Tagebuch Karibik Dezember 2012 - März 2013:

Riesenteletubbies in "Reihe" zwischen Eisschollen
Riesenteletubbies in "Reihe" zwischen Eisschollen

17.12.12 Es geht wieder los!

Nach knapp 2 Monaten Schreibpause geht es wieder los! Hier könnt ihr zukünftig wieder von meinen Abenteuern lesen. Diesmal wird es auch nicht so viel, versprochen! Zum einen sind es diesmal "nur" 3 Monate und zum anderen wurde mir auf meinem Seminar letzte Woche mitgeteilt, dass es wenig Freizeit und selten WLAN auf dem Schiff gibt.

Zur letzten Woche: Die verlief sehr spannend. 6 Tage Vorbereitungslehrgang in Rostock. Seenotrettung, Brandschutz, Erste Hilfe, Sicherheit und alles über AIDA. Schon die Fahrten mit der Bahn waren ein Abenteuer. Bei starkem Schneefall, an einem Sonntag nach Rostock, na bravo! Für meine Verhältnisse lief es noch erstaunlich gut. Nur 2 Stunden Verspätung, nur ein Zugausfall, aber die Wartezeiten alle im warmen Zug. Bei der gestrigen Zugfahrt dann nur ein defekter ICE, der durch einen Klapper-IC aus der Schweiz ersetzt wurde und eine Streckensperrung zwischen Frankfurt und Mannheim. Ein Umweg von 90 Minuten über Heidelberg und mehrfaches Umsteigen.

Das war schon alles! Für einen krisenerprobten Reisenden, der mit mindestens einer Übernachtung wegen Zugausfällen rechnet, ist das fast schon Pünktlichkeit!

Einige Gäste belächelten mich, wenn ich mit meinen 2 Rucksäcken dick bepackt durch die Gegend rannte. Aber nachdem es in dem IC kein Restaurant gab, nicht mal in den Zwischenbahnhöfen schaffte es das Personal, eine Flasche Wasser an Bord zu schaffen, guckten sie neidisch, als ich eine zünftige Brotzeit und 3 l Getränke aus den Taschen zauberte.

Nur habe ich keine Ahnung wie ich mein gewohnt großes Gepäckvolumen auf 20 kg für 3 Monate reduzieren soll. Auf der Luna habe ich eine Luxusachtquadratmeterinnenkabine und darf mir die noch mit einem Mitbewohner teilen! Da bleibt nicht viel Platz für den Hausrat. Auf Korfu hatte ich mit den 2 Fahrrädern 100 kg Material dabei und jetzt nur 20! Das gibt am Donnerstag Packprobleme!

Aber zurück nach Rostock: Die Nordlichter sind 20 cm Neuschnee an einem Tag nicht gewohnt und das auch noch am Sonntag! Silke, eine Freundin aus Worms (aber ursprünglich aus dem benachbarten Wismar) bestätigte mir heute, dass im Norden sonntags um 18 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden und das traf voll zu. Der Weg vom Bahnhof zum Hotel war ungestreut und auf dem Bürgersteig war der Schnee durch den Straßenräumdienst auf 30 cm hochgeschoben worden. Zum Glück hatte ich einen Rucksack anstatt Koffer gewählt, mit dem wäre ich stecken geblieben.

Das Hotel war als solches kaum erkennbar, die Schlüssel lagen in einem Safe, dessen Code ich über Telefon erfragte. Das Zimmer war weiß, die Wände ebenfalls, Schrank Fehlanzeige. Die Einrichtung zu 100% IKEA und so wurde das Hotel auch im Volksmund genannt. Nun plagte mich der Hunger, denn das Mittagessen in Hamburg fiel dem Zugchaos zum Opfer.

Im IKEA Hotel kein Mensch, ebenso im Umkreis von mehreren hundert Metern. Zwischen Hafenbecken und Schneewehen fand ich dann das Wohnschiff, auf dem sich die anderen Kursteilnehmer eingemietet hatten. Dort gab es auch eine Miniküche, in der ich 3 Stück Brot mit Käse „abstauben“ konnte. Zurück im Hotel gönnte ich mir eine Leseeinheit und als ich gerade am Einschlafen war, kam mein Zimmernachbar Enrico an. Ein junger Koch aus der Gegend von Pirna, mit dem ich 4 prima Tage verbrachte. Ab Montag hieß es dann Lehrgang und der war kein Zuckerschlecken. Jeden Tag mehrere Stunden Theorie in Deutsch und dann darüber 4 Klausuren komplett in Englisch. Die Praxis war auch nichts für Weicheier. Ich, der Vergnügungsparks hasse, durfte:

1) Von 7 m Höhe mit einem Freifallboot in die Ostsee schießen, dann alle Luken auf, einen Rettungsring als „Person über Bord“ werfen, diesen sichten, den Fahrer lotsen und mit einem Haken wieder einfangen.

2) Über ein MES (Marine Evacuation System) vom Pier in eine Rettungsinsel springen, wobei man sich am Eingang fühlt, wie an einer Schwimmbad-Wasserrutsche, nur dass diese dann senkrecht nach unten durch einen Stoffschlauch führt und meine Nase ziemlich am Stoff „scheuerte“ (das Teil sieht von außen aus, wie die Plastik-Bauschuttschläuche, die man an zu sanierenden Gebäuden sieht, in welche die Bauarbeiter ihren Schutt kippen, der dann durch die Röhre in den Container donnert). Einem Teilnehmer, Thomas, erging es ähnlich, er bekam so eine Geschwindigkeit, dass er fast aus der Röhre über Bord in die Ostsee gedonnert wäre.

3) Als überdimensionale Teletubbies in Rettungsanzügen in der 0°C kalten Ostsee paddeln, dabei in und aus Rettungsinseln krabbeln, mit Teilnehmern kuscheln (im Clinch, Reihe oder als Waffel), vom Pier springen, vereiste Leitern erklimmen und immer dabei der Kursleiter, mit dem Boot uns umrundend, um Wellen zu machen, damit es „realistischer“ erscheint.

4) In voller Feuerwehruniform mit verschiedenen Löschmitteln Übungsfeuer löschen. Ich erwischte die abgelaufendsten und unisoliertesten Stiefel, sodass mir unabsichtlich fast sehr warm wurde. Beim Arbeiten mit der Löschdecke glitt ich auf dem Eis aus und legte gerade noch mit einer Pirouette die Decke, anstatt mich aufs Feuer.

5) Beim verfrühten Silvesterfeuerwerk (Leuchtkörper zur Seenotrettung) mit Raketen, Fackeln und Rauchtöpfen wurde durch einen Querschläger fast das Wohnschiff abgefackelt.

 

Aber es ging alles gut aus und einen Tag danach fror dann die Ostsee zu. Wir konnten glücklicherweise vorher alles im Wasser abschließen, denn bei zugefrorener See hätten die Übungen ausfallen müssen. Da sie aber nötig sind, um auf AIDA zu kommen, hätte somit das Wetter fast meinen Arbeitsvertrag gefährdet.

 

Jetzt denkt ihr sicher, der spinnt komplett, das ist doch Seemannsgarn. Zum Beweis habe ich euch unten ein paar Bilder angehängt.

Nach 4 aufregenden Tagen standen danach noch 2 Tage theoretische Vorbereitung auf den Schiffseinsatz an. Das war dann unerwartet kurzweilig, ein prima Coach, der seinen Abschlusstest als witzige Jeopardy-Quizshow aufzog.

Nun weiß ich, was auf mich zukommt. 3 Monate in einer 8 Quadratmeter-Kabine ohne Tageslicht, die ich noch mit jemand teilen darf. Uniform tragen, täglich ein Sicherheitsdrill, eine 7-Tageswoche…hört sich an, wie bei der Bundeswehr, nur völlig waffenfrei und der große Unterschied: Ich bekomme es gescheit bezahlt und es findet in der Karibik, nicht im bundesdeutschen Matsch statt.

Hotel in La Romana
Hotel in La Romana

21.12.12 Hurra wir leben noch!

…und sind heile in der dominikanischen Republik angekommen. Der prophezeite Weltuntergang nach Ende des Maja Kalenders trat nicht ein. Ich sitze momentan in einem schicken Hotel , genieße die Ruhe nach dem langen Flug und die Möglichkeit vor dem Aufstieg morgen in der Frühe, nochmals mit solidem Internet ein Lebenszeichen von mir zu geben.

Es war ein langer Tag. Er begann um sieben Uhr morgens bei meinem Neffen, der mir Asyl auf seiner Couch gewährte und mich dann die verbleibenden 10 km zum Flughafen mitnahm.

So hatte ich dem Wetter vorgebaut, das Schneeregen und Blitzeis ankündigte und konnte mit ihm die halbe Nacht quatschen, denn wir hatten uns lange nicht mehr gesehen.

Am Flughafen dann gleich eine Standardbotschaft: Wegen Defektes musste das Flugzeug getauscht werden, dadurch ergab sich eine Stunde Verspätung. Juhu! Aber da es bei mir inzwischen zum Alltag gehört, war ich kaum genervt und „genoss“ das Rumhängen im Check-In Bereich.

AIDA hatte für mich überraschend einen Premium Platz gebucht, so kam ich in den Genuss meines ersten leckeren Flugzeugessens und massenweise Getränke plus Schokis zwischendurch. Es liefen tolle Filme, ich hatte gute Musik dabei, dazu der Bordcomedykanal, so ging der Flug schnell um. Ich konnte mich danach durch meinen Gangplatz und gute Beinfreiheit auch sogar noch bewegen.

Aufs Schiff konnte ich mich ebenfalls schon einstimmen, insgesamt eine Stunde lang gab es Turbulenzen, meist während der Essenseinnahme, was vielen ziemlich der Appetit verdarb, speziell dem Teeniemädel neben mir. Ich steckte es locker weg, amüsierte mich köstlich bei Ice Age 4 und bombastischen Lebkuchenriegeln.

Um 17 Uhr Ortszeit kamen wir, nach 10 Stunden Flug, in Punta Cana an. Die Landschaft ist sehr ländlich, unspektakulär, es erinnerte mich bei der Taxifahrt an die A 67 durchs Ried. Platt, Felder, Bäumchen, Kühe, nur die Palmen dazwischen machten den kleinen Unterschied.

Im Gegensatz zum Flughafen. Die Dächer komplett aus Palmwedeln, abgefahren. Innen dann karibische Trommler und Bodenpersonal in kurzen Hosen.

Im Taxi konnte ich dann feststellen, dass mein spanisch schon nach einem Jahr Pause eingerostet ist, denn der Fahrer sprach kein Englisch. Nach ein paar Kilometern schmolz aber das Eis, nachdem ich im Angesicht des Sonnenuntergangs meine neue Sonnenbrille auspackte, der Taxifahrer sie rattenscharf fand , wir tauschten und bei 100 kmh Modenschau im Innenspiegel machten. Er fragte mich, ob ich noch andere dabei hätte, was ich bestätigte. SO wurden alle 3 Modelle von ihm getestet und meine Weiße bekam ich nur wiederwillig zurück, denn die passte ganz toll zu seinem weißen Hemd und dem weißen Basecap. Da mir seine aber meiner Meinung nach gar nicht stand, sah ich vom Tausch ab. Ich bekam bis zum Hotel eine Fortbildung über hiesige Fortbewegungsmitteln. Carros, Coches, Minibu und Motobicis oder wie er alles nannte.

Und was bekommt ein Vegetarier für ein Hotelabendessen? Spaghetti Napoli, absolut lecker. Die prima englisch sprechende Rezeptionistin verwickelte mich sodann in ein 30 minütiges Gespräch, in dem ich schon einiges über das Land lernte. Das alles fand neben einem wild blinkenden Weihnachtsbaum statt (Bild folgt, mein Kabel ist noch irgendwo in den Tiefen meines Gepäcks versteckt), neben Palmen und bei fast 30°C bei heftiger Luftfeuchtigkeit. Hier klebt alles, wie in Wormser Sommertagen ohne Wind, kurz bevor ein Gewitter kommt. Schee babbisch!

Hier ist zwar erst 10 Uhr abends, aber bei 5 Stunden Zeitverschiebung und nur 5 Stunden Schlaf vergangene Nacht, ist es jetzt Zeit, um mich das letzte Mal für die nächsten 3 Monate in einem 4 Quadratmeterbett auszustrecken. Ab Morgen heißt es schlafen im Hasenkasten!

Da mir prophezeit wurde, dass ich die ersten 2 Wochen auf dem Schiff keine Freizeit haben werde, sage ich jetzt schon mal allen: Ein frohes Fest und einen guten Rutsch!

Ahoi! Mast- und Schotbruch!

Sonnenaufgang auf Antigua
Sonnenaufgang auf Antigua

22.12.12 An Bord!

Puh! Bin ich fertig! Der erste Tag ist geschafft. Im Moment laufen wir gerade aus dem Hafen La Romana aus. Ein 15 Stunden-Tag liegt hinter mir. Vom entspannenden Frühstück unter Palmen ging es mit dem Taxibus an den Hafen. Ausreiseformalitäten erledigen und dann ab aufs Schiff. Was ein Koffer. 14 Decks, die vor dir aufragen wie eine Wand. Sicherheitscheck, danach zum Crew Purser (Personalabteilung) die Formalitäten klären und dann nahm mich mein Bikerkollege Ole in Schlepptau. Im Laufe des Tages rannte ich bestimmt 2 Stunden hinter ihm her kreuz und quer durch das Schiff, meist im Laufschritt, denn er hat viel längere Beine als ich. Später versuchte ich mich dann selbst im Orientierungslauf und versagte mehrmals kläglich. Immer wenn ich mir gerade einen Weg gemerkt hatte, war er auch wieder versperrt. In meiner Kabinennähe sind das Haupttreppenhaus und die Lifte. Da heute großer Wechseltag der Gäste war, stapelten sich dort oft die Koffer oder es war gänzlich gesperrt. Bravo! Weg war die Orientierung. Aber da es hier jedem so erging, kannst du jeden fragen oder viele sehen es dir schon an, dass du panisch umherirrst.

Nachdem ich meinen ganzen Kram zusammen hatte (Schlüssel, Bettwäsche, Kissen, Decke, Klopapier, Kleidung, Codes) wurde die Luxusinnenkabine bezogen. Meinen Kabinenkollegen Paul sah ich bisher nur flüchtig, er hatte am Tag frei und arbeitet ansonsten in einem Shop.

Dann hieß es am Verkaufsschalter für Fahrradtouren zuschauen, Sicherheitseinweisung anhören und danach der erste Drill. Schwimmwesten, Käppchen und Jacke im Sauseschritt aus der Kabine holen und dann auf Sammelstation gehen, um weitere Anweisungen abzuwarten. Ich blieb zum Glück vor weiteren Aufgaben verschont und nachdem es den neuen Dienstplan für morgen gab, kann ich mich jetzt endlich setzen und diese Zeilen schreiben. Aber alle sagen: Wenn du die ersten 2 Wochen geschafft hast, dann wird alles lockerer. Morgen folgt dann ein Seetag mit massig Einweisungen und Meetings und übermorgen gibt es den ersten Landtag auf Tortola. Weihnachtsradtour als Lumpensammler bei 30°C und 60 % Luftfeuchtigkeit. Jetzt heißt es schnell akklimatisieren (was aber auf dem saukühlen Schiff mit all den Klimaanlagen sicher nicht leicht fällt. Viele sind hier erkältet, da du draußen affenartig schwitzt und dann in die Kühle kommst. Nun versuche ich mal zu schlafen, bei brummender Klimaanlage, Motorengeräuschen und Wellengang. Vorher teste ich noch, ob ich hier überhaupt eine Internetverbindung hinbekomme, wenn dies der Fall ist, könnt ihr diese Zeilen nun auch lesen!

Auslaufen bei Sonnenuntergang auf Tortola
Auslaufen bei Sonnenuntergang auf Tortola

25.12.12 Weihnachten unter Palmen

Wahnsinn! Nur 3 Tage sind vergangen und mir kommt es vor, als wären es schon 2 Wochen. So viel Input für mein Hirn! Am Seetag stand noch viel Theorie an, es waren 3 Einweisungen, dazu Schalterarbeit, Werkstattkurs bei Steffen und viel Rennerei, um die alltäglichen Dinge des Lebens zu bekommen. Bis ich soweit alles zusammen hatte, kannte ich mich auf dem Schiff schon gut aus.

Abends dann Freizeit! Was ganz Neues. Ich begab mich mit den Kollegen in die Crew-Bar zum lockeren Plausch und: Alkoholfreiem Weizenbier! Und das noch von meiner Lieblingssorte! Yes! Hätte nie gedacht, das hier an Bord zu finden. So war der Abend schon gerettet.

Gestern dann der 24.12. und ein Geschenk der besonderen Art. Die erste Radtour, raus aus dem dunklen Bauch des Schiffes. Mit Steffen und 20 Gästen ging es über Tortola, einer alten Pirateninsel. Steffen, Ex-Jugendrennfahrer legte bei der Hitze ein mächtiges Tempo bei Rückenwind der Küste entlang vor. Da hieß es mächtig die Ohren anlegen und als Lumpensammler hinterher.

Am Yachthafen dann das erste Mal Zeit die Bauweise und Bevölkerung zu registrieren. Coole Typen an jeder Ecke, Dreddlocks, Mützen, coole Klamotten, ein lässiger als der andere.

Dann über einen kräftigen Anstieg zum Traumstrand. Weißer Sand, 26°C warmes Wasser, Wellen, Palmen, Korallenriffe, alles zum Verlieben. Raus aus den Fahrradklamotten, rein ins Wasser und genießen. Das hatte ich seit Oktober in Korfu vermisst. Meine private Weihnachtsfeier auf dem Wasser treibend, das Glücksgefühl wurde erst mal mit einem lauten Schrei rausgebrüllt.

Mit Steffen (der mit Weihnachtsmütze am Strand den netten Mädels nachschaute) betätigte ich mich als Robinson Crusoe, wir knackten eine Kokosnuss nur mit einem Holz, Steinkeilen und Steffens Muskelkraft. Wir bohrten Löcher in die Nuss und stießen auf Weihnachten mit Kokosmilch an. Nach 2 Stunden Strandfreude ging es über einen fast 30% steilen Berg zurück, da ging einigen die Puste aus. Ich hielt mich gut und durfte die Rückfahrt dann führen. Ich wusste schnell warum. Es herrschte mächtig Gegenwind, Steffen machte es sich hinten im Windschatten gemütlich und ich durfte vorne im Wind kämpfen. Es machte mir aber wenig aus, ich war froh, mich nach dem deutschen Schmuddelwetter, viel Sitzerei in Lehrgängen und Flugzeugen, endlich wieder austoben zu können.

Glücklich feierte ich mit den Kollegen abends Weihnachten in der Crewbar, wir drückten uns um die Weihnachtsgala mit den Gästen, denn dort war Abendanzug und Singen angesagt. Nach einem langen Abend und viel zu kurzer Nacht ging es heute auf eine mittelschwere Tour mit Ole und 20 Gästen auf Antigua. Wir fuhren durch typische karibische Dörfer, vorbei an ehemaligen Zuckermühlen, bunte Häuschen, mit noch bunteren Bewohnern. Wie manchmal auf Korfu war es heute auch wieder eher wie Schafe hüten. Durch spontane Fotopausen, Konditionsschwächen und Geschenke verteilen an Kinder, zog sich die Gruppe oft auseinander oder wir verloren Ole komplett. Aber wir fanden uns immer nach kurzer Zeit wieder und so fuhren alle zusammen an einen schönen Strand mit Beachbar. Nicht so schön, wie auf Tortola, das Wasser auch etwas kühler, aber immer noch traumhaft. Zurück am Schiff hieß es dann wieder 60 Räder verstauen, Reparaturen vornehmen, Großwäsche machen, Weihnachtsessen einnehmen (was mächtig ausfiel, da uns auf Touren das Mittagessen durch die Lappen geht) und dann wieder 2 Stunden Schalter. Nun geht ein 12 Stunden Arbeitstag zu Ende. Ich rannte noch ewig im Schiff herum, um für unser Team an Neujahr die Bowlingbahn zu mieten. Am Ende stellte sich heraus, was ich befürchtet hatte. Ich wurde veräppelt, es gibt auf dem Schiff gar keine. Scheint ein beliebter Scherz zu sein, denn verschiedenste Abteilungen spielten mit und schickten mich immer weiter. Als es fest stand, dass ich auf die Schippe genommen wurde, hatte ich aber wieder neue Teile des Schiffs kennen gelernt und mein Verlauffaktor geht langsam gegen Null.

Jetzt haue ich mich bald ins Bett, denn morgen steht die anstrengendste Tour der Reise an, über 40 km und 900 Höhenmeter im Regenwald von Dominica. Hier wurden Szenen aus den Filmen „Fluch der Karibik“ gedreht, mal sehen, ob ich morgen Jack Sparrow begegne. Euch allen auch noch einmal frohe Weihnachten!

Im Regenwald von Dominica
Im Regenwald von Dominica

26.12.12 Verirrt im Regenwald Irgendein Scherzkeks meinte in Rostock, dass es in der Karibik kaum Fahrradtouren gibt und es eine ruhige Zeit werden würde. Pah! Die langjährigen Kollegen bestätigten mir, dass es die anstrengendste Reise ist, denn auf 15 Reisetage verteilen sich 12 Landtage mit Radtouren. Dazu die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit … und ich mittendrin: Am 2. Weihnachtstag ging es nach Dominica. Eine traumhafte Insel. Bergig, Regenwald und abgedrehte Bewohner. Die Einreisebestimmungen sind sehr streng und so mussten wir unsere Räder vorher schrubben, damit wir nicht Dreck von anderen Inseln einschleppen. In Antigua wurde uns das Waschen auf der Pier verboten und so wurde im Fahrradlocker per Hand geschrubbt. Dazu mussten wir einen örtlichen Guide mitnehmen. Diesmal war es wenigstens ein ganz fitter und auch solide englisch sprechend. Das war wohl auch schon ganz anders. Sein Kumpel war auch dabei. Er fuhr uns aus Spaß hinterher, schrieb am Berg, gelangweilt von unserem Tempo, SMS und trug als Schuhwerk Badelatschen. Dabei saß er auf einem Nobel-Carbonrad erster Sahne. Wo er das wohl her hatte? Ich fuhr mit Ole die Aktivtour, die schwerste im ganzen Programm. Das musste ein Gast auch ganz schnell feststellen, bei 30°, 200 Höhenmetern und 80 % Luftfeuchtigkeit war die Luft weg. Ich brachte sie zurück, die anderen fuhren weiter. Ole stellte es mir frei, ob ich mich nochmal den Berg hochquälen wollte, aber die Insel sah so interessant aus, dass ich wieder den Berg anging. Überall Hütten in jeglichen Farben und genauso bunten Einwohnern. Aber ganz schön dreckig. Überall in den Siedlungen lag der Müll und wir müssen hierfür die Räder auf Hochglanz schrubben. Das passt nicht. Dann fuhr ich in den Regenwald ein. Was eine Kulisse, traumhafte Flora! So was hatte ich noch nie gesehen…und der Name war Programm. Es fing an zu regnen. Nach dem Schauer 100 % Luftfeuchtigkeit, immer noch genauso warm und 700 Höhenmeter nach oben. Echt hart. Ich schaffte es aber gut, bis ich an einen Kreisel kam. Da ich die Tour erst aufnahm, gab es keine Vorlage und das Navi zeigte auf der Karte nur eine Straße auf der Insel an (und das war die Küstenstraße), sonst nur gähnende Leere. Eine Karte haben wir nicht an Bord. Also rumfragen und dann den kleinen Ausflugsbussen folgen, die unsere weniger sportlichen Passagiere beförderten. Irgendwann sah ich alle Busse, massig Gäste von AIDA, aber keine Radfahrer. Alle bestätigten, dass sie auch nie hier waren. Die Trafalgar-Wasserfälle, an den Szenen aus „Fluch der Karibik“ gedreht wurden, bekamen dann Wassernachschub, es begann in Strömen zu kübeln. Alle schwärmten von den Fällen, aber mit Radschuhen bei Matsch 10 Minuten dort hin zu stapfen, hatte ich keine Lust. Ein einheimischer Guide beschrieb mir dann den Rückweg, ich war viel zu weit und zu tief. Also im Regen wieder bergauf, bis zu dem doofen Kreisel und richtig abbiegen. Ole rief mich an, sagte, dass er schon an Bord sei und ich aufpassen sollte, dass ich nicht die Abfahrt des Schiffes verpasse. Ich war aber guten Mutes, fuhr weiter, kam an ein Flusstal, das mir den Atem raubte. Regenwald, Felswände, Bananenplantagen und der Fluss, ein Traum! Von da aus ging es bergab zur Küste und über deren Straße durch abgefahrene Ortschaften zum Schiff. Ich hätte gerne fotografiert, aber einige Rastafaries sahen mich so grimmig an, dass ich befürchtete, wenn ich angehalten hätte, wären danach Kamera, Fahrrad und Rucksack weg gewesen. Zurück auf dem Schiff war ich schon in aller Munde und selbst ganz schön platt, nach 70 anstatt 45 km und 2200 Höhenmetern anstatt 900. Abends dann noch 2 Stunden Verkaufsschalter, anschließend Crewparty mit allen Getränken frei. Um Zwölfe fiel ich völlig fertig ins Bett.

Ich "unter" Bananen auf St. Lucia
Ich "unter" Bananen auf St. Lucia

27.12.12 Nass von allen Seiten

Eigentlich wollte ich in die Karibik, um dem schlechten Wetter zu entfliehen, aber was ich jetzt schon nass wurde, ist der Hammer. Dabei ist doch Regenzeit erst in den Sommermonaten. Heute in St. Lucia regnete es erst einmal, als wir die Räder rausschoben. Toll, nach dem Regen gestern hatten wir gerade alle geölt und nach dem Schauer waren die Ketten gleich wieder am Quietschen. Mit Steffen hieß es Aktivtour über die Bananeninsel (60 % des Exportes machen sie auf der Insel aus). Durch das Verkehrschaos der Hauptstadt ging es nach oben in die Plantagen. Steffen wunderte sich auf dem Bergplateau sehr, denn es regnete nicht. Normal ist das hier immer der Fall, deshalb bauen die Einwohner auch alle ihre Häuser auf Stelzen. Durch schöne kleine Dörfer ging es runter an einen Funsportstrand. Mir viel zu viele Boote und nach Tortola und Antigua viel zu hässlich zum Schwimmen (man wird hier wählerisch). Nach Beendigung der Tour gab es beim Einparken der Räder dann doch wieder Wasser aufs Haupt und anschließend hieß es den Tauchern helfen beim Waschen der Ausrüstung. Dabei wurden ich, der Boden und alles andere im Raum zum letzten Mal am Tag nass.So, heute mal nicht so viel Text, denn ich muss jetzt schnell zur Sicherheitsübung.

Helmmode 2013
Helmmode 2013

30.12.12 Segway? Wat’n dat?

Hups, schon wieder 3 Tage vorbei. Wahnsinn, was hier die Zeit wieder rast. Nun denn:

Vorgestern waren wir in Barbados. Dort gibt es im Moment keine Touren, da die Straßen rund um die Hauptstadt viel zu gefährlich sind. Wir fuhren mit 3 Bikern auf Erkundung neuer Touren. Mit einem Taxi, wobei es sich um einen Pickup handelte, mit 3 Rädern auf der Ladefläche, zur Atlantikseite. Dort kurvten wir auf 2 verschiedenen Routen durchs Land. Wundervolle Landschaft. Üppiges Grün, wilde Küste und schnucklige Dörfer. Was bei Erkundung nicht fehlen darf, sind ein paar kleine Verfahrer und natürlich der obligatorische Regen. Willi und ich erkundeten die größere Schleife und Ole die kürzere Tour von Küste zu Küste. An der Karibikküste trafen wir uns wieder, suchten noch für die Gäste einen schicken Badestrand und einen Verladeplatz für die Räder. Wir wollten uns aber nicht wieder abholen lassen und fuhren mit dem Rad zurück zum Schiff. Kurz darauf wussten wir auch, warum dort mit Gästen nicht gefahren werden kann. 25 km durch dichten Verkehr, der auf Radfahrer keine Rücksicht nimmt. Dazu noch tiefe Pfützen durch die Schauer. Am Ende waren wir alle 3 pitschnass und dreckig ohne Ende. Dazu wollten mich noch 2 gelbe Linienbusse zwischen sich zerquetschen, ich schaffte es gerade noch in eine Einfahrt zu flüchten. Am Ende des Tages war ich ziemlich platt. 60 km im Affentempo über die Insel (die Tierchen begegneten uns auch im Affenzahn über die Straße huschend), danach noch 3 Stunden Verkaufsschalter und zum krönenden Abschluss AIDA Clubtanz der ganzen Crew, vor versammelter Gastgesellschaft. Ich und tanzen?! Das war noch nie was. Da mir vorher auch niemand die Choreographie zeigte, sah das wohl ziemlich dämlich aus. Ein Gast meinte danach auch zu mir: Das üben wir wohl noch!

Gestern ging es in gemütlicher Geschwindigkeit über Tobago. Wir fuhren mit den Gästen an den Turtle Beach, an dem aber keine Schildkröten zu sehen sind, jedoch legen sie dort ihre Eier ab. Über eine alte Festung fuhren wir an einen unspektakulären Strand. Dachte ich. Als ich mich ins Wasser begab, schlug ich beim ersten Schwimmzug auf dem Boden auf. Das Wasser war total flach und unter mir erstreckte sich eine Traumlandschaft. Ein kleines Riff mit Korallen, Meerespflanzen und Fische, wie ich sie nie zuvor sah. Alle Formen und Farben, der Hammer! Eine Sorte war schwarz, mit leuchtenden blauen Punkten, die aussahen, als ob der Fisch von innen mit LEDs beleuchtet wird. Zurück ging es über eine riesige Ferienanlage, herrlich gepflegt, mit Seen, die zum Baden einluden. Da meinte Willi aber direkt, es wäre keine gute Idee und um die nächste Ecke stand auch ein deutliches Schild: Baden verboten! Kaimane! Ok, das sah ich ein. Über die wilde Atlantikküste ging es zurück nach Scarborough aufs Schiff.

Abends wurde ich dann zum Segwaykurs verdonnert. Wir haben davon 10 Stück an Bord und fahren etwa jeden zweiten Tag eine Tour damit. Wer damit nichts anfangen kann: Es ist ein zweirädriges Elektrofahrzeug, dass durch Körperverlagerung im Stehen gefahren wird. Am Anfang eine wacklige Angelegenheit, aber nach einer Stunde standen wir alle wie eine Eins auf dem Teil und schwupps, hatte ich einen neuen Führerschein in Händen.

Heute fuhr ich mit Willi und den Fortgeschrittenen über Grenada. Auch eine sehr grüne Insel vulkanischen Ursprungs, mit toller Vegetation. Der Morgen verlief aber noch im Chaos. Ich musste noch zu meiner 3. Sicherheitsunterweisung, kurz vor der Tour. Einige tauchten nicht auf und so telefonierte der Sicherheitsoffizier hinter ihnen her. Dann funktionierte sein Laptop nicht wie gewünscht und es wurde immer später. Nach Beendigung raste ich nach unten, packte meine 7 Sachen zusammen und sauste mit dem Rad den Gruppen hinterher. Diesmal ging aber alles gut und wir fuhren über Berge und Dörfer. Die Insulaner sind sehr gläubig und so kamen wir am heutigen Sonntag an fast 10 Kirchen vorbei, in den stundenlange Gottesdienste abgehalten wurden. Teils hörten wir nur die Predigt, aber mehrmals auch lebhafte Gospelchöre. In einer Kirche sang jemand lauter als alle anderen und so schief, dass wir schnell das Weite suchten. So langsam ist es auch genug mit dem Lumpensammlerdasein, ich kann das Elend nicht mehr sehen. Vorne beim Guide grasen die guten Schafe und hinten dümpeln die schwarzen Schafe rum. Ein Gras-, äh, Schaltverhalten zum Wegrennen. Ich bin bisher nur die Fortgeschrittenentouren gefahren, aber was da trotzdem im Getriebe gerührt wird, ist unglaublich. Da knackt und scheppert es vom Feinsten. Manche fahren auch tiefer gelegt, was derbe auf die Oberschenkel geht, andere benutzen bergauf größere Gänge als bergab. Großes Kino, aber meist ohne happy end, denn ich muss immer hinten fahren, bis mir die Augen und Ohren schmerzen. Da doch lieber vorne fahren und sich verfahren. :-)

Die Belohnung gab es dann aber am Strand. Eine rattenscharfe Strandbar mit dem besten Bananenshake meines Lebens. Aus frischen, reifen Früchten, mit etwas Bananensirup gesüßt. Zum Reinsetzen! Das Meer war allerdings nicht so spektakulär, dafür wild und eine gute Konditionsübung beim Gegenströmungsschwimmen. Zurück am Schiff hieß es die Räder fürs neue Jahr waschen, 500 Trinkflachen mit Energiepulver vorfüllen und neue Helmkreationen für 2013 anfertigen. Auf dem Bild seht ihr unser Model mit der Doppelbierflaschenhalterung. Der neuste Schrei!

Anschließend hieß es wieder Segway. Diesmal aber weniger fahren, sondern mit Steffen einen Führerscheinkurs leiten, was uns sehr gut gelang. Alle 4 Teilnehmer beherrschten nach einer Stunde ihr Gefährt sehr gut.

Nun mache ich Schluss und gehe auf Filmabend in die Werkstatt. Dort haben wir vorhin schon mit Pappkisten ein Sofa gebaut. Mal schauen, was das gibt!

Sumpfland auf Isla Margarita
Sumpfland auf Isla Margarita

31.12.12 Bueno año nuevo! (Heute waren wir auf Isla Margarita mit spanisch als Amtssprache)

Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr! Bei euch war schon Silvester, wir haben noch etwas Zeit. Mal schauen, was das hier gibt. Mit mir sind extra 2 Feuerwerker an Bord gekommen, die jetzt über eine Woche hier am Basteln waren. Da ansonsten Kracher jeder Art verboten sind, werde ich mich auch an Deck trauen.

Unser Filmabend musste gestern leider wegen Monatsstundenabrechnungen für mich verkürzt werden. Erst spät kamen wir in unseren Locker (Werkstatt und Fahrradlager), schauten uns Filme unseres Biker Steffen an, die er in Norwegen und New York gedreht hatte. Der Hauptfilm war mir dann zu spät, denn heute ging es sehr früh raus. Auf der Isla Margarita gibt es am Hafen keine Sehenswürdigkeiten und so luden wir in der Frühe 25 Räder und 10 Segways (die blöden Dinger wiegen 50 kg pro Stück) in Laster, die Gäste und uns in Klapperbusse, dann ging es eine Stunde über die Insel in den Norden.

Die Insel ist nicht meine. Sie gehört zu Venezuela, ist relativ arm, der Müll türmt sich am Straßenrand, dazwischen tote Tiere. Überall Glasscherben, das bescherte uns dann auch einen Platten. Die Landschaft ist auch nicht besonders schön, die Bewohner fahren wie verrückt und Kinder penetrierten uns an jedem Ort, an dem wir rasteten. Dafür sah ich das erste Mal Wasserbüffel, Geier und schwarze Adler. Die tollsten Amischlitten fahren hier rum, denn die Spritfresser will niemand mehr haben. Da das Benzin hier zwischen 1 und 3 Cent kostet, werden die alten Autos hierher verscherbelt und die Ärmsten fahren mit den dicksten Kisten rum. Massig Caddys, ich dachte, irgendwann müssen doch die Blues Brothers hinter dem Steuer sitzen.

Der Fruchtshake an der Strandbar war genial, dafür kamen dort unsere Transportmittel nicht bei. Wir hatten ihnen 3x gesagt Schiffszeit, nicht Ortszeit (es weivht um 30 min. ab). Morgens kamen sie nach Schiffszeit, nachmittags nach Ortszeit und das schon das vierte Mal in Folge. Also standen die Gäste 30 min. in der prallen Hitze, ich fuhr mit ihnen dann im Bus zurück, während Ole und Willi alleine die Räder laden mussten. Wir hatten die Hoffnung, dass die Räder schnell über die Insel befördert werden, damit jeder Gast sein Rad über die Pier schieben kann. Aber weit gefehlt. Um die Gäste nicht komplett zu dehydrieren, schickte ich sie aufs Schiff und so mussten wir die ganzen Räder alleine die 300 m von Parkplatz bis zum Schiff bringen. Zum Glück hatten wir schnell Hilfe aus der Crew, die gerade von Ausflügen zurück kamen. Zum Schluss war der einzige fast Dehydrierte ich.

Ab heute beginnt eine neue Zeitrechnung. Ich habe alle Sicherheitseinweisungen und sonstige Schulungen hinter mir. Im Schiff verlaufe ich mich nicht mehr und heute habe ich den ersten freien Abend. Das Heftigste ist geschafft! Interessant wird es nächsten Montag, da steht dann die erste selbstgeführte Radtour an. Bis dahin ist aber noch Zeit und jetzt heißt es erst einmal die ABC Inseln erkunden. So, jetzt noch schnell alles ins Internet stellen und dann ab zu Dinner for One. Live! Gespielt von Schauspielern auf dem Schiff.

Altstadt von Willemstad auf Curacao
Altstadt von Willemstad auf Curacao

03.01.13 Auf den ABC Inseln

Vielen Dank für eure lieben Neujahrsgrüße! Auch euch allen nochmals alles Gute!

Nach der venezuelischen Isla Margarita ging es im neuen Jahr in holländische Hoheitsgewässer, die ABC-Inseln Aruba, Bonaire und Curacao standen an, die wir aber in der Reihenfolge BCA anfahren.

Dinner for one gab es noch vor der Küste von Isla Margarita. Klasse! Markus, der den Butler James spielte, war so was von authentisch, ich war völlig begeistert. Kulisse, Text und Gesten stimmten, nur war eben alles live und in bunt. Danach auf hoher See versammelten sich Gäste und Crew auf dem Pooldeck und dann begann die Silvestersause. Ein tolles Feuerwerk mit Lasershow und beeindruckender Musik. Leider ging das Schauspiel nur 5 Minuten. Beim anschließenden Wiener Walzer verkrümelte ich mich schnell in die Crew-Bar und spielte dort mit Serben und Phillipinos Kicker bis spät in die Nacht, da wir am Neujahrsmorgen erst 2 Stunden später losfuhren.

An Neujahr wurde Bonaire angesteuert. Ich fuhr mit Willi die Softtour. Sehr gemütlich im Tempo und topfeben, platt wie eben auch in Holland. Von Kralendijk quer über die Insel, vorbei an Mangrovenwäldern, Kakteenlandschaften, Leguanen und Flamingos hin zum Lac Bay. Ein Traumstrand mit türkisenem Wasser. An 2 Strandbars und einer Surfstation tummelten sich viele Touristen. Das Wasser war der Hammer. Kristallklar, 30°C warm und nie tiefer als 1 Meter. Kreuz und quer tummelten sich „Schwimmer“ (die meisten liefen eher) und Surfer wild durcheinander. Ein Surfschein braucht dort auch niemand und dementsprechend schlecht fuhren die meisten. Also nix wie weg. Ich schwamm weit nach draußen ans Riff, wollte eigentlich bis ins offene Meer schwimmen, aber dort war es so flach und unter mir massig Korallen und Seeigel mit 10 cm langen Stacheln. Wenn dich dort eine Welle hin spült, dann gute Nacht. Also blieb ich kurz dahinter und schaute mir die bunte Unterwasserlandschaft an. Herrlich! Und dann lag da noch ein besonderer Schatz auf dem Boden. Eine teure Uhr, voll funktionsfähig und wasserdicht. Macht sich sehr schick am Arm.

Aber eigentlich ist das der Strand der Sanduhren. So weiß und so fein, der wird bestimmt in Sanduhren eingefüllt. Wenn in 2 Wochen guter Wind sein sollte, gehe ich nicht schwimmen, sondern eine Runde surfen, auch wenn es dort nicht billig ist. Aber immerhin rangiert der Strand in der weltweiten Beliebtheit der Surfer auf Rang 3, das soll schon was heißen. Einen Profi konnte ich auch beobachten. Er machte eine Art Ballet auf dem Surfbrett, Wahnsinn wie er das Segel um sich herum wirbelte.

Zurück auf dem Schiff hieß es den Tauchern helfen die Ausrüstung zu waschen. Bonaire ist ein Tauchparadies und dementsprechend viele Gäste nahmen das auch wahr.

Als nächstes war dann das C wie Curacao dran. Als ich, wie so oft, bei Sonnenaufgang auf das Bugdeck (nur für die Crew) ging, um etwas Frühsport zu machen, war ich ganz schön überrascht. Bisher lagen wir immer in kleinen Häfen, das Schiff überragte alles andere. Heute legte das Schiff in einem Kanal an und vor uns überzog eine riesige Brücke das Tal. Ein paar bunte Häuser auf der einen und eine riesige Raffinerie auf der anderen Seite. Nicht hübsch. Als ich dann in den Locker kam, ertönte Ave Maria. Willi ist manchmal etwas abgedreht und so sang er zur Originalmusik seinen eigenen Text, der von uns Bikern handelte. Dazu rennen im Moment seit Silvester fast alle Männer unserer Abteilung mit Schnauzbart rum. Das war so eine Bierlaune in der Crewbar. Wir sprachen darüber, wie doof doch Schnurrbärte aussehen können und dachten uns, da sollten wir mal einen Trend für 2013 setzen. Mal sehen, wer ihn als erstes abrasiert. Lust hat niemand drauf, aber wer sich als erstes befreit, muss den anderen eine Runde ausgeben.

Mit Willi fuhr ich dann auch auf die Tour. Eine gemütliche Runde durch Willemstad, zum Tafelberg, einmal rund um die stinkende Raffinerie zum Pirate Bay. Der war aber nicht von Piratenschiffen, sondern von Jet-Skis belegt. Die bretterten dort überall durch die Gegend und für die Schwimmer blieb ein abgetrennter Teil, kaum größer als ein Schwimmbadbecken. Dazu war das Wasser kalt, ne, da bekam mich niemand rein. Die wahren Piraten waren die Bardamen, Halsabschneiderpreise und immer schön unfreundlich. Dazu viel Verkehr auf der Insel und überall Ölgeruch. Nicht schön. Das Ende entschädigte dann aber. Nach einer Stadtrundfahrt per Fahrrad durch die Altstadt, ging es dann mit den anderen Bikern zusammen über eine schwimmende Brücke auf Futtersuche, zu Fuß. Das Essen in der Schiffsmesse ist eben nur Kantinenfutter und außer an Feiertagen wenig lecker. Mein Clubsandwich war schon lecker, aber das Eis im danebengelegen Laden hervorragend. 2 dicke Kugeln in selbstgemachten Waffeln, traumhaft! Danach weiter zu den schwimmenden Märkten und die Bananenauslage durchprobieren. Im Fresswahn nahm ich erst riesig Große, die waren aber wenig lecker, unaromatisch und die Schale war nur mit den Fingern kaum ablösbar. Pelzig waren sie auch noch. Ein Pärchen aus Venezuela beobachtete mich und nachdem ich für sie ein Bild mit AIDA machte, gaben sie mir aus Dank den Tipp, wo es die besten Bananen gäbe. Also hin und nochmal 2 leckere Bananen hinterher gestopft. Die genoss ich dann an der Promenade, die mit buntesten Giebelhäusern so hübsch ist, dass sie auf allen Nummernschildern zu sehen ist. Kugelrund ging es dann zum Schiff zurück, müde von der ganzen Lauferei. Abends wollte ich mich eigentlich noch mit den Kollegen treffen, aber beim Lesen fiel ich in einen komatösen Schlaf und wachte erst wieder am Morgen auf. Anscheinend habe ich mich jetzt an die Schiffsgeräusche gewöhnt und der Körper holt sich seinen fehlenden Schlaf.

Nun folgte das A, wie Aruba. Wir legten am Morgen bei Regenschauern an, aber dann wurde es ein prächtiger Tag, aber nur, was das Wetter anging. Mit Willi und Ole ging es auf Softaktivtour. Mit Rückenwind war sie soft, aber der 2. Teil sollte über Schotter gehen und bei vollem Gegenwind. Da sich das 8 Gäste nicht zutrauten, fuhr ich mit ihnen auf der windgeschützten Seite der Insel wieder zurück. Ole beschrieb mir den Badestopp: 1 km hinter dem Baukran an einem Jetski-Verleih sollte ich auf die anderen Gruppen warten. Also mein erstes selbst geführtes Teilstück. Das hatte es in sich. Nach 3 km lagen 2 Damen auf der Nase, weil sie nur auf den schönen Strand, nicht auf den Bordstein achteten und dazu noch zu wenig Abstand hielten. Dann verfuhr ich mich kurz, was aber niemand merkte. Am Strand angekommen, versuchte ich für die Gäste Liegestühle und Sonnenschirme zu organisieren, was mir nur für die Stühle gelang. Dann rief ich Ole an und der meinte, ich wäre am falschen Strand. Da waren natürlich alle nicht sonderlich begeistert. Ole holte uns ab und wir fuhren zurück an den Richtigen. Ich bekam Mecker, was sich später aber relativierte, als Ole feststellte, dass es 2 Baukräne und 2 Jetskiverleihe gab. Doof! Die Gäste sahen es zum Glück locker und als sie die Ehre hatten neben dem Turner Fabian Hambüchen zu baden, waren alle versöhnt. Ich bekam später sogar Komplimente, das ich besser auf die langsameren achten würde als meine Kollegen. Ok, ich hatte auch nur die Gemütlichen, mit der kompletten Gruppe hätten sicher die Schnellen gemeckert. Nach dem Strand fuhren wir alle zum Schiff und dort musste ich feststellen, dass meine Bordkarte nicht mehr im Trikot steckte. Mist! Der örtliche Security-Mensch hielt mich fest, bis ich ihm meinen Namen auf der Crewliste zeigte. Dann hieß es Räder einladen, bevor ich nach Canossa gehen wollte, um bei der Schiffs-Security zu beichten. Während dem Laden kam ein Gast zu mir und meinte, er hätte meine Karte in seinem Trikot. Was ein Glück! Und wie kam das? Er hatte das Trikot verwechselt, als ich vom Baden kam, hatte er meins an. Ich merkte das an, er zog es aus und nahm verschämt sein Eigenes. Irgendwie hatte er aber wohl nicht nur mein Trikot, sondern auch meine Karte, keine Ahnung, wie er das geschafft hatte.

Etwas genervt und verpeilt ging ich dann erst einmal in Oranjestad was futtern, ganz dekadent bei Pizza Hut. Anschließend ein Ortsrundgang in dem schönen Städtchen, danach an Bord Räder reparieren und gleich steht mein Einstand auf der „Bowlingbahn“ an.

Jetzt stehen erst einmal 2 Seetage und ein Gästewechseltag an, da wird wenig passieren, ihr hört wieder von mir nach meiner ersten selbst geführten Tour in Tortola am 7.1..

Ich hänge euch noch 2 Bilder von witzigen Kennzeichen an. Die Stadtkulisse auf allen Autos in Curacao und das Nummernschild von Aruba (One Happy Island - eine glückliche Insel), das jedes Jahr getauscht wird und die Älteren allesamt in Souvenirläden verkauft werden. Auch eine Art von Recycling.

Fluss Chavon bei La Romana, Domrep.
Fluss Chavon bei La Romana, Domrep.

07.01.13 Seegang

Der erste Seetag in fast 2 Wochen lief gemütlich ab. Ausschlafen, wenn mich nicht der Klempner geweckt hätte (aber immerhin funktioniert jetzt unsere Toilette wieder), gemütlich Frühstücken und dann Bike-Workshop. Vor etwa 15 Gästen erklärten Steffen und ich Tipps und Tricks rund ums Fahrrad. Steffen fährt seit Jahren auf dem Schiff, ist Rennsportler und kann dementsprechend viel über Fahrräder erzählen. Deshalb schnappte ich ihn mir am Nachmittag und ließ mir in der Werkstatt viel erklären. Wir zerlegten Federgabeln und erstellten Ersatzteilbestelllisten. Ich möchte noch so viel wie möglich mitnehmen, denn er geht in einer Woche von Bord. An Seetagen ist auch endlich mal Zeit zum Mittag Essen und es gibt nachmittags sogar Kaffee und Kuchen, aber dazu kommen wir an Landtagen nie. Das Essen will aber auch erst einmal genossen werden, denn wir hatten mächtigen Seegang. Meterhohe Wellen ließen das Schiff ganz schön wackeln. Das gab ein flaues Gefühl im Magen, was aber auch durch den vielen Kuchen am Nachmittag hätte rühren können. Abends stand Schalterarbeit und dann wieder Verabschiedung mit Clubtanz an. Diesmal lief die Choreographie schon etwas besser ab. Anschließend fiel ich nur noch ins Bett, ich war wie erschlagen.

Am nächsten Morgen war es immer noch so, wie eine Bleiente lag ich im Bett. Keine Ahnung, ob das jetzt der Stress ist, der nach den ersten 2 Wochen abfällt oder ein Virus, der hier bei meinen Kollegen umgeht. Jedenfalls musste ich mich ziemlich aus dem Bett quälen, um dann festzustellen, dass die Toilette nach einem Tag schon wieder defekt war. Juhu!

In La Romana auf der Domrep. ging meine erste Runde zu Ende. Der Tag verlief viel besser, als der Erste an Bord. Anstatt Einweisungen und Irrgartenlaufen, eine gemütliche Radtour mit Kati und 30 Gästen durch die „Casa de Campo“, einem riesigen Feriendomizil für Wohlhabende. Villen, Yachten, Gärten, „nur“ 4 Golfplätze und ein Künstlerdorf, das aussieht, wie in Spanien im 16. Jahrhundert. Zu bestaunen waren die Villen von Anastasia und Michael Schuhmacher (wird der eigentlich mit oder ohne „h“ in der Mitte geschrieben?). Schumi kam auch gerade mit einem dicken Benz um die Ecke, als wir selbst um die Nächste fuhren. Nach hübschem Strandaufenthalt ging es zurück zum Schiff. Anschließend machte ich einen Einkaufsbummel im nahe gelegenen Jumbo von La Romana. Erst verlief ich mich schick, dann auf dem richtigen Weg merkte ich, dass ich wohl Seemann bin. Obwohl kein Tropfen Alkohol im Spiel war, hatte ich Seegang. Verrückt, ich hatte das nie geglaubt, aber es ist echt wahr. Feste Straße und ich hatte das Gefühl, dass es schaukelt.

Der riesige Einkaufsmarkt war schon ein Erlebnis für sich und der leckere Guavensaft und die Mandarinen ebenfalls. Zum Reinsetzen!

Auf dem Rückweg gab es noch einen riesigen Güterzug mit Zuckerrohr zu bestaunen, neben dem Einheimische liefen und sich einige Rohre durch die Gitter stibitzten, um sie dann zu knabbern. Am Hafen ging ich noch Postkarten kaufen und als ich aufs Schiff wollte, stellte ich fest, dass ich schon wieder meine Bordkarte nicht fand. Nachdem ich ergebnislos alle Taschen durchsucht hatte, ging ich rückwärts meinen Weg ab. Nach Befragen einiger Einheimischer wurde ich zu einer unserer Offizierinnen geschickt, die meine Karte an sich genommen hatte. Glück gehabt! Keine Ahnung, wie ich das blöde Teil sicher verstauen soll. Nach dem Schock gab es lecker Abendessen, Schalterdienst und dann wie jede Woche: Sicherheitsübung mit den Gästen.

Der nächste Seetag verlief unspektakulär. Unsere Segwaykurse mussten wegen starken Windes abgesagt werden, da blieben nur stundenlange Schalterarbeit und Teambesprechung.

Ich nutzte die Zeit, um ein Patent für meine Bordkarte zu basteln. Sie hängt jetzt gelocht am Schlüsselbund und der mit einem Karabiner am Gürtel. Schluss mit lustig!

Der Seegang war auch wieder heftig, aber diesmal machte es mir gar nichts aus. Bin mal auf den ersten Sturm gespannt, ob ich dann auch über der Reeling hänge oder es heil überstehe.

"Mein Strand", Smugglers Cove auf Tortola
"Mein Strand", Smugglers Cove auf Tortola

08.01.13 Alleine im Paradies

Heute war meine Feuertaufe. Ich fuhr die Tour in Tortola das erste Mal als Guide, hatte aber Rückendeckung von Steffen, der den erfahrenen Schlussmann machte. 10 Personen fuhren los. 2 km lang, dann tat es hinter mir einen Schlag und 2 Gäste lagen auf der Straße. Wie so oft, wir sagen, achtet auf die Straße und haltet Abstand und was passiert. Nicht aufgepasst, von der Straße abgekommen und gestürzt, dahinter zu wenig Abstand und ab über den Lenker. Bravo! Nach kurzem Schock standen beide wieder, ein Zahn abgebrochen, eventuell Gehirnerschütterung und massig Schürfwunden. Steffen fuhr mit beiden zum Schiffshospital zurück. Und schon war ich alleine. Problem: Vor 2 Wochen hatte ich das Navi noch nicht im Griff und die Route war nicht aufgezeichnet. So fuhr ich nach Erinnerung. Am Yachthafen traf ich unsere gemütliche Gruppe und übergab die Frau eines gestürzten Gastes, die etwas geschockt war, an Ole. Aus 10 tapferen Radelmeistern waren nun 6 übrig. Ich schwor die anderen ein, dass ich bei meiner ersten Tour keine 50 % Schwund haben möchte und dass sie brav auf dem Rad bleiben sollen, was auch dann gelang. Wir fuhren weiter zu meinem Lieblingsstrand Smuggler’s Cove und ich genoss es wieder, wie an Weihnachten, an diesem tollen Ort zu sein. Weißer Sand, Palmen, klares, türkisfarbenes Wasser und fast keine Touristen. Zurück ging es wieder über die steilen Rampen an die Küste, an der diesmal noch heftiger der Gegenwind pustete, was für mich vorne im Wind sehr sportlich war. Zurück am Schiff bekam ich nur positives Feedback, prima Trinkgeld, also alles richtig gemacht. Mein Chef sah das genauso. Danach standen 2 Segwaykurse an, auch das erste Mal als Leiter. Wir hatten die Kurse schon wegen starken Windes einen Tag verschieben müssen, aber auch dieses Mal pustete es kräftig. Dazu kamen sehr unsichere Teilnehmer und meine Unerfahrenheit. Steffen kontrollierte mich und griff mehrfach ein, trotzdem gingen 2 Teilnehmer zu Boden, zum Glück diesmal ohne Folgen. Der 2. Kurs lief dann viel besser, Steffen hatte aber noch einige Verbesserungsvorschläge. Ich denke, ab dem 3. Kurs sitzt es.

Tarzan Z. im Regenwals von Dominica
Tarzan Z. im Regenwals von Dominica

11.01.13 Pech und Pannen

Nach Tortola stand die erste selbst geführte Soft-Aktivtour an. Die Strecke ging kreuz und quer über Antigua. Vor 2 Wochen war mir schon klar, dass mir der Kurs nicht liegt, viele Abzweigungen waren so unscheinbar, ohne markanten Punkt. Auf meinem Navi war die Tour auch nicht perfekt aufgezeichnet und so kam es recht schnell, wie es kommen musste. Ich verfuhr mich gleich zu Beginn. Ich versuchte mir die Nervosität nicht anmerken zu lassen, steuerte planlos durch die Vororte von St. John’s und versuchte wieder auf Kurs zu kommen. Immer im Hinterkopf: Bitte lasse alle Straßen durchgängig sein, bei einer Sackgasse wäre ich aufgeflogen. Nach einem wilden hin und her (was aber den Vorteil hatte, dass hier viel weniger Verkehr als auf der richtigen Route war), sah ich plötzlich Kati mit ihrer Gruppe von der Seite auf meine Straße biegen. Da wusste ich, dass alles wieder richtig war. Sicherheit hatte ich aber den ganzen Tag nicht mehr und einige Minischlenker kamen dazu, führten aber immer zum richtigen Ziel.

Dafür hatte ich eine tolle, homogene Gruppe mit Lust und Laune. Niemand fiel ab, alle nahmen den 4 Gänge-Waschdurchlauf (Vorwäscheschauer, Hauptwäscheregenguss, Wind- und anschließend Sonnentrocknung) mit Humor und fühlten sich am Strand super wohl.

Am Ende dankten mir alle für die Tour und meinten, es wäre doch toll gelaufen. Diesmal kein Sturz und nicht verfahren. Ähem, zum Glück war meine Nase von der Sonne schon etwas rot, da fiel meine Schamesröte nicht auf.

In Dominica fielen unsere Fahrradtouren mangels Beteiligung aus, den Gästen waren die vielen Höhenmeter im Regenwald wohl zu heftig. Also bekam ich eine neue Aufgabe. Auf dem Dienstplan stand DOR03. Am Morgen erfuhr ich dann, dass es sich um die anstrengendste Wanderung der gesamten 2 Wochen handelte. Yes, das ist doch was für mich!

Leider sahen das die Gäste auch so und zwar auch solche, die viel zu unsportlich für so etwas sind oder falsches Schuhwerk dabei hatten. Unser Ausflugsmanager schickte gleich mal 6 Leute wegen schlechten Schuhen zurück und bei einigen anderen war ich mir auch nicht sicher, ob sie das schaffen würden. 3 Stunden Wanderung insgesamt, durch den, nach 4 Tagen Dauerregens pitschnassen, Regenwald. Über Stock und Stein, Wurzeln und Bäche. Unser Wanderguide „Pitsa“ Green (ein verrückter Paradiesvogel mit Jamaikaringelkniestrümpfen, die er auf Dominica mit Edding umgeschrieben hatte) erklärte uns alles im Regenwald und seine Kollegin Heather koordinierte die über 30 Personen. Das war ein Gestapfe und Gerutsche. Nachdem eine Gruppe Holländer sich mehrmals längs legte, legte ich ihnen nahe, mit Heather umzukehren und an den Bussen zu warten.

Danach lief die Gruppe flüssiger und wir sahen uns satt an den tollen Farben und Pflanzen des Regenwaldes. Genial! Ich scherzte vorher noch mit Heather, was es kosten würde, um sie dazu zu überreden, als Jane an den Lianen zu schwingen, da hing Pitsa schon an einer. Als Rache für meine dummen Sprüche musste ich dann ran und schwang als Tarzan Z. durch Dominica.

Dann ging es steil abwärts zu dem gigantischen, 130 m hohem Middleham Wasserfall. Pitsa drehte völlig ab und meinte: „Buschmann geht jetzt schwimmen!“ Er kraxelte auf den glitschigen Steinen zu einer Klippe und sprang aus 10 m Höhe in den Wasserfall. Einige Gäste folgten, aber nicht im Sprung, sondern über einen Pfad. Auf dem Rückweg dann ein Schrei vor mir. Eine Frau rutschte auf einem Steilstück aus und sauste seitlich über die Böschung 5 Meter in die Tiefe. Zum Glück wurde sie vom Buschwerk aufgehalten. Einige Männer bildeten eine Menschenkette, um sie wieder nach oben zu ziehen. Sie war total verschunden und unter Schock, die Tochter ebenfalls geschockt. Pitsa behandelte sie mit desinfizierenden Salben, ich kümmerte mich um die Schocks.

Zum Glück konnte die Frau laufen, keine Ahnung, wie ich sie sonst aus dem Regenwald gebracht hätte bekommen. Den Abschlussumtrunk cancelte ich dann und alle fuhren, so schnell es ging, zum Schiff zurück. So lernte ich dann auch unser Schiffshospital von innen kennen. Am Nachmittag stand dann, anstatt Freizeit, Unfallbericht schreiben an und abends Materialangabe, was wir normal morgens an der Pier organisieren. Leider hatten wir in St. Lucia keinen Liegeplatz mehr bekommen und so hieß es auf Reede gehen (ankern) und Tendern (mit den Rettungsbooten alles an Land bringen). Das hieß dann auch ganz früh aufstehen und somit früh schlafen und vom Regenwald träumen. Ich spüre jetzt noch die geniale, milde, saubere und feuchte Luft in meinen Lungen. Genial!

 

Heute stand St. Lucia an, um 6:30 Uhr schon Räder schieben, 30 Stück in den Tender laden, um 7 Uhr selbst ab in den Tender. Alles in schöner Hektik, ich war der Letzte unserer Gruppe, machte einen großen Schritt ins Boot und Zack! Ich lag auf dem Rücken mit wunderbaren Schmerzen im selbigen. Alle schauten mich geschockt an, ich sagte, dass alles ok wäre, nur noch gerne 10 Sekunden liegen bleiben wolle, bis der Schmerz nachlasse. Als ich mich aufrappelte, lag plötzlich hinter mir eine Antirutschmatte. Aha, da hatte wohl jemand was vergessen. Als wir ablegen wollten, sprangen noch 2 Fotografen an Bord, was ziemlich Ärger gab, weil nicht erlaubt. Sie mussten sofort ihre Kennnummer nennen und durften sich dann heute Abend auf der Brücke ihren Anschiss abholen. Bei kräftigem Seegang eierte das Boot dann über die Wellen (was schön auf den Rücken ging) zum Hafen. Dort alles ausladen, und 90 Minuten auf die Gäste in einer Rastaman-Bar warten.

Eine Dame von der Presse war auch dabei und wenn ich Glück habe, komme ich bei einem Kreuzfahrt-Spezial in die Süddeutsche Zeitung.

Dann ging es los zur Aktivtour, ich vorne, Ole hinten. Nach dem ersten Anstieg musste Ole schon mit einem Gast umdrehen, der nur schob. Bei der Buchung traute ich es ihm schon nicht zu, er aber meinte, er besitze kein Auto und fährt alles mit dem Rad. Auf der Pier tauchte er schon mit Segellatschen auf und rauchte zur Einstimmung eine Zigarre. Wieder mal ein Fall von maßloser Selbstüberschätzung. Der Rest der Gruppe harmonierte aber super, wir hatten eine schöne Tour, ich verfuhr mich nur einmal um 5 Meter und alle blieben auf dem Rad sitzen, worum ich sie auch inständig am Anfang bittete. Ich wollte endlich mal wieder Freizeit, anstatt Unfallbericht schreiben.

Dafür machten am Ende 4 der Fahrräder schlapp, die ich dann gegen Abend reparierte, aber immerhin geht das ohne Bericht. Mit Freizeit wurde es trotzdem nichts, denn unser Materialtender hatte Motorschaden. So saßen wir dumm auf der Pier rum, bis wenigstens einer von 2 Motoren wieder repariert waren. Also Räder rein und los. Wir kamen etwa 300 m weit, dann verreckte der Motor wieder. Wir trieben wie eine Nussschale antriebslos im Hafenbecken. Ein anderes Tenderboot schleppte uns dann zur Pier zurück, danach hieß es Räder in das nächste Boot umladen und damit zurück zum Schiff. Dort noch über eine wacklige, steile Luke alles wieder ausladen.

Das war es dann mit der Freizeit! Räder einlagern, reparieren und anschließend noch den Tauchern beim Waschen von Schnorchelausrüstungen helfen. Bodybuilding brauche ich auf jeden Fall heute nicht mehr machen. Nach einem Grillabend für die Crew, steht jetzt noch die Geburtstagsfeier vom Taucher Andi und die Abschiedsparty von unserem Biker Steffen an, der morgen absteigt.

Turtle Bay auf Tobago
Turtle Bay auf Tobago

12.01.12 Unter Fischen

Uiuiui, die Feier ging ganz schön lang. Am nächsten Tag hatte ich an Land ganz schön Seegang. Keine Ahnung, ob es von dem heftigen Seegang in der Nacht oder den Nachwirkungen der Party kam. Auf jeden Fall durfte ich mal wieder Unfallberichte schreiben. Aber diesmal für Koffer! Unsere Fahrradtouren fielen mangels Beteiligung aus und so durften wir den Gästen bei der Abreise helfen. Ich hatte die tolle Aufgabe, Kofferschäden aufzunehmen, die unsere Packer bei ihren wöchentlichen Weitwurfmeisterschaften verursacht hatten.

Immerhin war der Nachmittag dann frei, bevor es abends stundenlang an den Buchungsschalter und zum Clubtanz ging. Ich ging durch die Stadt an einen tollen Strand. Eigentlich hatte ich mich verlaufen, aber der Strand war daher fast frei von Kreuzfahrtgästen (bei 4 Schiffen im Hafen, das heißt ca. 8000 Personen), waren davon nur etwa 30 an dem 1 km langen Strand. Dazwischen ein paar Einheimische. Ich ging auf Schildkrötensuche, die es auf Barbados sehr häufig gibt, aber ich fand nur einen neugierigen Fischschwarm von etwa 200 Exemplaren, die die ganze Zeit um mich herum schwamm. Zurück an Land kamen dann die Einheimischen auf mich zu, unheimlich freundlich und ich musste aufpassen, dass ich das Schiff nicht verpasste, weil ich mich so mit ihnen verquatschte.

Abends traf ich dann auch Enrico, er teilte mit mir beim Sicherheitstraining in Rostock ein Zimmer. Er ist nun als Koch an Bord gekommen. Seit gestern fühle ich mich fast wieder fremd auf dem Schiff, denn es kamen so viele neue Gesichter, ich war ganz irritiert.

Für Steffen kam auch gleich Ersatz, John aus Berlin. Er ist ein erfahrener Hase und gab gestern gleich seinen Einstand. Ich verzog mich aber früh ins Bett, um etwas Schlaf nachzuholen.

Heute stand dann eine entspannte Tour auf Tobago an. Wieder eine kleine Gruppe, was unheimlich Spaß macht und persönlicher ist. Zum 2. Mal nach St. Lucia fuhr eine Dame von der Presse mit, die ein Kreuzfahrt-Spezial in der Welt am Sonntag herausbringt. Sie lässt sich öfters mit mir fotografieren, vielleicht werde ich noch berühmt! Auf jeden Fall schießt sie viele Bilder, die sie mir auch am Ende der Tour auf den Computer spielen will.

Ich war mit ihr heute lange an dem tollen Riff schwimmen, sie war schwer begeistert und ich auch, denn endlich hatte ich mal jemand zum Schwimmen, sonst planschen alle Gäste immer nur. Sie ist ehemalige Leistungsschwimmerin und so konnte ich mich austoben. Wieder tolle Korallen, Fische in allen Farben und am Ende ein Schwarm von bestimmt 1000 Fischen um uns herum, Wahnsinn!

So langsam bekomme ich auch mehr Sicherheit, die Gäste bleiben auch brav auf dem Rad sitzen, das macht dann richtig Spaß. Am Nachmittag hieß es wieder viele Räder reparieren, wobei ich das erste Mal die Musikanlage nutzte, alle Türen schloss und in der Werkstatt schwer abrockte. Ich war so vertieft, dass fast das Schiff ohne unser Werbefahrrad abgefahren wäre, was ich im Zeitloch fast draußen auf der Pier vergessen hätte.

Blumenpracht auf Barbados
Blumenpracht auf Barbados

17.01.13 Anpfiffzeit!

Inzwischen habe ich festgestellt, dass das Anschließen meines MP3 an die Anlage in der Werkstatt keine gute Idee war. Das Teil tut seitdem keinen Mucks mehr. Ich habe zum Glück noch einen Zweiten dabei, aber in schlechterer Qualität.

In Grenada fuhr ich wieder Aktivtour mit einer homogenen, kleinen Gruppe und wieder mit der Presse. Diesmal landete leider wieder 3x jemand auf der Straße. Immer fast im Stehen, einfach nur unkonzentriert. Zum Glück passierte aber nichts, nur ein paar Schürfungen. Dafür war die Aussicht wieder hervorragend, wie auch der Vanilleshake an der Bar.

Danach wurde ich auf Isla Margarita ausgebremst. 1x im Monat müssen wir an einem Crewdrill teilnehmen. Diesmal war ich dran, durfte nicht mit auf Radtour und stand eine Stunde lang mit Schwimmweste auf dem Schiff herum. Manches erinnerte mich an Bundeswehrzeiten, denn ich kassierte gleich einen Anpfiff, als ich aus Langeweile die anderen etwas unterhielt und dabei nicht brav in der Reihe an der Wand stand. Am Nachmittag wollte ich dann etwas den Strand genießen, aber der war sehr überfüllt. Also ab ins Wasser, da war es aber in der Schwimmzone so flach, dass die Wampe auf dem Grund schliff. Also raus, hinter die Bojen, da war es schöner. Von Weiten sah ich einige Fischerboote, die von Pelikanen umzingelt waren. Eigentlich wollte ich da hin, aber das Wasser war so trüb, keine Sicht auf den Grund, was langweilig für Streckenschwimmen ist. Dazu fing es mich an zu jucken und ich erfuhr später, dass es sich dabei um Sandflöhe handelte. Bäh! Also nix wie zurück. Dann der nächste Anpfiff von einem örtlichen Bewacher, der sah, dass ich außerhalb der Bojen war. Als er mich sah, waren es 20 m, hätte er vorher gesehen, dass es bestimmt 300 m waren, hätte er sicher völlig die Nerven verloren. Dafür traf ich am Strand Markus, unseren Schauspieler von „Dinner for one“. Wir unterhielten uns mit einem sehr interessanten Gast. Stella, Dreddlocks bis zum Hintern und Entwicklungshelferin in Nepal. Im Anschluss wieder Alltag Schalterarbeiten bzw. Ausflugsberatung).

Bonaire war auch ein Reinfall, morgens las ich noch in der Ausflugsbroschüre: Sehr trocken, Schauer nur von Oktober bis Dezember möglich. Normal bekommen hier die Leute den heftigsten Sonnenbrand, heute die heftigsten Duschen. Wir schoben 65 Fahrräder raus, mussten dann wegen Regens eine Stunde verschieben und nachdem alle Gäste ihr Material hatten, ging es wieder los. Also alles absagen, Material einsammeln, Räder wieder rein schieben und alle Ketten ölen. Bravo!

Danach im Computer alles stornieren und am Ende des Monats beim Blick auf den Gehaltszettel weinen, da es immer unser bestgebuchtester Ausflug ist.

In Curacao war das Wetterchen schon etwas besser. Bewölkt, nicht zu warm, ideales Radwetter. Diesmal leitete ich eine Soft-Aktiv-Tour mit 21 Personen. Wieder was ganz Neues mit der Riesengruppe. Aber es blieben alle sitzen, das ist immer das Wichtigste. Leider ist Curacao genau so blöd verwinkelt wie Antigua, ich wusste gleich, ich würde mich verfahren. 2 kleine Schlenker merkte niemand, der 3. endete leider in einer Sackgasse. Es waren aber nur 100 m, ich entschuldigte mich und alles war gut. Da Curacao landschaftlich nicht zu den Highlights zählt, las ich mir viele Infos an, damit ich die Gäste unterhalten konnte, was dann in der Hauptstadt Willemstad auch prima funktionierte. Am Ende glückliche Gesichter, Applaus, alles prima!

Am Tag zuvor war mein chaotischer Mitbewohner ausgezogen, ich war ihm wohl zu alt und solide. Er zog zu einem direkten, jungen Kollegen, mit dem er besser Party machen kann. Ich genoss den Abend in meiner Einzelkabine, aber gleich am nächsten Tag war sie wieder belegt, mit Murat, einem neuen Taucher. Mal sehen, wie das mit uns beiden funktioniert.

In Aruba hatten wir nur eine große Gruppe zur Tour, ich machte spontan den Vorschlag, sie zu teilen und so fuhr Ole vorneweg mit der Hälfte und ich mit der anderen Hälfte hinterher. Da ich vor 2 Wochen erschöpfte Gäste zurück brachte, kannte ich nur die Hälfte der Tour. Da meine Gruppe jedoch etwas gemütlicher fuhr (oder ich vielleicht mehr redete als Ole), kam ich erst 10 Minuten nach ihm am Leuchtturm an. Er wollte seine Gruppe nicht so lange warten lassen und so gab er mir sein Navi und meinte, er fährt schon vor, ich würde das schon hinkriegen.

Also fuhr ich alleine mit meinen Leuten ins Unbekannte. 8 km Sandpiste an der genial rauen Nordküste. Überall stehen dort Steinmännchen, wie auf dem Jaboksweg in einem Tal. Ganz bizarr alles. Danach folgte ein Anstieg zu einer Kapelle, am weiteren Straßenverlauf folgte dann ein Kreuzweg mit Tafeln, auf dem das Vater Unser geschrieben ist. Ohne Probleme kam ich bei den anderen am Strand an. Ich habe zwischendurch nur einmal für 20 m eine Sackgasse erwischt, aber die konnte ich geschickt erklären.

Jetzt steht wieder ein Seetag an und dann sind wir wieder in La Romana und es sind schon 4 Wochen rum. Wahnsinn, was hier die Zeit vergeht!

Königin Emma Brücke in Willemstad, Curacao

20.01.13 Peinlich, peinlich!

Ich könnte gerade im Boden versinken. Was mir für blöde Sachen passiert sind! Am Seetag hatte ich die Aufgabe unseren Fahrradlocker aufzuräumen. Ich füllte die Schränke mit Müsliregeln und Energiepulver auf, als der Kapitän herein kam und nebenan bei den Tauchern eine Einweisung erhielt, da er selbst gerne sich in der Freizeit unter Wasser aufhält. Plötzlich ging bei mir in einer Ecke ein Alarm los. Ich hatte keine Ahnung warum und kurz darauf stand der Kapitän hinter mir. Er konnte es auch nicht orten und so rief er die Security und Elektriker an. Kurz darauf standen insgesamt 7 Leute bei mir und wir räumten die Ecke mit den Vorratskisten aus, um besser nachschauen zu können. Plötzlich Ruhe, alle schauten sich an. Dann stellte der Security-Offizier das Objekt sicher. Es war die elektrische Tröte vom Kinderfahrrad, dass meine Ex-Kollegen vor längerer Zeit am Straßenrand gefunden hatten. Sie benutzten es manchmal als Spaßrad, sonst lag es in der Ecke. Ich versank bald im Boden. Meine Vorgesetzte erklärte allen Beteiligten, was das für ein Rad ist, ich musste die „Klingel“ abmontieren und dann verzog sich der Trubel. Ich blieb mit den schweren Riegelkisten zurück und räumte sie bei ächzendem Rücken wieder ein. Dabei blieb ich mit dem Hintern am Metall-Abfalleimer hängen, der fiel von der Wand und alle Schrottteile kullerten über den Boden. Der Kapitän meinte zu den Tauchern. „Geht das bei den Bikern immer so laut zu?“. Sie bejahten und ich hatte schon wieder eine rote Birne.

Dafür lief der Fahrradworkshop sehr gut. Eine Stunde lang den Gästen Fragen über Fahrradtechnik beantworten. Nur eine Frage konnte ich nicht vollständig beantworten, ansonsten reichte mein Fachwissen aus. Es war auch das erste Mal, dass ich freiwillig eine funktionierende Schaltung komplett verstellte, um sie danach wieder zu richten. Aber es lief super…im Gegensatz zu der Tour am nächsten Tag in La Romana, durch das Freizeitgebiet Casa de Campo. Ich wusste es schon vorher, dass ich mich verfahren würde. In der Anlage sieht alles gleich aus, markante Punkte gibt es so gut wie gar nicht. Alles erfolgt dabei mit Security. Erst ließ uns niemand am Hafen raus, wir kamen mit Verspätung in die Anlage, sodass kein örtlicher Bewacher uns abholte. Also fuhren wir so hinein, blöderweise blendete die Sonne mein Navi so stark, dass ich eine Abzweigung verpasste. Ich wollte um die nächsten Ecken herum zurück, das hätte niemand gemerkt, wenn nicht dann plötzlich die Sicherheit aufgetaucht wäre. Also zurück und mit unseren anderen Gruppen zusammen ein Nobelferienhaus anschauen, wobei mich da noch Kati mit meinen Gästen in die falsche Etage schickte. Dann ging es weiter und als ich später für Erklärungen anhielt, meinte Kati, ich solle ihrer Gruppe folgen, der Weg wäre schöner. Als wir folgten, war sie schon nicht mehr zu sehen und ich in einem Gebiet, das nicht auf dem Navi eingezeichnet war. Also die nächste Querstraße wieder auf die Hauptstraße. Normal geht das immer, einmal um die 4 Ecken fahren, diesmal nicht. Sackgasse! Also wieder zurück, nächste Straße. Sackgasse! Ich war so genervt und es war mir so was von peinlich. Im dritten Anlauf ging es dann, anschließend nahm ich alle Konzentration zusammen und schaffte es, mich nicht mehr zu verfahren, aber ruhig wurde ich bei der ganzen Resttour nicht mehr. Beim Schnorcheln in der Badepause kam ich etwas runter, immerhin konnte ich dort eine gute Tat vollbringen. Ich fand den Schlüssel eines Golfwagens am Meeresgrund und der Besitzer war ganz glücklich, dass er ihn zurück bekam.

Echt schlimm, Touren, die eine Runde bilden sind perfekt für mich, aber Schleifen mit Achten, wo sich die Wege öfters kreuzen, sind für mich der Horror!

Middleham Falls auf Dominica
Middleham Falls auf Dominica

23.01.2013 Es geht wieder rund! Die 3. Runde hat begonnen. Nach dem 1. Seetag, an dem ich 6 Stunden am Schalter saß und Tourenberatung machte, ging es wieder an meinen Lieblingsstrand auf Tortola. Diese Runde wird es bestimmt besser, wir haben viel mehr Buchungen, es sieht so aus, als sollten alle Touren stattfinden. Auf Tortola brauchte ich mein Navi auch nur als Sicherheit und für die Statistik, die Insel sitzt bei mir. Ich leitete wieder die Aktivtour, hatte eine gute, homogene Gruppe und an „meinem“ Strand begrüßte mich eine Einheimische mit: „Welcome to Paradise!“. So fühle ich mich dort auch immer. Ich schwamm weit nach draußen an ein kleines Riff, genoss die Ruhe und die Unterwasserwelt. Einfach herrlich! Auf dem Rückweg heißt es immer steile Berge erklimmen und dann dem Gegenwind an der Küste trotzen, aber der vorherige Genuss ist immer wieder die Strapazen wert. Diesmal blieben auch alle auf dem Rad sitzen, am Ende Applaus und gutes Trinkgeld. So macht ein Arbeitstag Spaß. Danach mit guter Musik Fahrräder wieder flott machen und dann der langweilige Abschluss. Im Jacket 45 Minuten vor einem Restaurant stehen und den Gästen guten Appetit und schönen Abend wünschen….und ich wurde heute wieder auf der Tour gefragt, ob das Arbeiten für uns wie Urlaub ist. Also stundenlanges Dauergrinsen ist nicht meins, das habe ich schon bei unserer Hochzeit festgestellt. Lächeln und Lachen ja, aber das zu seiner Zeit, nach dem Dauergrinsen gab es erst mal Muskelkater im Ohrenbereich. Ne, Kellner oder ähnliche Sachen sind nix für mich. Dann folgte Antigua. Diesmal fuhr ich einfach den Weg, den ich letztes Mal aufgezeichnet hatte, meine Verfahrer in die Tour integriert. Den Leuten hat es gefallen. Während des Tages war es ein wunderbarer Wettstreit mit Katis Gruppe, denn sie fuhr öfters leicht andere Wege. Ich überholte sie am Berg, dafür erzählte ich den Leuten länger etwas übers Land und sie fuhr wieder vorbei. Dann bei ihrem nächsten Stopp war ich wieder vorne, zum 1. Strand kannte sie aber eine Abkürzung…und so ging es mehrfach weiter. Da ich den Ruf habe, immer als Letzter am Schiff zu sein, wollte ich dem auch gerecht werden und fuhr am Badestopp 5 Minuten nach ihr los. Aber jemand hatte in ihrer Gruppe einen Platten und so war ich wieder vorne. Also fuhr ich nochmal einen Abstecher zum Fischereihafen, wartete hinter einer Ecke mit der Gruppe, bis Kati vorbei war und kam so ordnungsgemäß als Letzter am Schiff an. Heute stand dann Dominica an. Dieses Mal endlich wieder genug Anmeldungen, sodass John und ich zur Bergfahrt durch den Regenwald mit der Gruppe antraten. Von 4 Stunden Fahrtzeit regnete es leider 3, aber das machte uns wenig aus. Es war nicht kalt, die Aussichten herrlich. Ok, der Badestopp fiel aus, wir waren schon nass genug, aber der Stopp an einem verrückten Fruchtladen gelungen. Da verschenken verrückte Einheimische ihre Früchte, wer Lust hat gibt ein Trinkgeld. Sie reißen nur Witze und drehen völlig ab. Keine Ahnung, ob sie abends die angegorenen Restfrüchte essen oder morgens was Rauchen, so abgedreht. Aber genial, absolut süße Grapefruits, herrliche Bananen, Zuckerrohr und als Krönung eine Süßigkeit aus Kokos mit Gewürzen, dazu geröstete Kakaobohnen. Welch Geschmackserlebnisse! Dazu blieben alle trotz Monsunregens guter Laune und auf dem Fahrrad sitzen. Perfekt! Leider hieß es danach 3 Stunden Räder schrubben und ölen, anschließend wieder was ganz Neues: Shipsearch. Das heißt, eine Stunde vor Auslaufen wird immer das ganze Schiff in Gruppen durchsucht, nach blinden Passagieren, Bomben, usw.. Damit es auch ernst genommen wird, verstecken die Sicherheitsleute Attrappen und wehe, du findest diese nicht, dann gibt es heiße Ohren! Da liegen dann mal alte Rucksäcke rum, Plastikboxen kleben irgendwo oder ein hübsches Plüschtier sitzt in der Ecke.

Fruit Joe auf Dominica
Fruit Joe auf Dominica

25.01.13 Viehzeuch

Auf Dominica hatten wir einen Gastkünstler des Theaters mit uns auf Radtour. Am Abend fand dann sein Soloprogramm als Kabarettist statt. Er baute den Fruchtladen von „Fruit Joe“ in sein Programm ein, sowie unser Gag des Tages im Regenwald. Da es den ganzen Tag regnete, erzählte ich weniger, sondern fuhr mehr, damit wir nicht auskühlten. Als wir an einer Abbiegung auf die Restlichen der Gruppe warteten, ging mein stärkster Bergfahrer, der aus der Steiermark stammt, austreten.

Ich dachte an Dominicas Tierwelt und meinte: „Pass auf, hier im Regenwald gibt es die Riesenschlangen Boa Constrictor“. Er darauf spontan: „Ich weiß, habe gerade eine in der Hand, völlig handzahm“. Wir lachten uns schlapp und Andi baute es abends in sein Programm ein, was auch der Gag des Abends war.

In St. Lucia fuhr ich auch wieder Aktivtour, fast mit der gleichen Gruppe, wie am Vortag, alle waren ganz heiß. Ab ging es über die Berge, mein Gast aus der Steiermark hatte noch einen Landsmann dabei und beide zeigten mir, dass ich als Flachländer dort, trotz saumäßiger Anstrengung, bei den Österreichern nicht hinterher komme. Marc (mit der Boa Constrictor) fährt einen steilen Berg mit etwa 200 Pedalumdrehungen an, ohne Klickpedale. Ich würde da von den Pedalen rutschen oder meine Beine wie Tentakeln um die Kurbeln wickeln. Affenartig schnell! Nach einer mittäglichen Plauderrunde am runden Strandtisch, ging es zurück zum Schiff. Dort trat abends eine unserer Sängerinnen des Showensembles alleine auf. Andrea aus Schweden hat eine Hammerstimme und sang Musicalklassiker, dass es kalt den Rücken runter lief. Danach verquatschte ich mich mit einigen Fahrradtour-Gästen an der Bar. Diese Runde haben wir echt klasse Radler. Täglich treu, stark am Berg und noch besser auf der Gerade.

Mit der fast gleichen Gruppe ging es dann nach Barbados. Die Tour hatten Willi und ich vor 4 Wochen getestet, mit einigen Verfahrern. Was soll ich sagen, Tour selbst erarbeitet, vorne gefahren und zack, heute das erste Mal mit den Versuchskaninchen ohne einen Hakler ans Ziel gekommen. Perfekt!

Da die beiden Österreicher heute nach Hause flogen, war ich wieder unter deutschen „Flachländern“ und kam wieder als erste Bergziege oben an, wie es sich gehört. Ole fuhr mit seinen soften Gruppe zu einem Naturpark, in dem Monaaffen leben, aber sie sahen keine. Dafür düsten bei uns 3 Stück bei einer Zuckerrohrplantage über die Straße. Anschließend durfte ich nochmal mit dem Rad raus, ich hatte mich mit Einheimischen am Strand verabredet. Leider wurde ich versetzt, ging alleine planschen und kam fast zu spät zurück, weil ich mich bei einem Mangodaiquiri an der Strandbar verquatschte. „Zur Strafe“ stand dann wieder Restaurantbegrüßung am Abend auf dem Dienstplan. Ich, ohne Mittagessen zu haben, vor dem Durchgang zweier Restaurants, ständig liefen Gäste mit den dollsten Leckereien vorbei und ich schob Kohldampf. Anschließend im Schweinsgalopp ab in die Messe, Abendessen fassen, denn es stand Drill an. Ich sagte dort noch, ich habe keine Lust das 3. Mal im Monat vor die Gäste gerufen zu werden, um ihnen in Saftschubsenmanier das Anlegen der Schwimmweste zu demonstrieren. Was soll ich sagen, 15 Minuten später machte ich wieder den Affen vor den Gästen und nachher steht noch der Clubtanz an. Was mer net so alles mitmacht, wenn de Tach lang is! Affetheater!

Sabine und Andreas auf Aruba
Sabine und Andreas auf Aruba

31.01.13 Hoppe, hoppe, Reiter! …wenn er fällt, dann schreit er. Ich bin die Seuche los! Diese Runde bleiben meine Gäste (bisher) mal endlich auf dem Rad sitzen und es erwischt zur Abwechslung mal die anderen. John führte in Tobago seine erste Tour und was soll ich sagen. Wie vor 2 Wochen bei mir, gleich bei der ersten Tour, der Erste auf dem Boden. Auch bei Ole stieg jemand unfreiwillig ab. Wir machten Arbeitsteilung, die beiden schrieben Unfallberichte und ich richtete die Unfallräder wieder her. Echt robust, die AIDA Bikes. Die machen hier viel mit. Jeden Tag mehrmals stapeln, Bustransfers, tägliche Touren und gelegentlich Stürze, aber die Schäden sind meist minimal. Solide Qualität! Aber unglaublich, wir machen täglich Einweisungen über Sicherheit und Fahrverhalten, Schall und Rauch, Minuten später ist es vergessen, weg ist die Konzentration und der Sicherheitsabstand. In Grenada blieben wieder alle sitzen, dafür habe ich mir einen geleistet. Ich fuhr die Aktivtour und überlegte, ob ich überhaupt ein Navi brauche, weil ich die Tour letztes Mal fast blind fand. Diesmal ging ein Schauer runter, ich sah das Display des Navis schlecht, dann eine neue Baustelle und zack, fuhr ich den falschen Berg hoch. Ich ließ mir nichts anmerken, fuhr weiter und hoffte, dass es eine Querung zum Nächsten, dem richtigen Berg geben würde. Aber nix, es tat sich ein mächtiges Tal auf. Nach 200 Höhenmetern bog die Straße in den Norden der Insel ab, wir wollten in den Osten. Also gestand ich der Gruppe meinen Fehler, ging in ein Lokal, in dem eine Straßenkarte hing und stellte fest, dass es nur die Umkehr als Möglichkeit gab. Mist! Alles wieder runter und zurück auf die richtige Route. Die Gäste nahmen es aber gut auf und hatten auch die Puste 850 anstatt 650 Höhenmeter zu fahren. Am Strandstopp beruhigte ich erst einmal meine Nerven mit einem oberleckeren Virgin Colada und versprach den Gästen, am Abend ihnen auch einen auszugeben. Das war ich ihnen schuldig. Hoffentlich passiert das nicht mehr so oft, sonst wird es teuer. Nach einem schön (teuren) Abend ging es zur Isla Margarita. Eine unspektakuläre Strecke (ich verfuhr mich auch nur um 50 m an einer Stelle), mit einem Strand, an dem ich lieber esse, anstatt schwimme. Ein Dauergast in meiner Gruppe, Sabine, gab mir diesmal einen aus, denn sie hatte Geburtstag. Wir waren Fünfe am Tisch, es sollten 4 Pina Coladas und eine Alkoholfreie für mich werden. Am Ende waren alle 5 mit Alkohol, sodass der Rücktransfer im Bus ein Spaß wurde. 35°C, ein Bus mit lauter Technomusik und massig Bodenwellen. Die Coladas wirkten, die Wellen wogen uns auf den Sitzen zur Musik, sodass wir dann extra im Takt auf unseren Sitzen hopsten, anstatt wie sonst zu schlafen. In Bonaire wurde es wieder teuer, diesmal musste ich den Kollegen einen ausgeben. Wir fuhren die Softtour in 2 großen Gruppen. Ich hatte 30 Gäste, Kati auch. Sie war immer kurz vor mir, sodass wir uns bei den Sehenswürdigkeiten immer auf den Füßen standen. So legte ich einen kurzen Querfeldeinschlenker ein. Die Piste war auf der Wüsteninsel schlaglochfrei und trocken, alles gut. 50 Meter, bevor wir auf die Straße zurückbogen, dann ein Schlammloch (in der Wüste!). Darin blieb ich stecken. Also absteigen und das Rad um das Loch herum tragen, nur 5 Meter. Leider hörten nicht alle auf mich und 2 Drittel schoben durch oder versuchten zu fahren. Das Ergebnis: 20 total verschlammte Räder. Am Strandstopp kratzte ich dann schon den Grobdreck von den Bremsen, aber das half nicht viel. Zur Ablenkung ging ich dann endlich Windsurfen in der Pause. Das war heftig! Ich war noch nie mit so einem leichten Brett bei so starkem Wind unterwegs. Nach einer Stunde hatte ich bestimmt 15x das Wasser besucht, die Arme waren lahm und ein Schienbein verschrammt. Aber gut war es, Hammerwind! Da waren massig Profis am Werk, das war toll anzusehen. Immerhin wurde mir auch bescheinigt, dass es bei mir, wenn ich mal richtig ins Fahren kam, gar nicht so schlecht aussah. Zurück am Schiff schlugen meine Kollegen die Hände über dem Kopf zusammen, beim Anblick der Räder. Danach hieß es Räder schrubben, aber bei dem Dreck waren die Reifen nicht sauber zu bekommen. Die Kollegen ließen mich dann auch schmoren, gingen ein Feierabendbier trinken, während ich noch bei dummen Kommentaren Vorbeilaufender die Räder schrubbte. Sauber sind sie bis heute nicht, dafür müsste es mal wieder heftig regnen. Abends dann einen Ausgeben und ab nach Curacao. Dort stand ich früh auf, um das spektakuläre Einlaufen in den schmalen Hafen bei Dunkelheit zu beobachten. Am Morgen dann Soft-Aktivtour durchs Land und was soll ich sagen. Die Seuche war weg! Abgegeben an John! Nach einem Drittel der Strecke hatte er mehrere Personen mit Kreislaufproblemen in seiner Gruppe, versuchte ein Taxi zu bekommen, was fast eine Stunde dauerte, bis die Leute in Richtung Schiff zurück fuhren. Zu der Zeit befanden sich unsere anderen Gruppen schon an einem neuen, sehr schönen Strand. Ich fuhr John entgegen, um ihm seine Gruppe abzunehmen, aber wie gesagt, er bekam die Gäste dann doch noch per Auto zum Schiff. Ich dachte schon, der Weg wäre umsonst gewesen, als John die Kette riss. Er blieb alleine nietend zurück, ich führte seine Gruppe an den Strand. Aber er kam dann nach der Seuche noch an und konnte die Tour mit seinen Leutchen beenden. Ich war so mutig und probierte sogar neue Varianten auf der Rückfahrt durch die Stadt aus und alles gelang. Alles sauber, zufriedene Gäste und ein toller Tag, der nachmittags zusammen mit Kati bei einem, in Curacao obligatorischen Eis, genossen wurde. Abends dann das erste Mal ganz alleine am Schalter buchen und beraten gleichzeitig, was auch ohne Probleme lief. Auch auf Aruba lief alles glatt. Wir fuhren mit 3 Gruppen los, uns war aber klar, dass es nicht alle schaffen würden. In Aruba bläst während der 2. Streckenhälfte immer guter Gegenwind auf der Schotterstrecke. Diesmal war es fast stürmisch und so nahm Ole einige mit, direkt an den Strand. Ich hatte wieder eine richtig fitte Gruppe, dabei auch fast alle meine Stammgäste. An 2 Paare (Beate, Wilfried, Sabine und Andreas) habe ich mich so gewöhnt, diesmal fällt der Abschied echt schwer. Wir fuhren viele Touren zusammen, mal waren sie vorne, mal hinten als Schluss/mann/frau. Ganz toll Andreas, 196 cm groß, auch bei einer großen Gruppe konnte ich ihn immer sehen. Sein Sattel war so hoch, ich konnte meine Arme wie bei einer Theke darauf ablegen. Sabine mit ihrem herrlichen Lachen und den Drang, zu jedem Funkmast auf den Bergen zu fahren, der sich auftat. In St. Lucia machen wir das wirklich immer, danach unkte sie immer, dass jeglicher Mast doch angesteuert werden müsse. Erst da fiel mir auf, an wie vielen Masten wir tatsächlich auf den anderen Touren vorbei kommen. Dann Beate und Wilfried, 2 ruhige, sympathische Menschen, die ihren ganzen Urlaub über auf dem Rad saßen und mit mir die steilsten Berge erklommen und das, obwohl Wilfried schon 66 Lenze zählt. Kommt gut nach Hause, hoffentlich sehen wir uns mal wieder! Nach Tourenende hatten wir diesmal die Möglichkeit draußen auf der Pier die Räder zu waschen. Somit wurde der Bonaire- und Arubadreck abgespült und die Räder hängen schick im Locker. Der platzt bald aus allen Nähten, da wir heute eine neue Lieferung Trinkflaschen bekommen haben. Aber ich brachte alleKisten unter. Der Seetag wird nun zur Generalreinigung genutzt, alle Ausrüstung waschen, desinfizieren, aufräumen und alles für die 4. Runde schick machen.

Auslaufen bei Sonnenuntergang auf Antigua
Auslaufen bei Sonnenuntergang auf Antigua

05.02.13 Im Rampenlicht!

Die 4. Runde läuft. In La Romana hatte ich eine schöne Gruppe, meine Verfahrer beschränkten sich auf gerade mal 10 Meter. Nun bin ich alle Touren meist 3x gefahren, jetzt sitzt es. Damit es nicht langweilig wird, gab es in der Domrep. wieder einen großen Personalwechsel. Immer wenn ich denke, ich kenne die meisten auf dem Schiff, kommt ein großer Wechsel und ich kenne wieder massig Leute nicht mehr. Jürgen kam zu unserer Unterstützung dazu. Ich kenne ihn schon vom Assessmentcenter in Rheinbach und von den Schulungen in Rostock. Irgendwie verfolgt er mich. Gleichalt sind wir auch. Ich dachte schon, er kommt auch noch auf meine Kabine, aber da habe ich nun einen Fotoassistenten bekommen. Wir haben stark unterschiedliche Arbeitszeiten, das passt gut, da haben wir mehr Privatsphäre. Am 2. Seetag wurde mir gesagt, dass ich nun auch APs machen muss, davor hatte ich mich bisher gedrückt. Das bedeutet Ausflugspräsentation im Theatrium vor hunderten von Gästen. Dazu wird das noch im Fernsehen in über 1000 Kabinen gesendet. Kati machte mich vom Inhalt fit, ich schrieb mir dann meinen Ablauf, aber spicken ist verboten. Also um 18 Uhr mit mächtig Lampenfieber auf die Bühne, mit Mikro im Rampenlicht. Es lief richtig gut, nur war ich am Anfang nicht immer gut zu hören, da ich mit der Mikrohand auch gestikulieren wollte. Aber das stellte ich dann ein und hatte keinen Versprecher. Es gab Glückwunsch von den Kollegen und ich belohnte mich danach mit Schokolade in der Crewbar. Dort saßen auch einige Kolleginnen von den Scouts (Ausflugsbegleiter) und was sahen meine entzündeten Augen: Sie spielen! Also ich hin und mitgemacht. Es wurde ein witziger Kartenabend mit Ligretto, normal nicht mein Spiel, denn es geht auf Schnelligkeit. Aber ich hatte die 3 Mädels im Griff und alle eine Menge Spaß. Vor Lachen flogen sogar Chipskrümel aus Paulines Mund quer über den Tisch, da ihre Kollegin es nicht immer schaffte, ihrer Karten Herr zu werden und die Zahlen von 1 bis 10 manchmal etwas durcheinander gerieten. Dann ging es wieder an meinen Lieblingsstrand nach Tortola. Diesmal schwamm ich zu einem Riff am Ende der Bucht, an dem es leider nicht viel zu sehen gab, aber auf dem Rückweg begegnete ich einem ordentlich großen Rochen (etwa 50 cm im Durchmesser), mit dem ich eine Weile um die Wette schwamm. So einen großen hatte ich noch nicht gesehen. Auf Korfu hatten sie etwa nur 20 Zentimeter. Leider war meine Aktivgruppe sehr inhomogen, wir mussten ständig warten, bis alle wieder zusammen waren, was dazu führte, dass wir mit Verspätung am Schiff ankamen, was meine Kollegen etwas grummelig stimmte, weil sie so lange warten mussten mit dem Einladen der Räder. Dafür reparierte ich dann alle Pannenräder und setzte mich noch 2 Stunden an den Schalter, da ich beim Losen verlor. Antigua lief blendend. 21 Leute, Jürgen als Schlussmann, gutes Wetter, eine homogene Gruppe und Mut. Meine Kollegen erzählten mir, dass es auf Antigua eine schöne Variante gäbe, über eine Schotterpiste, weniger Höhenmeter und nicht am Flugplatz vorbei. Eigentlich wollten wir heute 2 Gruppen einteilen, ich hätte mich dann im entsprechenden Dorf unauffällig hinter Kati geklemmt, um die Piste zu finden. Leider biss sie sich beim Essen einen Zahn aus und musste zum Zahnarzt. Da ich aber Mut hatte, fragte ich die Gäste, ob sie Forscherdrang hätten und kleine Kolumbusse werden wollten. Ich dachte vorher schon andauernd nach, was wohl die Mehrzahl von einem Kolumbus sein könnte. Kolumbusse gefiel mir am besten, ein Gast meinte dann aber, vom Lateinischen müsste es Kolumbi heißen. Also abgestimmt, ob mehr Höhenmeter oder Kolumbi und die Wahl fiel auf die Entdeckertour. Meine Kollegen meinten, wenn du die richtige Piste findest, geht es immer nur geradeaus bis zur Universität. Blöd nur, als wir dann an einer T-Kreuzung standen. Ich entschied spontan nach rechts und das Glück war auf meiner Seite. Alles richtig. Angestachelt vom Erfolg, fragte ich meine Forscherschar auf dem Rückweg, ob sie Mut hätten, durch das Einbahnstraßengewirr der Hauptstadt zu fahren, um den Straßenmarkt und die hölzerne Pier zu erkunden. Wieder hatten sie Lust und das funktionierte ebenfalls. Yes! Blöd nur, dass ich danach doch wieder einen Unfallbericht schreiben musste. Ein Gast stieß sich am Strand den Kopf an einem Baum beim Umziehen und hatte eine schöne Platzwunde. Ich fragte meine Chefin, ob in so einem Fall ein Unfallbericht nötig sei, sie meinte ja, es wäre während der Tourzeit passiert, auch wenn Pause gewesen wäre. Also ein Landgang nach der Tour ade und Bericht schreiben. Wie meinte der Gast: „Ich war einfach nur zu doof zum Umziehen“. Aber ich formulierte den Bericht dann doch eleganter. Das Auslaufen bei einem tollen Sonnenuntergang entschädigte dann wieder. Antigua hat, nachdem ich die Strecken kenne, einen ganz besonderen Reiz. 365 Strände, für jeden Tag im Jahr einen, pulsierendes Leben und doch karibische Gelassenheit, bunte Häuser und schöne Landschaft.

AIDA-Fahrrad stützt Baum, darunter der Schulbus
AIDA-Fahrrad stützt Baum, darunter der Schulbus

08.02.13 Was e Wettersche!

Unsere 2. Runde war windig mit hohen Wellen, die 3. Runde ungewöhnlich nass und die 4. Runde bisher überraschend trocken. Tortola trocken, Antigua um die Schauer herum gefahren, Dominica vor dem großen Regen geflüchtet, ebenfalls auf St. Lucia. Noch nie hatten wir so gutes Wetter auf Dominica, normal regnet es immer auf dem Anstieg. Diesmal nur Sprühregen und auf der Wetterscheide zog es sich dann richtig zu, aber wir wurden nur 5 Minuten nass, dann ging es bei bestem Wetter auf die Abfahrt. So tolle Aussichten gab es noch nie, strahlende Sonne, nichts mit Wolken verhüllt, ich knipste ohne Ende. Wir kamen dann wieder zu Frucht Joe, den ich diesmal nach seinem Namen fragte. Er meinte nur: Mr. Nice. Auf die Frage, wie der Ort hieße, sagte er: This place is nice. Nein, das Dorf! Das hätte keinen Namen, er sei nett, sein Haus nett und nun sollte ich ruhig sein und die Früchte kosten, was ich dann auch tat. Also ab durch die Auslage futtern, wie auch die anderen Teilnehmer. Wir waren nur 5 Gäste, der lokale Guide, Jürgen und ich. Im Fluss baden wollte niemand, ich hatte aber den Tipp bekommen, das es einen botanischen Garten gäbe, in dem wäre die Hauptattraktion ein Schulbus, der 1979 bei einem Wirbelsturm unter einem Baum zerquetscht wurde. Bus und der Baum, der wieder anwuchs, seien noch zu sehen. Da unser Guide wieder kaum Infos parat hatte (immerhin diesmal 3 Sätze über die ganze Insel), schickte ich ihn voraus, damit er uns dorthin führt und auch sein Geld wert ist, denn den Rest der Tour leitete ich. Im botanischen Garten entstand auch das Bild des Tages: Der Bus hielt dem Baum nicht stand, dafür aber unsere robusten Fahrräder. Abends wollte ich dann einige Minuten vor dem Fernseher entspannen, bevor ich wieder Spieler in der Crewbar suchen wollte. Ich hatte nämlich auf Antigua abends endlich einige Kollegen zu meinem Lieblingspartyspiel „Time’s up!“ überredet. Ihnen gefiel es so gut, dass wir gleich 3 Runden spielten. Zurück zum Fernseher. Ich wachte auf, als mein Zimmernachbar herein kam. Ich meinte zu ihm, dass er aber früh Feierabend hätte. Er meinte nein, er käme aus der Crewbar, nicht von der Arbeit und es wäre 1 Uhr nachts. Hups, da war ich doch 5 Stunden eingeschlafen. Ok, dann eben nicht mehr in die Bar um die Uhrzeit. Ich befürchtete um 4 Uhr nachts dann hellwach zu sein, aber nein, ich schlief durch. Die Aktivtouren sind doch etwas anstrengender, da kann der Körper massig Schlaf wohl gebrauchen. Auf St. Lucia ging es auch wieder aktiv zur Sache. Eine nette Gruppe und diesmal mussten wir auch nicht durch die überfüllte Stadt zum hässlichen Containerhafen fahren oder sogar tendern. Wir lagen auf der Pole Position am schönen Terminal, außerhalb der Stadt. Auf der Tour liegt ein Bergdorf, von dem aus der beste Blick auf die Atlantikseite zu erhaschen ist. Das wissen auch die Einheimischen und bauen dort Stände auf. Auch die Vierbeiner wissen das und so kommt immer ein kleiner Hund zu uns, weil er weiß, dass wir Müsliriegel in der Tasche haben, die er sehr mag. Er futterte meinen fast alleine und sein Frauchen wollte uns dafür frittierte Bananenchips mit Bananenketchup anbieten. Da aber mein Magen am Morgen schon leicht rebellisch war, wollte ich nichts riskieren. Jürgen testete und fand es lecker. Vielleicht beim nächsten Mal. Ich nahm lieber den besten Bananenshake der Karibik am mittäglichen Strandstopp zu mir. Auf Barbados war es unspektakulär. Aktiv-Tour, wieder eine sehr inhomogene Gruppe und lange Fahrzeiten im Bus auf der Rückfahrt. Aber dafür das erste Mal trocken und wieder ein Wahlkampf. Die Boxen dröhnten wieder auf den LKWs, wie vor einem Monat auf Tobago. Am Abend dann mein erster selbstständiger Shipsearch (Suche nach Bomben), aber das, während noch Massen an Koffer geladen wurden. 20 Arbeiter, die Koffer wild durch die Gegend schoben. Es kam mir vor wie beim Bowling, mit mir als Pin. Am Abend dann wieder Tanzeinlage für die neuen Gäste.

Karvenval auf Tobago
Karvenval auf Tobago

10.02.13 Krach auf den Straßen

Auch weiterhin blieb uns das Wetter hold. Auf Tobago Bilderbuchwetter, eine schöne Tour und schon wieder Wahlkampf? Das dachte ich, als uns wieder LKWs mit Riesenboxen und dröhnender Musik entgegen kamen. Ich erkannte die Wagen wieder und dann wurde es klar, als die Straße gesperrt war. Damals standen die Politiker auf den Wagen, diesmal DJs, die Karnevalsmusik spielten. Alle fuhren in die Hauptstadt. Dort reihten sich dann Kinder- und Jugendgruppen hinter den Wagen ein, mit ganz tollen bunten Kostümen. An einer Stelle stand dann eine Empore mit der Jury, die Gruppen wurden dort einzeln vorgestellt und tanzten dann auf ihre jeweilige Musik. Ein Kostüm- und Tanzkontest bei 100 Dezibel und wir mit den Radlern mittendrin. Nachdem alle sich heile durchgeschlängelt hatten, ging ich zu Fuß nochmals vom Schiff, um mir das Treiben anzuschauen. Jeder Laden, Restaurant, Bar und Autos stellten ihre Riesenboxen zur Schau und ließen die Puppen tanzen. Auf der Straße Menschen ohne Ende, mit den tollsten Frisuren, die Kinder in den Kostümen und der Alkohol floss in Strömen. Was eine Sause! Das steckte an, ich hätte am liebsten mitgefeiert, aber wir legten schon früh ab und ich musste noch abends am Schalter arbeiten. Also ging ich auf die Suche nach einer neuen Hose, da mir eine Kurze abhandenkam. Ich fand bestimmt 20 Damenkleiderbretterbuden, meine gewünschte Hose bekam ichschließlich im Hinterstübchen eines Blumenladens! 8 Dollar billig, was wohl an einem Juventus Turin Aufnäher lag, den ich dann auf dem Schiff sofort entfernte.

Ich freute mich schon auf die Partyfortsetzung auf Grenada. Aber nix, Sonntag, alle in der Kirche. Auf unserer Aktivtour kamen uns dann aber auch wieder Trucks mit Boxen entgegen, aber was sah ich da: Hier war es wieder Wahlkampf! Nach der Tour erkundete ich zu Fuß die Stadt, kaufte mir in einem Laden ein schönes T-Shirt mit den Farben der Insel und stellte fest, dass dort wieder die lustige Karnevalsmusik lief und die 5 Mädels im Laden danach tanzten, wenn sie gerade keine Kundschaft hatten.

Eigentlich wollte ich auch ursprünglich Musik kaufen, aber am Sonntag hatte alles zu. Ich fragte die Mädels, was denn das sei, damit ich mal im Internet danach schauen kann. Sie meinten Karnevalsmusik. Ich wunderte mich, denn auf den Straßen wurde gar nicht gefeiert. Sie erklärten mir, dass auf Grenada Karneval im August sei, aber die Musik wäre von Tobago und da wäre im Moment was los. Das konnte ich bestätigen. Sie hatten sogar im Hinterstübchen die CD vorrätig, aber ich kein Geld mehr, das ging fürs T-Shirt drauf. Zum Geldholen vom Schiff fehlte die Zeit, denn wir liefen bald aus. Aber sie legten sie mir zurück und ich werde sie in 2 Wochen abholen. Dann bin ich im Besitz von Karnevalsmucke aus Tobago, nicht vergleichbar mit der unsrigen. Schneller Reggae mit Guter Laune Garantie.

Fort George auf Grenada
Fort George auf Grenada

17.02.13 Soca! So heißt die Musik, die mich im Karneval angesteckt hat. Der Name kommt von Soul of Calypso. Ich bekam ein Lied nicht mehr aus dem Kopf und so stöberte ich im Internet. Nach nur 5 Minuten hatte ich es gefunden. Es war die Nummer 1 auf der Playlist des Tobago Karneval. Im Refrain geht es um die Art zu Feiern und um „Nice time“. Nach Mister Nice auf Dominica ließ ich mich von der „Nice time“ anstecken. Das Lied läuft täglich mehrmals auf meiner Kabine und schon kommt Stimmung auf. Leider war das auf Isla Margarita nicht so. Es waren zwar auch viele auf den Straßen, aber meist handelte es sich nicht um Feiernde, sondern um Alkoholkontrollen der Polizei oder Demos von Leuten, denen das Wasser wegen Zahlungsrückständen abgedreht wurde. So dauerte die Fahrt zur Nordküste mit dem Bus ewig, was dann zu Ungunsten der Länge unseres Strandaufenthaltes ging. Abends stand dann Fasching auf dem Schiff an, um den wir Biker uns aber fein drückten, denn auf einem selbstgebauten Wagen, in Kostümen, vor den Gästen als Umzugsteilnehmer den Affen zu machen, stand nicht in unserem Sinne. Ich schonte lieber meine Kräfte für Bonaire. In der Mittagspause der Softtour wollte ich wieder surfen gehen. Bonaire, die Wüsteninsel zeigte sich aber mal wieder von ihrer regnerischen Seite. Bis auf Dominica bekam ich hier bisher den meisten Regen ab und das eben in der Wüste. Klimawandel? Immerhin ließ ich diesmal die Schlammlöcher aus und es fehlten 2 Minuten, dann wären wir trocken am Strand angekommen. Alle flüchteten in die Strandbar, ich ging mir ein Brett und Segel besorgen. Diesmal lief es hervorragend, nicht so viel Wind und ich kannte das Brett von vor 2 Wochen. 15 Minuten voller Spaß, dann kam der nächste Schauer mit Sturmböen rein. Die Profis strömten, die Anfänger kapitulierten, ich hielt mich wacker. Dann aber im 15 Minuten-Takt Schauer mit Sturmböen. Die Kraft ließ nach und ich ärgerte mich über das Wetter. Das Surfen ist dort sehr teuer und ich konnte nur die Hälfte der Zeit genießen. Naja, andere zahlen viel Geld fürs Fitnessstudio, das brauchte ich heute nicht mehr. Zur Rückfahrt hörte es dann auf zu regnen, wir kamen trocken zurück. Trotzdem gab es viele Beschwerden. Zu nass, zu windig, das Wasser zu flach, zu viele Surfer. Es kann nicht immer jedem Recht gemacht werden. Auf Tortola klagen viele an meinem Lieblingsstrand über die fehlende Strandbar, zu tiefes Wasser und zu hohe Wellen. Da kammer mache nix! Auf Curacao hatte ich das erste Mal die Möglichkeit die Unterwasserwelt des neuen Strandes zu testen, nachdem ich vor 2 Wochen John half seine Gruppe nach Pleiten und Pannen an den Strand zu begleiten. Was eine geniale Unterwasserwelt! Ganz tolle Pflanzen, steile Riffe und bunteste Fische. Nur die schwimmende Königin-Emma-Brücke nervte etwas. Egal ob per Rad mit den Gästen oder später zu Fuß auf dem Weg zum obligatorischen Eis, immer war die Brücke geöffnet und wir standen dumm davor, bis wieder ein Schiff ausfuhr. Gerade mit den Gästen war dann Überbrückung angesagt. Ich bot mein ganzes Wissen auf und schaffte es exakt so lange zu reden, bis die Brücke sich schloss, bevor mein Wissensvorrat erschöpft war. Auf Aruba dann so mächtiger Gegenwind wie noch nie, aber unsere Teilnehmer waren alle sehr tapfer. Am Abend fand dann Oles Abschiedsparty statt. Unser Dienstältester Biker und (obwohl er fast 10 Jahre jünger ist als ich), unser Papa der Truppe. Seine Erfahrung, Weitsicht und Organisationstalent werden uns genauso fehlen wie seine ausgezeichneten Kickerfähigkeiten und die Sprüche: „Guten Morgen liebe Gemeinde“ (zum Frühstück). „Wer längere Schnürsenkel hat als ich…“ (dabei Fuß und Bein streckend auf der Pier zur Einweisung). „Das Rädchen am Helm so lange drehen, bis die Augen von innen an die Sonnenbrille drücken“. „Quatsch mich nicht voll“ (wenn er nach einer langen Nacht am Frühstückstisch seine Ruhe wollte). „Kleines Kettenblatt, was ist das?“ (fährt am liebsten die Schaltung rechts-rechts, so groß wie möglich). Mach‘s gut Ole und genieße den Urlaub in Neuseeland! Am Seetag war ausruhen angesagt, neben Schalter, tanzen und Bikeworkshop. Ach diesmal konnte ich alle Fragen beantworten und ein Ex-Rennfahrer machte mir am Ende Komplimente, wie fundiert mein Wissen sei. Das machte stolz, wo ich doch immer dachte, mit meiner fehlenden Ausbildung würde das nicht werden. Aber mein Praktikum, Biker Steffens Tipps und die Erfahrungen von Korfu helfen da inzwischen stark weiter. In La Romana durfte ich auch nicht radeln, sondern mal wieder Kofferunfallberichte schreiben. Da in der Domrep. aber im Moment (im Gegensatz zu Barbados vor einigen Wochen) keine Kofferweitwurfmeisterschaften stattfanden, wurde es ein ruhiger Tag. Am nächsten Seetag wieder viel Schalterarbeit und Reinigung von Rucksäcken und Helmen. Einige Helme mussten wir wegen Verfärbung aussondern, da es Damen gibt, die sich doch tatsächlich vor einer Radtour bei 30 °C und hoher Luftfeuchtigkeit schminken. Ja, nun ist Ole weg, mehr Arbeit kommt auf uns zu, die Crewbarabende werden langweiliger und ein Spitzenkickerer haben wir auch verloren. Dafür wurde gestern die Lücke mit einem schicken Time’s up Spieleabend kompensiert. Nun heißt es mal ausschlafen, denn ab Tortola stehen wieder die schweren Radtouren an.

Radreparatur unter Palmen auf Tortola
Radreparatur unter Palmen auf Tortola

22.02.13 Keiner mag uns!

Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Die letzte volle Runde hat begonnen. Auf Tortola ging es wieder an meinen Lieblingsstrand mit der Aktivtour. Diesmal war dort fast kein Wellengang, so konnte ich wunderbar in das flache Riff schnorcheln. Herrlich! Anschließend stellte ich noch eine Schaltung ein, als Reparaturständer diente eine Astgabel, mit Bacardi-Strand-Hintergrund und in Badehose. So macht Werkstatt Spaß. Keine Welle auf der Westseite, das hieß heftigsten Gegenwind in Richtung Osten auf der Rückfahrt. Nach 3 Tagen Zwangspause hatte ich aber gut Kraft und sprengte bei jedem Antritt die Gruppe.

Auf Antigua lief auch alles bestens, eine schöne Gruppe, prima Wetter und zufriedene Gäste. Als Schlussfrau fungierte Nathalie von unseren Scouts (Reisebegleitern). Sie machte das so gut, dass wir danach zusammen die Stadt aufsuchten, um uns durch die örtlichen Fruchtauslagen zu futtern und ich gab diese dann aus. Wir aßen Sour-Sop und junge Jelly-Kokosnuss. Keine Ahnung, ob ich das richtig schreibe. Die Sops schmecken süß-säuerlich, sehen von außen aus wie Kaktusfeigen und haben Kerne wie Kürbisse, von denen das Fruchtfleisch abgenuckelt wird. Dann eine Kokosnuss, bei der das Fruchtfleisch noch nicht fest ist. Nathalie hatte dazu noch eine Mango und das alles mit den Händen ohne Werkzeug. Wir klebten wie Sau!

Seitdem mag uns niemand mehr. Auf Tortola bekamen wir gerade so unser Minimum für die Aktivtour zusammen, für Dominica, St. Lucia und Barbados nicht. Niemand mag mit uns Fahrrad fahren! Heul! Dafür alle Bus oder Bootchen. So war ich in Dominica mit auf einem Katamaran für Taucher und Schnorchler. Ich ging mit den Schnorchlern ins Wasser und geleitete sie ins Champagner-Riff. Dort kommen Schwefelgase aus dem vulkanischen Boden und blubbern zwischen den Steinen nach oben. Dazu tolle Flora und Fauna, leider die Sicht etwas getrübt durch den starken Wellengang. Ich dann also vorneweg durchs Trübe ins nächste Riff. Flachwasser, tolle Korallen und Schwämme, bunteste Fische. Ich schwimme da so im Trüben, plötzlich klart unter mir auf und ist nur noch 50 cm tief. In dem Moment kommt eine Welle, steckt mich in die Waschmaschine und schleudert mich aufs Riff. Blöderweise sitzt dort ein Seeigel, den ich in Wrestlingmanier mit einem Slamdunk zermalme und seine sterblichen Überreste mir seitdem im Ellenbogen stecken. Aua!

Also schnell Stacheln rausziehen, die nicht abgebrochen sind, bei den Gästen nix anmerken lassen und sie sicher durchs Riff begleiten. Denen wird aber schnell kalt und sie trinken an Bord lieber Rumpunsch. Also ich nochmal rein, ohne Auftriebsweste, Schnorchel und Maske, nur mit Schwimmbrille und Flossen. Das ist eher mein Ding, da fühle ich mich besser. Der Seegang wurde auch weniger und so genoss ich nochmals die tolle Unterwasserwelt.

Auf dem Rückweg fragte ich die verrückte Rumpunsch-Ragga-Besatzung und unsere Taucher nach Geheimtipps zur Entfernung der Stacheln. Die gehen weit auseinander: Essig, Zitrone, Papayaschalen, Kerosin, abwarten, rauseitern lassen, Wachs, Klebeband…hätte ich alles gemacht, wäre jetzt der Arm wohl ab. Ich entschied mich für 2x Essig, um die Kalkverbindungen zu lösen, die großen von der Schiffsärztin ziehen lassen, danach 2 Stunden Papaya. Der Arm schmerzte beim Einschlafen wie Hölle, dafür waren am Morgen danach alle Schmerzen weg. Perfekt!

So ging es dann mit dem Tenderboot in St. Lucia an Land, um mit Bussen weiter in den Regenwald zu fahren, um durch diesen mit der Seilbahn zu schweben. Immer 8 Gäste mit einem einheimischen Guide in einer Gondel. Ich schnappte mir die Nichtenglischsprachigen und übersetzte fleißig.

Die Leiterin meinte, sie sei öfters mal still, damit wir dem Regenwald lauschen könnten, aber sie hatte nicht mit mir gerechnet. Ich unterhielt meine Damencrew kräftig und konnte kaum den Schnabel halten, wie auch die Kolibris in den Bäumen.

Ein nettes Schweben durch tolle Natur. Nach einer Stunde Fahrt dann Rumpunsch und beschiggert zurück zum Schiff. Vor dem Tendern gönnte ich mir noch ein richtig gutes chinesisches Essen in der Stadt. Endlich mal wieder Tofu, mit vielen Gewürzen und eine Riesenportion. Lecker! Dabei nur unter Einheimischen, inkognito (bis auf die Hautfarbe).

In Barbados wieder das gleiche Spiel. Zu wenige Anmeldungen für die Radtouren. Am Vorabend las ich bei unseren Scouts den Dienstplan. Dort stand für Barbados: Einer zieht das große U-Los (U-Boot Ausflug), 2 das S (Strandausflug) und 2 die A-Karte (Kofferunfallberichte). Ratet mal, was ich wieder am nächsten Morgen zog….

Auf Barbados werfen sie bekanntlich die Koffer wie die Weltmeister und so hatte ich gleich genügend kaputte Koffer. Dann aber wurde ich als Sani gebraucht. Ein Mann mit schwerem Asthma kippte im schwülen Zelt fast um. Ich sah das und danach war ich für die nächsten 90 Minuten beschäftigt. Betreuung, Organisation von Krankenschwester und Rollstuhl über meine Vorgesetzten, Einchecken im Sitzen, Busrückfahrt zum Schiff, Rollstuhltransport ins Hospital und Zurückbringen des Sauerstoffgerätes zur Hafenkrankenschwester. Immerhin war der Mann dann auf dem Schiff wieder so stabil, dass er den Heimflug antreten konnte und ich einen Anpfiff der Hafensicherheit reicher, als ich das Sauerstoffgerät mit dem Rad zur Krankenschwester zurück brachte und dabei durch unerlaubte Zonen fuhr, was ich aber mangels Verbotsschilder nicht ahnen konnte.

Danach hieß es Ausspannen am Strand. Unsere Scouts wollten an einen tollen Strand, ich ließ mich überreden, ging aber wegen 3-tägigem Bewegungsmangel zu Fuß, alle anderen fuhren Taxi. Dort war ich enttäuscht, überall Jet-Skis, kein Platz zum Schwimmen und Massen an Leuten. Immerhin gab es ein Tarzanseil und einen kleinen Sprungturm. Also einigten wir uns auf gemeinsames Beachvolleyball. Kaum begonnen, kam einer der Strandcrew auf mich zu und meinte, ich darf nicht mitspielen, da ich kein Bändchen hätte. Hä? Er meinte, alle anderen hätten 5 Dollar Eintritt bezahlt, darin wäre Volleyball, ein Freigetränk und das Rücktaxi enthalten. Hallo, ich schleppe eine große Wasserflasche mit und will mich bewegen, nicht Bus fahren. Nö, das sehe ich nicht ein, packe meine Sachen und wandere durch die ganze Stadt eine Stunde auf die andere Seite zu meinem Lieblingsstrand.

Dort liegen 20 Personen, nicht 2000 und die Hälfte davon sind Einheimische. Kein Bootsverkehr, ich kann schwimmen wohin ich will und das nutze ich aus. Danach noch schnell ne Sandburg gebaut und dann ab an die Bar, 2 leckere Fruchtcocktails geschlürft und mit den Einheimischen unterhalten. Leider muss ich dann aufs Schiff zum Hammerprogramm. Werbeaufsteller rein, duschen, schnell Essen, Schiffchen nach Bomben durchsuchen, Restaurantdiener spielen, Seenotrettungsübung, Verkaufsschalter, Tanzen und nach dem Kickern in der Crewbar, wie ein Stein ins Bett fallen.

Dann stand Tobago an. Das letzte Mal, denn wenn wir in 2 Wochen Barbados erreichen, geht es danach von dort aus über den großen Teich. Morgens um Sieben strömender Regen beim Anlegen. Nein! Wenn das so bleibt, müssen wir die Radtour schon wieder absagen und das mit 60 Buchungen. Aber es klart dann auf und wir fahren in 4 Gruppen durch die Waschküche. Die Suppe läuft in Strömen, aber ich habe eine gute Gruppe, bei allen bleibt der Kreislauf stabil und wir machen eine schöne Rundfahrt. Vor 2 Wochen im Karneval sah ich eine Bar, in der der Mob tobte und einer im Affenkostüm vor der Kneipe tanzte und die Leute animierte hinein zu kommen. Diesmal wollte ich dort hinein, um den Abschied von Tobago feiern. Leider wurde ein Kollege krank und so konnte ich nur antialkoholisch feiern. Dort drin saßen nur Einheimische und es dauerte etwa 2 Minuten, da setzte sich der erste zu mir. Adel, Scarface genannt, wegen heftigen Unfallnarben im Gesicht. Er meint, ich solle mit ihm Rum trinken, 75 %iges Zeug, aber nur, wenn ich keine Frau und Kinder hätte, denn die würde ich danach nicht mehr erkennen. Ich lehne ab, da ich arbeiten muss und die Bude mir nicht ganz geheuer ist. Wer weiß, was er mir da angedreht hätte. Wir verstehen uns prima, er erklärt mir, wie sich die Einheimischen richtig begrüßen, das darf ich dann an mehreren „Insassen“ ausprobieren. Dann kommt mir eine Idee: Er kennt hier jeden und so frage ich ihn, wo es gute Socamusik gibt. Er läuft mit mir spontan durch die halbe Stadt, wir landen an einem Straßenstand, bestehend aus 2 Riesenboxen, einem Autoradio und einer kleinen Musikauswahl. Scarface zieht einige Scheiben raus, haut sie rein und ich werde zum Testhören bei 100 Dezibel eingeladen. Die halbe Stadt darf dabei mithören. Scarface tanzt dazu und ich erkenne den Tanzstil. Ich frage ihn, ob er zufällig vor 2 Wochen ein Affenkostüm trug? Er sagt ja, wir lachen uns kaputt und wir leiern dem Verkäufer 3 CDs für 10 Dollar aus den Rippen. Klasse! Ich tanze noch eine Runde mit Scarface zur Musik, mitten auf der Hauptstraße, danach tauschen wir Mailadressen aus, denn er hat eine schwangere Frau in England und meint, das wäre ja direkt neben Deutschland und ich habe ein Foto von ihm im Affenkostüm vom Karneval. Glücklich ziehe ich zurück zum Schiff und höre beim Schreiben dieser Zeilen netten Soca, alle Hits vom Karneval habe ich erstanden. Leider steht nun wieder Schalterarbeit an…..

Posing auf Grenada
Posing auf Grenada

02.03.13 Abschied!

So langsam geht die Karibik zu Ende. Echt schade bei manchen Inseln. Von Grenada verabschiedete ich mich ebenfalls ungerne. So eine schöne Tour, wenig Verkehr, massig Höhenmeter, schöner Strand und eben einfach die beste Strandbar. Diesmal verabschiedete ich mich mit einer Pina Colada und Süßkartoffel-Pommes. Lecker! Danach wurde vor dem Hafen posiert (siehe Bild) und diesmal nicht durch den Tunnel, sondern über einen steilen Festungsberg zurück gefahren. Yes! Endlich wieder Aktivtour. Ich habe auch kräftig Werbung gemacht, damit ich mich nächste Woche von Dominica als Bikeguide im Regenwald und nicht als Handtuchausgeber auf dem Pooldeck verabschieden kann.

Im Terminal holte ich mir noch meine zurück gelegte Soca-CD ab und schwatze nett mit den Bedienungen. Nachdem ich auf Tobago eine Fortbildung in Männerbegrüßungen bekam, waren diesmal die Damen dran. Aber die sind eher kindisch, Männer grüßen macht mehr Spaß. Hey man! Jo man! Joman! Give me a Bong! Dazu dann diverse Handbegrüßungen, natürlich so cool wie möglich.

Auf Isla Margarita fiel der Abschied nicht so schwer, aber es war trotzdem ein schöner Tag. Kleine Gruppe, gute Laune und ich mit Babbelwasser. So wurde die Busfahrt nicht langweilig. Auf der Tour wurde ich auch auf Trab gehalten. Einmal Kreislauf weggesackt, aber als alter Reanimateur die Dame schnell wieder fit gemacht, so wie gelernt auf Korfu. Auch Draht zu schätzen, wurde auf der IMA wieder wichtig. Ein Rücktrittrad verlor eine Schraube und somit blockierte die Bremse ständig. Die Suche nach den Teilen blieb erfolglos. Ich hatte aber ein Stück Draht einstecken und so fixierte der korfiotische Mac Gyver die Bremse schnell. Später trat der Fahrer nochmals voll in die Bremse und das Patent riss, aber ich hatte in Voraussicht bei der ersten Reparatur eine Drahtschlaufe am Boden gefunden, diese eingesteckt und so konnte ich das Rad in affenartiger Geschwindigkeit wieder fit machen. Nach einem leckeren Clubsandwich am Strand, ging es mit dem nur leicht verspäteten Bus (immer diese Zeitverschiebungsmissverständnisse) zurück zum Schiffchen. Ich wundere mich schon immer, warum die Insel 30 Minuten Zeitverschiebung besitzt. Weiter westlich und östlich ist sie immer gleich. Heute dann die Lösung: Präsident Chavez mag die Amerikaner nicht und somit führte er die Zeitverschiebung ein, um nicht mit ihnen in der gleichen Zeitzone zu leben. Was es alles gibt.

Ab Bonaire setzte uns dann der Wind etwas zu. Ich hatte schon Angst, dass mein Windsurfen ausfallen müsse, aber ich nahm all meinen Mut zusammen und ein kleineres Segel. Es funktionierte super. Zwar ein sehr heftiger Wind, dafür gleichmäßig. Nur eine Anfängergruppe (bei Windstärke 7) störte etwas, weil die überall in der Gegend „rumtrieben“. Am Ende wollte mich eine davon noch mit dem Segel erschlagen (und sich gleich mit). Ich erklärte ihr ganz schnell, dass es völlig ungünstig sei, bei diesem Wind das Segel auf der Windseite aus dem Wasser zu ziehen, denn das schlägt dann nach oben, haut dich vom Brett und dem armen kleinen Ziemerlie hintendran auf die Rübe. Nicht gut!

Als ich heile draußen war, versuchte sie es wieder von der falschen Seite, unbelehrbar.

Auf Curacao war es noch nie so windig, aber ich hatte eine starke Truppe, einen tollen Strand-Schnorchelstopp und den pommesessenden Leguan auch wieder am Start. Natürlich durfte am Nachmittag das Eis nicht fehlen, diesmal wieder in der XL Waffelschale. Lecker!

Auf Aruba dann schon fast Sturm. Die Sandpiste auf der Nordseite war bei Gegenwind richtig heftig, teils leichter Sandsturm, aber dafür meterhohe Wellen, die an die Küste rauschten und meterhoch die Gischt spritzte. Tolle Eindrücke!

Anschließend wieder Seetag und das Ende der 5. Runde in La Romana. Hier hieß es dann wieder Abschied nehmen von einigen Kollegen, wir feierten 2 Abende Abschied. Leider verabschiedete ich mich dann auch von 2 Monaten ohne Krankheit. Mein Kabinenkollege nahm schon seit Tagen mehr Tabletten als Nahrung zu sich und gab mir dann etwas ab. Bisher ist es aber nur ein Schnupfen, hoffentlich bleibt es dabei, damit ich nicht die Touren, vor den 6 Seetagen am Stück, ausfallen lassen muss. Das wäre eine Katastrophe, dann müsste ich für die Atlantiküberfahrt ein Hamsterrad für die Kabine anfordern, um mich auszutoben.

Auf jeden Fall musste ich in La Romana nicht wieder auf Koffer aufpassen, aber auch nicht radeln. Ich durfte auf Safari-Truckrundfahrt gehen. Fast 70 Gäste, 4 Trucks, die ich alle mal ausprobierte. Beim witzigsten Guide blieb ich dann am Ende etwas länger. Es ging quer durch die Domrep.. Zuckerrohrplantagen, Arbeiterdörfer, Zigarrenmanufaktur, Stadtrundfahrt, dazu Rumverkostung und Souvenirläden. Mal ganz nett, aber mit dem Rad wäre es schöner gewesen.

Zuckerrohrverladung in der Domrep.
Zuckerrohrverladung in der Domrep.

09.03.13 Rotz und Wasser Am Seetag hieß es wieder fleißig Tickets verkaufen. Diesmal sieht es so aus, dass zumindest bis Barbados unsere Aktivtouren stattfinden. Ziemlich verrotzt ging es dann auf Tortola auf Abschiedstournee. Diesmal ganz anderes Wetter. Schwül, fast kein Wind, was mir zu Gute kam. Ich musste mich auf dem Rückweg nicht gegen den Wind kämpfen und an meinem Lieblingsstrand war es so still, wie nie zuvor. Wenig Menschen, fast keine Wellen und somit das Riff mit völlig klarem Wasser. Traumhaft! Am steilsten Berg des Tages reichte es trotz Erkältung zur Silbermedaille. Dann hieß es leider Abschied nehmen, von einer meiner Lieblingsinseln. Das Eiland ter Tholen (der Name kommt aus dem Holländischen)wird mir fehlen. Auf Antigua auch tolles Wetter und spiegelglattes Wasser. Dazu eine schöne Soft-Aktivtour und nachmittags mit Jürgen ab in die Stadt. Sour-Sop und Bananen standen auf dem Speiseplan. Auf Dominica auch ein Novum: Aktivtour ohne Regen. Ich ließ es wegen der Erkältung noch langsam angehen und schickte Jürgen am langen Anstieg nach vorne. Selbst fuhr ich gemütlich am Ende der Gruppe nach oben und übernahm ansonsten wieder die Leitung von vorne. Wahnsinn, diesmal voller Genuss ohne Regen und Kälte. Tolle Panoramen, gefahrlose Abfahrt, dazu eine tolle Gruppe, mit prima Fahrern. So schnell waren wir noch nie unterwegs. Mit dabei Pedro Gonzalez, Fitnesstrainer von namenhaften deutschen Fußballmannschaften und Radprofis. Er ist für 3 Wochen als Gastdozent an Bord. Wir bohrten die Tour auf 50 km sowie fast 1000 hm auf und waren trotzdem zu früh am Schiff zurück. Eigentlich wollte ich in St. Lucia nochmals schnorcheln, aber da inzwischen alle 4 Biker erkältet waren, fuhr ich, da meine fast weg war, wieder aktiv. Auch diesmal eine schöne Gruppe, wieder geniales Wetter und gute Laune. Am Ende etwas Wehmut, denn viele der guten Fahrer mussten am nächsten Tag schon nach Hause fahren. Hannes aus der Steiermark, der auf jeder Insel die aktivste Tour dabei war, hielt am Ende eine Schlussansprache, die mich ganz rührte. Er lud mich zu sich in die Steiermark ein, er lebt in einem tollen Mountainbikerevier und würde dort gerne mal mit mir fahren. Mal schauen, ob ich das wahr machen kann, denn Hannes ist eine absolute Frohnatur und ein ganz toller Kerl. Vielen Dank für die schöne Zeit mit dir und deiner lieben Frau! Unsere Taucher treffen sich immer, alle 2 Wochen am Ende der Reise, nochmals mit den Gästen in einer Bar und so beschloss ich, das mit den lieben Radlern der letzten Wochen ebenfalls durchzuführen. So trafen wir uns abends nochmal an einer Bar am Heck des Schiffes. Hannes hatte seinen Laptop dabei und zeigte uns seine Urlaubskurzfilme der letzten 2 Wochen, seine Frau Ursula machte Werbung und am späten Abend saßen wir mit etwa 15 Radlern zusammen. Eine tolle Truppe. Leider hieß es dann Abschied nehmen, wie ebenfalls am ganz späten Abend von unseren Tauchern Andi, Martin und Klaus. So war ich in Barbados noch mächtig müde, aber nicht nur ich, von den Gästen wollte nur Einer aktiv fahren, alle anderen bei John und Jürgen softer. So hatte ich „Einzelbetreuung“ von einem anderen Jürgen. Er hatte sich gut akklimatisiert seit Tortola und fuhr mir diesmal am Berg davon. Dafür war ich bergab schneller und so lief unser Duo gut. Erstmals baute ich eine Extrarunde durch das Surfer Paradies Bathsheba ein. Tolle Aussichten, 300 extra Höhenmeter und 10 km mehr. Am Strand trafen wir auch die anderen wieder und nach der Rückkehr im Bus fuhr ich nochmals mit dem Rad raus, um mich von den Stränden und den netten Damen auf Barbados zu verabschieden. Nachdem ich diesmal beim Auslaufen auf Antigua meinen ersten Delphin sah, fehlte in meinem Wunschkonzert nur noch eine Meeresschildkröte. Auch hier diesmal ruhiges Wasser und erstmals gute Unterwassersicht. Schöne Riffe, bunteste Fische, aber Schildis blieben mir verborgen. Also ab zur Bar von Janine und Adele. Dort machte ich Kassensturz meiner restlichen Dollars und bekam dafür einen Mango-Daiquiri und leckerste Nudeln. So eine Gaumenfreude hatte ich in der Karibik noch nie. Am Strand kein Gast von uns, fast nur Einheimische, mit denen ich ins Gespräch kam. Von einem Kind bekam ich Gooseberrys (wörtlich Gänsebeeren) angeboten. Ich erwartete einen süßen Fruchtgeschmack, die Dinger schmeckten aber nach Essig. Bäh! Zum Glück hatte ich noch Cocktail zum Nachspülen. Ich schenkte ihm und seinem Kumpel dann von mir 2 Müsliriegel, was ihnen viel besser schmeckte und zum Abschied noch meine Trinkflaschen. Mit Janine gab es noch ein Fotoshooting und dann ging es hurtig zurück zum Schiff. Es stand mal wieder was Neues an: Hilfe bei der Security. Personenkontrolle wie am Flughafen, mit Scanner. Auffällig waren aber vor allem künstliche Gelenkteile und Rum. Anscheinend hatten Gäste und Crew Angst, dass auf 6 Seetagen der Alkohol ausgeht und so brachte jeder Zweite Schnaps mit aus der Stadt. Viel Arbeit. Erkennen am Scanner, dann belehren und alles deklarieren lassen, denn pro Person sind an Bord nur 1 Liter erlaubt und das wird akribisch notiert. Anschließend Drill und Tanzen. Danach wehmütig auf dem Freideck Abschied von der Karibik nehmen. Unglaublich, die 10 Wochen sind schon um, die Zeit verging wie im Flug. Ich werde die Wärme, das tolle Meer, die schönen Touren, die Inseln und die netten Bewohner vermissen. Heute dann der erste von 6 Seetagen über den Atlantik. Ein ruhiger Tag, schönes Wetter, wenig Welle, etwas Zeit zum Sonnen und Lesen, lockeres Arbeiten. Nach den heftigen Vortagen mit angeschlagener Gesundheit absolut richtig, aber noch keine Ahnung, wie ich 6 Stück davon umbringen soll. Von Jürgen bekam ich einen satirischen Roman über eine abgedrehte Kreuzfahrt, er bekam als Bayer dafür meinen ausgelesenen bayrischen Provinzkrimi. Ich habe mich darüber schlapp gelacht, wenn Franz Eberhofer im kleinbürgerlichen Kaltenkirchen ermittelt. Herrlich, wenn der Ferrari mit der Mützen beim Simmerl ne Leberkässemmel versucht zu bestellen (eine schöne auswertige Frau, die einen Miniaturhund bei sich hat und auf hochdeutsch versucht ein Leberkäsebrötchen zu bestellen). Noch 5 Tage bis Teneriffa.

Abschied von Barbados mit Janine
Abschied von Barbados mit Janine

14.03.13 Auf dem großen Teich

So langsam gewöhne ich mich an die Seetage. Am 2. hatte ich zwar erst arge Probleme, da überall im Schiff gestrichen wurde und mir dies ziemlich auf die Lunge und in den Kopf ging. Wir räumten den Trockenraum der Taucher aus und mussten immer wieder durch die Lobby, dort wurde mit Schiffs- und Holzlack gearbeitet. Da ging irgendwann nichts mehr und ich machte Pause auf der Kabine. Auf einmal kam auch hier der Mief durch die Lüftung. Ich wurde total träge und hatte einen Dröhnschädel. Am Nachmittag quälte ich mich aus dem Bett, machte im Büro Computerarbeit, dabei wurde es dann besser. Abends hatte ich Zeit am Gästevolleyball teilzunehmen. Danach waren der Kopf und die Lunge wieder frei. Echt abgedreht, auf Deck 14 bei 5 m Wellengang und Wind zu spielen. Das Feld ist überall mit einem Zaun geschützt, was auch gut so ist, denn sonst würden nach dem gestrigen Tag bestimmt 100 Bälle im Atlantik schwimmen. Sehr interessant. Die Angabe. Je nach Schiffsneigung nach oben oder unten schlagen, ich bevorzugte bergab und machte damit durch die letztjährigen Korfu-Übungseinheiten viele Punkte. Unser Team gewann souverän das Turnier, was aber nicht unbedingt an mir lag. Danach noch einige Joggingrunden über die Decks mit Pedro, wie ich erfuhr, sogar Fitnesstrainer der Fußballnationalmannschaft. Abends Crewparty auf dem Pooldeck, so lässt sich auf See leben.

Dafür ist die Zeitumstellung heftig, im Moment stellen wir jeden Tag die Uhr um eine Stunde vor, 4x hintereinander, dann in Europa noch 1x, das bringt den Körper ganz schön durcheinander. So kam ich auch am nächsten Tag schwer raus. Der AIDA Walk stand an. Eine Walkingveranstaltung. Letztes Jahr wurden von 250 Teilnehmern zusammen 1250 Kilometer zurückgelegt. Diesmal sollten es 400 Personen und 2000 km werden. Mit dabei das halbe Team: Ein fahrbarer Staubsauger als Safetycar, das Clubteam und Scouts als Streckenposten, der Kidsclub in lebensgroßen Stofftieren, Biker als Fußgänger und ich als Besenwagen. Eigentlich war John dafür vorgesehen, aber der wurde über Nacht krank. So fuhr ich mit Schottenrock, blauer Perücke, Sanirucksack (aus dem ein Stoffesel, der eine Kotztüte bei sich hatte, rausschaute) auf unserem Kinderrad 6 km und das ohne Radhose auf dem Minisattel. Was eine Stimmung! Mit Musik, Stadionsprecher, Verpflegungsstationen und überall Fotografen. Am Ende schmerzten Beine, Hintern und Kinn, da mir Kati bei einem Spaßfoto aus Versehen den Ellenbogen gegen das Kinn schepperte, sodass ich vom Fahrrad zu Boden ging.

Mittags dann ein toller Job: Handtuchausgabe. Also Gästen Alt gegen Neu tauschen bekam ich gut hin, aber nur Aus- oder Abgabe im Buchungssystem einzugeben, keine Ahnung! Das Ding piepte nur, nervte mich, mal ging es, mal nicht. Meist waren die Leute dann auch genervt und meinten, sie geben nicht zurück, sondern nehmen einfach wieder Frische mit. Geht doch! Falls es mich nochmal trifft, brauche ich wohl erneut eine Extraeinweisung. Aber in Vergangenheit ging es einem Kollegen genauso und er musste danach den Job nie wieder machen. Ich werde berichten!

Am Abend Spinningmarathon. Da ich noch nie in einem Fitnessstudio war, hier auch keine Lust hatte, aber mich trotzdem während der Seetage bewegen wollte, war das die Gelegenheit.

Der fand am späten Abend unter freiem Himmel statt, also ein guter Kompromiss. Wir halfen dann unseren Sportys die Räder nach oben zu transportieren und bis zum Beginn vergnügten Jürgen und ich uns an der Bar mit alkoholfreiem Weizenbier.

Dann das Einstellen der Räder und los ging es mit 3 Trainerinnen. Wummermusik (Tote Hosen mit Techno gemixt, was ein Frevel) und willenloses Gekurbel. Nun weiß ich auch, warum viele, die im Winter nur „spinnen“, bei unseren Touren nicht mitkommen. Die meisten treten ohne Widerstand nur willenlos schnell auf dem Rad. Das ist normal durch Wind- und Rollwiderstand nie möglich eine solche Frequenz zu treten. Wenn es dann hieß „Berg“ und mit hohem Widerstand getreten wurde, war es schon anstrengend. Auch wurde viel im Stehen gefahren, aber nicht wie normal, denn das Rad steht normalerweise am Berg in einem anderem Winkel. Auf der „Abfahrt“ haben die Räder keinen Freilauf, die Erholung der Beine und einfach mal Durchdehnen ist nicht möglich, sehr einseitig die Belastung. Unsere Mädels machten ihren Job aber super, hatten sehr viel Spaß dabei, die meisten Gäste keuchten, nur mir war es etwas langweilig.

Also runter, für die Mädels, Jürgen und mich Weißbier bestellt (was aber nicht optimal in den Flaschenhalter passte), dann das Finale mit Musik mit AC/DC und mein Grinsen war wieder da.

Aber ne, das ist nix für mich. Dann lieber mit dem Rad durch den Schnee kämpfen, wenn im Winter alle ins Studio rennen.

Anschließend schnell in Schale schmeißen für die Haifischbar. Da ich schon morgens Kostümtag hatte, zog ich mir Seemannskleidung und eine Jimmy Hendrix Perücke auf und los ging es. Leider war ich durchs Radeln etwas spät, der Seemannschor der Offiziere war schon fertig, aber die Nutten, Zuhälter, Penner, Rocker, Punker, Wahrsager und Junggesellenabschiede waren alle noch da.

Nett anzuschauen, wenn der musikalische Leiter als Penner mit der Bierflasche in der Ecke liegt und die Rezeption als Zuhälter, Nutten an die Gäste verhökert. Zum Brüllen! Ich plauschte dann noch nett mit einer der Volleyballspielerinnen von vor 2 Tagen und dann später mit den leichten Damen in der Bar. Nachdem wir aber in den letzten 4 Tagen jeweils immer die Uhr um eine Stunde nach vorne gestellt hatten, war dann BMS (Bett-Master-Station) angesagt. Normal bedeutet BMS: Boat-Master-Station. Die ist bei Seenotrettungsübungen, nach Evakuierung der Gäste, von uns Crewmitgliedern aufzusuchen.

Der 4. Seetag dann unspektakulär, Vorbereitungen für Europa, Navis vorbereiten, in die Länderinfos einlesen, usw.. Abends dann Workshop bei Pedro, „Fit wie ein Nationalspieler“ auf dem Pooldeck. Ein knackiges Training von 90 Minuten, das viel Spaß machte. 4 Gäste, 3 Biker und eine Taucherin. Ich rechne in letzter Zeit öfters in Prozentzahlen von Gästen und davon Teilnehmer an Veranstaltungen. Ich erschrak, dass wir in der Karibik bei der vorletzten Runde nicht einmal 0,25 % der Gäste zu Radtouren begeistern konnten. Unter 5 Personen findet normal keine Tour statt. Bei Pedro waren gestern nun 0,2 % der Gäste zum Konditionstraining, in der Art, wie es die deutsche Fußballnationalmannschaft durchführt. Bei einem Spiel hängen alle vor dem Fernseher, aber selbst mal was machen, Fehlanzeige! Was sich wiederspiegelt, wenn man auf dem Pooldeck Handtuchausgabe hat. Vor dem Schiff im Wasser Delfine und auf dem Deck die Wale. Echt erschreckend.

Am 5. Seetag dann endlich einmal wieder Muskelkater. Kinderradfahren, Spinnen und DFB-Training, da spüre ich wieder, dass ich einen Körper habe, der nicht nur von der kleinen Koje steif ist. Am Tag dann Oberkörpertraining beim Schleppen von Tauchequipment und Entrosten von Flaggenmetallfüßen. Nachmittags dann sportmedizinischer Test bei Pedro. Gestern waren dort unsere Biker John und Kati, sie bekamen beide eine tolle Fitness bescheinigt. Heute dann Taucherin Nina und ich. Wir waren begeistert. Super Werte, Herz, Kreislauf, Blutdruck, Lungenfunktion, alles prima. Nur die Handkraft war etwas schwach, aber das ist klar als Beinsportler. Auf einer Skala von 1-10 rangierte ich bei 9, Pedro meinte, manch Spieler von St. Pauli hat nur eine 8, aber viele natürlich auch 10. Fein, nur warum haben die einen Waschbrettbauch und ich einen Waschbärbauch? Ok, es könnte am Altersunterschied liegen oder an meinen Essensgewohnheiten, aber einige Reserven kann ich wohl brauchen, wenn ich nach Deutschland zurückkomme. Hoffentlich ist in 2 Wochen der Schnee weg, sonst muss ich erfrieren.

Heute der 6. Seetag, fast ist es geschafft! Ich hätte nicht gedacht, dass ich die Tage so gut überstehe, aber es war ein guter Mix aus Arbeit, Sport und Freizeit. Dazu war der Atlantik echt brav. Kaum Wellen und alle Tage trocken. Etwas Erholung von den heftigen Touren und vor allem den Temperaturen in der Karibik. Mehrere Einheiten bei Pedro (heute Morgen Zirkeltraining, uiuiui, das was heftig), Volleyball und Spinningnacht ließen mich nicht einrosten. Ab Morgen geht es wieder voll zur Sache. Morgens die Touren testen und nachmittags mit Gästen fahren. Ich werde berichten!

Auditorium Santa Cruz, Teneriffa
Auditorium Santa Cruz, Teneriffa

18.03.13 Auf dem Mond

Endlich wieder Radeln! Bei „frischen“ 20°C ging es morgens auf Teneriffa raus, die Tour erkunden. Alle 4 Biker waren zusammen unterwegs, John, der letztes Jahr dort schon fuhr, erklärte uns die Strecke und die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt Santa Cruz. Nach 3 Stunden war die kurze Softtour erkundet. Nach einem Cafestopp ging s zurück aufs Schiff zum Mittagessen und nachmittags mit den Gästen auf die Strecke. Mit 20 Gästen durch die lebendige Stadt war schon ein Abenteuer, aber die Gruppe war brav, alle blieben sitzen. Ich war schon geistig auf einen Unfallbericht eingestellt, aber auch auf den Fußgängerwegen entlang der Küste zum Strand, ging alles gut. Morgens hatte ich schon die Wassertemperatur gemessen. 20°C. In der Karibik ging ich nie unter 25°C baden. Ich wollte auch schon kneifen, als ein Musiker von unserem Schiff, der mit dem Bus dort war, es wagte. Da ich vorher schon große Töne bei den Gästen spuckte, gab es nun kein Zurück mehr. Vor allem sagte auch Pedro in einem seiner Workshops, dass Schwimmen im kalten Wasser gut gegen den Bauchrettungsring sei. Also rein und so lange drinne bleiben, bis der erste Fisch entdeckt war und dann nach 10 Minuten raus und schnell anziehen. Auf dem Rückweg wurden wir dann von der Polizei angehalten, da ich es in karibischer Manier nicht so eng mit Straßenschildern und Ampeln nahm (es gibt auch einfach viel zu viel davon in Europa). Aber mit Engelsmine und Beteuerung das erste Mal auf Teneriffa zu fahren, kamen wir mit einem erhobenen Zeigefinger davon. Dabei ging mir die ganze Zeit im Kopf herum, ob es Ermäßigungen im Bußgeld gibt, wenn 20 Personen geschlossen über eine rote Ampel fahren? Immerhin könnten dann alle Adressen austauschen und wenn der Führerschein monatsweise abgegeben werden muss, dann einfach Fahrgemeinschaften bilden, wenn immer 2 pro Monat den Lappen abgeben.

Auf Lanzarote dann der härteste AIDA-Tag des ganzen Vertrages. Morgens wieder erkunden und da alle auf anderen Strecken im Einsatz waren, fuhr ich alleine. Nur mit einer Linie auf dem Navi über den Mond. Schön ist, dass es in der Mondlandschaft nicht so viele Wege gibt und die Landschaft sehr gut einsehbar ist, wegen Abwesenheit von Bäumen. Ab und zu versperrt ein Vulkankegel oder ein Hotel die Sicht, ansonsten freie Ausschau bis zum Horizont. Ich fuhr die 50 km und 700 Höhenmeter in 3 Stunden ab, mit den Gästen sollte ich 4 Stunden Zeit haben. Ich erklärte direkt den Kollegen, dass ich 5 Stunden brauchen werde, damit ein Strandstopp möglich ist, denn es ging etwa 10 km der Tour auf Vulkanschotter dahin. Nach dem Mittagessen ging es mit 12 Gästen los, am ersten Anstieg waren es noch 10, 2 wechselten in die softere Gruppe von Jürgen. Am steilsten Berg merkte ich dann meine Beine und ließ die Gäste überholen. Über das Haus von Omar Sharif (das er laut Legende nur einen Tag besaß, da er es in der folgenden Nacht angeblich beim Bridge wieder verzockte) ging es auf eine Festung auf 450 m Höhe, die an einen Kraterrand gebaut ist. Wunderbare Aussicht und dann ein Spezialweg von mir. Wer wollte, konnte mit mir einen Trail um den Krater fahren, die anderen hatten die Wahl auf Asphalt zurück zu fahren. Vor der Tour meinten alle, dass sie mit dem Mountainbike vertraut sind. An dieser Stelle streikten dann schon mal 2, auf dem Schotterweg lagen 3 auf der Nase und gerade einer konnte meinem Tempo folgen. Glücklicherweise war aber, bis auf etwas Desinfektion, kein weiteres Verbandsmaterial nötig. An einer späteren Schotterpassage war es jedoch soweit. Noch ein Sturz. Verband, Schiffshospital und Unfallbericht. Immerhin schließt sich so der Kreis. Wir wissen noch nicht, ob wir wegen der Kälte in Le Havre fahren werden, eventuell war das meine letzte Radtour bis Hamburg. Wie es anfing, endet es auch, aber ich bin inzwischen Profi für Unfallberichte. Ob auf Radtour, Wanderungen, Platzwunden, wenn Bäume am Strand zu tief stehen oder auch für Koffer. Allzeit bereit!

Abends war ich dann auch nach 105 km und 1400 hm gehörig ausgelastet, zur Belohnung ging es ins Steak Haus. Alle dachten, ich wäre bekloppt. Als Vegetarier ins Steak Haus, aber eine Kollegin berichtete mir, die sie als Vegetarierin dort das leckerste Essen auf dem Schiff hatte und es stimmte. Zusammen mit Nina, Kati, Stefan (ihr Freund auf Urlaubsbesuch), Pedro und seiner Freundin, ging es zum Schlemmen. Klasse! Nur lecker, ohne Geklapper von 100 anderen Crewmitessern, heißes Essen, Aperitif und Digestiv. 2 Stunden schlemmen, danach noch einen Taufsekt in der Anytimebar auf unser neues Schiff, die AIDAstella und dann bis spät in die Nacht (weil schon wieder die Uhr vorgestellt wurde) bei besserer Musik in der Crewbar. Ein toller Saisonabschluss.

Anschließend wieder 2 Seetage. Meetings, Handtuchausgaben (habe jetzt sogar das Buchungssystem verstanden, das verlangte einfach mehr Gefühl beim Durchziehen der Bordkarten), aber auch ein sehr interessanter Schiffsrundgang durch den Maschinenraum. Faszinierende Technik und Monstermotoren!

Ein neuer Biker/Segwayguide kam auch an. Oliver aus Österreich. Ihn gilt es auch noch für die Werkstatt etwas fit zu machen. Langeweile kommt also nicht auf, dafür sieht es draußen langsam übel aus. Es wird von Stunde zu Stunde kälter. In der Karibik war es uns immer auf dem Schiff zu kalt, nun kehrt sich das um.

Typische Landschaft auf Lanzarote
Typische Landschaft auf Lanzarote

22.03.13 Immer nach Norden

…führt unser Kurs und dabei wird es immer kälter. Am Seetag vor Vigo wurde abends zur Einstimmung auf die kalten Tage kräftig „vorgeglüht“. Dabei war festzustellen, dass es unsere kleine Bikerin Kati schaffte, den gestandenen Athletiktrainer des DFB unter den Tisch zu trinken. Am nächsten Tag traf ich alle Protagonisten der Vornacht in den Straßen von Vigo wieder, beim Ausnüchterungsspaziergang. Die Liegezeit war dort für Radtouren zu kurz, die meisten Gäste fuhren mit dem Bus nach Santiago de Compostela. Ich zum Glück nicht, da blieb mir die Dekadenz erspart, damals 800 km mit dem Rad hin zu fahren und nun mit dem Bus. Dafür darf ich täglich an der Handtuchausgabe stehen, die aber inzwischen eher nur noch eine Rückgabe ist, wegen der schwindenden Temperaturen. Zwischenzeitlich hatte ich Zeit ein Buch von Jürgen fertig gelesen, ein Bericht eines freien Journalisten, der sich auf eine amerikanische Luxuskreuzfahrt in die Karibik begab und seine Erlebnisse satirisch schildert. Obwohl, wer selbst auf einem Schiff arbeitet, dem ist vieles gar nicht fremd. Als ich vorgestern wieder einmal Restaurantbegrüßung machen durfte, merkte ich, dass manch Passagier inzwischen auch von den vielen Seetagen nicht ausgelastet/gelangweilt ist. Auf meinem Namensschild steht „Bikingguide“ und meine Kleidung sieht nicht nach einem Koch, Kellner oder Servicepersonal aus. Trotzdem kamen Beschwerden wie: „Die Zusammenstellung der Soßen in den einzelnen Lokalen ist von ihnen sehr schlecht gewählt“. „Die Servietten sind im Restaurant an mehreren Stellen leer“ (ich stand VOR dem Lokal). „Die Papierhandtücher auf den Toiletten sind zu stark gepresst“. „Ich kann meine Hände nicht desinfizieren, die lösen sich sonst auf“. Ich habe meine Hände schon in einem anderen Lokal desinfiziert, zweimal!“ (an welchen Tagen, wurde mir nicht gesagt).

Am nächsten Seetag wieder Handtuchrückgabe (he, ich habe das System verstanden und die meisten Pannen lagen nicht an mir, sondern an den Gästen) mit dicker Jacke, die ich mir von Jürgen lieh, das ich wegen der paar Tage keine Winterjacke mehr beim Schneider holen wollte. Abends dann nochmals ein ruhiger Abend, ich schaute mir nach 3 Monaten auf dem Schiff nochmals Titanic auf DVD an. Inzwischen kenne ich die Schiffssprache prima und weiß technisch, warum die Titanic und die Costa Concordia gesunken sind.

In Le Havre sollten wir wieder raus zum Radeln, etwa 5°C und Nieselregen. Kati-keine langen Sachen, Jürgen-keine lange Sachen und Zahnarzttermin, also musste ich mit John ran. Morgens erkunden, mittags mit gerade mal 2 Gästen fahren. Ich lieh mir bei unserem Neukollegen Oliver Handschuhe, John hatte keine. Nach 30 Minuten waren wir wieder zurück. John spürte seine Hände nicht mehr, alles war nass und das Fahren mit unseren Semislickreifen auf nassem Kopfsteinpflaster höchst gefährlich, deswegen brachen wir ab. Den Gästen brauchten wir auch nichts mehr zu erklären, die waren in der Zwischenzeit an der Rezeption und stornierten ihrerseits.

Anschließend war das große Waschen angesagt, meine Teile vom Rad abzubauen und den Fahrradrucksack auszuräumen. Später dann schon packen der meisten Sachen. Ein komisches Gefühl, aber bei dem Wetter ist es mir absolut Recht, dass ich nicht mehr in Europa weiter fahren muss.

Später dann noch Bewertungsgespräch mit meinem Chef, was fast komplett positiv ausfiel . Er war sehr zufrieden mit mir, einziger Kritikpunkt war, dass ich noch etwas zu lange für den Abschluss für Kaufgespräche brauche. Quatsche eben zu gerne, grins. Gut gelaunt ging es dann nochmal zu Pedros Zirkeltraining. Alles geben, damit dann abends die erste Abschiedsparty steigen konnte.

Die wurde sehr lang, aber am letzten Tag ging es ruhig zu. Die restlichen Sachen packen, ein wenig Bürokratie, Kabine säubern und mittags noch 2 Stunden Geschenke für Clubmitglieder sortieren. Auf was die Leute alles stehen. Für mich wären diese AIDA-Geschenke nichts. Abends dann die ultimative Abschiedsfeier von etwa 1/3 der deutschen Besatzung. Schon komisch, sich so plötzlich von allen zu verabschieden.

Winter in Hamburg
Winter in Hamburg

24.03.13 Verfolgungswahn und Nachgesang

Momentan sitze ich im ICE, bin schon wieder in Hessen und setze dann mit der S-Bahn nach Rheinhessen über. Das Abenteuer ist zu Ende. Mehr als 2000 km mit dem Rad und geschätzte 25000 km mit dem Schiff liegen hinter mir. Kein einziges Mal seekrank, aber die meinte es auch gut mit uns, selten gab es hohe Wellen. Den Stärksten gab es am Ende in der Nordsee, aber da sind die Wellen (im Fachjargon Schwell genannt) sehr kurz und so liegt der lange Kahn trotzdem sehr ruhig, es spritzt nur heftig am Bug. Anders wäre es auf dem Atlantik, dort sind die Wellen oft sehr lang, manchmal mehrere hundert Meter und so erfassen sie das ganze Schiff und es fängt an zu tanzen. An 2 Tagen auf der Überfahrt war das auch gut sichtbar, da bewegte sich der Horizont am Bug schon mal 4 Meter auf und ab.

Die 3 Monate in einer dunklen 8 qm „Luxuskabine“ mit Bettnachbar habe ich auch gut überlebt. Großer Schwachpunkt war einfach das Essen, aber das wird nun nachgeholt.

Gestern ging ich nach kurzer Nacht um 9 Uhr an Land. Ab 6 Uhr morgens Rennerei. Im ganzen Schiff verteilt Sachen abgeben. Schlüssel, Kleidung, Bettzeug, Gepäckdurchleuchtung, uvm. und das alles im Halbschlaf. Ab Acht gemeinsames Frühstück mit den Kollegen und „Absteigern“, dann kollektives Verabschieden. Ein schönes Kapitel ging damit zu Ende.

Draußen herrschten Minusgrade bei schneidendem Wind und geschlossener Schneedecke. Behängt mit 30 kg Gepäck ging es 3 km zu Fuß auf die Reeperbahn. Das erste Hotel nahm ich direkt, auch wenn es zu teuer war. Mir war so kalt und das ganze Gepäck erdrückte mich fast. Im Zimmer einfach alles fallen lassen und in einem 2x2 Meter Bett ausschlafen. Yes! Plötzlich merkte ich, dass ich nur 2 Gepäckstücke hatte. Ich Depp hatte meinen Laptop mit allen wichtigen Papieren auf dem Schiff vergessen! Vollidiot! Also wieder raus in die Kälte (mit Halbschuhen und Sommerhose) und die 3 km zurück zum Kutter, ohne dabei zu wissen, wo ich ihn stehen gelassen hatte.

Mein Hauptverdacht lag bei meinem letzten Toilettengang, aber Fehlanzeige. Danach kreuz und quer durchs Schiff, die halbe Mannschaft gefragt und koordinierende Offiziere, nichts! Schon leichte Panik schiebend, ging ich zur Security und da stand er mutterseelenallein auf dem Außendeck in der Gepäckaufbewahrung. Ich hatte den Schleppi zum Aufsetzen der Rucksäcke abgestellt, wurde dann durchs Verabschieden von Kollegen abgelenkt und ließ das Teil stehen. Nachdem ich die Strecke nun zum 3. Mal lief, war Zeit zum Mittagessen und um die 10 km im Kühlhaus zu vervollständigen, ging ich in eine altbekannte Imbissbude. Veggieburger, Pommes und Jägersoße. Ein Gedicht! Dann ab ins Hotel und den ganzen Nachmittag verpennt. Abends traf ich mich mit Marisella im Jolly Roger (nach 3 Monaten das erste Mal wieder Punkmusik und lässige Gäste), später zu Tina in ihr Lokal Kaschemme zum Abendessen. Flammkuchen, lecker! Wahnsinn, ich hatte gerechnet und festgestellt, dass ich seit 9 Jahren nicht in Hamburg war. Vieles kam mir bekannt vor, aber auch einige neue Gebäude und Lokale. In eines davon ging es danach zu einer St. Pauli-Spielerparty. Dort traf ich viele alte Bekannte und auch Pedro, der durfte dort nicht fehlen. Es wurde wieder ein langer Abend, viele alte Geschichten und Seemannsgarn wurden erzählt. Ich traf nämlich einen alten St. Pauli Fan, der vor Jahren mit dem Segelboot die Karibik unsicher gemacht hat. So eine Mischung aus Job, Aussteiger und Piraterie. Angeblich, aber wer glaubt schon Seemännern. Auch mir glaubten viele nicht, als ich meine Geschichte erzählte und meinten, ich wäre bestimmt wie immer mit dem Zug da und hätte nur meine Lederjacke vergessen. Was ich nicht mehr gewohnt war, war der viele Qualm in dem Lokal. Als ich mal wieder draußen Luft schnappte, dachte ich, was ist denn hier los! Da kommt doch die AIDA in falscher Richtung die Elbe hoch. Die sollte doch schon seit Stunden weg sein in Richtung Le Havre! Dann schaute ich näher hin und traute meinen Augen nicht. Es war die britische Ventura, die uns andauernd in der Karibik verfolgte. Was will die denn in Hamburg? Die hat ihre Heimat in Southhampton. Nun gut, wir wurden also immer verfolgt, vielleicht kannte deren Kapitän die Route nicht und fuhr einfach hinter uns her? Oder die Kapitäne kennen sich, denn unsrer stieg auch in Hamburg ab und vielleicht machen die Beiden eine gemeinsame Sause auf der Reeperbahn? Wer weiß! Ich flüchtete mich dann ins kuschlige Luxusbett und musste wieder viel zu früh aufstehen, um noch Frühstück zu bekommen. Zur Verdauung ging es in die Speicherstadt und zum Mittag gab es Pizza vom Holzkohlenofen. Endlich wieder Esskultur!

Nun steht der Zug in Frankfurt, die Heimat ist Nahe, aber das nächste Abenteuer steht schon in den Startlöchern. Da jedoch die Durchführung noch ausgefeilt werden muss, wird momentan nichts verraten. Watch out!

Diesmal habe ich euch in 3 Monaten wieder mit 22400 Wörtern zugetextet, hoffentlich war doch etwas Spaß am Lesen dabei. Auf Korfu waren es über 28000, aber in 6 Monaten, also Rekord! Das lag wohl daran, dass abends auf korfiotischen Balkonen die Moskitos herrschten und auf dem Kutter abendliche Langeweile oder einfach nur die Erlebnisse noch viel überwältigender waren.