putzte, völlig klasse. Dann wurde es ihm zu anstrengend und er schlief zwischen meinen Füßen ein, bis mein Druckluftkompressor ansprang. Er flüchtete panisch in Richtung Büro, blöd nur, dass die Schiebetür geschlossen und auch noch aus Glas war. Er sah das nicht, prallte dagegen und rannte dann torkelnd in die Kinderecke, wo ich ihn später schlafend zwischen Wasserpistolen fand.

Einen neuen tierischen Teamkollegen haben wir auch bekommen. Emma, Lenas neuen Hund, einen Welpen, der aus dem Kloster Agios Pavlos stammt, dort war ich öfters im Mai, das befindet sich oberhalb von unserem neuen Hotels Lily Ann auf dem Festland von Chalkidiki. Schaut euch mal auf dem Bild das Knuddelknäuel an!

Mit Mama auf dem Chelithoni
Mit Mama auf dem Chelithoni

22.09.13 Opti-Mismus

Keine Angst, mich gibt es noch. Ich bin auch nicht krank, was manche schon vermuteten. Ok, ich hatte schon wieder eine Entzündung im Hals, aber nichts Schlimmes. Ich war beim Doktor in Arillas, er verschrieb mir Medikamente, die schnell halfen.

Nein, ich hatte meine Mutter letzte Woche zu Besuch und gönnte ihr meine freie Zeit. Wir hatten zusammen schöne Tage, futterten uns durch diverse Tavernen und einen Tag erkundeten wir mit dem Auto die Insel. Sie hielt sich tapfer in den ganzen Serpentinen, meinte nur öfters, ich solle keine Feldwege fahren. Das tat ich mitnichten, da es per Vertrag nicht erlaubt ist, nur kommen hier die Straßen jemandem, der die 8-spurige Autobahn um Frankfurt herum gewohnt ist, dann wie Feldwege vor, obwohl es sich manchmal sogar um die Hauptstraßen der Insel handelte. Auf jeden Fall hatten wir sehr viel Spaß, ihr hat es gut gefallen und meinte zum Abschied: Nun kann ich verstehen, warum du hier bist.

Sportlich ging es auch zu. Mit der 9 Monate alten Lina gab es wieder einen Rekord. Jüngste Teilnehmerin auf einer Radtour. Sie hat so einen kleinen Kopf, dass ihr kein Helm passte. Also wurde der Anhänger mit mehreren Kissen komplett gepolstert und das „Dach“ geschlossen, damit nichts passieren konnte. Ihr gefiel es auf jeden Fall prima und meckerte auf der ganzen Tour kein einziges Mal.

Wanderer haben wir momentan auch viele. Die Südtour letzten Freitag fand für diese Jahreszeit mit beachtlichen 15 Teilnehmern statt. Eine schöne Tour mit ausgedehntem Picknick. Leider blieb für die Wespen nichts übrig, da Wolfgang alle Reste kosmetisch sauber auffutterte. So nahm ein blödes Vieh meine Hand zum Anknabbern und stach mich dabei. Das gehört hier anscheinend in jeder Saison dazu. Letztes Jahr kollidierte ich zweimal beim Radeln mit Wespenstacheln.

Zum Glück reagiere ich nicht darauf und so konnte ich mit der Hand sogar noch surfen. Das geht auch immer besser. Ich arbeite mit von Extrastempel zu Extrastempel in meinem Surfschein. Inzwischen fehlt nur noch der Wasserstart, danach hätte ich das Zeug Surfinstructor zu werden.

Den Start habe ich mit Falko am Strand geübt, im Wasser sieht das aber ganz anders aus. Mehr als Wasser schlucken und etwas das Segel anheben, habe ich noch nicht hinbekommen.

Diese Woche schrumpft unser Team noch weiter und so machte ich bei der letzten Teambesprechung den Vorschlag, eine Regatta zu starten. Alle, die nicht segeln können, in einen viel zu kleinen Optimisten (Kindersegelboot) setzen und ohne Vorkenntnisse los zu fahren. Leider zierten sich die Mädels und so beschloss ich am ruhigen Sonntagnachmittag es selbst zu probieren. Schließlich heißt das Boot Optimist und so ging ich auch an die Sache ran. Ich baute das Boot auf, zog mich hinein, freute mich, dass es nicht gleich umkippte und fuhr los. Naja, ich fuhr gar nicht los, sondern wurde direkt wieder an den Strand gespült. Beim 2. Versuch funktionierte es und ich dümpelte bei wenig Wind übers Meer. Ich lag quer im Boot, die Füße hingen raus, aber gut war es. Sonnen auf dem Wasser und gemütlich dahingleiten. Das muss ich unbedingt wiederholen bei mehr Wind. Das ist wie in einer Badewanne (Wasser ist auch immer im Boot) übers Meer fahren. Witzig!

Morgen wird es spannend. Durch die vielen Wandergäste hatte ich die Idee, die Tour in Nymfes auszuprobieren. Ich kenne bisher nur die einzelnen Teile, zu Fuß oder per Rad. Die Gesamtstrecke muss noch zusammengesetzt werden. Das wird nun morgen ausprobiert. Wir fahren mit dem Kleinbus in das schöne Dorf, wandern dann zum Bergkloster Agia Triada und anschließend zur alten Einsiedlerei. Mal schauen, ob das was wird. Aber wenn das mit dem Optimisten funktioniert hat, nehme ich den Optimismus mit und gehe morgen optimistisch ans Werk und bevor ich einen Optimistenkoller bekomme, gehe ich jetzt ins Bett. Kalioptinichta!

Der schönste Ausblick in Albanien
Der schönste Ausblick in Albanien

26.09.13 Neue Länder und Wege

Am Montag stand die neue Wanderung an. Mit 7 Laufwütigen fuhren wir per Bus nach Nymfes. Als erstes wurde der Berg zum Kloster Agia Triada erklommen. Beim Aufstieg fiel uns ein Steig als Abkürzung auf. Ich testete ihn, beschloss aber dann, lieber den normalen Weg zu gehen, da die Kletterpartie über sehr bröckligen Stein ging. Das erschien mir zu gefährlich. Oben angekommen, wurden wir von einer hungrigen Babykatze empfangen. Die maunzte ständig und nahm von uns jedes Futter an, auch wenn es ohne Fleisch war. Mein Bountybrötchen war für sie der Hit, sie zog sich teilweise richtig an meiner Hose hoch, um näher am Brötchen zu sein. Als wir dort so vesperten, öffnete sich unverhofft die Klostertür, und der Mönch ließ uns ein. Das war mir bisher mit den Radlern noch nie vergönnt. Er zeigte uns die Kapelle und bewirtete uns mit Wasser und Anisplätzchen. Perfekt!

Danach suchten wir uns den Abstieg durch wilde Olivenhaine und wollten zurück in Nymfes, Mittagessen. Leider haben dort mittags fast alle Tavernen geschlossen und die wir uns aussuchten, wurde von einem Rentner betrieben, dem schon die Zubereitung eines Cafes zu viel war. Also ab in den örtlichen Supermarkt, der hatte aber außer trockenen Nudeln und Süßigkeiten wenig zu bieten. Also bestand bei manchen dann das Mittagessen aus Chips und Keksen.

Anschließend ging es auf den 2. Teil der Wanderung und wir merkten, dass sie uns zu kurz war. Eine Teilnehmerin hatte aber einen guten Wanderführer dabei und so gingen wir auf ganz tollen Wegen bis zur Nordküste und ließen uns dort nach einer Erfrischung abholen. Alle waren richtig glücklich nach unserem gelungenen Tag.

Zurück im Büro, stellte ich fest, dass am Dienstag niemand mit mir Einsteigertour fahren wollte. Spontan stellte ich den Antrag auf einen freien Tag, dem auch stattgegeben wurde. Noch spontaner beschloss ich am nächsten Tag einen Ausflug nach Albanien zu machen, den ich schon länger im Kopf hatte. Also den Wecker viel zu früh stellen, um den (Schul-)Bus nach Korfu Stadt zu erreichen. Glücklicherweise wurde mein Rad auch mitgenommen. Am Hafen dann schnell den Ticketverkauf suchen, der sich aber nicht im Hafen, sondern draußen in der Stadt befand. Anschließend wieder alles zurück, um dann mit dem Fahrschein in der Hand die Fähre nicht zu finden. In Zeitnot radelte ich wild umher, fragte viele Leute, bis ich den richtigen Eingang fand. Unser Gefährt war nur 5 m hoch und ein reiner Personenkutter, der zwischen den großen Fähren und 4 Kreuzfahrtschiffen überhaupt nicht auffiel. Mir war dieses Jahr im Hafen noch gar keine AIDA begegnet, diesmal schon. Die Aura kam zeitgleich mit mir an am Hafen an.

Also rauf auf meinen Minikutter namens Kristi und kurz darauf ging es los. Der Schiffsdiesel hätte gut noch aus dem 2. Weltkrieg stammen können, so laut war er. Der einzige Aussichtsplatz im Freien befand sich direkt über den Motoren. Ich wartete die ganze Zeit, dass Johann, der Maschinist aus dem Film „Das Boot“, ölverschmiert aus dem Maschinenraum kommen  und sagen würde: „Die Diesel laufen super, Herr Kaleun“. Wir kamen unerwartet schnell in der Hafenstadt Sarande an. Hässlich! DDR Plattenbau in höchster farblicher Vollendung. Eine ganz hässliche Stadt und hintendran folgte sehr karges Land. Es erinnerte mich von der Kargheit an eine Mischung aus Kreta  und Isla Margarita. Für die Isla sprach auch noch der viele Müll am Straßenrand. In den Ebenen gibt es viel Feuchtigkeit, Highlight waren 2 Seen, an deren Ufern schöne Dörfer lagen und es relativ grün war. Der Rest absolut karg, aber trotzdem tummeln sich auf den Böden viele Schafe, Ziegen und Pferde. Meist grasten sie leider zwischen Müllbergen. Und wenn ihr euch mal fragen solltet, wohin die ganzen alten Autos mit dem Stern wandern, lasst euch gesagt sein, dass jeder 2. Albaner einen alten Benz fährt, oft 20 oder mehr Jahre alt. Alte österreichische Vignetten aus den 90ern waren der Hit auf den Windschutzscheiben.

Ein Hit war eine Fähre über einen Abfluss des großen Sees. Sie wurde von Drahtseilen gezogen, bestand aus rostigen Schwimmkörpern mit wild darüber genagelten Brettern. Kein Geländer, kein Aufbauten, nur ein Kassierer. Für 1 € holte mich der Fährmann über.

Nach 35 Kilometern war es dann überstanden, ich fuhr über die Grenze nach Griechenland ein und gleich wurde es grüner. Nach weiteren 40 Kilometern war der Fährhafen Igoumenitsa erreicht und direkt 10 Minuten nach Eintreffen für auch eine Fähre zurück. Allerdings hatte die „Eleni“ es nicht eilig und brauchte 2 Stunden für die Strecke, was ich lächerlich langsam fand und es mit einem Schläfchen abkürzte.  Da muss mal Johann ran und die Diesel tunen.

Ab Korfu-Stadt war wieder radeln angesagt, denn um die Zeiten nach 16 Uhr fährt kein Bus mehr. Also wieder rauf aufs Rad. Ich kam schwer in Gang und mein Hintern wollte gar nicht mehr. Ich hatte vor Wochen einen Ausschlag, behandelte ihn mit einer Salbe und seitdem ist er empfindlich wie ein Babyarsch.

Also Zähne zusammen beißen und über neue Strecken die Hauptstraßen umkurven, damit es nicht so langweilig wird. Diesmal nahm ich in den Bergen auch nur die vielbefahrene Straße über den Hauptpass, da ich keine Lust mehr auf Extrakilometer und Höhenmeter hatte. Auf dem Weg erkannte ich wieder, wie schön Korfu eigentlich ist. Nach 30 Minuten Fahrzeit hatte ich mehr Schatten, als am ganzen Tag auf dem Festland, nämlich gar keinen, außer bei einer Pause unter einem Bushaltestellendach.

Nach 105 km (nie war ich bisher mit dem MTB länger unterwegs)  erreichte ich fit, aber als Pavian unsere Bucht, gönnte mir ein lecker Essen bei Niko in der Katoi und nach 2 Ouzo schlief ich während des Schreibens dieses Berichtes herrlich ein.

Am Mittwoch fiel das Schnorcheln aus und so nutzte ich die Mittagszeit erneut zum Badewannenfahren. Der Optimist gehorchte mir eigentlich immer, nur beim Wenden merkte ich, dass das Bötchen doch sehr klein ist. Das Segel schwenkt ziemlich knapp über dem Kopf um und die Ruderpinne stört am dicken, wunden Hintern. Also bewegte ich mich öfters beim Wenden nicht, was aber immer etwas Schieflage bewirkte, weil so Beine auf der Leeseite weniger wiegen, als der Oberkörper. Spaß hat es trotzdem gemacht und wenn mich Olaf etwas einweist, dann versuche ich mich mal in einem großen Boot, falls es die Zeit erlaubt.

Heute dann wieder eine schöne Fortgeschrittenentour mit der Familie Hagner, bekennende Fans meines Tagebuchs, die bisher aber nur nach meinen Routen aus dem Internet fuhren und nicht mit mir. Sie waren im Juni schon einmal hier und als ich mich damals beschwerte, dass sie nie mit mir fahren würden, sagten sie, sie kämen im Herbst nochmals und dann würden wir zusammen fahren. Sie genossen es heute auch sichtlich, sich nur aufs Fahren und die Landschaft zu konzentrieren und nicht aufs GPS. Michael erzählte mir so nebenbei, dass er  wegen Arthrose 2 künstliche Hüftgelenke habe, aber Radeln gehe super. Er fährt jedes Jahr etwa 7000 Kilometer und kam heute Steigungen von bis zu 30 % hoch. Auf dem Pantokrator waren die beiden auch schon. Das beruhigte mich sehr, denn alle in meiner Familie kämpfen mit Arthrose. Falls es mich auch erwischen sollte, dann muss ich wohl nicht auf mein Hobby/Beruf verzichten.

Morgen geht es erst einmal wieder mit meiner Wandercrew auf Tour, mal schauen, was nächste Woche alles ansteht. Radeln oder Rennen, das ist hier die Frage?

Nachtrag: Albanische Fähre, die "Vertrauen" erweckte
Nachtrag: Albanische Fähre, die "Vertrauen" erweckte

30.09.13 Mudsliding

Bei Radeln und Rennen hatte ich noch ein „R“ vergessen: Regen!

Nach der schönen letzten Woche geht es in dieser sehr heftig zu. Starke Winde, dazwischen wurden heute die Wolken eingequetscht. Mangels Radlern hatten wir heute auch wieder eine Extrawanderung rund ums Honigtal angesetzt. Ein Teil der Gruppe streikte am Morgen wegen der Wettervorhersage, aber zu viert gingen wir los, um die verschiedenen Wettervorhersagen auf Wahrheitsgehalt zu testen. Es war wieder eine Pionierawanderung, ich hatte bisher große Teile erkundet, aber im Ganzen wurde sie noch nicht gelaufen. Mein Orientierungssinn stand gegen die Aussagen der Einheimischen. Zweimal wurden wir heute angesprochen. Die einen behaupteten über ihrem Olivenhain wäre der Weg fertig und andere meinten, wir würden in die falsche Richtung laufen. Meine Mitwanderer waren dadurch ziemlich verunsichert, aber ich behielt die Fassung und am Ende stellte sich heraus, dass meine Ortskenntnis besser war als die der Einheimischen. Alles war richtig, wir verliefen uns kein einziges Mal. Ich glaube, die Griechen fahren einfach zu viel Auto und kennen ihre Insel dadurch immer weniger.

Also die erste Vorhersage (Regen ab Neun Uhr) stimmte nicht, wir kamen prima durch, 12 Uhr war auch falsch, da labten wir uns an Brombeeren, Mandeln und Walnüssen. Am frühen Nachmittag fielen wir in die James Bond Bar ein. Jimmy und Eleni waren überrascht. Falscher Tag und falsches Fortbewegungsmittel. Der Kuchen schmeckte aber nach dem Wandern genauso gut wie beim Radeln.

Die Regenvorhersage 15 Uhr stimmte auch nicht, denn auf dem Rückweg gegen 14 Uhr öffnete der Himmel seine Schleusen und wir waren in kürzester Zeit pitschenass. Da es warm war, störte es uns nicht und wir wuchsen ständig über uns hinaus. Nicht konditionell, sondern durch den Lehmmatsch, der sich unter unseren Schuhen sammelte. Wir sangen Regenlieder und Karin, mit 73 Jahren unsere älteste, aber schnellste Wandererin, stellte im schönsten hessisch fest: Was is des babbisch!

Sie kommt aus meiner Heimatstadt, singt zusammen mit meiner Patentante im Chor und ich kannte sie vorher nicht. Also die Welt ist mal wieder klein.

Am Ende die steilste Bergabpassage, die wir schliddernd in Angriff nahmen. Wären nicht so viele Dornenbüsche an Wegesrand gestanden, hätten wir das „Mudsliding“, wie ich die neue Sportart taufte, auch noch schneller ausgeübt. Es fühlte sich an wie eine Mischung aus Ski- und Eislaufen, nur dass man beim Hinfallen dreckiger wird. Und da sagen manche, wandern wäre langweilig.

Zu unserer Ankunft in der Bucht gab es sogar Windhosen auf dem Wasser. Ein schönes Schauspiel, so lange die auf dem Meer bleiben. Ein Wirbelsturm, der an Land geht, und die Surfstation ist Geschichte.

Nachdem ich wieder trocken gelegt war, die Schuhe geschrubbt zum Entfeuchten aufgestellt waren, ging ich ans Wasserausderwerkstattschieben. Nun sind Regen und Sturm vorbei, alles ist wieder sauber und am Lüften, das gibt mir die Möglichkeit, mich für die nächsten 2 Wochen zu verabschieden. Ich bekomme nämlich Besuch. Meine liebe Krankenschwester Stephanie, die mich im Juli pflegte,  kommt mit ihrer Tochter Lea zu Besuch.

Ach ja, Badewanne wurde auch wieder gefahren. Am Samstag hatte ich Anreisestress und immer, wenn ich was essen wollte, kam der Bus früher, es mussten Probleme gelöst werden oder Gäste sprachen mich auf der Straße an. Da wenig Wind war, beschloss ich, dass wenigstens auf dem Wasser Ruhe ist und machte Mittagspause im Opti. Halteseil des Segels um den Fuß gelegt, Ruderpinne in der Kniekehle, so blieben die Hände frei zum Teilchen essen. Ich fuhr dabei quer durch die Bucht, musste dann pullern und überlegte am FKK Strand anzulegen, um mich dort in die Büsche zu schlagen. Dort war aber gar kein Wind in der Ecke, so drehte ich ab, machte lieber FKK auf dem Boot und fuhr zurück. Der Wind ließ jedoch immer mehr nach und ich hatte Angst aufzustehen. Beim pullern kentern und dann nicht mehr ins Boot zu kommen, die Blöße wollte ich mir so weit draußen nicht geben. (Er-)lösung war die Saftflasche, die ich zuvor ausgetrunken hatte. Als ich so erleichtert in der Badewanne rumdümpelte, kam Surflehrer Falko mit dem Motorboot angefahren und meinte, ich solle mich beeilen, es warte ein Kind auf den Opti. Ok, so beendete ich die Pause, fuhr zurück und machte vor dem Strand eine Kenterübung, die 3 Erkenntnisse brachte: 1. Auch ein erwachsener Otter kommt wieder ins Kinderboot. 2. Man kann das Boot leicht aufrichten, wenn man sich am Schwert nach oben zieht, vorausgesetzt man hat es befestigt. Wenn es im Meer schwimmt, es erst wieder eingebaut werden muss, dauert es länger. 3. Auch das Ruder geht nicht schwimmen, wenn die Arretierung vorher befestigt wird. Ich brachte aber mich und die ganzen Bootsbrocken wieder heile an Land.

Sonntag kam dann der Wind auf und so konnte ich wieder surfen. Inzwischen funktioniert es auch bei höheren Wellen und macht ziemlich Spaß. Ich war so auf Wassersport, dass ich gegen Abend noch beim Katamaran-Schnuppersegeln mitmachte. Ganz schön schnell so ein Boot, aber das kann ich in 20 Jahren noch machen, surfen ist sportlicher und momentan eher mein Ding.

So, der Regen und der Sturm haben sie verzogen, der Oktober kann kommen. Bis in 2 Wochen!

Meine neue Liebe
Meine neue Liebe

14.10.13 Verliebt

Da isser wieder! 2 wunderbare Wochen sind vorüber. Alles lief in der Zeit etwas chaotisch. Eine Woche lang schlechtes Wetter, so was kenne ich hier gar nicht. Aber wir machten immer das Beste daraus. Wandern und Radeln waren meist möglich (manchmal aber mit leichten Schlammschlachten verbunden), beim Wassersport ging gar nichts. Nur starke Wellen und oft heftiger Wind. So hatte ich mehr Zeit für meine Gäste und was soll ich sagen. Es hat mich voll erwischt. Stephanie und Lea sind wunderbar. Wir hatten tolle Tage. Einen gemeinsamen Ausflug, dazu waren sie auf Wanderungen und Radtouren dabei. Ich habe mich richtig, richtig verliebt.

Nun sind die beiden letzten Wochen angebrochen, ich konzentriere mich wieder auf die Arbeit. Heute zum Beispiel eine der schönsten Radtouren der Saison. Zusammen mit Ulli (die beste Bikerin der Saison) ging es auf Spezialtour. Profitour mit so vielen Passagen  wie möglich davon offroad. Von 55 km fuhren wir etwa 40 im Gelände und sie zeigte mir, wie man technisch sauber bergab fährt. Hut ab, in was für einem Tempo sie unbekannte Wege runterkachelte. Ihre Tipps an mich: „Sattel runter und den Gorilla machen“. Ich werde es üben! Bergauf konnte sie mich zum Glück nicht abhängen und so hatten wir eine tolle Tour bei schönem Wetter, allerdings auch ganz schön matschigen Ecken. Bisher war noch kein Rad so dreckig wie ihres.

Ansonsten gehen hier so langsam die Lichter aus. Eine Taverne macht nach der anderen zu, die Gäste werden weniger und allmählich geht es ans Aufräumen.

Zurück komme ich diesmal mit meiner Chefin Lena, ihrem Freund und Emma, dem Corfelioshund. Per Auto mit Anhänger, über die Fähre nach Venedig und dann über die Alpen auf 6 Rädern.

Die Flüge waren mir zu teuer und nach dem Chaos im letzten Jahr, als der Flieger kaputt ging, ich übernachten musste und so auch 2 Tage brauchte, spare ich mir diesmal mehrere hundert Euro und probiere eine neue Route aus.

Zurück in Deutschland heißt es dann die Wormser Wohnung renovieren und vermieten, um danach meine neue Liebe zu besuchen. Ab 18.11. geht es dann auf AIDA in Richtung Kanaren und Kapverden. Also langweilig wird es mir nicht.

Unsere Bucht bei Starkwind
Unsere Bucht bei Starkwind

24.10.13 Es geht dem Ende zu

Die letzten Wochen laufen, die Tavernen schließen eine nach der anderen, jetzt heißt es die Reste, die Gäste uns geschenkt haben, zu verkochen.

Hunger ist genug da, nach einer Einsteigertour und anschließend 70 Minuten schwimmen geht was rein in den Vielfraß. Bevor am morgigen Mittwoch Regen kommt und ab Donnerstag kalter Nordwind, nutzte ich das ruhige Wasser und schwamm nochmal zur Zwillingsbucht. Ich war mir nicht so sicher, wie ich konditionell drauf bin, da ich die letzten 4 Wochen vielleicht zusammen 500 m geschwommen war. Es gab eben eher Surfwind. Über einen Gast hatte ich aber etwas von einem kraftsparenden Schwimmstil erfahren, den ich seit einiger Zeit etwas probiert hatte. Nun wollte ich ihn auf die 3 km als Vergleich testen. Das war echt super. Ich blieb zwar 10 Minuten über meiner Bestzeit im alten Stil, kam dafür total entspannt an und hätte noch viel weiter schwimmen können. Sonst war ich immer ziemlich platt und die Arme müde. Die Beine werden dabei auch kaum eingesetzt und sind danach noch richtig frisch. Das werde ich noch verfeinern!

Ab Donnerstag war es mit Wärme vorbei. Kühler Nordwind mit bis zu 8 Windstärken. Da niemand mit mir radeln wollte, nutze ich die Zeit, um neue Wanderungen zu erkunden. Der Morgen verlief erfolglos, der von Marias Schwester beschriebene Eselspfad nach Krini war nicht auffindbar. Dafür war der Mittag umso erfolgreicher. Ganz viele neue Passagen, einen Weg nach Lakones ohne die blöde Straße benutzen zu müssen, meist auf alten Eselspfaden. Ich konnte gar nicht genug bekommen. Am Ende waren es 27 km und 1100 Höhenmeter, ohne dass ich mich müde fühlte, es wurde einfach nur bald dunkel. Ich entdecke beim Erkunden immer noch neue Wege, ich könnte wochenlang umher streifen. Herrlich!

Am Freitag wurden gleich die neuen Erkenntnisse mit Dirk und Andrea getestet. Wir machten eine schöne Rundwanderung, da die Wellen immer noch zu stark für den Bootstransfer waren. Ein toller Tag mit bestem Wanderwetter und den leckersten Cookies als Picknicknachtisch, die ich seit Jahren verspeiste. Dirk und ich verputzten die ganze Packung, Andrea hat leider eine Glutenallergie.

Endlich hatte ich Mutige dabei und so konnten wir, das erste Mal seit Mai, den uralten verwachsenen Eselspfad nach Makrades gehen. Voll durchs Gehölz, mit vielen Pilzen, Blumen und Gestrüpp. Andreas Hose ging dabei drauf und beide hatten einige Striemen an den Beinen. Ich nicht, obwohl ich vorne ging. Komisch!

Am Samstag dann nochmals ein freier Tag, den ich nutzte, um mein Tourenrad endlich mal wieder auf Trab zu bringen. Ich wollte weit in den Süden und da sind auf der langen Ebene in der Inselmitte schmale Reifen von Vorteil. Also ging es bis zum Südende der venezianischen Lagune. Dort sollen immer im Herbst viele Zugvögel sein, aber die ich sah, wurden von wildgewordenen Sportjägern wie Tontauben mit Schrotkugeln vom Himmel geholt. Komische Menschen mit einem furchtbaren Hobby. Wachteln essen sie anscheinend, der Rest wird aus reiner Lust geschossen.

Hinter der Lagune wechselte ich an die Ostküste, machte eine Mittagsrast und fuhr nach Norden zurück in Richtung Korfu Stadt. Kurz vor der Stadt wollte ich über die Bergdörfer den Verkehr umgehen und dazu brauchte ich Wassernachschub. Als ich das Rad vor dem Supermarkt abschließen wollte, stellte ich fest, dass alle meine Schlüssel weg waren.

Dann fiel es mir wieder ein. Ich legte ihn zur Seite, um in der Satteltasche an meine Müsliriegel für die Pause zu kommen. Also musste er noch in Messongi liegen. Teufelchen auf der Schulter sagte: Das sind alles nicht deine Schlüssel und es gibt genügend Ersatzschlüssel für Büro/Surfraum/Apartment/Fahrradschloss. Engelchen sagte aber, das kannst du nicht bringen, vor allem hingen sie an meinem privaten, himmelblauen Karabiner. Also alles zurück. Da merkte ich schon, dass mein linkes Knie begann zu schmerzen. Ähnlich wie auf meiner Süddeutschlandtour 2011, die ich fast wegen einer Kniereizung auf diesem Fahrrad aufgeben musste.

Ich stellte den Sattel höher, fuhr zurück, fand zum Glück auch die Schlüssel, war aber am letzten Pass ziemlich platt, kein Wunder, ich war noch nie 160 km mit diesem Rad gefahren. Auf dem Weg nach unten fuhr ich dann zur 007 Bar, um wieder Kräfte zu sammeln.

Mein Knie wollte nach dem lecker Essen leider nicht mehr so ganz und macht mir nun schon eine Woche lang etwas Sorgen.

Mit Lena auf dem Pantokrator
Mit Lena auf dem Pantokrator

31.10.13 Verspäteter Abschluss

Keine Angst, ich ging nicht auf Korfu verschollen, nur waren die letzten Wochen turbulent.

Die letzten Tage auf Korfu waren auch sehr arbeitsreich, da blieb keine Zeit zum Schreiben.

Nachdem alles geschafft war, Nicky und Olaf schon im Flieger saßen, begab ich mich mit meiner Chefin Lena auf Radtour. Nach Abschluss ihres Studiums hatte sie sich vorgenommen, als „Belohnung“ und Herausforderung, mit dem Rad auf den Pantokrator zu fahren. Sie ist eine gute Läuferin, fährt aber normal kein Fahrrad. Ich hatte schon Bedenken, aber Lena ist ehrgeizig und zäh. So erreichten wir in einer guten Zeit von 2.45 Stunden den Gipfel, sie war überglücklich (s. Foto). Kein weiblicher Gast hatte sich das über die ganze Saison getraut, also traute sich die Chefin höchstpersönlich mit Erfolg. Hut ab, Lena!

Da ich Lena mit auf den Panto nahm, wurde ich von ihr mit nach Deutschland genommen. Das Rad in den Hänger zu geschätzten 100 l Olivenöl, das wir für Gäste mitnahmen und Unmengen an Gepäck. Dazu Lenas griechischer Freund Fontas, der in Deutschland überwintert und Emma.

Losfahren konnten wir allerdings nicht, weil wir zu schwer waren und das Auto aufsaß. Also nochmal umpacken und dann hurtig zur Fähre von Korfu nach Igoumenitsa. Dort dann den ganzen Abend dumm im Auto rumsitzen und auf die Fähre nach Ancona warten. Eigentlich wollten wir nach Venedig, aber die wurde kurzfristig gestrichen und so mussten wir panikartig alles packen und früher los, um die Anconafähre zu erwischen.

Ich hatte die Aufgabe der Insassenbespaßung, dafür musste ich nicht fahren. Da Fontas als Fahrer eher wortkarg und bespaßungsunwillig war, übernahm das Lena in Form von Streicheleinheiten. Ich durfte mich dafür um Emma kümmern, die meinen Unterarm andauernd mit einem Kauknochen verwechselte und mit ihren Milchzähnen tiefe Striemen hinterließ. Als ich mich bei Lena darüber beschwerte, meinte sie, ist doch besser, als wenn sie die Kopfstützen immer anknabbert. Die wären nach der Bearbeitung durch Emma kaputt, mein Arm heile wieder. Na danke, aber was tut man nicht alles, um günstig nach Deutschland zu kommen. Aus schwäbischen Antrieben heraus ließ ich auch nur Deckspassage buchen. Also mit dem Feldbett und Schlafsack an Deck schlafen, die anderen 3 hatten Kabine. Oder besser gesagt nur 2, denn für Hunde ist Kabine tabu. Aber Emma wurde gut eingeschmuggelt und auf dem Weg fanden sie eine ehemalige Disko, in der es sich schon andere Deckspassagiere gemütlich gemacht hatten. Ich schaute es mir an, baute das Feldbett draußen schnell ab und legte mich auch auf eine gemütliche Couch im Warmen. Leider war die Nacht kurz, denn morgens um Sechs weckten uns Schiffsmitarbeiter. Keine Ahnung warum. Alle packten ihre Sachen und gingen aus der Disko. Ich war einfach frech, setzte mich nur, frühstückte und las danach. Es interessierte dann niemanden mehr und so verbrachte ich den Tag abwechselnd mit Schlafen, Lesen, Hörbuch und Essen.

Abends um Fünf liefen wir in Ancona ein. Es war schon ein komisches Gefühl, die Strecke wieder zurück zu fahren, die ich im Frühjahr mit dem Rad gekommen war. Bald wurde es dunkel und wir bogen ab in Richtung Schweiz. Ich bin noch nie durch den Gotthardtunnel gefahren und so war es schade, dass wir wegen Dunkelheit nichts von der Schweizer Bergwelt sahen.

So döste ich ein und plötzlich hielten wir an, was mich wieder erweckte. Fontas war zu müde und wollte auf dem Parkplatz kurz schlafen. Ich wollte eigentlich weiter, fühlte mich fahrfit, aber Lena mochte lieber fahren und fragte mich, ob ich sie bis nach Freiburg wachhalten könne. Aber klar doch! Die Plaudertasche gab alles und so waren wir morgens um Fünf, nach 12 Stunden Fahrt in Badenweiler. Nach schnellen 5 Stunden Schlaf im Gästezimmer dann ein Frühstück mit der Schmahlfamilie und danach ab zum Bahnhof. Dort luden wir mein Rad aus dem Hänger und ich hatte 25 Minuten zum Zusammenbau meines Rades. Top, die Zeit lief! Ich schaffte eine Punktlandung, in Zug hatte ich noch eine Schraube nachzuziehen und so ging es nach dem Umstieg in Freiburg nach Osthofen, zu meiner Bekannten Dagmar, bei ihr hatte ich 2 Wochen Asyl beantragt.

Nach insgesamt 49 Stunden Fahrtabenteuer kam ich dort an.

So schloss sich das Kapital Korfu 2013.

 

Diesmal ist das Tagebuch 6000 Worte kürzer ausgefallen, klar, im ersten Jahr gab es noch viel mehr Neues für mich zu erkunden.

Die Verleihzahlen der Räder blieben fast genau gleich, diesmal 635 Räder, anstatt 630 Fahrrädern im Vorjahr. Wieder waren ca. 800 Räder zu reinigen und in der ganzen Saison wollten 73 Plattfüße behoben werden. Mit etwa 30 Wanderungen waren es ebenfalls mehr als im Vorjahr, dafür hatte ich nicht jede Woche Zeit für Schnorcheltouren.

3780 Radkilometer waren es über die Saison, 700 mehr als im Vorjahr.

Beim Surfen gab es auch gute Fortschritte.

So, nun 3 Wochen Pause, dann geht es ab auf die Kanaren, ein neues Abenteuer will bestanden werden.

Aber Korfu: Ich komme wieder! Wir hatten dieses Jahr ein tolles Team, viele davon werden nächstes Jahr wieder dabei sein, da darf ich doch nicht fehlen!