Tagebuch Korfu April - Oktober 2018

Gestern nch Korfu, ab heute fahren wir 2 in Hannover
Gestern nch Korfu, ab heute fahren wir 2 in Hannover

 

27.10.2018 Bye, bye!

 

Ja, das war es dann nun. Ich sitze am Flughafen von Korfu und warte. Und warte. Und warte mal wieder länger. Und bin müde. Warum? Corfelios ist ab heute Geschichte und ich hatte Transfer zusammen mit meinem Kollegen Martin. Er einen Flug um 9 Uhr ich 11:20 Uhr. Also beide zusammen im Minibus und ich dann witzige 4 Stunden am Flughafen. Die verkürzten sich schon einmal, da er verschlief. Er packte und putzte die halbe Nacht bei gefühlten 100 Dezibel Musik, und da er mein direkter Nachbar ist, erklärt dies schon einmal meine Müdigkeit. Als dann am Morgen nach schwerem Aufstehen der Bus vor der Tür stand, fehlte jemand. Ich weckte ihn dann und so hatten wir schon einmal 30 Minuten Wartezeit am Flughafen in 30 Minuten im Bus beim Warten auf Martin getauscht.

 

Nun schreibe ich, während ich meine 70 kg Gepäck bewache. Das war die letzten Tage mein größtes Problem. 80 kg Hausrat und ein Fahrrad, dass ich transportieren wollte. Ich entschied mich für folgende Variante: 2x20 kg Gepäck, einmal 30 kg Sportgepäck, 20 kg in Korfu einlagern und 10 kg entsorgen. So fliege ich nun mit 80 kg Lebendgewicht für 150,- und meine 70 kg Gepäck für schlappe 260,-. Das ist doch ungerecht! Sportgepäck kostet nur 60,- für 30 kg. Da kam ich auf die Idee, mehr Sportgepäck als nur ein Fahrrad anzumelden, aber das untersagten leider die Programmierer der Webseite von Condor. Schade! Zum Glück sah ich rechtzeitig, dass Lena uns „nur“ „ein“ Taxi bestellt hatte. 3 Personen mit Gepäck, einer davon einen fast 2 Meter großen Karton. Sie bestellte dann ganz schnell einen Minibus. Also den Radkarton mit Hausrat auf 30 kg aufgestockt und nun sah ich, wie sich vor meinen Augen die Kiste auf dem Trolley so langsam verabschiedete. So steht mein ganzer Hausrat im Moment auf der Straße vor dem Kaffeeladen und ich bange, dass der olle Karton den Flug übersteht. Wenn er reißt, liegt das ganze Material im Flughafen oder auf dem Rollfeld.

 

Zur Ablenkung an meine Gedanken daran, berichte ich lieber von den letzten Tagen. Meine Lieblingsradlerfamilien rockten nochmal richtig und so kam ich in der vorletzten Saisonwoche das erste Mal in diesem Jahr zu einer Profitour. Zuvor hatte es keine Gruppe gegeben, die so eine große Tour angehen wollte. Christian wünschte sich gutes Essen und selbstgemachtes Ginger Ale in Palia Perithia und ich überlegte mir eine passende Tour dorthin, die auch Sven und Helmut „überleben“ würden. Also auf dem Hinweg Strecke machen und wenig Höhenmeter fressen, um nach dem Essen dann weniger Kilometer, dafür viele Höhenmeter mitzunehmen. Begleitet wurden wir dabei von einem streunenden Hund, der uns 3 Tage zuvor adoptiert hatte und immer wieder Radler und Wanderer begleitete. Bis dahin waren es aber nur kleine Abenteuer, die große Tour war unmöglich für ihn, aber das wusste er nicht. So rannte er immer mit uns, bergauf und bergab. Nach 5 Kilometern versuchten wir ihn auf einer Abfahrt mit Tempo und Abzweigungen abzuschütteln, aber er witterte uns immer wieder. Selbst der Angriff eines großen Hundes im Olivenhain konnte ihn nicht abschütteln. Die Hinterlassenschaften des großen Hundes konnten 2 Radler fortan auch nicht mehr abschütteln. Die Räder von Sven und Christian waren anschließend gesprenkelt, Christians Trikot ebenfalls. Weiter ging es mit unserer „duftenden Reisegruppe“, bis unser Hundi auf dem Zahnfleisch ging. Ich steuerte eine Quelle an und er soff erst mal kräftig. Der Wasserbauch ließ ihn aber erlahmen und so verließ er uns nach 19 (!) Kilometern und bog in die Dorftaverne von Sfakera ab (Hunderekord in den 7 Jahren lag bis dato bei 15 km). So lieb wie er ist, findet er dort sicher ein neues Zuhause. Wir fuhren weiter, erklommen das Pantokratormassiv, futterten lecker in Palia Perithia, bezwangen den folgenden Pass, leierten vor dem letzten Berg in einer geschlossenen Bäckerei der Verkäuferin noch 4 Kaffee mit unserem unwiderstehlichen Geruch aus den Rippen und erklommen mit neuem Coffein im Blut den letzten Berg. Endlich einmal richtig ausgetobt!

 

Dann kam nach 3 Touren in Folge das große Putzen. Die beiden „Kackräder“ schob ich lange vor mir her und schaffte es dann ohne Verlust des Mageninhaltes sie rechtzeitig zu „entkacken“, bevor sie eingemottet wurden. 

 

Gewandert wurde auch noch. Die letzte Nachtwanderung fiel starkem Wind zum Opfer (keine Bootsrückfahrt möglich), so kreierte ich ein kulinarischen Spieleabend. 2 Tage zuvor hatten mich die Familien Theis und Möhlenkamp zum Abschlussessen eingeladen und ich heiterte nach dem Essen alle mit Time’s up auf. Theisens reisten dann ab, Möhlenkamps wollten mit zur Nachtwanderung. So mixte ich den kulinarischen Abend mit Spielen und es wurde ein voller Erfolg. Wir hatten alle eine Riesenspaß und vor allem die Kinder Linn und Noel konnten gar nicht mehr aufhören. Den Reigen beendete Noel als pantomimische Primaballerina, exzellente Vorstellung! Nur ihre blauen Flecken passten nicht zur Performance, war sie doch die Sturzkönigin des Oktobers auf Korfu. Beim Radeln auf Schotter holte sie sich die ersten Blauen, weil sie anstatt auf den Schotter, auf die Gänse am Wegesrand achtete und ihren Papa als Gans bezeichnete. Die Strafe folgte auf dem Hosenboden. Beim Laufen klappte es auch nicht besser und sie legte sich 2x hin. Also die Tanzkarriere muss noch ein paar Tage warten, bis die Beine wieder beulenfrei sind, aber unterkriegen ließ sie sich nicht und wir hatten einen Riesenspaß!

 

Dann begann der große Abbau. Ich hatte noch einen Tag frei, um alles Private zu packen und einzulagern, als ich dann am Folgetag in die Station kam, war meine Fahrradecke Geschichte. Buäh! Da ich gut in der Zeit lag, „durfte“ ich am letzten Tag nochmal wandern. Ich scheuchte nochmal eine 4-köpfige Familie über die Berge nach Pagi und wir schauten uns eine Abschlussrunde James Bond an. Eleni und Dimitris verabschiedeten mich so herzlich, dass sogar der Mama der Gastfamilie die Tränen in den Augen standen, nicht nur mir.

 

Zurück ging es ans große Verabschieden in der Bucht, dann wurden noch Bootsrümpfe gewuchtet und zur Belohnung gab es ein großes Abschiedsessen bei Arsenis. Am Abend zuvor machten wir unseren teaminternen Abschluss im Mon Amour, der war noch etwas lasch, in der Taverna Nausika wurde es richtig schön. Mit dabei Arsenis, Athina, Antigonie, Maria, Vivi, Andrianna und Alex aus Chalikidiki, plus unser Team. Es wurde kräftig aufgetischt, getrunken und für den Nachtisch war ich zuständig. Maria hatte mich vor Wochen im Spaß angemeckert, dass ich an ihrem Namenstag (15.8.) immer Süßigkeiten bekommen würde, aber an meinem Namenstag (30.11.) nie vor Ort wäre. Ich solle mal einen ausgeben und nur von „Ameral“ würde zählen. Zur Erklärung: Ameral ist der leckerste Süßwarenladen auf Korfu. Bea brachte mir im Auftrag die Leckerlies mit und das Hallo war groß. Viele kannten die Häppchen nicht und so wurde hemmungslos geschlemmt. Anschließend wurden bei Arsenis noch die Kühlschränke geleert und dann hieß es Abschied von allen nehmen. Das fiel nicht leicht, aber leichter als das Einschlafen bei Martins Radau. Nun sitze ich im Flieger, wollte eigentlich schlafen, aber 2 nette kleine Schreihälse vor mir verhindern dies. Warum müssen Eltern mit so kleinen Kindern fliegen? Gerade gibt es noch hübsche Turbulenzen, hoffentlich brechen sie mir nicht noch über die Tastatur.

 

Ja, am Flughafen ging es noch wild zu. Mein Karton bekam auf der Straße auch noch Feuchtigkeit ab und bog sich merklich. Ich legte ihn lieber seitlich auf den Trolley und ging früh zum Einchecken. Wollte ich, aber es kamen verspätet noch viele Passagiere vom Vorflug nach Düsseldorf und wurden vor uns durchgeschleust. Dabei erwähnte der Koordinator in der Halle ca. 1000 mal das Wort Düsseldorf und von mal zu mal hörte sich das Wort für mich dämlicher an. Wer den wohl erfunden hat? Die Altbiertrinker am Stammtisch?

 

Ich schweife ab. Irgendwann durfte ich mein Gepäck aufgeben. Wie lange hatte ich wegen den Kilos umgepackt, dabei war die Waage am Schalter außer Betrieb und ich durfte das Gewicht meiner Gepäckstücke schätzen. Witzig! Dann das Korfu-Spezial-Prozedere. Mit dem Gepäck durch die Blue-Lines schieben und alles persönlich zum Scanner in 100 m Entfernung bringen. Die Breite der Absperrungen betrug etwa 1,50 m, mein Karton fast 2 Meter. So blieb ich überall stecken (die Türen zum Flughafen waren zuvor auch schon nicht breit genug und so flog beim Rangieren ein Aschenbecher tief) und die Griechen schauten nur blöd zu. Also begann ich selbst die Absperrungen zu erweitern und plötzlich erschien mir Martin ein letztes Mal, hob einfach die Absperrungen hoch, hinterließ einen Tumult des Sicherheitspersonals und ging seelenruhig sein 3. Morgenbier trinken, weil sein Flieger 2 Stunden Verspätung hatte. Ich durfte nach Abgabe der 2 Koffer weiter mit meinem Radkarton einmal quer durch den Flughafen, natürlich mit zu engen Absperrungen. Dem Typ, dem ich folgen sollte, fiel es nicht im Traum ein mal etwas zu helfen, er meckerte immer nur, dass ich nicht beikam. Zum Glück gab es immer nette Damen vom Personal, die mir halfen und ich nicht die ganze Einrichtung demolierte. Auf der anderen Seite des Flughafens stand dann der Sperrgepäckscanner. Einmal schnell durch und dann? Fahrrad noch einmal zurück durch den Flughafen schieben bis zu einem Aufzug. Nochmals alle Absperrungen umbauen und auf die Nachfrage, ob ich etwas Tape haben könne, um meinen Karton zu stabilisieren, erntete ich vom „netten Vorläufer“ nur Schulterzucken. Aber es gab wieder nette Damen, die mir ein Kabuff zeigten, wo es das begehrte Etwas geben sollte. Ich platzte in ein Hostessen-Kaffeekränzchen und bekamen den letzten Rest der allerletzten korfiotischen Paketbandrolle. Schere war aber schon aus, so musste ich mit den Zähnen am Plastik nagen, um das Tape in gefügige Stücke zu teilen. Mein „netter Vorläufer“ stand immer noch untätig rum und mahnte mich zur Eile. Dann sah ich mein Rad in einem Auszug mit ihm verschwinden und sagte ihm noch 2x, „nicht nach Düsseldorf!“, denn da hatten sie vor 7 Jahren in meiner ersten Saison auch schon mein Rad versehentlich hingeschickt. Das ist nun die letzte ungeklärte Frage: Kommt mein Rad an und wenn, dann in einem intakten Karton? Die Antwort lautet ja, allerdings brauchte ich eine 4-köpfige Familie, um meine Sachen durch die engen One-Way-Ausgangsschleusen zu bekommen. Total verbaut die Hütte.

 

Nun geht eine schöne, aber arbeitsreiche Ära zu Ende. 7 Sommer auf Korfu. Im erfolgreichsten Jahr ist nun Schluss. Die höchsten Buchungszahlen, die meisten Radverleihe und die aktivste Wandersaison. Über 700x fuhren unsere Räder über Korfu (und ich durfte sie wieder säubern und warten). Menschlich lief es leider im Team nicht so rund, 2 Entlassungen und einige Scherereien. Zum Glück hatte ich Basti. Wir bauten uns gegenseitig immer wieder auf, hatten in verschiedensten Besetzungen schöne Spieleabende, ich kam nach 10 Jahren Abstinenz mal wieder zum Rollenspiel und er machte mich Kängurusüchtig. Zum Morgenstretching wurden die Känguru-Chroniken zum Pflichtprogramm und so schließe ich das Kapitel Corfelios mit den Worten des Kängurus. Ich gebe jetzt dem Schreikind vor mir den Schnuller zurück und sage „Halt mal kurz!“.

 

 

 

P.S.: Ich bin gerade noch dabei einen Abschlussfilm über Korfu zu schneiden. Ich hoffe ihn noch vor dem Beginn der AIDA-Zeit fertig zu stellen. Schaut mal bei You-Tube unter dem Stichwort „Radelfritz“. So long und immer schön die roten Boxhandschuhe plus MP3-Player in den Beutel packen! :-)

 

Das schöne Dorf Chlomos
Das schöne Dorf Chlomos

 

11.10.2018 Ausgewandert

 

Nein, keine Angst, ich bin nicht ausgewandert, sondern nach knapp 100 km zu Fuß in der Wanderwoche, ist jetzt wieder Normalität angesagt und ein paar letzte Wanderer gehen morgen mit mir auf Halbtageswanderung. Dazu fand gestern wahrscheinlich die letzte Nachtwanderung statt. In 2 Wochen sind nur noch wenig Gäste hier und die Sonne geht so früh unter, da ist eine Durchführung fast unmöglich. Gestern war es schon eng, nur etwas mehr als eine Stunde zum Essen. Ich war zusammen mit Bekannten aus Hannover und Ex-Mitarbeitern (auf Urlaub) Essen. Nachdem Vorspeisen und komplizierte Grillspeisen bestellt wurden, war mir klar, das wird nix. Ich versuchte mit dem Kellner zu reden, aber er bestand darauf, alle Gerichte zusammen zu bringen. Dies geschah dann 5 Minuten vor der Treffpunktzeit mit den Gästen in der Dorfmitte. So gab ich meinen Bekannten Geld zum Zahlen und lief mit meinem Abendessen durch Afionas. Die Einwohner staunten nicht schlecht, ich wurde sogar fotografiert. Nachdem ich mein Essen runtergewürgt hatte und joggend fehlende Gäste suchte, war mir schlecht. Das wurde durch das Benehmen einiger Gäste beim Bootstransfer noch verstärkt und anstatt Melancholie war einfach nur Erleichterung angesagt, als der Abend vorbei war. Ich dachte, nach 7 Jahren Geist und dem Song „Time to say goodbye“ zum Schluss unseres Schauspiels, wären feuchte Augen angesagt. Aber Bea ließ das Lied zugunsten Bastis Feuershow nicht abspielen und eine zickige Schweizer Mutter gab mir dann den Rest. Darum reagierte ich mich am Folgetag auf dem Rad an meinem freien Tag ab. Es wurde mit Ansage die größte Tour des Jahres und die Drittgrößte in 7 Jahren auf der Insel Korfu. Ich hatte von Gästen gehört, dass das Dorf Chlomos im Süden der Insel noch viel schöner sei als Afionas. Dies wollte ich überprüfen. Der Routenplaner sagte 120 km und 2200 Höhenmeter. Uff! Ich dachte, wer weiß wie viel ich in den letzten 2 Wochen noch zum Radeln komme würde und ging es an. Der Hinweg verlief gut, mit einer Pause im netten Ort Kastellani. Der Anstieg Querfeldein zum Chlomos forderte dann viele Körner und oben war ich schon gut geschafft und das erst bei Halbzeit.

 

Die Gäste hatten Recht, der Ort ist wunderschön! Vor allem, was sie besser als Afionas gelöst haben, ist der Verkehr. Es gibt eine Umgehungsstraße und der Ort selbst ist so schmal gebaut, dass normale Autos nicht durchpassen. Ein Mini-traktor oder Smart geht, mehr nicht. Tolle Aussichten, viele Bänke, Cafés und Tavernen, alles hübsch hergerichtet. Super! Dann ging es auf den Rückweg. Die erste Hälfte verlief wieder gut, nur hatte ich zu wenig gegessen und in der Inselmitte kam ich nur durch kleine Dörfer ohne Geschäft oder Taverne. So verließ ich meine Route und fuhr zu einer langweiligen Landstraße, an der ich dafür eine Bäckerei kannte. Kurz vor dem Hungerast futterte ich dann Massen in mich herein, damit ich die letzten Berge gut überstand. Am Ende waren es wirklich 120 km, aber „nur“ 2000 Höhenmeter. Bisher war ich nur 2 längere Touren gefahren, aber mit dem Renn- oder Tourenrad, mit dem MTB war dies die Größte. Anschließend wollte ich schon meine Räder einmotten, die Folgetour fuhr ich mit meinem Bekannten Vasko, aus der Volleyballgruppe in Bredenbeck, alleine. Er besuchte mich mit seiner Frau und wir drehten eine hübsche Runde.

 

Am Folgetag traute ich meinen Augen kaum. Zum letzten Infotreff der Saison kamen viele bekannte Gesichter. Sehr bekannte Gesichter. 2 Radlerfamilien, die schon im Frühjahr hier waren und ich nie nochmals mit ihnen gerechnet hätte. Aber als sie die Nachricht bekamen, dass Corfelios schließt, buchten sie spontan noch einmal und so ergab sich in der vorletzten Saisonwoche die größte Fortgeschrittenen-Tour der ganzen Saison! Beide Familien hatten mir vor 2 Jahren schon die buchungsstärkste Woche der ganzen Saison verschafft und nun rocken sie wieder die Bude. Nach dem lausigen September geht es noch einmal richtig rund und so wird es die beste Saison jemals, was die Anzahl der Radausleihen betrifft! Danke an Familie Theis Familie und Möhlenkamp!

 

Ja, aber eigentlich wollte ich vom Wandern berichten und bin abgeschweift. Vor 2 Wochen fand auch die bestgebuchteste Wanderwoche aller Corfelios-Zeiten statt. 14 feste Anmeldungen, dazu Tagesgäste. Das erste Highlight setzte Mechthild. Ich hatte sie im Winter beraten und dabei kam heraus, dass sie in einer Bäckerei arbeitet. Ich bedauerte, dass es auf Korfu keine Bäckerein mit Laugengebäck gäbe und sie versprach Abhilfe. Das Versprechen hielt sie ein und brachte mir eine Riesentüte mit Laugenstangen mit. Ich bedankte mich per Luftsprung.

 

Der Gruppen-Kennenlernabend verlief auch sehr nett. Eigentlich wollte ich ein anderes Spiel als letztes Jahr nehmen, aber da ich mich an Assoziationen des letzten Jahres immer noch erinnern konnte, behielt ich es bei. Zum Beispiel waren wieder Frank, der Frauenversteher und Ulrike, das Usambaraveilchen, dabei. Neu dazu kamen Torpedos, Meerjungfrauen, Weinliebhaber, der Henninger-Turm und weitere illustre Gestalten.

 

Die erste Wanderung ließen wir am Folgetag ruhig angehen, nur einen halben Tag unterwegs und gemütlich nach Pagi, bis uns die Konkurrenz bei meiner Märchenstunde (eine herzzerreißende Geschichte über die Wegwarte) überholte. Ich befürchtete, dass die Gruppe uns die Plätze in der 007 Bar wegnehmen, und vor allem den guten Kuchen wegfuttern hätte können. So gaben wir Gas und bretterten vorbei, begünstigt auch durch eine sich verselbstständigende Sohle der „Gegner“. Als wir zum Verschnaufen bremsten, kamen sie wieder auf, also schnell weiter. So gewannen wir den Wettstreit, futterten lecker Kuchen, während die andere Gruppe nebenan nur bei einem Getränk ihre Niederlage eingestehen musste. Sorry Bettina! Abends dinierten wir lecker im Delfini und am 2. Tag stand eine Fast-Rundwanderung zum Akrotiri an. Die Wanderung ging ich erst zum 2. Mal und wieder wurde es spannend, ließ ich doch der Gruppe die Wahl, zwischen einem guten Café und der Korfu-Brauerei. Wie bei meiner Testgruppe Wochen zuvor, gingen eher die jüngeren Paare in die Brauerei und alle anderen ins Café. Nur Fidel und Ulrike waren die Ausnahme bei den „Trinkern“. Später machten wir bei bestem Wetter ein Picknick im Olivenhain und kamen mit letzten Kräften im Akrotiri an. Nach der längsten Wanderung der Woche wurden wieder Süßspeisen terminiert. Spätestens jetzt kristallisierte sich heraus, dass es die süßwarenaffinste Gruppe jemals werden sollte. Manche Gruppen liefen für gutes Essen, andere für das Abschlussbier, aber die Diesjährige ging über alle Berge für den Nachtisch. Am Dienstag hieß es dann „immer ostwärts nach Sokraki“. Die ersten 2 Tage waren wir mit Sonnenschein verwöhnt worden, ab diesem Tag war vom Wetter eigentlich täglich eine Katastrophe angesagt. Je weiter wir liefen, desto dusterer wurde es. Kurz vor dem Ende wurden wir dann nass, aber hauptsächlich von innen, da wir in der Regenkleidung mehr bergauf schwitzten, als es Regen gab. Von der Regenmode dabei herausragend war Margarete. Margarete, ich will ein Bild von dir! (im knallbunten Regenponcho). Am Ziel machten sich fast alle über den Walnusskuchen her, bis auf Mechthild, die kaufte den Olivenholzladen leer. Am Mittwoch dann Ruhetag, den einige trotzdem zum Wandern nutzten, manche mit mir zum kulinarischen Abend. Wir waren nochmals mit über 40 Personen in Afionas und auf dem Weg fing es wieder leicht an zu regnen. Ich redete weniger und beschleunigte lieber, als ich die nahenden dunklen Wolken sah. Wir kamen im warmen Nieselregen exakt bis zur Pergola, dann schüttete es und wurde kalt. Aus Versehen perfekt getimt!

 

Donnerstag dann trotz böser Vorhersagen wieder trocken. Es ging klassisch gen Süden, aber nicht bis Paleokastritsa und mit dem Boot zurück, sondern wild durch die Olivenhaine als Rundwanderung. Highlight dann in Makrades, Café Veatriki, natürlich wieder Terminierung der Kuchentheke. Auf der Wanderung schlug auch unsere Shopping-Queen erneut zu und erleichterte einen Straßenverkäufer um seine Thymianhonig-Vorräte. Freitag war eigentlich eine Wanderung über das Pantokratorplateu geplant, aber das Wetter und Ulrike „die Unstete“, ließen mich umplanen. Sie bekam von den Vorjahrestätern vom legendären Lemon Garden und deren Nachtischen erzählt, war sehr angetan und implantierte dann täglich die Worte LEMON GARDEN in meinen Kopf. Also baute ich kurzerhand die Tour um. Bis auf die Mittagsrast wurde das ein Erfolg. Leider war die Wirtin der geplanten Taverne erkrankt und wir mussten gegenüber mit Kaffee und Chips vorlieb nehmen, aber so gewannen wir Zeit, um es uns im LEMON GARDEN gut gehen zu lassen. Plötzlich brach dann aber unser Wanderschwung zusammen und es gab versprengte Toiletten- und Fotofraktionen. Dazu wurden die Wolken immer dunkler. Ich mahnte mehrfach zur Beschleunigung, damit wir nicht feucht und uns die Leckereien durch die Lappen gehen würden. Leider funkte es nicht. Damit wir doch noch eine Feinschmecker-Runde im LEMON GARDEN einlegen konnten, erbettelte ich beim Busfahrer 15 Minuten mehr Süßwarenzeit. Eigentlich wollten wir unter Zitronenbäumen im Freien sitzen, aber mein Schädelwehfrühwarnsystem sagte Regen voraus und ich empfahl die Innenansicht. Das erwies sich als richtig, denn 2 Minuten später fing es an zu regnen und hörte Stunden später wieder auf, aber erst, als wir unseren Abschlussabend in der Katoi um einen Ouzo erweitert hatten. Dort hieß es dann auch für einige leider Abschied nehmen, viele hatten aber noch ein paar Tage Urlaub und so wiederholten wir den Katoi-Abend 3 Tage später.

 

Die Wanderwoche lief super, vor allem menschlich, wir harmonierten super und hielten durch gesunden Sarkasmus und Süßigkeiten bestens zusammen. Am „2. Abschlussabend“ aßen wir wieder bestens und als Wirtin Charula uns als Nachtisch Obst auftischen wollte, schritt ich ein und überredete sie, anstatt Vitamine, lieber Schoko- und Walnusskuchen aufzutischen. Ich versprach ihr dafür unsere volle Gunst. Missmutig folgte sie meiner Idee, aber nach den Jubeltriaden der Teilnehmer war sie erst irritiert, dann ganz gerührt.

 

Ja, das war leider unsere letzte Wanderwoche. Menschlich, wandertechnisch (fast 100 km zu Fuß) und süßwarentechnisch war es ein vollster Erfolg! Danke euch allen!!!!!!!!

 

Training mit Schwimmwesten bei MaCo Hamburg
Training mit Schwimmwesten bei MaCo Hamburg

 

25.09.2018 Hamburch und zurück

 

Am Flughafen in Hannover dann eine schöne Überraschung. Stéphanie stand mit 2 Fahrrädern bereit. Brilliant! Wir fuhren per Bahn in die Stadt, aßen bei einem leckeren Syrer und dann ging es nach Gehrden zum Eisessen. Abends packten wir unsere Sachen und am folgenden Sonntag ging es per Bahn und Fahrrad nach Hamburg. Wir machten Innenstadt und Hafen unsicher, futterten lecker in der Speicherstadt und dann hieß es schon wieder Abschied nehmen, wenn auch nur für eine Woche. Sie fuhr zurück und ich rückte in die Seemannsmission ein. Hört sich gruselig an, ist aber ein nettes Hotel im Jugendherbergen-Stil. Ich teilte das Zimmer mit Stefan, abends gingen wir noch auf ein Kennenlernbier um die Ecke. In einer unscheinbaren Seemannskneipe nahmen wir Platz und erfuhren dann, dass wir an einem berühmten Platz waren. Der Schellfischposten, so der Name, ist der Drehort einer Talkshow des NDR. Aha, Ninas Nacht, nie gehört. Viele Touristen, Wirtin mit sprödem, nordischen Charme, ok, Bier war auf jeden Fall lecker.

 

Am nächsten Morgen begann der Seenotrettungslehrgang und ich versuchte mit dem Rad dorthin zu kommen. Gar nicht so einfach. Als erstes die Elbe in Weg, was aber durch Aufzüge und Elbtunnel gemeistert wurde. Dann scheiterte ich immer wieder an Straßen, die für Radler verboten waren, Wasser oder kaputten Brücken. Ich kreiste aber alles systematisch ein und kam gerade so rechtzeitig an. 22 Teilnehmer versuchten dann in 2 Gruppen die ganze Theorie einzusaugen, ohne den Kopf oder die Besinnung zu verlieren. Manchmal gar nicht so einfach bei den vielen Abkürzungen, Vorschriften und abgedunkelten Unterrichtsräumen. Nach überstandenem ersten Tag belohnte ich mich mit einer Radtour in die Innenstadt bei bestem Wetter und anschließender Einkaufstour. Wieder steckte ich an der selben Stelle wie morgens fest, und bei meiner Hamburg-Tour im letzten Jahr scheiterte ich auch 2x an gleicher Stelle. Ich wartete auf einen einheimischen Radler und folgte ihm. Die Lösung: Neben der gesperrten Brücke den Fußweg benutzen, der neben einer Polizei-Station vorbei führte, die das aber für gut hielten, dort zu fahren. Durch Schotter einen Bauzaun umkreisen, um dann wieder auf den richtigen Pfad zu kommen. Das soll einer ahnen, wo doch jegliche Beschilderung fehlte.

 

Ich kaufte also einige Dinge ein, die ich fürs Schiff und privat benötigte. Auf dem Rückweg traf ich einige Teilnehmer unseres Lehrgangs, die mit mir in der Mission wohnten und auf dem Weg zum Eier-Carl am Fischmarkt waren. Ich folgte kurz danach. Er wurde ein kurzweiliger Abend mit leckerem Essen und Eierlikör. Daher auch der Namen. Sie hatten 3 hausgemachte Sorten, von denen ich mir die leckerste Sorte Tage später in Flaschenfron mitnahm.

 

So ging es dann die Tage weiter. Viel Theorie und abends gemeinsam lecker futtern. Ab dem 3. Tag dann endlich auch etwas Praxis in Form von erster Hilfe. Am 4. Tag dann Wässerung! Ich war schon positiv vom ungewöhnlich sonnigen Hamburger Wetter überrascht und so freute es noch mehr, dass wir erfuhren, dass die Übungen der Seenotrettung im Schwimmbad stattfanden. Kein dreckiges Elbe-Wasser! Juhu! So wurde der Tag ein Spaß. Schwimmen, springen, retten und klettern, alles mit Kleidung und Schwimmweste. An den Nachmittagen erkundete ich jeweils eine Ecke von Hamburg, ging sogar mal an den Elbstrand, bis dann freitags der Herbst kam. Praktischerweise stand da Brandschutz mit Löschübungen an. Perfekt! Die andere Gruppe hatte die Übungen am heißesten Tag der Woche bei fast 30°C absolviert. Am letzten Abend wollte die Gruppe in ein Steakhaus. Als ich die Preise sah, wollte ich schon wieder gehen. Aus Anstand blieb ich und aß das teuerste halbe Hähnchen meines Lebens. Ein Bier dazu, alles andere war mir zu teuer. Die anderen schlürften Wein, nahmen Nachtisch und feierten die Halsabschneider. Als sie danach zur Karaoke und in den Geburtstag einer Teilnehmerin reinfeiern wollten, bog ich ganz schnell in die Kellerbar der Mission ab und trank ein Gutenachtbier für 1,40 €, anstatt zuvor eine Amiplörre für „nur“ 7 €. Warum geht man in so eine Hütte? Für teures Geld nicht satt werden, nix für mich. Um 22 Uhr lag ich im Bett und wollte mich für die Prüfungen am Abschlusstag ausschlafen. Das gelang leider nicht. Um 2 Uhr kam die Feierfraktion zurück und weckte das ganze Haus mit ihrer Gackerei. Dazu hatte sich mein Zimmernachbar Stefan die Tage zuvor erkältet, schlief unruhig auf knarrendem Bett und schnarchte manchmal wegen des Schnupfens. Bravo!

 

Immerhin halbwach genoss ich nochmal das üppige Frühstücksbuffet und dann hieß es nochmals einen halben Tag Theorie überstehen, um anschließend die Prüfungen zu schreiben. Alle Teilnehmer bestanden die 3 Teile ohne Probleme, ich hatte insgesamt nur einen Fehler, der war aber hammerhart. Der wichtigste Sicherheitsalarm auf dem Schiff! Versemmelt! Ich war aber nur in der Antwortzeile verrutscht, trotzdem peinlich, habe ich doch den Alarm schon 100 Mal erlebt. Zur Belohnung wurden wir draußen mit Regen und Wind empfangen. Ich hatte keine Lust auf Nässe, lag doch 3 Stunden Zugfahrt vor mir. So studierte ich den Wetterfilm und fuhr dann immer in den Regenlücken, stellte mich ansonsten unter und erreichte in Punktlandung meinen Zug.

 

Dies war dann die endgültige Einleitung des Herbstes. Den Folgetag in Hannover war an Frischluft nicht zu denken, da diese den ganzen Tag 100% Luftfeuchtigkeit enthielt. Einen Tag später lachte wieder die Sonne, was mich verleitete per Rad nach Hannover zu fahren. Das wurde ein Reinfall. Eine Behörde hatte meinen Antrag verbaselt, also umsonst angestanden und die Weiterfahrt zum Osteopathen war eine Wettfahrt mit Regenschauern. Keine Ahnung, wie oft es an dem Tag noch regnete, ich bekam mehrfach kleine Schauer ab, jedoch schaffte ich es die Großen auszumanövrieren. Trödeln, Gas geben, Abbiegen oder unter Bäumen fahren. So blieb ich relativ trocken, aber der Temperatursturz von 20° in 5 Tagen verkraftete ich einfach nicht. Kopfschmerzen und dauerhaftes Frösteln waren die Folge. Damit sitze ich jetzt am Flughafen und warte auf den Flug nach Korfu, wo es morgen auch recht kühl sein soll mit 24°C. Hoffentlich habe ich mich nicht verkühlt, steht doch ab dem Wochenende die diesjährige Wanderwoche an.

 

Grüße vom Pantokrator!
Grüße vom Pantokrator!

 

15.09.2018 Panto-Power

 

Ich dachte, es gäbe eine ruhige Woche, aber Pustekuchen. Ok, Biker für große Touren waren nicht zu finden, aber die Einsteigertour war wieder gut gebucht, die Nachtwanderung auch mit fast 40 Gästen und auf dem Wasser waren auch einige Surfer bei solidem Wind zu sehen.

 

Ich wollte gemütlich meine Vertretung in Verleih, Werkstatt und Touren einweisen, aber er erwies sich als völlig unkollegial und wurde schließlich freigestellt. Wir mussten umplanen und so wurde es etwas turbulent. Vom Wassersport übernimmt Stefan nun den Verleih und Jami die kleinen Touren. Für die großen Touren habe ich keine Vertretung, allerdings waren diese Woche auch keine fortgeschrittenen Biker vor Ort. Damit es nicht zu Enttäuschungen kommt, habe ich noch kurzfristig Touren für unsere App entwickelt. Nun gibt es für den Herbst 6 Wanderungen und 5 Radtouren online!

 

An meinem freien Tag ließ ich es dann mal richtig krachen. Ich hatte festgestellt, dass meine letzte Großtour auf den 21.6. datiert war, auch nur alleine an einem freien Tag. Auch stellte ich fest, dass ich diese Saison noch keine einzige Profitour gefahren war. Einzelne gute Radler waren hier, aber nie eine ganze Gruppe, mit der ich es krachen lassen konnte. Ich hatte die Idee nach Jahren mal wieder mit dem Rad auf den Pantokrator zu fahren (in den letzten Jahren immer nur mit dem Auto auf Familienausflug). Vor 2 oder 3 Jahren machte ich einen Versuch offroad über die Ostseite und ging bei 48°C in der Sonne damals völlig ein. Diesmal versuchte ich es von der Nordseite, ließ vorher fast alle Berge aus, damit die Beine frisch blieben und ging mit nur 300 Höhenmeter und etwa 33°C in der Sonne in den Anstieg. Es sollte ein voller Erfolg werden. Bis auf eine Jeeptour begegnete ich noch 2 Bikern und einer Wandergruppe, sonst einfach nur Ruhe über Stunden. Oben wolkig und nur 25°C, tolle Sicht und ein breites Grinsen. Perfekt!

 

Anstatt Straße fuhr ich auch wieder über Feldwege nach unten, besuchte Halina, Nefeli und Nikos in Lafki (leider ist Nefeli mit 4 Jahren auch schon der Handysucht erlegen) und stellte auf der Weiterfahrt meinen Geschwindigkeitsrekord in Korfu auf. Mit 68 km/h ging es bergab. Hört sich nicht viel an,ist aber bei den vielen Serpentinen hier gar nicht so einfach. Auf dem Rückweg klemmte dann meine linke Wade, das hatte sich schon in der Nacht davor angedeutet. Es gibt auf Korfu nur eine Sorte Wasser mit Magnesium, alle anderen haben weniger als 5 mg/l. In 6 Supermärkten der Bucht ist es leider nicht zu finden. Man muss 4 km den Berg hinauf und mit dem Rad lässt es sich auch schlecht transportieren. Bea brachte mir manchmal welches auf dem Weg zur Arbeit mit dem Auto mit oder ich warf einige Pakete in den Kofferraum, wenn ich mal ein Mietauto hatte. In letzter Zeit hatte ich kein Auto und Bea war etwas vergesslich. Ich kämpfte mich durch und zur Belohnung gab es ein Stück Mosaico (kalter Hund), ein Bierchen bei George und 2 Extramagnesiumkapseln. Das machte wieder fit für die Wanderung am Folgetag. Ich hatte meinen Gästen der Wanderwoche im letzten Jahr 3 neue Touren versprochen. Da es bislang 2 Neue und 2 Veränderte waren, ging ich die Tage zuvor mit dem Rad auf Erkundung und bastelte eine neue Route. Die ganze Woche waren die Anmeldungen spärlich, umso überraschter war ich, als 10 Versuchswanderkaninchen vor mir standen. Auf dem Weg dann ein Versuch. In Arillas kauften wir eine Vesper ein, danach 30 Minuten zur freien Verfügung. Links vom Supermarkt ein gutes Café, rechts davon die Korfu-Brauerei. Wir schlossen Wetten im Team ab, wer wohin gehen würde. Ich dachte, Männer eher in die Brauerei und Frauen ins Café, meine Freundin meinte, alle in die Brauerei, Cafés gäbe es überall. Die Auflösung: Die jungen Paare gingen in die Brauerei und tranken Limonade oder maximal Radler, alle anderen ins Café. Wir futterten später romantisch im Olivenhain, kämpften uns bei kräftiger Wärme den letzten Berg hoch und belohnten uns dann mit Leckereien im Akrotiri. Zurück sollte es mit dem Minibus gehen, am Ende standen 3 Privatautos vor uns, da der Minibus in Richtung Flughafen unterwegs war. Nach der Fahrt waren alle glücklich und nach kurzer Einheit in der Radstation ging es zum Feierabendvolleyball. Mit dabei auch einige Wanderer, meist aber als Zuschauer oder Schiri, 3 spielten auch mit. Unter anderem Tobias, wie schon erwähnt, mit seiner Freundin meine aktivsten Gäste der letzten 2 Wochen. 2 Radtouren und 3 Wanderungen. Tobias gab auch beim Volleyball alles und gewann die Panandewertung. Er schwitzte, warf sich oft in den Sand und das Abklatschen nach guten Spielzügen war keine Freude. Wir hatten viel Spaß und spielten fast bis zur Dunkelheit. Abends lecker Pizza in der Katoi und dann Abschied nehmen von Annika und einem Drink im Vistonia. Sie beendet nächste Woche ihre Saison und studiert dann weiter bei Elephant-Tours, bei denen auch Lenas Bruder Pablo inzwischen arbeitet. Viel Glück!

 

Es folgte mein Flug nach Deutschland zu Kurzurlaub und Seminaren für AIDA. Morgens erwartete ich wieder den Minibus, aber es kam der große Reisebus. Minibus in der Werkstatt, also mit dem großen Schiff durch die engen Straßen. Immer wieder ein Erlebnis. Am Flughafen traute ich dann meinen Augen nicht. Vor der Abflughalle in voller Sonne eine Schlange, mehrere hundert Meter lang. Hilfe! Auf die Warterei hatte ich gar keine Lust und so versuchte ich alle Seiten- und Hintertürchen. Aber keine Chance. Alles abgesperrt in der Gegend des Security-Checks. Also erst mal überteuert frühstücken und beobachten. Ich sah 2 Türen in die Check-In-Halle, die wenig frequentiert waren, da schlüpfte ich mit meinem Handgepäck rein. Erschreckt stellte ich fest, dass die Kofferabgabe nicht das Problem war, sondern die Personenkontrolle. Dafür standen die Leute mehrere hundert Meter in Schlange an! Hinten angestellt hätte ich den Flieger nie erreicht. Also frech „vorne“ reingedrängelt. Witzigerweise traf ich dabei auf Tobias und Laura bei der selben illegalen Tätigkeit. Wir blendeten Gemotze aus der Masse plaudernd aus, brauchten in der Halle trotzdem noch eine Stunde und erreichten so jeweils gerade rechtzeitig unsere Flüge. Was uns bei Laune hielt, waren Sprüche über die Känguru-Chroniken, die ich seit Wochen höre. Basti hat mich damit infiziert, ich höre sie fast jeden Morgen beim Stretching und finde sie herrlich. Einige Szenen konnten wir am Flughafen live erleben, vor allem was die Leidensfähigkeit von Menschen betrifft. Wir lachten viel und so verging die Zeit fliegend. Was ich nicht für möglich gehalten hätte, die Flüge starteten trotz Vollchaos fast pünktlich. Gute Reise ihr Beiden!

 

Für mich gibt es nun einen Tag Urlaub, dann geht es weiter nach Hamburg zu den Lehrgängen. Das Wetter soll gut werden, was mich sehr freut. Kein Frieren, vor allem nicht bei den Rettungsübungen in der Elbe. Bei den Lehrgängen vor 6 Jahren sah das noch ganz anders aus. Ein halber Meter Schnee in Rostock und die Ostsee, die 2 Tage nach unserem Lehrgang zufror. Also ab zum Baden in die Elbe! Ich melde mich nach dem „Urlaub“ in 2 Wochen wieder!

 

3er Surfen, kurz vor dem Dreifach-Flachköpper
3er Surfen, kurz vor dem Dreifach-Flachköpper

 

09.09.2018 Schluss mit Badewanne

 

Am folgenden Freitag dann mein höchster Verlust bisher auf Wanderungen. 66 %! Ich hatte nur 3 Gäste, wir gingen auf Rundwanderung und auf dem Korfu-Trail rutschte eine Frau auf Schotter aus, ging zu Boden ohne die Hände zur Hilfe zu nehmen, was Schürfungen an Beinen und Gesicht nach sich zog. Sie kehrte mit ihrem Mann zusammen um und so verblieb nur noch Petra als einsame Wanderin, aber sie blieb 1a heile und war begeistert. Immer diese Schwerkraft. Bei den 2 folgenden Radtouren blieben trotz viel Geländeanteilen zum Glück alle auf dem Sattel und ein besonderes Highlight war dabei eine spontane Spezialtour. Johannes ließ die Tage davor immer wieder das Wort Eselspfad fallen, bis es sich bei mir einbrannte und so ging ich mit ihm und Christian zusammen auf wilde Tour. Wir radelten einen großen Teil meiner Wanderung nach Paleokastritsa und schafften erstmals alle ohne Absteigen den Eselspfad. Ok, es hatte auch kurz zuvor geregnet, was den Lehm aufweichte und der Schotter dann immer nicht so rutschig ist. Der Pfad wurde auch von Dornenbüschen befreit und verbreitert, aber trotzdem waren wir alle sehr stolz. Weiter ging es auf wilden und steilen Pfaden. Am Ende kehrten wir noch bei Bios Bites ein und feierten unseren Erfolg.

 

Dann sah ich die Wettervorhersage und unternahm ein letztes Langstreckenschwimmen in die Zwillingsbucht. Schade, denn ich werde mit meinem neuen Schwimmstil immer schneller, er lag am Ende bei 20 Minuten pro Kilometer, ohne mich dabei anzustrengen. Bei der Tour litt ich ab der Hälfte unter heftigen Schulterschmerzen. Die zickt schon seit über einem Jahr, aber seit einer Woche sehr heftig. Zum Glück habe ich in Kürze Kurzurlaub und schon einen Termin beim Osteopathen. Naja, jetzt kann sie erst einmal ruhen, denn es kam der erste kräftige Maistro-Wind seit fast 2 Monaten. Den nutzte ich zum Surfen. Momentan ist es etwas ruhiger und so konnte ich immer eine Mittagspause machen, die ich jeweils auf dem Wasser verbrachte. Am ersten Tag noch dezenter Wind, am 2. Tag dann bis 6 Windstärken, diesmal mit erstaunlich wenig Böen. Johannes und ich nutzen das voll aus, ich jodelte vor Glück auf dem Wasser und Basti meinte zurück an Land, ich hätte ein breites Surfergrinsen auf den Lippen. Vorbei die Zeit, als mich alle nur als den, der am lautesten flucht, kannten. Ich hatte auch endlich das Brett gut unter Kontrolle und keinen einzigen Schleudersturz. Die Schulter hielt ebenfalls gut durch, da ich viel mein Körpergewicht im Trapez nutzte.

 

Abends traf ich dann Johannes zufällig und er hatte auch immer noch das breite Grinsen auf den Lippen. Er war einfach nur begeistert, erst die geniale Radtour, dann der geniale Wind. Am Folgetag sollte wieder solider Wind kommen und wir verabredeten uns zu einem weiteren Highlight: Surfen mit dem 3er Brett. Wir überredeten noch den jungen Lukas und los ging es. Vor dem Surfen aber dann immer erst einmal der Kampf. Das Teil wiegt etwa 100 kg. Mit 4 Personen und fahrbarem Untersatz beförderten wir es ins Wasser. Mutig nahmen wir auch alle ein 5 Quadratmeter-Segel und los ging es. Viel zu schnell! Wir bretterten los und bevor wir Kontrolle hatten, fuhren wir über die Ankerleine eines Motorbootes, dass seit Monaten dämlich nah an unserer Station „parkt“. Die Finne blieb daran hängen, was Vollbremsung bedeutete und wir alle im hohen Bogen vom Brett flogen. Zum Glück bleiben alle Segel unversehrt. Dann stellten wir auch fest, dass wir das Schwert vergessen hatten. Also nochmal zurück und ein Optimisten-Schwert geholt. Das Original gibt es schon lange nicht mehr und so nutzten wir ein Holzschwert von der „Kinderbadewanne“. Dann ging die Post und das Schwert ab! Wir kamen ins Gleiten und das gab so viel Druck aufs Schwert, dass es nach wenigen Metern einfach unter uns wegbrach. Nun wurde es sportlich. Höhe halten bei böigem Wind. Unmöglich ohne Schwert! Wir versuchten es mit Aufkreuzen, aber bei den Wenden stellten wir fest, dass wir die großen Segel nicht an unseren dicken Hintern vorbei bekamen und wir uns damit gegenseitig immer vom Brett beförderten. Und das bei 8°C Temperaturverlust nach 3 Tagen Maistro. Von 28° auf 20°C! Wir erfanden in unserer Not die geschwommene Wende, hatten in den Gleitphasen viel Spaß und mussten am Ende nur 50 Meter strandaufwärts laufen. Wären da nur nicht wieder die 100 kg bergauf schieben gewesen und das meckern von Stationsleiter Jami wegen des abgebrochenen Schwertes. Wir 3 waren uns einig, war bestimmt morsch!

 

Vor und nach der Aktion war ich auch noch alleine mit einem großen Segel auf dem Wasser und nach fast 4 Stunden surfen beschloss ich zu futtern und dann fiel ich an meinem freien Tag erst einmal aufs Bett. Was ein Tag! Meine Arme fühlten sich danach wie bei einem Affen an, gefühlt bis zum Boden. Bestätigung der Evolution!

 

Das war es dann mit der Hauptsaison. Ein ganz wilder Juli, Massentourismus bis 20. August und danach ausgebucht, aber fast keine Aktivitäten. So komisch. Bis Mitte August hatte ich so viele Fahrradausleihen und Touren wie nie zuvor, dann ging es stark abwärts, nun bin ich schon hinter den Zahlen vom letzten Jahr. Wo sind die ganzen Radler, Wanderer und Surfer? Die Tage habe ich nur 2 Getreue, Laura und Tobias, die mit mir fleißig radeln und wandern. Na ja, noch eine Woche, dann sind erst einmal 10 Tage Urlaub angesagt, die ich meist in Hamburg verbringen werde, allerdings nicht als Urlaub, sondern Lehrgänge, um meine Schiffszertifikate zu erneuern.

 

 

 

 

 

Donnerstag-Reisegruppe am Kap Drastis
Donnerstag-Reisegruppe am Kap Drastis

 

30.08.2018 Vollchaos

 

Die folgende Wanderung war Entspannung pur, kleine Gruppe, nette Gespräche und als Abschluss ein Schnäpsgen. Martin und Ursel kommen seit vielen Jahren, sie bauen Äpfel am Bodensee an, nach all den Jahren verstehe ich nun auch ihren Dialekt problemlos und als Krönung hatte er selbst gebrannten Schnaps dabei. Normal mag ich Keinen, aber der war echt lecker, ganz mild und aromatisch. Ich lobte den feinen Stoff und schwupp hatte ich nach Rückkehr plötzlich eine Flasche als Geschenk bei mir in der Werkstatt stehen. Danke Martin!

 

Was folgte war der chaotischste Tag der Saison. Eine schwere Radtour und dabei Familie Ulrich, Markus, der mich locker an die Wand fährt, mit seinen beiden Söhnen, Samuel und Linus, 12 und 9 (!) Jahre alt. Erst dachte ich, es wäre ein Fehler und jemand hätte sich bei der Eintragung in der Tour vertan, aber nach Rücksprache versicherten mir alle 3, dass sie die Tour schaffen würden. Dazu kam Jürgen und so zogen wir zu fünft los und schafften alle prima die steilsten Berge. Linus hatte nur auf steilen Schotteranstiegen leichte Probleme, da er wegen fehlendem Gewicht manchmal wegrutschte. In diesen Fällen half Markus, aber ansonsten lieferten alle eine tadellose Leistung ab. Leider spielte uns dann die Technik einen Streich. Bei Linus riss ein Schaltzug ganz blöde im Schaltmechanismus und die einzelnen Seelen verhakten sich in Inneren. Ich versuchte alle Tricks, aber es half nichts. Also Schalthebel komplett zerlegt, auch ohne Erfolg. Zange und Geduld halfen auch nicht, rohe Gewalt führte dann zum Erfolg. Es brachen zwar einige Plastikteile ab, was bei Einsteigern zu Verwirrungen führen wird, da die Anzeige der Gänge nicht mehr funktioniert, aber Linus konnte weiter fahren und zwar schnell, denn es fing immer heftiger an zu donnern. Als wir aus dem Wald kamen, sah ich die Bescherung. Ich plante die Tour um, nix wie raus aus den Bergen und in Richtung Zivilisation. Wir peilten eine leckere Bäckerei an und dann begann die Wettfahrt. Wir gewannen mit Punktlandung. 30 Sekunden nach Erreichen von Sofias Café begann es zu pladdern. Wir hatten lecker Futter und Kaffee, das ließ sich gut aushalten. Angekündigt war laut Vorhersage ein Gewitter, aber wie immer stimmte diese nicht. Wir saßen fast 2 Stunden fest, futterten uns die Auslage hoch und runter, aber es hörte nicht auf. Ein Blitz schlug krachend in eine Scheune in der Nähe ein, es pladderte ohne Unterlass und es wurde kühler. Als es „nur“ noch regnete, beschlossen wir weiter zu fahren und bald hörte es dann auch endlich auf. Die Straßen waren aber noch sehr glitschig und so entschloss ich mich, eine Schotterabfahrt zu nehmen. Die Idee war erstmal gut, aber in einer Senke blieb ich dann voll im Matsch stecken. Wo kam der denn her? Irgendwann, während es bei mir knirschte und knackte, kam die Erleuchtung. Wir fuhren am Rand des Waldbrandgebietes entlang. Das war Löschwasser von der Feuerwehr und den Flugzeugen, das dort in der Senke stehen geblieben war und den Monstermatsch bildete. So kamen wir schließlich herrlich eingesaut, aber heile, an. Die Folgen:

 

Basti und Niklas spannte ich mit zum Reinigen der Räder ein, trotzdem kam ich erst zum Sonnenuntergang aus der Werkstatt. Meine Schaltung wollte gar nicht mehr, ich musste alles auseinander bauen, reinigen und frisch schmieren. Linus fand die Tour so toll, dass wir montags gleich wieder zusammen loszogen. Natürlich war da auch wieder Regen angesagt. Wir schafften aber wieder eine Punktlandung. Morgens nach einem Gewitter los, bei schönem Wetter geradelt und genau zum nächsten Regen wieder zurück in der Bucht. Das schlechte Wetter genossen wir dann bei üppigem Mittagessen und diesmal wurde ich auch zum Feierabend mit den Rädern fertig. Linus war stolz wie Oskar, hängte er bei der Montagstour sogar am Ende Erwachsene ab. Hut ab! Super Leistung! Mach weiter so!

 

Was war sonst noch so los? Die kleinen Touren liefen auch nicht ganz rund, einmal ein stark überforderter Gast, ein anderes Mal ein leichtes Schwerkraftproblem, aber ohne wilde Folgen für Mensch oder Maschine. Und vor allem geniale Volleyballabende! Seit Monaten war das Niveau sehr mäßig, aber letzte Woche hatten wir 2 ganz tolle Abende. Wir spielten fast bis zur Dunkelheit und hatten großen Spaß.

 

Heute dann ein besonderer Tag. Meine jahrelang treuen Wandergäste Martin, Ursel, Thekla und Harry konnten leider aus zeit- und gesundheitlichen Gründen nicht mit mir wandern. Da Martins Familie aber mit dem Auto anreiste, packten wir uns alle an meinem freien Tag ein und machten den Osten der Insel unsicher. Wir fuhren nach Kouloura und strandeten oder schwammen dort den halben Tag. Ich plantschte 2 Runden, einmal nördlich durch die Buchten bis Kerasia und einmal südlich nach Kalami. Dort sind die Strände nicht so schick (alles steinig), aber dafür die Unterwasserwelt schöner als bei uns. Tolle Felsformationen, Seegrasfelder und darin massig Fische. Anschließend zogen wir uns in Etappen zurück. Kaffee trinkend, Eis essend, Klippen anschauend und in der Korfu-Brauerei shoppend. Leider musste dort Martin erfahren, dass das Bier nicht ungekühlt transportiert werden kann, weil frei von Konservierungsstoffen. Frustriert zog er von dannen. Jetzt gehen wir noch zum gemeinsamen Abschlussessen, dann heißt es Tschüss sagen. Ist im Moment echt komisch, wenn ich Gäste verabschiede, da niemand momentan weiß, ob und wo man sich wiedersieht. Vielen Dank für diesen tollen Tag!

 

Da geht es heute lang, im Zweifelsfall immer bergan :-)
Da geht es heute lang, im Zweifelsfall immer bergan :-)

 

23.08.18 Fliegen, Wespen und 7 auf einen Streich

 

Fliegen - ist weiter Trend bei Radtouren. Auf fast jeder Tour besucht momentan ein Teilnehmer den Boden. Zum Glück relativ harmlos. Entweder helfen gute Abrolltechniken vom Kampfsport, weicher Sand als Fallpuffer oder Schutzengel. Die Risikobereitschaft ist weiterhin hoch, ich muss öfters zügeln. Die Gruppen werden momentan wieder kleiner, aber feiner. Ich war diese Woche 2x mit der gleichen Gruppe unterwegs, vielen Dank Werner, Oliver und Jürgen! Es hat mit euch viel Spaß gemacht, einfach schön, wenn eine Gruppe homogen läuft. Am Samstag wird es ein Novum geben. Linus wird versuchen mit 9 Jahren eine große Sporttour von 1000 Höhenmeter zu schaffen. Vor dieser Saison war der jüngste Teilnehmer auf solch großer Tour 12 Jahre, seit diesem Jahr 11 Jahre, aber mit 9? Sein Papa ist zuversichtlich. Ich werde berichten.

 

Wespen - gibt es wie immer und überall im August viele. In manchen Restaurants versuchen sie die Tiere mit rauchendem Kaffeepulver zu vertreiben. Volle Räucherung beim Essen. Im Anemos vertrieben sie damit mich vom Essenstisch, ich setzte mich weit weg, um atmen zu können und die Wespen blieben lieber bei dem toten Fisch am anderen Tisch, trotz Räucherung. Ich hatte meine Ruhe. Dafür erwischte mich Eine auf Radtour. Sie verfing sich im Helm und stach in Panik durch mein Tuch in den Schädel. Ich warf Helm und Tuch von mir, sie war aber schon entschwunden. Was blieb, war das Gefühl, als hätte mir jemand nach Kneipenbesuch und 3 Promille eins mit dem Knüppel übergezogen. Bei der Weiterfahrt pochte es dann heftig an den Anstiegen und auch das Fenistil-Gel von Maler Kostas am Gipfel des Chelidoni-Berges ergab keine Besserung. Am Kopf dehnt sich die Haut leider nicht so gut aus. Mit geschwollener Birne fuhr ich den Rest des Tages herum und der Helm drückte auch noch kräftig darauf, aber am Nachmittag war der Knüppel und 1 Promille weg. 2 Promille waren aushaltbar.

 

7 auf einen Streich - und zwar Sternschnuppen, sah ich einen Abend, als ich draußen mit Stéphanie telefonierte. Es war ein mondloser Abend (den Mondverlauf auf Korfu werde ich nie verstehen) und so konnte ich das Schauspiel genießen. Eine Schnuppe war die größte und hellste, die ich jemals sah. Umwerfend!

 

Heute gab es leider in unserer Umgebung einen großen Waldbrand. Wir sahen auf Radtour sehr früh schon Rauch aufsteigen und als wir näher kamen, sahen wir am gegenüber liegenden Berg beim Radlerdorf Velonades Oliven und Zypressen in Flammen stehen. Wir hörten die Feuerwehrautos, aber mir war klar, dass sie es alleine nicht schaffen konnten. 2 Stunden später wurden Löschflugzeuge eingesetzt, die in unserer Bucht Wasser fassten und den Brand endlich löschten. Zum Glück war der Wind auch nicht so heftig. Ich werde die Tage erkunden, ob auch Radstrecken von mir betroffen waren und eventuell Wege zerstört sind. Bei Velonades sind einige meiner Lieblingsstrecken.

 

Was gibt es sonst noch Neues? Ich schraube momentan kräftig an der Zukunft und zur Zeit sieht es so aus, dass ich wieder im Winter auf AIDA bin, voraussichtlich von November bis Januar auf der Cara, auf allen Kanareninseln, plus Madeira, Kapverden und Azoren. Bisher habe ich aber noch keinen Vertrag und ich muss auch noch alle Lehrgänge absolvieren. Wird eine knappe Kiste alles unter einen Hut zu bringen. Das Schiff ist klein und familiär, was Vor- und Nachteile hat. Enge Kabinen und Schiffsinneres, dafür weniger Gäste und Crew, aber was ich am tollsten finde, nur Fahrräder pur. Keine E-Bikes, keine Segways oder Elektroroller. Purismus, yes!

 

Wanderfreuden im Olivenhain
Wanderfreuden im Olivenhain

 

16.08.2018 Das große Schwimmen!

 

Jaja, ich weiß, ich bin momentan schreibfaul. Das liegt daran, dass ich gerade meine freie Zeit meist damit verbringe, mir Gedanken über die Zukunft zu machen oder Bewerbungen zu schreiben. Es gibt viele Ideen und momentan nehmen sie Formen an. Spruchreif ist aber noch nichts.

 

Hier ist es jetzt seit 3 Wochen richtig warm und das nutzte ich für verrückte Schwimmtouren an meinen freien Tagen. Zum Beispiel zu Fuß nach Arillas wandern, von dort 6,5 Kilometer über die Zwillingsbucht nach Agios Georgios zurück schwimmen und am Ende den deponierten Rucksack per Rad in Arillas abholen. Ein etwas anderer Triathlon. Eine Woche später die nächste Variante. Nach Arillas per Rad und schwimmend ums Kap nach Agios Stefanos und das Ganze umgekehrt wieder zurück, dazwischen noch eine Pizza essen, damit auch hier wieder 3 Sportarten absolviert wurden. Wiederum eine Woche später dann eine nicht ganz so große Runde, da es erstmals seit Wochen Wellen und leichten Regen gab, da schwamm ich nur zu unserem kleinen Strand und zurück. Mein neuer Schwimmstil ist zwar nicht der Schnellste (pendelt sich so bei 22 min/km ein), aber dafür sehr effektiv und entspannend. Ich brauche kaum mehr Puste als beim Gehen und es bleibt genügend Zeit zum Fischis anschauen. Alle Gäste beschweren sich immer, dass man beim Schnorcheln nichts sieht, ich weiß jetzt, wo sich Fische und Seesterne aufhalten. Denen sind es einfach zu viel Touristen und sie machen sich um die Ecke, weg von den Stränden und Booten. An ruhigen Ecken sah ich große Fischschwärme und auf wenigen Metern Seesterne in 3 Farben.

 

Der Juli blieb komplett trocken, heute gab es erstmals seit Juni einige Spritzer Regen. Das freute niemanden, denn der Regen reichte nur, um den Staub auf den Autos zu verteilen. Manche Wettervorhersagen sagten Monsunregen voraus, stimmte mal wieder nicht. Geschickt macht es da seit Wochen „Wetter online“. Die sagen immer 50 % Regen an, so sind sie immer fein raus. Genau die Mitte wählen, kann regnen oder auch nicht, schlau die Füchse!

 

Die Räder fanden wenig Regen auf jeden Fall toll und so konnte ungebremst geradelt werden. Mal in kleinen, mal richtig große Gruppen und ohne Ausfälle. Die meist süddeutschen Gäste sind eben etwas mehr Berge gewohnt. Nur so richtig austoben kann ich mich meist nicht, dazu sind die Leistungsunterschiede bei den Sporttouren doch zu groß. Auf Trab halten mich die Teilnehmer aber auf jeden Fall. Umfallen, Schaltungen verbiegen, falsche Wege trotz Briefing nehmen und Basejump. Den letztgenannten Stunt gönnte sich Christian. Wir fuhren nach ausgiebiger Pause in Sokraki an einen netten Aussichtspunkt und er wollte eigentlich auch nur anhalten. Er kam aber etwas ins Trudeln, nicht richtig aus den Klickpedalen, sprang dann mehr oder weniger ab, blöd nur, dass dort, wo er hinsprang, ein Abgrund wartete. Plötzlich war er einfach weg! Mein Herz hüpfte bis zur Kehle, denn Sokraki liegt auf 400 Höhenmeter und keiner wusste, ob es dort 1 Meter, 2 Meter, 10 Meter oder 400 abwärts ging. Ich eilte zur Hilfe und sah erleichtert, dass er nur 2 Meter abgestürzt war. Einen Wasserhahn an der Wand hatte er zum Glück verfehlt, er kam sogar auf den Füßen in einem unstacheligen Busch auf. Was ein Glück! Er kletterte die Wand hoch und saß kurz darauf unverletzt wieder auf dem Rad. 2 Tage später erfuhr ich, dass er an dem Tag Geburtstag hatte. Er hätte uns doch was sagen können, älter werden ist doch gar nicht so schlimm, da muss man sich nicht gleich eine Mauer herunter stürzen!

 

Und was der Hammer ist: Wir haben die heißesten Wochen des Jahres und am meisten wollen die Gäste momentan....Wandern! Es ist unglaublich, wie groß die Gruppen sind. Normal sind so um die 10 Personen in der Hauptsaison, momentan habe ich Gruppen um die 20 Gäste! Vor 2 Wochen mussten wir für eine Familie ein Taxi extra bestellen, da der Minibus für die Rückfahrt nur 16 Personen fasste. Letzte Woche Allzeitrekord mit 21 Personen und einem Hund! Davon 6 Kinder, die normal gar nicht gerne wandern in dem Alter. Ich lief deswegen die Tour nach Paleokastritsa so spannend wie möglich, konnte Anne dazu überreden einen Brunch vorzubereiten (sie hat ihr Café nicht mehr für die Öffentlichkeit geöffnet), die Steine auf dem Glitzerweg waren auch sehr begehrt, das Eis zur Belohnung hervorragend und die Bootsrückfahrt rasant. Unsere kleinen Touren liefen genauso erfolgreich. eine große Gruppe von über 30 Personen beim kulinarischen Abend und eine Nachtwanderung mit 90 und eine mit 100 Gästen. Letztere an Maria Himmelfahrt. Ausnahmezustand! Alle Griechen am Strand oder in Afionas am Essen. Wir mit unserer Völkerwanderung zwischen den Autos und auf Platzsuche in Afionas. Aber alles ging gut, niemand kam unter die Räder oder musste hungern.

 

Nach Himmelfahrt wird es immer etwas ruhiger vor Ort und das ist auch gut so. Letzte Woche musste ich Gäste am Buchtende abholen und ans Büro bringen, da der große Bus es nicht durch das Verkehrschaos schaffte. So fuhr ich 4x durch die Bucht, um die Gäste rechtzeitig zu ihrem Abreisebus zu bringen. Wenn mich nicht gerade italienische Geisterfahrer in viel zu großen SUV’s auf den engen Straßen morden wollten, dachte ich an Mord. Da lobe ich mir doch mein platzsparendes Fahrrad. Gestern bei der Nachtwanderung kam ich beim Warten auf meinen Auftritt als Geist auf eine Idee. Beim nächsten Umzugssamstag fahre ich mit meiner Geistmaske als echter Geisterfahrer durchs Ort und schrecke alle Havaristen von der Straße! Ich werde berichten!

 

Wie wahr!
Wie wahr!

 

27.07.2018 Heiße Zeiten

 

Eine verrückte Zeit momentan. In Deutschland heißer als auf Korfu, die Nordsee wärmer als das ionische Meer (hier sind Ende Juli nicht einmal große Schwimmrunden möglich, da der andauernd blasende Nordwind das warme Wasser aufs offene Meer treibt). Heftige Waldbrände in Brandenburg und Verheerende nahe Athen. Was ist nur mit dem Klima los? Von den Temperaturen ist hier alles normal, um die 30°C und das kalte Wasser bringt viele Gäste aufs Rad.

 

Letzte Woche aber wieder eher Teilnehmer für kleine Touren, die wilden Jungs reisen langsam alle wieder ab. Dabei gab es 2 Rekorde, leider im Negativen. Die früheste Touraufgabe jemals. Vor Jahren gab es einmal eine streikende Jugendliche nach 2 Kurven des 1. Berges der Sundowntour, diesmal in der ersten Kurve nach ganzen 5 Minden Fahrzeit und dies, obwohl ich vorher ein Vorgespräch hatte. Hossa!

 

In 7 Jahren ging mir bei der Einsteigertour bisher einmal ein Gast bewusstlos zu Boden, diesmal waren es fast 2 auf einen Streich. Alle Teilnehmer zurrten schnell den Berg hoch und ich schlug ihnen vor, einen Extraberg anzuhängen, als einer plötzlich aus dem Stand samt Rad zu Boden ging (die anderen Teilnehmer meinten später scherzhaft, das wäre die Angst vor weiteren Bergen gewesen). Als dies ein weiterer Teilnehmer sah, legte er sich auch ab, aber zum Glück noch bei Bewusstsein. Glücklicherweise habe ich inzwischen etwas Erfahrung was Aufpeppelung betrifft. Nach 5 Minuten saßen beide wieder, nach 10 stehend, nach 15 Minuten schiebend und nach 20 Minuten alle fahrend auf der James Bond Abfahrt. Glück gehabt! Aber einen weiteren Berg ließen wir tunlichst sein!

 

Abends dann noch Nachtwanderung mit über 90 Gästen, alle super diszipliniert, aber ein Gast war tagsüber wohl zu lange in der Sonne. Er schwitzte, wackelte, wankte, aber fiel zum Glück nicht. Was ich nicht verstehe, alle sagen, hier wäre es so heiß, aber dabei müssten doch alle akklimatisiert sein, da in Deutschland die Temperaturen höher sind.

 

Ansonsten gibt es viele Gespräche. Jeder fragt, warum sich Corfelios auflöst und zur Standardfrage, „Was machst du nächsten Winter“, kommt jetzt natürlich noch die Frage nach dem nächsten Sommer. Zu allen Fragen kann ich nur antworten: Keine Ahnung. Bei Lena sind es persönliche Gründe, bei mir sind viele Ideen im Kopf, aber alles nicht einfach. Ich hänge an Korfu und habe mir hier viel Wissen erarbeitet, aber Selbständigkeit oder griechischer Arbeitgeber ist auch nicht so einfach. Braucht man in Deutschland noch Guides bei der guten Beschilderung? Auf den Kanaren gibt es Ganzjahrestourismus, aber sie sind auch schon touristisch sehr erschlossen. Ach ja, da werden noch so einige Gedanken den (fast eingetrockneten) Bach vor Ort runtergehen.

 

 

 

Fahrradstapeling zum WM-Endspiel
Fahrradstapeling zum WM-Endspiel

 

20.07.2018 Alles hat ein Ende

 

3 Wochen mit Stephanie und Lea, 2 Wochen mit der Familie meines Cousins und 37 Jahre Corfelios gehen zu Ende. Aber im Einzelnen und chronologisch: Wir waren die letzten 3 Wochen sehr aktiv. Lea wanderte mehrfach mit und fuhr die kleinen Touren mit, Stephanie wanderte und fuhr mehrfach mittelschwere Touren mit mir, wobei sie sich ständig steigerte. Auch eine neue Wanderung wurde erfolgreich getestet und für gut befunden, immer ostwärts nach Sokraki ist der Name. Die Wanderung kam gut an, denn sie wird im Verlauf immer spannender und am Ende als Höhepunkt durch korfiotischen Urwald bis zum schönen Bergdorf, mit Abschluss in der Dorftaverne und Panorama-Rückfahrt. Schick!

 

Auch mein Cousin mit Familie, die sich oft die Jungmänner des Nachnamens wegen nennen, obwohl sie 2 Frauen und 2 Männer sind, waren sehr aktiv. Kleine Radtouren, Wandern und die Kinder beim Wassersport, wobei Lena noch eine Auffrischung beim Surfen benötigte, bevor sie Spaß hatte. Bei Luis lief es schneller gut und Highlight war: Er, Stephanie und ich auf dem Dreier-Surfbrett. Mit der großen Segelfläche gingen wir manchmal richtig ab. Nicht einfach ist das Riesenteil zu wenden, das hat einen Wendekreis wie ein Kreuzfahrtschiff, da kamen manchmal einige Hindernisse in die Quere. Schwimmer, Surfer oder Motorboote. Wir umschifften alle, allerdings gingen bei den Manövern manchmal meine Mitfahrer baden. Eine Riesengaudi!

 

Ausflüge standen auch an. Mit Stephanie an Strände mit Wellen, warmem Wasser und viel Ruhe, mit Stephanie und Lea erst in hohe Wellen, dann über halb Korfu an uns bisher unbekannte Strände und Dörfer. Als Höhepunkt ein Großfamilienausflug mit dem Boot, ich als Kapitän, Klaus als Ankerchef, Luis als Heckankerchef und Co-Kapitän, die 4 Damen als Baderatten und Freizeitkapitäne. Wir fuhren die Küste südwärts, ankerten in verschiedenen Buchten, planschten, sprangen vom Boot, buddelten uns mit Kieselsteinen ein, suchten Muscheln und Seeigel, machten Picknick und hatten viel Spaß. Lea schaute erstmals einem Oktopus in die Augen, was bei beiden Panik auslöste und vor allem Lea wild schreiend davon schwamm. Klaus und ich taten uns noch als Bootshavaristenretter hervor, da so einige Freizeitkapitäne wirklich keine Ahnung hatten, vor allem vom Ankern. Sie warfen ihre Anker so, dass sie überhaupt keinen Halt hatten und die Boote gefährlich in den Buchten umher drifteten oder schafften sie so gut unter Steine zu verkanten, dass sie stecken blieben. Einem planlosen Paar tauchte ich dann den Anker frei (er hatte Kopfschmerzen, da er noch nie etwas vom Druckausgleich gehört hatte) und Klaus hielt anschließend das Boot vom Strand fern, da sie auch ihren Motor nicht mehr starten konnten. Zum Glück bin ich kein Bootsverleiher, obwohl, ich möchte oft auch nicht sehen, was so alles mit meinen Rädern angestellt wird. Luis beobachtete alles genau und übernahm dann die Kontrolle über unsere Anker, den Rest des Tages sprach er nur noch vom Ankern, was ihm den Namen Ankerlui einbrachte.

 

Dann waren 3 Wochen mit der Familie um. Nun gibt es 2 Monate Durststrecke bis zu meinem Kurzurlaub Mitte September. 2 Monate Vollgas in der Hauptsaison.

 

Mitten in der Zeit platzte dann die Bombe. Lena teilte uns mit, dass Corfelios Ende dieser Saison schließen wird! Wir waren alle mächtig geschockt. Die Surfstation bleibt wohl bestehen, aber alles Andere soll aufgegeben werden. Zack, weg war der Teppich unter meinen Füßen. Vertragsende 27.10. und dann ein Neuanfang. Nach dem ersten Schock konnte ich mich Dank Stephanie schnell wieder fangen und Mut für die Zukunft fassen. Momentan ist sehr viel Arbeit, wenn es ab Mitte August ruhiger wird, stehen viele Gespräche an. Aber noch keine Ahnung wohin der Weg geht. Ideen gibt es viele in meinem Kopf, aber bisher nur viele Luftschlösser. Also wenn ihr gute Ideen habt, teilt sie mir gerne mit!

 

Von all dem Chaos lenkten mich die Gäste ab. Momentan sind viele liebe Stammgäste hier, die vor allem sehr fit sind und geländetauglich. So ging es 2x pro Woche auf wilde Tour. Ich kramte so gut wie alle Trails aus meinem Kopf, die mir einfielen und wir gingen herrlich schreddern! So ein Spaß! Endlich kamen die Räder mit den Scheibenbremsen mal an ihre Grenzen. Vielen Dank an Jan, Christoph, Peter, Helge und Norman für die genialen Touren mit euch! Noch weiß ich nicht, wie es weitergeht, aber ich würde so gerne mit euch mal wieder eine Runde drehen, egal wo auf der Welt!

 

Du bist Busfahrer mein Freund!
Du bist Busfahrer mein Freund!

 

25.06.2018 Du bist Busfahrer!

 

Wie lachten wir damals über den Busfahrersketch von Badesalz in den Halbzeitpausen der WM 1990. Nun ist wieder WM, „kaum“ Zeit ist seitdem vergangen und ich hatte auf dem Rückweg nach Korfu die schönste Busfahrerbegegung seit jener Zeit. Ich probierte erstmals vom neuen Wohnort die öffentlichen Verkehrsmittel zum Flughafen aus, da ich schon einen Flug um 3.40 Uhr hatte und Stephanie keine Fahrt zumuten wollte. Also mit dem letzten Bus zum nächsten Bahnhof. 25 Minuten warten und mit 1x Umsteigen an den Flughafen. So der Plan. Bis der Busfahrer mich zu sich rief. Hatte ich mal wieder was vergessen? Er erklärte mir, dass er Feierabend hätte, er den Bus zurück ins Depot bringen wolle und er auf dem Weg dorthin Gesellschaft gebrauchen könne und mich an einem Bahnhof meiner Wahl raus lassen würde, so müsste ich jetzt auch nicht 25 Minuten dumm wartend rumstehen.

 

Klang verlockend und da ich es nicht eilig hatte, willigte ich ein. Wir unterhielten uns gut, so gut, dass er mir das Busdepot, die dortige Toilette und seine Fahrunterlagen zeigte. Ich nenne mal lieber keinen Namen, nicht dass der gastfreundliche Syrer Ärger bekommt. Eigentlich hätte ich von dort weiter mit einem anderen Bus fahren können, aber er bot mir an, auf seinem Heimweg, per Privatauto, am Bahnhof Hannover vorbei zu fahren. Das war auch gut so, denn auf dem Weg fing es an zu pladdern (hessisch für Starkregen). Wir machten noch wegen Baustellen eine Stadtrundfahrt und am Ende wollte er mir sogar seinen Regenschirm schenken. Da ich aber nur mit Handgepäck unterwegs war, lehnte ich ab, dankte ihm aber vielmals für diese coole Aktion. Da er die nächsten 2 Wochen Urlaub hat und etwas passendes sucht, gab ich ihm direkt mal unsere Kontaktdaten, mal sehen, vielleicht kann ich mich auf Korfu bei ihm revanchieren und einen schönen Urlaub ermöglichen. Auf jeden Fall eine 1a Aktion von ihm! Danke!

 

Die eine Woche Urlaub zuvor verging wie im Fluge. Sie stand im Zeichen vieler schöner Freizeit-Termine, Erdbeeren-Essen und Sport. Da ich in Korfu nur noch auf Höhenmeter und nicht mehr auf Kilometer komme, holte ich die in Deutschland nach, oft zusammen mit Stephanie. 70 km für einen Arzttermin (Geradebiegen nach meinen 2 Stürzen), Public Viewing von schlechten Fußball-Spielen oder zum Beachvolleyball, jedoch ohne Meer nebenan. Selbst SUP wurde 3 Stunden gefahren, aber auch nicht auf dem Meer, sondern auf Ihme und Leine, rund um die Hannoveraner Innenstadt. Schöne Tage, auch vom Wetter. Zwar oft nicht sonderlich warm, aber dafür eine Woche trocken, das hatte ich im deutschen Norden lange nicht erlebt. Eine Woche mit dem Rad unterwegs und nicht im Schlamm versunken. Jippie!

 

Der Flug verlief ereignislos. Alles pünktlich. Auf Korfu erwartete mich eine Waschküche. So was von klebrig. Es hatte die Tage davor immer 1x pro Tag geregnet. An diesem Tag sollte es trocken bleiben und ich schob meine Kopfschmerzen auf den Flug und die Temperaturumstellung. Nachdem ich etwas verpassten Schlaf des Nachtfluges nachgeholt hatte und zum Essen ging, wurde es schlimmer. Alle Wettervorhersagen sagten trocken. Eine Stunde später behielt mein Frühwarnsystem Recht, es gab ein Gewitter. Zum Glück waren kaum Fahrräder unterwegs. Steffi hatte gute Arbeit geleistet, die Station sah prima aus. So konnte ich mich am Folgetag auf Einsteigertour und Nachtwanderung konzentrieren. Pünktlich zur Wanderung dann wieder Regen. Unglaublich, das kenne ich hier nicht. Dieses Jahr herrschen eher subtropische, anstatt mediterrane Bedingungen. Wir warteten den Schauer ab und wollten 30 Minuten später losgehen. Einige Gäste kniffen, da sie Angst vor weiterem Regen oder Rutschigkeit hatten. Bei über 25°C und 3 Stunden bis zum Abstieg. Ich konnte sie nicht überzeugen und so wurde es von den Teilnehmern eine kleine, aber feine und natürlich trockene Wanderung.

 

Am Folgetag nochmals ein freier Tag, den ich zum Training und Erkundung des Ostens von Korfus nutzte. Meist auf Straßen, da es auf den Schotterwegen noch große Pfützen gab. Es wurde ein großer Erfolg. Schön ausgetobt und 1/3 des Tages auf unbekannten Wegen unterwegs. Grandios, was es hier immer noch alles zu entdecken gibt, wenn man etwas weiter fährt!

 

Freitags dann eine kleine, aber feine Wandergruppe. Selten so viel erzählt und gelacht, obwohl wir nur zu viert unterwegs waren. Dann der Beginn der Hauptsaison, in den ersten Tagen noch relativ ruhig, dann immer mehr Gäste, Ende der letzten Ferien ist der 11.9., bis dahin Vollgas! Die Tourbeteiligung steigt langsam wieder, allerdings ärgert uns das Wetter mal wieder mächtig. Von wegen mediterranes Klima, dieses Jahr ist einfach nicht normal in dieser Gegend. Warm und feucht. Tolle Wassertemperaturen, aber da verdunstet natürlich auch viel und kommt wieder von oben. Bis Donnerstag soll der Spuk noch gehen, dann reicht es aber. In der Hauptsaison kann ich keine Matschlöcher mehr auf Touren gebrauchen, sonst putze ich täglich bis zum Sonnenuntergang. Jetzt ist erst einmal Schreibpause, ab morgen kommen meine Mädels zum Urlub und am Wochenende mein Cousin mit Familie noch dazu. Da bleibt keine Zeit zu schreiben. Sommerpause!

 

Corfelios (Korfu+Ilios=Korfusonne) mit schöner Corona
Corfelios (Korfu+Ilios=Korfusonne) mit schöner Corona

 

12.06.2018 Warten auf Godot

 

Hier sitze ich und kann nicht anders! Ich habe eine Woche „Heimurlaub“, stand um 5 Uhr auf, um nun 4 Stunden am Flughafen zu sitzen. Verspätete Flüge am Abend kennen wir zu Genüge, aber gleich morgens? Seit einer Woche heißt es, die Fluglotsen in Frankreich würden streiken, daher würden oft Flugzeuge in Frankreich feststecken. Mein Flieger kommt aber gerade von Hannover. Mal sehen, welche Ausrede sie diesmal auf Lager haben.

 

Was war los in den letzten beiden Wochen? Nach Pfingsten wurde es ruhiger, zumindest was die Gästezahl betraf. Das Wetter hielt uns trotzdem auf Trab. An einem Tag ein kräftiger Levante-Wind aus Südost. Ohne Regen, dafür mit Massen an aufgewirbeltem Staub und Gischt, dazu heißer Luft, wie von einem Fön. Als ich mit meinen Wanderern schön geschwitzt von den Bergen kam, hatten die Wassersportler schon ihre Station dicht gemacht und alles verzurrt, bis auf ein Plastikregal, dessen oberster Boden mir erst einmal zur Begrüßung über den Kopf flog. Auf die Idee an der Radstation die Plane zu schließen, kam leider niemand und so sah ich gerade noch, wie eine kleine Wind-Staub-Hose den Raum betrat und alles hübsch einstaubte. Also alles selbst windfest machen und am Folgetag alle Räder und die Station entstauben. Man hat ja sonst nichts zu tun. Am folgenden Tag dann kräftiger Wind aus der entgegen gesetzten Richtung. Also wieder fegen, aber das sind wir in Griechenland gewohnt.

 

Das schöne daran, ich hatte manchmal etwas Zeit zwischendurch und verbrachte meine Pausen auf dem Wasser. Jeden Tag andere Bedingungen beim Surfen. Mal durch die Wellen pflügen, mal bei wenig Wind die Restwellen „abreiten“ oder bei ablandigem Wind übers glatte Wasser brettern. Es wird immer besser und ich fluche auch immer weniger. Mein neues Trapez ist super und ich liebe meine dicken Wasserschuhe. Die Wassersportler lästern nur, weil es Winterschuhe sind, aber ich habe damit einen super Grip auf dem Brett, keine kalten Füße (= keine Erkältung) und beim Laufen auf Steinen oder heißem Sand keine Probleme. Ich liebe sie! Böse Zungen nennen sie Betonklötze!

 

Ansonsten waren wenig Aktive vor Ort, fast nur Erholungssuchende. Kleine Touren ja, aber Große fast gar nicht. Also ging ich an meinen freien Tagen auf größere Runden, oft mit Erkundungen. Abends blieb auch mal Zeit für kleine Spielerunden, wie immer mit Basti, dem Kartenspiel Wizard und ansonsten wechselnden Mitspielern.

 

Am Wochenende kam Steffi an. Sie vertritt mich in meinem Urlaub. Ich hoffe ihr Kopf ist nicht zu voll, denn sie bekam von mir gestern 9 Stunden Input, inklusive Mittagsradtour. Bin gespannt, was sie berichten wird. Auf jeden Fall schwor sie mir, nie wieder mit mir vor einer Radtour essen zu gehen. Was für mich ein Snack war, machte sie mächtig fertig und fast landete die Tortilla am steilen Berg in einer Serpentine im Olivenhain. Der Rest war Körperbeherrschung.

 

Inzwischen bin ich in Deutschland angekommen, keine Ahnung, was der Verspätungsgrund war, denn die Erklärung und den Entschuldigungstrunk habe ich verschlafen. Jetzt erst einmal Urlaub!

 

Wetterfilm vom 24.5.2018, endloses Grummeln
Wetterfilm vom 24.5.2018, endloses Grummeln

 

29.05.2018 Erhöhte Schwerkraft!

 

Inzwischen ist die Saison voll im Gange, volles Haus in den Pfingstferien. Wie auch in Deutschland ist es hier ungewöhnlich warm, was die Strand- und Badegäste natürlich freut. Ich bin ja selbst auch Warmduscher, aber bitte nur im Badezimmer, nicht von oben. Leider verdunstet so auch Wasser aus dem Meer und kommt wieder von oben. Unsere Nachtwanderung fiel dann auch Gewittern zum Opfer. Es kam gar nicht so viel Wasser, aber es grummelte stundenlang, noch nie habe ich so viele Blitze gesehen. 3 Stunden lang zuckten sie über den Himmel. Auf der Radtour am gleichen Tag brachte ich meine Gruppe mit 15 Teilnehmern gerade noch über den Berg und so erwischte uns ein Ausläufer nur kurz auf harmloser Flachstrecke. Um die Räder zu verdrecken reichte es schon, aber nicht vergleichbar mit dem Matsch nach dem nächtlichen Gewitter. Am Buchtende gibt es noch 2 Baustellen (angeblich sollen sie in 2 Wochen fertig sein), dort lief der Schlamm nur so den Hang hinunter. In diesen Tagen besuchte mich Steffi (danke für die viele Hilfe in der Werkstatt!), die mit mir schon auf AIDA unterwegs war und nun mal Korfu testen wollte. Am Tourbeginn testete sie auch erst einmal wie weich es sich in den Matsch fällt. Sie rutschte weg und landete mit der kompletten rechten Seite im Modder, mein weißes Fahrrad natürlich auch. Sah herrlich aus und führte im Verlauf der Tour zu einigen Schmunzlern bei bekannten Korfioten, die wir besuchten. Start war bei George, der seine Kaffeebar seit einigen Tagen wieder geöffnet hat. Sie hat jetzt einen karibischen Touch, dazu ist eine Wand rosa und es gibt einen Tantra-Käfig mit Ken und Barbie darin. Auf Nachfrage meinte er, er kenne 151 Tantra-Stellungen, hätte 21 ausprobiert und würde nun jede Woche die beiden Puppen in eine dieser Stellungen bringen. Er war wie immer lustig und schräg drauf, es lief standesgemäß 24 Stunden Bluesmusik. Weiter ging es in Makrades, Doukades und Pagi. Überall gibt es immer noch leckere Sachen zu Essen.

 

Leider ist auf Korfu momentan mal wieder die Schwerkraft erhöht. Steffi schaffte bei der Fortgeschrittenen-Tour am Montag einen Sturz zu vermeiden, indem sie akrobatisch über den Lenker des strauchelnden Fahrrads abstieg (für was Ballett-Sport alles gut sein kann). Ich kann leider kein Ballett, was dann 2 Stunden später auch mein Verhängnis wurde. Ich hob zum Stoppen eine Hand, schaute mich nach den Teilnehmern um, was ein kleines Schlagloch dazu nutzte, mir den Lenker zu verdrehen und ich über den Lenker ging. Faszinierenderweise hatte ich danach nicht einmal einen Millimeter Abschürfung, Handschuhe sei Dank, aber ich klatschte unsanft auf Knie, Handgelenke und vor allem den rechten Oberschenkel. Aua! Nur schnell weiter, damit die Muskeln nicht kalt wurden. Das war gut so, denn so überlebte ich den letzten Berg. Nach der Pause im Melisito konnte ich kaum mehr Aufstehen. Der Folgetag war auch richtig aua, anschließend wurde es besser, aber die Schmerzen sollte ich noch viele Tage spüren. Einem Gast erging es leider schlechter, er ließ sich von nervenden Hunden ablenken, lenkte auch quer, machte den Bunny-Hop, aber unschöner als ich und brach sich den Arm. Wenige Tage zuvor waren wir zusammen unterwegs und ich warf mich (nur bildlich) an gleicher Stelle vor die Hunde, damit alle gemütlich vorbei konnten, aber ohne Futterguide gingen sie ihn an, was zum Verhängnis wurde.

 

Nachdem Steffi mit ihrem Umfall die Götter des Matsches und der Schwerkraft endgültig milde stimmte, blieben auf den Folgetouren alle fest im Sattel. In der 2. Woche der Pfingstferien dann auch die erste große Tour zum Austoben und kurz darauf eine Fortgeschrittenen-Tour, mit dabei Milan, mit 11 Jahren der Jüngste, der jemals solch eine große Tour anging. Sein Vorteil: Er wiegt nur ein Drittel der Erwachsenen und machte sie alle locker platt. Am steilen Schlussanstieg fuhren wir Beide, wie schon zuvor bei der Sundowntour, allen davon, sausten die Berge hoch, einigten uns oben auf Unentschieden, während die Anderen alle kurzzeitig schoben. Bravo Milan! Seine Mutter tat sich dabei eher als Fahrrad-Zerstörerin hervor. Bei der Sundowntour muckte der Antrieb, was ich am Folgetag durch Ersetzung des kleinen Kettenblattes beheben konnte. Bei der größeren Tour hatte sie eine Lenkertasche, die die Schalthülse quetschte und als ich das Rad testete, machte sich der Schaltzug vom Acker. Habe sogar immer einen dabei, allerdings bekam ich eine poplige Plastikschraube nicht auf, weil mein Multi-Werkzeug zu breit war. Also schaute ich mich bei den Bewohnern der Weilers um. Die erste Oma guckte nur irritiert, dann sah ich 2 Kinder, die ich kannte. Sohn und Tochter des Cool Water Besitzers. Sie besuchten ein Nachbarkind und ich konnte mich so weit verständigen, dass die etwa 10-Jährige den Werkzeugkasten des Papas holte. So konnte ich Dank der Kinder das Rad reparieren, am Folgetag veränderte ich die Reihenfolge meines Werkzeugs, damit es künftig passt. Wieder etwas gelernt.

 

Noch eine halbe Woche Pfingstferien stehen an. Nach heutigem Servicemarathon, Anreisen und Hilfe bei der Schnorcheltour, kam ich endlich mal wieder zum Schwimmen nach fast 2 Wochen. Das Wasser ist schon so warm, dass ich 30 Minuten gemütlich mit den Fischen schwimmen konnte. Schön!

 

Wasserfall von Nymfes
Wasserfall von Nymfes

 

10.05.2018 Eseleien

 

Nach 3 Tagen auf dem Rad wollte ich dann endgültig den Hintern entlasten, ließ den Drahtesel stehen und ging zu Fuß in die Berge. Ich hatte letzten Herbst eine Alternative für unsere beliebte Südwanderung gesucht, falls das Wetter mal nicht mitspielt und wir nicht mit dem Boot abgeholt werden können. Da über den Winter stacheliges Gelumpe schnell wächst, ging ich mit meiner Uraltgartenschere zu Werke. Nach der Hälfte des bekannten Weges hatte ich schon fast eine Blase an der rechten Hand. Habe mir vom Corfelios-Weihnachtsmann eine Neue gewünscht und ich habe gehört, sie soll schon angekommen sein. Vielleicht bekomme ich sie am 1. Arbeitstag.

 

Nach dem abgeschlossenen Test ging ich ins unbekannte Gelände. Bisher kannte ich auf den höchsten Berg der Gegend nur einen kleinen Pfad, der auf Hin- und Rückweg jeweils gegangen werden musste. Ich träumte von einer Überquerung des Berges, um mehrere Kilometer auf der Straße zu sparen. Der erste Versuch endete in der Sackgasse. Dorthin verirren sich wohl nur selten Menschen, fühlten sich doch dort Schlangen und ein Fuchs heimisch. Den Fuchs störte ich auch gerade beim Verspeisen einer Schlange. Selten war ich so früh vor Ort, die Sonne so warm und ich so viel im wilden Gelände unterwegs. So zählte ich bei 2 h Gehzeit schon jetzt 5 Schlangen, da wird man daran gewöhnt und locker. Also furchtlos ab in Macchia geschlagen. Ich sah mehrfach kleine Pfade, Kunst ist es nur den Weg des Wassers vom Weg der Ziegen zu unterscheiden. Was hilft sind da die Ziegenköttel. Da Anne jetzt ein Tipi hat, ging ich auch auf indianische Spurensuche anhand von Ziegenkacke. Und was soll ich sagen, es gelang prima! Auch gar nicht so stachlig wie gedacht. Lange Socken oder kurzzeitig eine lange Hose sind aber sicherlich nicht schlecht. Am Vortag hatte ich sie dabei, diesmal leider mal wieder vergessen. Da meine neuen Schuhe und meine Beine immer noch Lust hatten, testete ich noch weitere Wege. Die Sonne briet schon den ganzen Tag, Schatten gab es kaum, da begann der Kreislauf im Kreis zu laufen und plötzlich muckten auch die Füße. Im Ort Lakones nahm ich dann Futter und Wasser auf, bemerkte, dass es schon 17 Uhr war und ich noch 2 h Fußmarsch vor mir hatte. Da ich noch von einem alten Pfad gehört hatte, der nach 5 Jahren wieder begehbar wäre, probierte ich den glatt auch noch aus, weil er eigentlich eine Abkürzung ist. Leider wächst hier das stachlige Unkraut schneller, als man es bekämpfen kann. Da ich spät war, Füße und Hand schmerzten, ließ ich die Schere stecken und zog mir das Gestrüpp lieber über die Beine. So verkratzt schauten mich eine Oma und ihr Esel am Rand des Weges ziemlich komisch an. Also nochmal einen kleinen Abstecher an den FKK Strand (hatte ja nur Wandersachen an), um dort mich, Füße und Kratzer zu kühlen.

 

Dann der letzte Urlaubstag. Den nutzte ich, um bekannte Griechen zu besuchen. Erst einen Besuch in Pagi bei Eleni und Jimmy in der James Bond Bar. Die sind wie alle hier so überrascht von den vielen Menschen, die jetzt schon im April Urlaub machen wollen, obwohl die Griechen eigentlich vor dem 1. Mai noch Winterschlaf halten wollen. Während meines kurzen Aufenthaltes wurde dann auch gleich wieder 2. Mal die Filmszene von 1981 gezeigt. Sie hatten viel zu tun und wollten mir den Kommentar überlassen. Den würde ich gut hinbekommen, aber nicht den Film immer an der richtigen Szene zu stoppen.

 

Nach Pagi ging es in Richtung Afionas. Ich fand einen Esel, der hatte sich mit seinem Strick verfangen und konnte sich nicht mehr bewegen. Ich beruhigte ihn langsam und befreite ihn. War mal wieder mutig, mögen mich doch Pferde nicht und traten oder bissen mich bisher immer, wenn ich ihnen zu nah kam. Einem Esel war ich noch nie so nah gekommen. Aber er war ganz brav, ich durfte danach zum Dank sogar ein Selfie mit ihm machen und er versuchte, ob mein Fahrradlenker in seine Nase passen könnte. Die Antwort lautete nein, aber seinen Schnodder hatte ich trotzdem schon am Griff. In Afionas begrüßte ich Tavernen- und Ladenbesitzer, futterte gut und machte zum Abschluss noch eine Runde im Dorf. Nun hatte ich fast allen „Tachchen“ gesagt und der 1. Arbeitstag konnte kommen.

 

Inzwischen habe ich schon gut eine Woche gearbeitet. Ist mächtig viel dieses Jahr, da Pfingsten so früh liegt und wir auch schon ab der 2. Maiwoche Programm haben. Also so schnell wie möglich alle Räder fit machen. So schön wie der April war, der Mai ist leider launischer und so wurden gleich meine ersten Touren vom Wetter beeinflusst. Die erste Sundown-Tour beendeten wir nicht in Afionas, sondern fuhren lieber zurück in die Bucht, stellten die Räder ab und das war auch gut so, denn beim gemeinsamen Abendessen öffnete der Himmel dann auch seine Schleusen. Täglich war fast immer Regen vorhergesagt, der aber meistens oben in den Bergen blieb. Zu meiner ersten Einsteigertour war kein Regen angesagt und was soll ich sagen, wir waren mittendrin, nicht nur dabei. Wir stellten uns unter Olivenbäumen unter, besuchten danach eine Olivenölpresse (ich habe noch nie so spät im Frühjahr die Pressen laufen sehen, eine Wahnsinnsernte dieses Jahr), aber die Straße wollte nicht abtrocknen. Also mit viel Gefühl auf die Abfahrt, aber es sollte nicht sein. In der ersten Kurve glatter Asphalt und Olivenreste, da gab es für mich kein Halten mehr. Beide Räder rutschten plötzlich weg und ich ging Rodeln. Da ich noch eine Regenjacke trug, ging nur an den Unterschenkeln der Lack ab, leider landete aber das Rad auf dem Knöchel und der Kopf kam auch von fast 2 Metern von oben. Aber alles ok bis auf kräftige Verspannungen im Nacken am Folgetag. Dieser war heute. Am ersten freien Tag der Saison fuhr ich als Training eine große Tour und besuchte dabei Halina und ihre Familie in Lafki. Mein kleiner Liebling Nefeli war leider nicht da, sie ist jetzt im Kindergarten. Dafür gab es Nachwuchs. Ein Junge, bisher traditionell ohne Namen, den bekommen die Kinder erst bei der Taufe.

 

Auf der Weiterfahrt flüchtete ich aus den Bergen vor sehr dunklen Wolken, ging erstmals den Fußpfad zum Wasserfall von Nymfes (s. Bild) und kam am Ende glücklich zurück, denn nach 75 km bei 1650 Höhenmetern wusste ich, dass ich nun auch wieder eine Profitour drauf habe. So einige Fettpölsterchen sind inzwischen auch weggeschmolzen, nur ein Trikot Größe M wird wohl auch in Zukunft etwas zu eng sitzen.

 

Straße bei Aleimatades
Straße bei Aleimatades

28.04.2018 Holprigkeiten

 

Der Flug nach Korfu hatte dann doch noch einiges an Überraschungen auf Lager. Erst einmal in Frankfurt die Hacken ablaufen, um dann die längste Check-in Schlange meines Lebens vor mir zu sehen. Geschätzt mehr Leute, als in den Flieger nach Korfu überhaupt gepasst hätten. Bin doch nicht doof! Also in einer Ecke es mir gemütlich gemacht und meinem Papa telefonisch Tschüss gesagt. Dann bei kurzer Restschlange angestellt und erst einmal vom „Einchecker“ Mecker kassiert, dass ich so spät wäre. Wieso? Da standen doch noch viele hinter mir und es war auch noch über eine Stunde bis zum Abflug. Ich erfuhr dann, dass die Leute von ganz anderen Flügen seien, sie fertigten 4 Flüge zusammen ab. Aha, deshalb die Monsterschlange. Ich also in die nächste Schlange bei der „Körperkontrolle“. Zu meinem Entzücken stellte ich fest, dass sie die Bodyscanner wieder abgeschafft hatten. Dann wieder Ewigkeiten laufen bis zum Gate und direkt weiter in den Bus. Der fuhr dann einmal um den halben Flughafen, bis ins letzte Eck. Dort standen dann die Ryan-Air Maschinen zwischen „bekannten“ Fluglinien wie aus Äthiopien und Tansania. Zum Genießen der Aussicht und zum Vorglühen auf Korfu durften wir 20 Minuten im überfüllten Bus ohne Klima warten, bis der Flieger freigegeben wurde. Der Flug war dafür sehr schön. Mal nicht nachts, sondern am Tag bei fast unbewölktem Himmel. Ich mit Fensterplatz, 2 Stunden lang Stadt/Land/Fluss-Raten aus der Luft gespielt.

 

Am Flughafen sollte mich Kollege Jochen abholen. Ich wartete bis alle Mitreisenden in Autos, Busse und Taxen stiegen, dann rief ich bei meinen Chefs in Deutschland an und nach nur 90 Minuten stand er dann vor mir. Uhrzeit verpeilt! Zur Belohnung gab es auf der Fahrt das erste Souvlaki der Saison. Da es in Deutschland keine guten Chicken-Souvlakis gab, wurde ich über den Winter zum Teilzeit-Flexi-Veggie-Souvlakarier-Aszendent-Schokolade oder was es noch alles für tolle Namen für Essensveranlagungen gibt.

 

Da in unserer Bucht traditionell noch die Bürgersteige hochgeklappt waren, fuhren wir zum Quatschen und Fußball schauen nach Arillas. Um Mitternacht bezog ich dann mein altes Stamm-Apartment. Erstaunt war ich über die Temperatur. Ende März kenne ich 17°C Innentemperatur. Diesmal waren es 21°C und ich stellte meine kleine Heizung ins Bad und auf Sparflamme. Schön! Morgens dann raus auf den Balkon und Verwunderung. An unserem Hausberg fehlte ein Olivenhain, denn dort standen Rohbauten eines Hotels. Macht doch glatt neben dem letztjährig Eröffneten nebenan vom gleichen Investor noch eins auf. Der muss Geld haben. Hier gibt es auch viele böse Zungen, die meinen, das wäre kein sauberes Geld. Sieht zwar nicht so schön aus, aber dafür verschwinden dort hinten in der Ecke nur viele alte Bauruinen. Die arbeiten seit 4 Monaten dort und täglich 30 Betonlaster haben an den Straßen nach kräftigem Regen im Winter böse Spuren hinterlassen. Eine Straße ist komplett abgesackt, viele andere sind heftige Schlaglochpisten. Ich werde viele davon abfahren, damit ich unsere Gäste frühzeitig vor Überraschungen warnen kann.

 

Am ersten Tag richtete ich dann mein Zimmer ein, begrüßte viele bekannte Griechen, machte mich mit unserem neuen Segellehrer Martin bekannt und erweckte mein Fahrrad aus dem Winterschlaf. Am Abend dann Runde 2 Fußball schauen, mit Martin und Jochen. Am 2. Tag dann eine große Trainings- und Testtour. Die lief prima, trotz Winterspeck. 50 km bei 1250 Höhenmeter. Im Anschluss machte ich wieder eine Begrüßungsrunde, wartete das Rad und verbrachte den Abend in der Vistonia-Bar, die mit dem Cool Water die einigsten sind, die in der Bucht momentan geöffnet haben. Dort ging es kunterbunt zu. Er ist Grieche, lebt aber im Winter in Berlin. Seine Frau ist Berlinerin, die Kinder wachsen zweisprachig auf, Ihre Eltern sind zu Besuch und sein griechischer Papa hat deutsch gelernt. Die Familie kommt ursprünglich aus Vistonas und sie behaupteten, es gäbe eine mythische Straße wirklich, die ich in meinen ersten Jahr hier mehrfach zu finden versuchte und immer wieder in dornengespickten Sackgassen mit Plattfüßen endete. Eigentlich wollte ich am nächsten Tag wandern, aber jetzt hatten sie mich neugierig gemacht.

 

Was gibt es sonst Neues vor Ort? Es war ein nasser, stürmischer Winter. Das sieht man an den Straßen. Löcher, von Schlamm begraben oder ganz zerstört (also eigentlich wie fast jedes Jahr). Eine Riesenstaubwüste dort, wo das neue Hotel gebaut wird. Die benachbarten Lokale wollen in einer Woche öffnen und das Hotel soll in 2 Tagen Gäste bekommen. Wo sollen die im Rohbau schlafen? Das gibt bestimmt eine schöne Beschwerdeflut.

 

Am nächsten Tag ging ich die mystische Straße suchen und was soll ich sagen: Gefunden! Zwar ziemlich verwachsen im unteren Teil, aber ich fand sogar 2 Wege, die bis nach Vatonies gingen. Einer quer durch einen Olivenhain und einer durch einen Baum versperrt, aber umgehbar. Einziges Problem: Der Olivenbauer hatte 2 große Hunde und ich befand mich auf deren Grundstück. Die waren so aggressiv, dass ich schon ans Umdrehen dachte, dies wären aber 250 Höhenmeter extra gewesen. Also Mut gesammelt und auf die Hunde zu. Sie wichen aber nicht zurück, sondern kamen ebenfalls auf mich zu. Also doch zur Sicherheit Wurfsteine sammeln. Problem dabei, ich stand auf Olivennetzen und die Steine befanden sich darunter. Also panisch eine Lücke gesucht, Steine gesammelt, Hunde ein griechisches „verpisst euch“ zugerufen, noch einen großen Stock geschwungen und weg waren sie. Wegen der Tierchen kam ich auf die Idee eine Alternative zu suchen und was ich fand, war nur ein, aber dafür noch größerer Hund. Zum Glück kenne ich den Besitzer und der versprach mir ihn wegzusperren, wenn ich dort mal mit Gästen wandern oder radeln will. Auf dem Weg habe ich dann mal bei Anne reingeschaut, denn ich hatte vom Goldschmied Alex gehört, dass er geholfen hatte, bei ihr ein Indianer-Tipi im Garten aufzustellen. Da wollte ich mir doch anschauen, ob die Schoschonen dort schon schön wohnen. Auf dem Weg wollte ich mir noch etwas frischen Rosmarin fürs Abendessen pflücken und vom Rascheln wachte eine Schlage auf, die ich gestört hatte. Die größte Natternart der Insel (Vierstreifennatter, bis 2,40 m lang), harmlos, aber armdick und als die sich über meinen Fuß vom Acker machte, kam doch auch ein kleiner Schreckensschrei über meine Lippen. Also nix wie zu Anne und das Zelt begutachten. Sie macht dieses Jahr ihr Café nur noch für Gruppen mit Voranmeldung auf, dafür bietet sie ökologische Ferien im Tipi an. Sie hat immer wieder Überraschungen auf Lager.

 

Im Laufe des Tages kamen Bea, Lena und Basti an, mit Auto und Bus, voll geladen mit neuen Surfbrettern und neuem Katamaran. Dieses Jahr ist an der Wassersportstation Weihnachten, da muss ich kleine Brötchen backen. Aber ich habe dieses Jahr selbst eine schicke Ersatzteilbestellung gemacht und es gibt ein Kinderrad, das bestimmt von alleine die Berge hochfährt.

 

Am Samstag fingen dann die Wassersportler mit dem Aufbau an, ich habe noch Urlaub und fange am 1. Mai an. Was macht der verrückte Urlauber am 3. Tag in Folge? Ab aufs Rad und auf 500 Metern Höhe Schuhwechsel, um einen alten Jägerpfad zu finden. Wenn es auch die letzten Tage für April schon sehr warm war, heute ist der Sommer ausgebrochen. Bei bis zu 25 % Steigung stieg auch die Temperatur auf meinem Navi ständig an. Oben in der Sonne hatte ich dann 40,2 °C auf der Anzeige. Und das im April! Klimawandel lässt grüßen!

 

Ich fand dann auch einen Einstieg zum Pfad, aber die Jäger sind im Herbst unterwegs und man sieht kaum noch Spuren. Dazu überall kratzige Kermeseichen und Brombeeren, so warf ich schnell die Flinte ins Dickicht. Ich begab mich lieber auf die Spuren der Trailrunner, die jedes Jahr im März über die Insel rennen und fand einen schönen Weg, der als Wanderung und als Fahrrad-Trail taugt, sieht man von einem Steinschlag und einem umgestürzten Baum ab. Aber über die Steine konnte ich Tragen und den Baum entlaubte ich mit der Gartenschere, sodass ich durch die Lücke mein Rad heben konnte. Zurück im Apartment war ich von der Hitze und den 3. Tag in Folge mit über 1000 Höhenmetern ziemlich platt, aber ich raffte mich später wieder auf und fuhr endlich zum Großeinkauf (Problem Berg mit 25% muss dafür bezwungen werden). Bisher hatte ich nur Mitgebrachtes oder im letzten Jahr Gebunkertes gefuttert und das war nicht so reichhaltig und lecker. Nun bin ich gut ausgestattet und hatte sogar noch etwas Zeit, um zu schwimmen. Durch die warme Luft ist auch mein Badefisch schon vor 3 Tagen auf 20°C gesprungen, das heißt „Anbaden“ für mich. Das nutzte ich jetzt schon den 3. Tag in Folge aus, bevor irgendwann wieder der Nordwind bläst und das Wasser wieder a-kalt wird. Also hier ist Frühsommer, ab 5. Mai geht es los bei uns, hat noch jemand kurzentschlossen Lust auf Corfelios-Urlaub?

 

Weg zur Arbeit Mitte März
Weg zur Arbeit Mitte März

 24.04.2018 Winter überstanden!

 

Auf der Webseite hängen Spinnweben, das Gästebuch ist zugespamt und ich bekomme Mecker meiner Stammleser, was denn mit mir los wäre. Was soll ich sagen? Es gab keine Reisen und Abenteuer. Der erste Winter seit 2012 in Deutschland. Für alle, die es nicht mitbekommen haben: Ich habe nach 5 Wintern auf den Weltmeeren wieder versucht den Ersten in D-Land zu überstehen. Warum? Meine Zertifikate auf dem Schiff liefen aus, ich hätte wieder viele Lehrgänge belegen müssen. Dazu kommt, dass ich nur eine langweilige Route für den Winter angeboten bekam (Mittelmeer-Großstädte, also kühl, feucht und abgashaltig) und die Entwicklung der Schiffe entspricht auch nicht meinen Vorstellungen. Sie werden immer größer, unpersönlicher und die Attraktion ist nun das Schiff, nicht mehr die zu entdeckenden Länder. Nervig ist auch immer das An- und Abmelden von Versicherungen und zum Arbeitsamt gehe ich schon seit 4 Jahren nicht mehr, sondern lebte zwischendurch von den zuvor erarbeiteten Ersparnissen. Dazu kommt, dass sich meine Gesundheit immer mehr verbessert hatte und ich es nun wagte, mich der kalten Luft auszusetzen.

 

Leider war es ein langer und kalter Winter und ich konnte weniger als geplant trainieren, da meiner Lunge kalte Luft immer noch stark zu schaffen macht und ich nichts mehr hasse, als auf dem „Trockenen“ zu radeln, mich dabei anschreien zu lassen oder irgendwelche Gewichte zu stemmen, was auch am Nichtvorhandensein von Armmuskulatur liegen mag Ich bin schon immer Beinsportler. Also hielt ich mich von November bis März mit Schwimmen fit und arbeitete ansonsten an meiner Wasserlage (bedeutet im Klartext: Fett schwimmt oben). Zum Glück kam dann endlich der warme April, ich konnte das Kacheln zählen im Schwimmbad auch nicht mehr ertragen, und so konnte ich trainieren, damit ich an Pfingsten nicht der Letzte am Berg bin.

 

Ansonsten machte ich wenigstens Minimaltraining, jeden Tag 5 km mit dem Rad zur Arbeit und zurück. Meist vermummt mit Tüchern vor dem Gesicht, da ich den eisigen Wind einfach mit meiner angeschlagenen Lunge nicht ab kann. Dort angekommen, wurden als erstes die Finger an der Bürokatze „Nugat“ gewärmt (der mir zum Dank anfangs täglich einmal im unpässlichsten Moment über die Tastatur rannte), dann mein Weihnachtgeschenk von Stephanie „angemacht“ und zwar auf Empfehlung von Surflehrer Basti, eine Tageslichtlampe, um die Karibik-Sonne zu simulieren. Dann alle Systeme hochfahren und für Corfelios Kunden telefonisch beraten und unendlich viele Angebote zu schreiben. War eine ganz andere Erfahrung, oft mit viel Wehmut an warme Länder, dann aber mit einem Lächeln, wenn ich abends, anstatt in eine 8 Quadratmeter-Kabine mit schnarchendem Bettnachbar, zu Stephanie und Lea nach Hause kam, wir viele schöne Abende, noch schönere Nächte und noch viel schönere Wochenenden zusammen verbringen konnten. Das Wort Wochenende kannte ich gar nicht mehr. Familiär war es eine tolle Zeit, allein schon bei so schönen Kleinigkeiten wie Brettspielabenden, anstatt mit Schwimmwesten stundenlang dumm auf dem Schiff bei irgendwelchen Übungen rumzustehen. Trotzdem saß ich oft wehmütig am PC, aber wenn ich dann Bauarbeiter sah oder andere Menschen, die bei dem Bäh-Wetter draußen arbeiten mussten, drehte ich mir die Heizung höher und beriet am Telefon die genauso sonnenhungrigen Corfelios-Gäste. Der kalte Winter bescherte uns gute Buchungszahlen, das tröstete natürlich auch.

 

Traumhaft wäre es alles zu kombinieren. Mit der Familie im Warmen für Corfelios zu arbeiten, in einer Mischung aus Sport und Beratung. Mal sehen, ob da in Zukunft was machbar ist. Ideen gibt es viele. Die moderne Technik macht viel möglich und wenn jetzt schon oft 600 Kilometer vom Arbeitgeber entfernt funktioniert haben, warum nicht auch zeitweise mal größere Entfernungen ausprobieren? Ein Teil meiner Büroausstattung habe ich gerade auch bei mir und will schon mal die Entfernung Korfu-Deutschland ausprobieren. Noch letzte Woche wollte ich eigentlich meine Webseite einstellen, aber heute habe ich wieder Lust, so verlerne ich auch nicht die Tipperei und kann mein Büroequipment auch richtig nutzen. Nicht mehr in Tavernen langsames WLAN benutzen oder bei Nachbarn Netz schnorren und wenn dann 3 gleichzeitig schnorren, keinen Empfang mehr zu haben. Im warmen Bett Schreiben, nicht bei Sturm auf dem Balkon oder auf der Treppe vor der Haustür, mangels Indoor-Empfang. Bin gespannt, ob meine Wünsche wahr werden oder ich mir doch wieder unangenehme Mitbewohner am Hintern wegen kalter Fliesen holen muss. Ich werde berichten!

 

Momentan sitze ich im Zug nach Frankfurt, da ich leider so früh im Jahr keinen Flug ab Hannover bekommen habe. Normal wollte ich mit Stephanie nach Thessaloniki fliegen und mit dem Mietwagen in einer Woche gemütlich über das Festland und dessen Sehenswürdigkeiten nach Korfu fahren. Leider hatte Lea letzte Woche einen Unfall und konnte nicht mit auf Klassenfahrt. So mussten wir unseren Urlaub kurzfristig absagen und ich weiß jetzt auch, für was Rücktrittversicherungen gut sind, vor allem,wenn man sie nicht abschließt. Also 5 Tage später und leider alleine auf dem Weg nach Korfu. Nach dem Pech letzte Woche jetzt aber wieder mit Glück. Denn morgen streiken mal wieder die „Öffentlichen“, da wäre nix gegangen mit Zug und Flug. Also soweit ist heute die Bahn brav, mal schauen was Ryanair an Späßen auf Lager hat. Ansonsten bin ich gespannt, was es auf Korfu so Neues gibt und vor allem die neuen Kollegen. Das ist immer am Spannendsten. Erstes Meeting und gemeinsames Abendessen. Sind eben immer im Tourismus schräge, extrovertierte Vögel, im positiven Sinne gemeint. Heiß bin ich auch darauf meine neuen Teile an den Rädern zu verbauen, das Warten und Reinigen ist doch oft mal langweilig, aber beim Schrauben geht immer mein Herz auf (wenn die bestellten Teile passen). Dieses Jahr habe ich im Büro erstmals die Bestellung selbst gemacht, heißt, wenn Schrott ankommt, bin ich auch Schuld. Die Bucht wird es an meinem Fluchen hören, wenn es so sein sollte.

 

Ganz heiß bin ich dieses Jahr auch aufs „Ansurfen“, denn Corfelios hat neues Material angeschafft, dass ich gerne testen möchte, dazu habe ich jetzt tolle Surfschuhe (warm und rutschfest) und seit der Messe in München auch ein eigenes Trapez. Da braucht der Jochen nicht mehr zu fluchen, wenn ich sein Privates mal wieder aus Versehen nehme, es total verstelle und um 30 cm Umfang „aufbohre“, damit mein Waschbärbauch reinpasst. Habe sogar schon geübt. Letztes Wochenende war es so schön warm, da fuhr ich mit Stephanie ans Steinhuder Meer und wir surften 2 Stunden. Das Meer hat mehrere Kilometer Durchmesser und ist trotzdem fast überall Stehrevier, dort könnte ich mal Wasserstart lernen, wenn ich Zeit hätte. Weiterer Vorteil: Ich wurde braun! Nach diesem Wetter erschrecke ich immer, wenn ich meine Beine auspacke. Die wurden trotz langem Neopren am braunsten, nämlich vom Wasser, das enthält dort am Boden knietiefen Torfmodder, der wunderbar an Mensch und Material klebt. Sogar das Wasser war schon warm, unglaublich 4 Wochen nach dem letzten Schneesturm, aber es ist eben flach und heizt durch den Torf. Also hängt schon mal in Korfu einen Tauchsieder ins Wasser, bis ich komme, damit ich nicht so viel frieren muss!