Tagebuch USA und Karibik Februar  bis April 2016

Bermuda Railway Trail
Bermuda Railway Trail

13.04.16 Wackliges Ding!

Port Canaveral wurde nochmal ein richtiger Erfolg. Endlich tolles Wetter dort, morgens zwar noch kühl, aber dann bester Sonnenschein. Dazu eine gute Gruppe, nicht zu groß, gut drauf und sicher beim Fahren. Und ein einheimischer Guide, der sich sogar auskannte. So wurde es eine schöne Tour mit viel Sonnenbaden am Strand. Nach der Fahrt nahm ich unseren Scout Rick mit zum Sport. Ich wollte nochmals meine Aktivtour testen, die vor 3 Wochen so ins Wasser gefallen war und Rick sich selbst, denn er will in Zukunft als Biker und nicht mehr als Scout fahren. Übrigens heißen wir jetzt nicht mehr „Biking Guide“, sondern „Activities Guide“. Keine Ahnung warum, kommt bestimmt bei deutschsprachigen Gästen riesig an. Wieder ein Titel mehr, unter dem sich niemand was vorstellen kann. Wie jetzt die Animateure „Ihr Gastgeber“ heißen oder die Verantwortliche für An- und Abreise „Port Operations Manager“. Da weiß Lieschen Müller mit ihren 80 Jahren sicherlich sofort Bescheid.

Zurück zur Tour. Wir gaben richtig Gas, hatten viel Spaß, Rick wusste auf der Rückfahrt, wo seine Grenzen sind und zur Belohnung ging es zum Feierabend was futtern und trinken. Ich bestellte mir Nachos mit Käse und ein dunkles Bier. Ich bekam quietschgrüne, knallrote und gelbe Nachos, darüber Käse und Chili con carne. Da freut sich der Lebensmittelchemiker und Vegetarier. Das Bier nannte sich „Swamp Ape“ (Sumpfaffe) und schmeckte auch wie eine Mischung aus Brackwasser und Affenpipi. So eklig bitter, das schlimmste Bier meines Lebens. Das war das klare Zeichen, die Amis wollten uns loswerden. Also auf zur Transatlantik! Schon am ersten Tag hatte der Teich ganz schön Wellen, sodass in den Treppenhäusern die Spuckbeutel aufgehängt wurden. Warum fahren immer alle Rentner über den Atlantik, wenn sie den Seegang nicht vertragen?

Für mich gab es auch eine neue Herausforderung. Unser Golfer Carl ging in Miami von Bord, nun betreuten wir auch den Golfbereich mit Simulator. So lernte ich das Programm kennen, dann folgten Praxisübungen. An die Fahne annähern, in einem Haus Scheiben einschießen, pokern oder den fahrenden Rasenmäher treffen. Nette Spielchen und ich schaffte es sogar den Kunstrasen und das Inventar ganz zu lassen, nur ein Ball verlor sein Leben und platzte auf. Mal eine nette Abwechslung, wenn gerade niemand Beratung zum Radfahren haben möchte. In den folgenden Tagen vertiefte ich das Golfen mit den Kollegen. Weit komme ich nicht, aber relativ präzise. Beim Pokern die richtigen Karten zu treffen schaffe ich oft ganz gut und gewann manchmal gegen erfahrenere Kollegen.

Ja, was macht man so auf 6 Tagen Atlantik? Inventur, Wartung, Gästebespaßung und einen Abstecher nach Bermuda. Tortola hat zwar den schönsten Strand, aber landschaftlich war Bermuda das Highlight der ganzen Roue! Alte Häuser im englischen Kolonialstil, die ganze Stadt St. George’s, in der wir lagen, sieht aus wie ein Freilichtmuseum. Bisher waren unsere Schiffe nur im Süden der Bermudas, also kannten wir dort keine Radstrecke. So bestanden 3 Alternativen: Gäste und Räder in den Süden karren und dort auf bekannten Wegen fahren, die Tour absagen oder blind fahren. Wir entschieden uns für Variante 3. Mein Chef kreierte eine Route auf Google Maps, ich verfeinerte die Tour mit Radreiseplanern und erklärte mich bereit, den Vorreiter zu spielen. So fuhr ich mit einem Funkgerät vorneweg, es folgten die Kollegen mit Gästen und Funk, am Ende Vati (unser Chef) als Lumpensammler. Leider gab es auf Bermuda erhöhte Schwerkraft, sodass 3 Gäste während der Tour zu Tieffliegern wurden. Das hörte ich aber nur über Funk, ich kann nur sagen, dass ich den 2. Vertrag in Folge ohne Unfall überstanden habe. Also Gästeunfälle. Auf der Sol hatte ich einen Purzler und diesmal in Tampa. Aber alles ohne Kratzer, jedes Mal eine Liegestütze, Hände geschützt durch Handschuhe du wieder rauf aufs Rad. Nicht so ungeschickt wie mit dem Waveboard vor 2 Monaten, die Hand merke ich nämlich immer noch bei vielen Bewegungen.

Zurück zur Tour. Die Bermudas bestehen aus 360 Inseln und die Hauptinseln sind durch Brücken verbunden. Viele nur noch für Autos, denn die Bahnstrecke gibt es nicht mehr, dafür gibt es auf der Strecke nun einen Rad- und Fußweg. Leider gibt es dort nicht mehr alle Brücken, so mussten wir öfter auf Straßenbrücken ausweichen. Das hatte ich eingeplant, dass allerdings auf einer Bahnstrecke plötzlich Stufen auftraten, nicht. Da dort aber schöne Aussichten waren, fiel der Schlenker kaum auf.

Es ging durch herrliche Landschaften. Keine hohen Gebäude, wenig Verkehr, tolle Natur und immer wieder karibisch blaues Wasser. Der ausgesuchte Strand war auch schön, nur das Wetter nicht passend. Windig und bedeckt. Dazu fehlte ein nettes Café. Aber man kann nicht alles haben, schöne Landschaft, wenig Menschen, aber überall Cafés. So fuhr ich während der Strandpause los und schaute mir schon einmal den Rückweg an, immer ein Auge auf potentielle Kaffeepausenmöglichkeiten. Bis auf das noble Golf-Clubhaus hoch am Hang fand ich aber nichts. Die Route war toll, aber die Gäste dafür zu schwach. Darum fuhren wir eine einfachere Alternative zurück, ich parallel dazu die schwere Variante. Ich kam vorbei an Mangroven und Höhlen und war richtig begeistert. Zurück in der Stadt parkten wir am Rathausplatz. Dort wie im Film. Ein altes Schiff, Nachbau des Schiffes der ersten Siedler, Rathaus, Kanonen, Pranger und Tauchstuhl. Nach der gelungenen Tour sauste ich noch einmal zu Fuß in die Stadt, denn es fand eine Vorführung statt. Schwatzhafte Weiber wurden damals zur Strafe mit dem Tauchstuhl in das Hafenbecken versenkt, bis sie sich entschuldigten. Dies wird heute von Freiwilligen nachgestellt. In alten Kostümen wurde die Uschi ganz schön gedippt. Etwa 10 Mal ging es rauschend abwärts ins Hafenbecken. Klitschnass und fröstelnd endete die Vorstellung für das Waschweib. Ich zog mit Foto weiter und fing die urige Stimmung im Städtchen ein. Auch das Auslaufen schauten wir uns an. Nur ein enger Kanal führt aufs offene Meer. So fuhren wir vorbei an vielen winkenden Menschen durch den Geburtskanal. Schon komisch, wenn man zur Seite sieht und in 20 m Entfernung in den Wald schaut. Ein wunderbarer Abschluss einer Route, in der ich viel zu wenig zum Radeln kam, aber unheimlich viel sah. Bestätigt hat sich wieder, dass ich ein Landei bin. Lieber 10-mal Bermudas, als 1-mal amerikanische Großstadt. Nun noch 4 Tage schaukeln, anschließend 2 Wochen Urlaub im ruhigen Niedersachsen und dann ins ländliche Korfu. Das ist eher meine Welt. Damit ich wieder nach Amiland fahre, müssen sie mir schon Geld bezahlen, selbst Urlaub buchen, scheidet völlig aus. Dann schon lieber die Wüste des Oman. Wer macht sonst, außer den USA, Schauspieler zu Präsidenten oder österreichische Bodybuilder zu Gouverneuren? Und wenn man die Zukunftsaussichten mit Donald Trump sieht, dann mal Kalinichta!

Ich habe keinen getroffen, der ihn wählt, alle lästern, aber komischerweise gewinnt er viele Vorwahlen. Aber das ist wohl so, wie bei der Bildzeitung. Keiner kauft sie angeblich, aber alle wissen was drinsteht. Doch: Eine Frau hatte in New Orleans eine geniale Schnorrer-Idee: Um ihren Hals prangte ein Schild: Give me a Dollar or I will vote for Trump! Sie wurde reih an dem Abend!

Wenn nun nichts mehr Wichtiges geschieht, war dies der letzte Bericht von der ereignisreichen Tour. Obwohl, im Moment haben wir eben sehr viele Ältere an Bord und die sind schon einige Lacher, Schmunzler oder Berichte wert. Beispiel: Gestern beim Einlaufen in Bermuda waren auch viele Crewmitglieder am Bug. Die Gäste können auf dem ganzen Schiff fotografieren, nur eben der kleine Bug ist für uns. Das ärgerte einen Rentner so, dass er sich nach ganz oben beschwerte, er hätte nur Ärsche auf seinen Bildern gehabt (10 m links davon hätte er freie Bahn gehabt). Er ging mit seiner Beschwerde bis zum General Manager, der ihm aber sagte, dass er seinen Selbigen hätte nur etwas bewegen können für freie Sicht und dass schließlich die 400 Personen, die ihm alles vor den Arsch tragen, auch mal einen kleinen Teil des Schiffes benutzen dürfen. Weg war der Kollege!

Ich habe nun gehört, dass es einen Ordner mit den besten Gastkommentaren an der Rezeption gibt, mal sehen, ob ich den zur Belustigung finden dann. Ansonsten bleiben wir Biker unserem Motto der Route treu: Erstmal drohen!

 

Fassade in Wynwood (Hasta la vista Miami!)
Fassade in Wynwood (Hasta la vista Miami!)

08.04.16 Schöne Kunst und nix wie weg!

Es folgte das letzte Mal Miami. Ich hatte mir im Vorfeld eine Busroute aufs Navi gezogen und so erkundete ich neue Stadtteile. Hauptziel dabei war Wynwood. Das war früher mal ein böses Pflaster. Dann wurde alles aufgekauft, renoviert und Graffiti-Malerei freigegeben. Nun sind fast alle Häuser bunt bemalt mit tollen Kunstwerken, dazu wurden auch Mauern und Container als „Malunterlage“ verwendet. Ganz tolle Kunstwerke. Mein Favorit waren die Gangster der Filmgeschichte. Da gesellten sich nebeneinander Jack Nicholson in Shining, Arnold als Terminator, John Travolta aus Pulp Fiction, Alex aus Clockwork Orange, Dr. Lector, der Pate und andere super gemalte Gesichter. Nach der tollen Kunst auf dem Rückweg die Kehrseite von Miami. Hier gibt es unheimlich viele Obdachlose. Unter jeder Brücke wohnen die Menschen, manche haben sich sogar häuslich eingerichtet. Kein Wunder bei den Preisen hier. Ein Hamburger 10 $, dazu ein Kaffee und ein kleiner Snack, 20 Dollar weg! Abends musste ich auch wieder draußen essen, da meine Kollegen beim Basketball der Miami Heat waren und ich Tauch-, Golf- und Radschalter alleine machte. Ich schaffte es nicht einmal zur Ausflugspräsentation ins Theater, noch zum Abendessen. Also ganz schnell umziehen und noch vor Landgangs-Schluss aus dem Schiff, über die Brücke zum Bayside-Markt und dort ins Hofbräuhaus zum Futtern. Zur Riesenbrezel gab es Senf und Obazda, zum Nachspülen 2 dunkle Münchner Biere und als Beilage das Spiel der Heat. Da war hervorragend, nur kostete dies 33 $, da sich die Kellner direkt 15 % Trinkgeld auf die Rechnung setzen. Dazu hatte ich mir wieder ein Rad am Tag geliehen und meiner Freundin was Nettes zum Anziehen gekauft. So waren 130 $ weg! Damit ich nicht auch noch unter die Brücke ziehen musste, ging ich am 2. Tag nur kurz zum Sonnen aufs Außendeck und dann war auch Schluss mit der Geldvernichtungsmaschine Miami. Abends legten wir ab zur Atlantiküberfahrt. Nur noch einmal Port Canaveral (dort blieb bisher nie Zeit zum Geldausgeben) und dann USA nur noch von hinten. Wie schon gesagt, die spinnen, die Amis! Keine Kultur, viele Städte wirken wie in einem Videospiel, die Leute sind träge, fett und haben keinerlei Esskultur. Alles wird frittiert oder ist übertrieben süß. Auf dem Schiff gibt es für die Crew kein gutes Essen und ich freue mich immer, wenn ich die Möglichkeit habe, in den Häfen draußen zu essen, aber hier lief ich durch die Einkaufszentren und nichts sprach mich an. Autofahren ist auch so eine Sache, Führerschein gibt es wohl im Lotto zu gewinnen und Blinken ist ein absolutes Fremdwort. Alles ist laut. Die Menschen, die Städte. Jeder fährt Auto, klotzige Autos und über die Straße gehen wäre ohne Ampel kaum möglich. Komisches Volk. Anfangs überlegte ich mir, ob ich mit meinem gültigen Visum hier Radurlaub machen sollte. Aber nach der Tour steht fest. Ich komme höchstens zum Arbeiten wieder zurück und lasse mir Geld bezahlen, um es auszuhalten. Jetzt fange ich schon mal an zu träumen von Caco de Bolo und Kaffee am Flughafen von Ponta Delgada. Und vor allem: Radeln ohne einheimischen Klotz am Bein! Selbst alles bestimmen und Spaß auf der Tour zu haben. Europa, ich komme!

 

Klatschen muss es!
Klatschen muss es!

06.04.16 Sonne tanken!

Key West hat sich nochmal richtig gelohnt. Zwar konnte ich nicht ausgiebig an den Strand, da ich zur Mittagszeit arbeiten musste, aber ich stellte mir den Wecker früh und war fast der erste am Strand. Also rein ins Wasser und es dauerte nur einige Minuten, da sah ich wieder einen Stachelrochen. Es war mächtig windig, aber hinter den Wellenbrechern konnte ich schön mit den Fischis schwimmen. Toll war auch eine Großfamilie von Königspapageifischen. Barfuß ging es zurück zum Schiff, dann schnell die Gäste auf Kneipentour schicken und wieder raus. Diesmal in ein kubanisches Café und den Yachthafen mit dicken, fetten Tarpunfischen. Die waren mehr als 1 m lang. Dann noch mit einer Schildkröte abklatschen und zurück aufs Schiff. Beim Auslaufen tankten wir noch einmal Sonne und fuhren mit etwas Wehmut in nördliche Richtung. So schön warmes Wasser habe ich erst wieder im Juli auf Korfu oder beim Warmbadetag im Schwimmbad. Nur leider gibt es da keine bunten Fische und Rochen. Abends traf ich mich dann zum Hessischbabbeln in einer der Schiffsbars. Ich ertappte tags zuvor 2 Mörfelder beim Rauchen und babbeln, stellte fest, dass sie früher in einer unserer Stammkneipen arbeitete und ihr Bruder mit mir in die Schule ging und einer der besten Kumpels meines Cousins war. So wurde es ein feuchtfröhlicher Abend mit viel hessischem Flair in der USA. Ei gude wie!

 

San Gervasio
San Gervasio

06.04.16 Murmeltiertage!

Und täglich grüßt das Murmeltier in New Orleans. Wie vor 3 Wochen nieselte es morgens und war stickig feucht, als wir unsere Räder nach draußen schoben. Ich hatte mir die Wettervorhersage angeschaut und mir war klar, dass dies wieder nicht wurde. So geschah es, dass wir mit den Gästen vor dem Schiff standen, noch rätselten dann Gewitter aufzogen und es in Strömen anfing zu regnen. Also alle Gäste wieder rein, Tour absagen. Die Räder blieben draußen, weil das Sidegate schon geschlossen war und somit wusste ich dann auch, was die nächsten Tage wieder anstand. Andyphos durfte wieder Räder schmieren.

Es pladderte den ganzen Tag. Ich wollte mir eigentlich zu Fuß das Footballstadion anschauen, aber nix ging. Nur 100 m im Freien und völlig durchnässt. So blieb ich im riesigen Einkaufszentrum vor dem Schiff und obwohl ich mitgeteilt bekam, dass ich zwar 2x20 kg mit hierher nehmen durfte und nur 23 kg von den Azoren zurück, konnte ich mir das Einkaufen nicht verkneifen. Da sich beim letzten Monsunregen in New Orleans ein paar Schuhe verabschiedeten und ich jetzt immer schauen musste, dass das verbleibende Paar Dienstschuhe nicht nass wurde, kaufte ich ein Paar neue und noch ein Erinnerungs-T-Shirt. Abends war mir alles egal, ich wollte nochmal die verrückte Stadt erleben. Ich nutzte eine Regenpause und lief zum French Quarter. Weit kam ich nicht, da prasselte das nächste Gewitter los, dazu war es 10 °C kälter als morgens. Ich flüchtete in ein Jazz Café und merkte schnell, dass dies nicht meine Musik wird. Nach 30 Minuten war dann das Gewitter vorbei, ich zog weiter zur Bourbon Street, traf dort Kollegen und zusammen schlenderten wir durch die verrückte Straße. Unabhängig voneinander wollten wir aber in die Frenchmen Street, dort gehen eher die Einheimischen hin, es ist etwas zivilisierter und fast jede Kneipe hat gute Livemusik. Die Kollegen verirrten sich dann in einen Voodoo Laden, ich zog allein weiter, hörte mir von draußen die Musik überall an und landete dann bei einer Blues-/Funkband. Zum Erstaunen traf ich auch dort meine Kollegen wieder. Wir trafen eine gute Wahl. Es wurde ein toller Abend, die Band begeisterte und am Ende kaufte ich mir sogar eine CD von John Lisi. Ich kam mit ihm ins Gespräch und als er erfuhr, dass ich aus Deutschland komme, meinte er, dass wir uns vielleicht dort sehen würden, er ginge bald auf Tournee. Habe nun geschaut, leider ist das im Mai und in Korfu gastiert er nicht.

Beim Schreiben dieser Zeilen hörte ich das erste Mal die CD ganz. Coole Musik!

Viel zu spät kamen wir zurück, so wurde es eine kurze Nacht, denn morgens stand die Frühaufsteher-Radtour an. Endlich trocken, dafür aber richtig kalt. Die Tour lief sehr gut, fitte Leute und kein Schleicher als Guide. Nach der Tour war dann das große Ölen angesagt, weil die Räder 24 h im Regen standen. Am folgenden Seetag ging es mit den Rädern weiter, um sie für Mexiko fit zu machen. Vor dem Ausfall in New Orleans hatten wir zu wenig Buchungen und es sah so aus, als ob ich einen tollen Ausflug hätte machen können. Schnorcheln in einem Höhlensystem und anschließend Besuch einer Maya-Stätte. Nun buchten dann doch noch einige nach und ich musste die kurze Radtour in Cozumel fahren. Und was war angesagt? Regen! Ich kriege so langsam die Krise. Doch nur noch Radtouren in der Wüste? Also wieder Murmeltiertag, dreckige Räder und ölen nach dem Waschen. Argl!

Der angekündigte Regen kam dann auch in Cozumel, just in dem Moment, als wir die Räder draußen hatten, alle anderen Ausflüge schon unterwegs waren und ich mit dem Unmut der Gäste alleine zurückblieb. Anschließend brachte ich die nassen Möhren wieder rein, dann hieß es trocknen und natürlich wieder ölen. Dabei stellte ich erschreckend fest, dass an Bord noch eine einstündige Sicherheitsübung anstand Zum Glück war ich befreit, verschanzte mich in der Werkstatt und machte Inventur der Rucksäcke und Helme.

Am Nachmittag half ich dann den Tauchern beim Waschen des Equipments und anschließend hatte mein Chef Mitleid mit mir und erlaubte mir mit dem Rad loszudüsen. Eigentlich dürfen wir nicht, aber mein Rad stand auf der Liste der Behörden und er meinte, falls es doch Ärger gäbe, bis wir in einem halben Jahr wiederkommen würden, wäre Gras über die Sache gewachsen. So war es dann auch. Niemand störte mein Rad, nur bekam ich 3x einen Anpfiff, als ich im Hafengelände rollerte und nicht schob. Mein Ziel war San Gervasio, die Mayastätte auf Cozumel, denn ein bisschen Maya wollte ich auch erleben. Vom Regen stand noch viel Wasser in den Straßen und das Wasser ist vom Kalk, aus dem die Insel besteht, überall grau gefärbt. Nach Durchquerung der Stadt sahen dann Rad und ich auch aus wie die einheimischen Mopedfahrer und Autos. Einheitsgrau!

Vorbei ging es an interessanten Wohnvierteln, in denen noch viele VW-Käfer tuckern und die Bewohner sich oft mit Lastenfahrrädern durch die Gegend fahren lassen. Es folgte eine Landstraße, gesäumt von undurchdringlichem Grün. Nach 20 Kilometern bei 30 °C und 100% Luftfeuchtigkeit erreichte ich mein Ziel. Ich dachte dort gäbe es nur eine kleine Ruine, die ich per Rad besuchen konnte, aber es war ein ganzer Tempelbezirk, Räder verboten und 10 $ Eintritt. Also das Geld knirschend bezahlen, aber was tun mit dem Rad? Hatte ich doch kein Schloss dabei. Der Parkplatzwächter versicherte mir, dass er gut darauf aufpassen würde. Er sah vertrauenswürdig aus, trotzdem ging ich mit mulmigem Gewissen in die Anlage. Die war nett angelegt, wenig Touristen, dafür umso mehr Leguane, die sich auf den alten Gemäuern sonnten. Die einzelnen Tempel waren mit glitschigen, steinigen Pfaden verbunden und so eierte ich mit meinen Radschuhen durch San Gervasio. Leider hatte ich nicht genügend Zeit mir alles anzuschauen, musste ich doch zurück, um vor dem Schiff die überaus wichtige Aufgabe von Handtuchtausch und Eisteeausschank zu übernehmen.

Es folgte ein Seetag mit bestem Wetter und ein letztes Mal Key West. Dort kam ich dann endlich wieder bei schönem Wetter zum Schwimmen und Schnorcheln. Danach auf zum Endspurt, Atlantiküberquerung mit heftig hohem Altersdurchschnitt an Bord, denn die Osterferien sind vorbei und für Aktive ist die Route kaum geeignet.

 

Stadion der Tampa Bay Buccaneers
Stadion der Tampa Bay Buccaneers

30.03.16 Der Hase ist los!

Die Bahamas waren ein echter Reinfall. 6 Kreuzfahrtschiffe, Menschenmassen und wenig zu sehen. Ich war beim Schnorcheln dabei. Ich musste in unglaublicher Hektik das Equipment rausbringen, um dann ewig auf die Kollegin und die Gäste zu warten. In der Zeit hatte ich genug Gelegenheit, um zu sehen, was da von den Schiffen kam. Tiere, Menschen, Sensationen! Mode- und Essverfehlungen, uiuiui! Das Schnorcheln taugte wenig. Eine unmotivierte Bootscrew, der erste Stopp noch ok, der zweite Stopp mit 4 weiteren großen Booten und wenig zu sehen, außer Menschenmassen. Dazu warf der Kapitän seinen Anker mitten in ein Riff. Völlige Blamage. So kamen wir mit unzufriedenen Gästen und Guides zurück. Immerhin konnte ich 2 bärtigen Männern mit meiner Vasline zu dichten Masken verhelfen und jemandem, mit eigenem Material, seinen verlorenen Schnorchel aus größerer Tiefe retten.

Dafür konnte ich morgens und abends die Gäste richtig glücklich machen. Denn es war der Osterhase los und verteilte fleißig Eier auf dem Schiff. Dazu gab es eine Rallye und diejenigen, die dabei dem Hasen begegneten, konnten zwischen den Schokoeiern ungenießbare aus Plastik mit Punkten darauf ziehen und Preise gewinnen. Am Anfang wurde ich nur so belagert von den Familien, dann verhalf mir die Kinderbetreuerin zur Flucht und ich konnte mich auf dem Pooldeck austoben. Eier schenken, werfen, Leute erschrecken und auf unendlich vielen Fotos posieren. Ich glaube, ich wurde fast mehr fotografiert als die (nichtvorhandene) Skyline der Bahamas. Leider ging auch ein Ei über Bord wegen schlechten Eierfangkünsten einer Frau. Das Ganze hatte so viel Spaß gemacht, so kam ich abends zum Abschied der Gäste nochmal als Hase aufs Pooldeck und tobte mich 2 Stunden dort aus. Am Ende hatte ich 10 kg Süßes unter die Leute gebracht. Was interessant war: Normal heißt es Eiersuche. Die Leute schauten in meinen Korb und immer, wenn er etwas leerer war, und sie erstmal nur Gras sahen, hörte ich den Ausspruch: Da ist ja gar nix mehr drin! Wenn ich zum Suchen aufforderte, fand jeder noch Eier. Am Ende plünderten wir die Reste in der Crewbar und fanden noch etwa 50 Eier. Aber es war ja angeblich nix mehr drin.

In Maimi kamen dann neue Gäste an und auch die wollten Ostern feiern. Mir war nicht ganz so danach, denn immer an Feiertagen gibt es auf dem Schiff für Vegetarier kaum etwas zu essen und nach dem vielen Schwitzen letzte Woche, verbunden mit viel Wind, Wasser und Welle bekam ich vom Osterhasen eine erneute Erkältung geschenkt. Ich ließ mich davon aber nicht unterkriegen und ging am 2. Tag auf Tour. Ich war morgens früh dran, da hatte mein Bikeverleiher noch geschlossen, also wieder City-Bikes. Das dachten auch Gäste von uns und plünderten direkt vor mir die Radstation mit einer Großfamilie. Also mal wieder zu Fuß zur nächsten und dort ein Rad für den ganzen Tag geliehen. Ich wollte nach Key Biscayne. Ich wusste die ganze Zeit nicht, woher mir der Name bekannt war. Als ich dann im Verkehrschaos mit Fußgängern und Autos des berühmten Tennisturniers steckte, wusste ich es wieder. Das fand genau jetzt statt, als ich einen gemütlichen Ausflug machen wollte. Nachdem alle im Stadion waren, wurde es schön ruhig. Ich fuhr immer weiter südlich bis zum Kap Florida. Dort pure Natur, ruhige Strände, Rad- und Wanderwege. Tolle Natur, überall schräge Vögel (also echte, nur schräg aussehend, es handelte sich um Schneesichler) und viele Leguane. Die waren ganz aufgeregt, wenn sie mich sahen und wackelten dann mit den Köpfen auf und ab. Kreuz und quer ging es über die Insel. Sehr nett. Zurück auch auf schönen Naturpfaden und fast leeren Stränden, während sie in Miami-Beach wie die Heringe liegen. Dann ging es los zur letzten USA-Runde. Abends am Ostermontag tobte sich der Osterhase nochmal bei der Poolparty aus und wurde sogar auf der Bühne vorgestellt. Wieder gingen 5 kg Süßes drauf. Dann war Ostern um und das total verschwitzte Kostüm kam in die Wäscherei.

Es folgte ein Seetag, an dem wir es schafften die Wii wieder flott zu machen. Vor 2 Jahren spielten wir hier fast täglich Mario Cart, jetzt konnte es wieder losgehen. Ich habe Übungsbedarf, mein Chef schlug mich im ersten Schlagabtausch deutlich, vielleicht auch, weil ich mich so freute und das letzte Bier zu viel war. In Tampa dann meine Wunderheilung, alle Symptome der Erkältung plötzlich weg und alle 60 Räder auf Tour. Bevor ich überhaupt die Einweisung zu Ende hatte, lagen schon 3 Mitfahrer wie die Maikäfer auf dem Rücken. Alles ältere Mitreisende, unbeweglich, unsicher oder übermütig. Ich fürchtete Schlimmes (eine Frau bekam sogar noch 5 Minuten Training von unserem Tourmanager), die Wackeltruppe fuhr los und was ich so in der Gruppe sah, war erschreckend. Alles was ich angesagt hatte, wurde ignoriert. Einhändig, freihändig, unkonzentriert, Fotos während der Fahrt und andere Dummheiten. Den ganzen Tag war ich höchst angespannt und gab ständig Warnhinweise, damit mir die Leute nicht auf die Nase fielen. Dafür hatte unser amerikanische Guide einen ruhigen Tag. Ich hatte keine Lust auf Übersetzen, also durfte er entspannen und ich erklärte den Gästen gleich in Deutsch mein angelesenes Wissen. Nach 4 Stunden Aufatmen, alle blieben im Sattel und ich fuhr zur Belohnung nochmals alleine durch die Stadt. Ich wollte das Football Stadion der Buccaneers besuchen, da steht zum Beispiel ein Piratenschiff in der Arena. Leider war ich 15 Minuten zu spät für eine Führung, so konnte ich nur von außen Bilder von dem Riesenklotz machen. Zurück ging es durch Villenviertel immer entlang des Hillsborough Rivers bis nach Ybor City. Dort amerikanische Pizza (bäh!) zur Stärkung und zurück zum Schiff. Es folgte wieder ein Seetag und dann New Orleans. Wieder einmal wurde Regen angesagt. Ich werde berichten, wie es dort weiterging.

 

Mein Lieblingsstrand auf Tortola
Mein Lieblingsstrand auf Tortola

24.03.16 Glücksgefühle!

Nach 2 Tagen Fahrradpflege standen die Möhren wieder einigermaßen gepflegt im Stall. Das war gut so, denn in Puerto Rico waren wir restlos ausgebucht. Ich fuhr mit meiner Truppe über die selbst getestete Alternativstrecke und die Gäste befanden sie als sehr gut. Weniger Gefahr als in den engen, vielbefahrenen Straßen, dafür Ruhe und schöne Aussichten am Hafen. Ich hatte so viele Informationen über San Juan zusammengetragen, dass ich befürchtete, der Strand würde zu kurz kommen. Aber es passte alles, ich war nur 15 Minuten nach den Kollegen dort und da es wolkig und windig war, hatte ich alles richtiggemacht. Was wir nicht wussten, in Puerto Rico war der erste Tag der Osterferien und die halbe Stadt am Strand. Es war sehr interessant dem bunten Treiben zuzuschauen, aber Ruhe fand dort keiner. Trotzdem waren die Gäste begeistert, buchten abends noch für Tortola und ich hatte noch Zeit etwas andere Ecken zu erkunden. Ich fand einen Stadtpark, der aber nicht schön war und eine riesige Glasscherbe. Also flicken und nicht fahren. Ich erreichte aber noch pünktlich zum Arbeiten das Schiff.

Dann erfüllte sich ein großer Wunsch von mir. Ich wollte unbedingt an meinen Lieblingsstrand in Tortola, letzte Runde keine Anmeldungen, diesmal anfänglich genug, dann Absagen, aber meine Chefs können auch lieb sein und gönnten mir die Tour mit 4 Teilnehmern. Ich war morgens schon ganz euphorisch, obwohl es leicht regnete. Die Wettervorhersage stimmte aber und so blieb es trocken, aber kräftig windig. Mit Rückenwind düsten wir nach Soper’s Hole, dem Westend. Dann endlich eine Aktivtour (die einzige im ganzen Vertrag). Bergauf, Schotter, steile Abfahrten und am Ende mein Lieblingsstrand. Vor 3 Jahren mein erster, den ich mit AIDA sah und immer noch mein Lieblingsstrand ist. Am Vortag hatte ich erfahren, dass AIDA ab nächstes Jahr Tortola nicht mehr anfährt, also doppelt freuen. Ich Gegensatz zu den Gästen. Ich verkündete 90 Minuten Strandpause und sie murrten. Einer wegen Sonnenbrandes, ein anderer hatte keine Lust, weil dort gäbe es ja gar nichts. Genau deshalb ist es dort so toll! Keine Menschenmassen, keine Straße, heute keine Wellen, somit glasklares Wasser und Ruhe. Ich ließ mich nicht irritieren und paddelte in das Riff, dass ich noch nie mit so klarem Wasser sah. Nicht so viele Fische, dafür viele verschiedene und ganz tolle Korallen. Ich jubelte mehrmals laut und blubberte mit den Fischen um die Wette. 2 Gäste teilten meine Begeisterung und mit meiner Schwimmbrille waren sie auch superhappy. Und wer kam als Letzter aus der Wasser? Derjenige, der nicht wusste, was er 90 Minuten dort sollte. Anschließend ging es die 2 steilen Berge hinauf. Zuvor meinte wieder derselbe, das wäre bisher kaum eine Aktivtour und gab Gas. Er überholte mich am Berg, ich sagte noch zuvor, fahrt mein Tempo, ich kenne die Steigungen, aber wer nicht hören will, muss fühlten. Irgendwann machte es poff, er explodierte und musste schieben, wie auch 2 andere. Am steilsten Berg schoben sie dann fluchend alle und ich lächelte innerlich. Dann kam der Rückweg auf der Küstenstraße bei mächtig Gegenwind. Ich machte wieder einmal Windschatten-Ausscheidungsfahren. Alle hinter mir, Vollgas im Wind und schauen wer dranbleibt. 2 ließen gleich abreißen, einer ging später an mir vorbei, verhungerte aber sofort im Wind. Ich ging wieder nach vorne, wartete auf Beide und kurz danach war derjenige, dem die Tour nicht aktiv genug war, weg! Als ich dann zum Sammeln anhielt, kam er mit Krämpfen an. Nach einer Ration Traubenzucker aus meinem Fundes ging es noch einige Kilometer gut, dann war ganz aus. Wir schleppten ihn bis zur nächsten Bar. Nach 2 Colas und einem Red Bull war sein Kreislauf wieder stabil, er schaffte die 2 Kilometer bis zum Schiff, bekam aber dort wieder Krämpfe. Jaja, die Tour war wohl doch aktiv, grins. Ich war verwundert, dass ich doch noch ganz gute Kondition hatte und einfach voll mit Glückshormonen nach der tollen Tour. Das wurde dann abends gefeiert, wieder bei einem Spieleabend.

Nach 4 Runden Time’s up am Abend durften wir in Samana ausschlafen. Gut fühlte ich mich nicht beim Aufwachen, meine Lunge meckerte noch. Mein Problem ist, dass alle Spieler Raucher sind und wenn ich spielen will, dies auf dem Raucherdeck machen muss, was mir die Gesundheit etwas übelnimmt. Egal, ein schöner Tag stand bevor. Morgens noch andere Ausflüge im Schiff abwickeln und die Leute zum Tenderboot bringen, dafür dann am Nachmittag die Belohnung. Ausflug zu den Walen. Problem dabei: Mächtig Wind und Welle. Meine Tabletten gegen Seekrankheit gingen weg wie warme Semmeln, am heftigsten erwischte es die 2 Kinder an Bord. Die hingen ganz schön in den Seilen, machten aber auch alles falsch und hörten nicht auf meine Ratschläge. Wer nicht hören will, muss kotzen! Nein, die beiden waren nur träge und müde, am Ende erwischte es nur einen Erwachsenen. Der war der einzige, der zu Beginn des Ausflugs gemeckert hatte, weil es erst 15 Minuten später losging. Ja, wer meckert, bekommt die Strafe! Recht so.

Alle anderen waren brav und wurden belohnt. Nach 30 Minuten Suche und einer Volldusche durch eine Riesenwelle sahen wir die Buckelwale. Etwa 30 Minuten hatten wir immer wieder Kontakt zu der Gruppe. Mit 18 m Länge machen die schon was her. Mit dem Foto erwischte ich sie nicht so gut, aber es gelang mir ein kleines Video, in dem sie gut zu sehen sind. Auf dem Rückweg kamen wir noch vorbei am berühmten Bacardi-Strand. Dort wurde in den 80ern der Werbespot gedreht. Dort wimmelte es aber von Menschen, auch hier ist Spring Break und Osterferien. Das waren 2 tolle Tage, nun folgt ein weiterer Seetag bei kräftigem Seegang und dann zum ersten Mal Bahamas. Dort will ich schnorcheln gehen, mal schauen, ob es was wird.

 

Fassade in Little Havana
Fassade in Little Havana

21.03.16 Alles anders als geplant

Zum 3. Mal Miami! Diesmal hatte ich am ersten Tag nicht so viel Freizeit, es reichte nur für einen kleinen Radausflug. Ich also rüber über die Brücke ins Zentrum und zu meinem Fahrraddealer. Die Räder standen da, aber keiner, der sie verleihen wollte. Na danke, also weiter zur nächsten Citybike-Station. Dort kann man per Kreditkarte ein Rad auf Zeit leihen. Zum Glück stand da genau noch ein letztes für mich. Ich bezahlte die Einkaufsmöhre und wollte sie aus der Verankerung holen. Es tat sich aber nichts. Ich versuchte es 3x am Terminal und rüttelte mir den Wolf an der Verankerung, aber nix. Also arisafari an die nächste Station, denn meine Zeit lief. Dort mehrere zur Auswahl. Es tat sich schon wieder nix. War ich zu blöd? Nein, das dritte Rad wollte endlich meins werden und so jöckelte ich dann mit 3 Gängen und kaum vorhandenen Bremsen an einen kleinen Strand, den ich vor 2 Wochen entdeckt hatte. Im trüben Wasser war der Badespaß nicht so groß, dafür entdeckte ich einen schnuckligen Stadtteil mit wenig Verkehr und schöner Promenade auf der Rückfahrt. Abends fand ich dann wieder niemanden, der mit mir ins Brauhaus wollte, also ging ich alleine und landete stattdessen in einem Pub, denn einige meiner Kollegen waren beim Basketball der erstklassigen Miami Heat und im Pub lief das Ende des Spiels und ich wurde neugierig. Nachdem Miami äußert knapp verlor, verlor ich üppig und zwar Geld. 2 kleine Bier und Nachos mit leckerem Spinatdip für schlappe 25 Euro. Wie gesagt, die spinnen, die Amis! Das musste ich auch beim Radeln merken. Die fahren mit ihren dicken Karren einen Schrott zusammen. Kommen an der Ampel nicht los, fahren lahm und verträumt, blinken ist auch ein Fremdwort.

Am 2. Tag hatten unsere Chefs für das ganze Team eine Stadtrundfahrt mit dem Bus organisiert. Oft fragen uns die Gäste nach Ausflugsmöglichkeiten und Funktionsweise der Hop on- Hop off Busse. Nach der Tour wussten wir Bescheid. Es gibt in Miami 3 Routen, eine fuhr ich letzte Woche mit dem Rad, die 2. ist demnächst per Drahtesel noch fällig und die Dritte nach „Little Havana“ nahmen wir in Angriff. So fuhren Taucher und Biker mit dem Doppeldeckerbus „oben ohne“ durch Miami. Die obere Etage ist offen und so wurde sich ständig geduckt, denn Äste und Palmwedel hingen oft sehr tief. Highlight war für mich der schnucklige Stadtteil, den ich am Vortag schon mit dem Rad entdeckt hatte. Little Havana war der Reinfall. Dort steigen wir aus, stellten fest, dass es hier nichts Besonderes gab und nach einem kubanischen Kaffee saßen wir 30 Minuten später im nächsten Bus, der uns zurückbrachte. Zum Glück war das umsonst, wenn ich die normalen Preise dafür sehe, kann ich bei 45 $ pro Tag nur wieder sagen: Die spinnen, die Amis!

In Miami fragte mich mein Chef, ob ich am nächsten Tag radeln oder einen Ausflug begleiten wolle. Da die Radtour nicht der Brüller ist und auch Gewitter angesagt waren, entschied ich mich für Ausflug, mit der Bedingung, dass es nicht der Rentnerausflug auf dem Banana River sein solle. Ich träumte vom Kennedy Space Center, Everglades oder Disneyland. Als ich dann den Dienstplan sah, ein Schrei! Da stand gemütlicher Bootsausflug auf dem Banana River. Vielen Dank!

Ich also mit allen Rentnern vom Kutter aufs Tuckerboot. Ok, bin ja Profi, also bescherte ich den Leuten einen schönen Ausflug, auch wenn es nicht leichtfiel. Anstatt Seekühe sahen wir Fischsterben und nur ein Delfin ließ sich im trüben Wasser sehen. Der Fluss ist eigentlich eine Lagune, eingesperrt durch Schleusen. Jetzt hatte es lange nicht geregnet, wurde schnell sehr warm und ein Kreuzfahrtschiff ließ (angeblich aus Versehen) eine große Menge Fäkalien hinein. Das alles brachte das Teil zum Kippen und so trieben viele tote Flundern auf der Oberfläche. Die Vögel, darunter Fischadler, riesige Reiher und Pelikankolonien retteten den Ausflug. Mein Highlight: Wir waren bei bestem Wetter früh zurück und ich konnte noch mit dem Rad erkunden fahren. Ich fuhr in die Sümpfe, die ich letztes Mal schon entdeckt hatte. Diesmal mit mehr Zeit. Ich entdeckte eine tolle Strecke querfeldein durch die Mangroven mit vielen Vögeln um mich herum. Am weitest entfernten Punkt öffnete dann der Himmel seine Schleusen. Es war zum Glück warm, so wurde mir nicht kalt. Da ganz Canaveral aus feinem Sand besteht, befand der sich auch überall auf Wegen und Straßen und zusammen mit Feuchtigkeit, klebte der dann auch super an den Rädern. Meine Kollegen hatten es auch nicht mehr trocken geschafft und so begann wieder Sisyphosarbeit. Die Beiden waren schon am Waschen, ich beschloss mich erst umzuziehen. In der Kabine stellte ich fest, dass ich auch ein Sandklumpen war, also erst unter die Dusche. Das nahm mir dann mein Chef krumm, es gab mächtig Mecker, obwohl ich die Hetze nicht verstand, ich hätte noch 2 Stunden Zeit zur Radpflege gehabt. Danach standen auch 2 Seetage an mit genügend Zeit. Schwamm drüber, dafür gab es Lob für unsere Fleißigkeit und gute Gästebetreuung. Dann die Überraschung: Abends fand ich spontan Mitspieler für ein Uno-Runde, aus der dann 3 Stunden-Daueruno wurden. Am nächsten Tag wollten plötzlich unsere Taucher „Mensch ärgere dich nicht“ spielen und anschließend überredete ich sie zu Time’s up! Und was da passierte, war der Hammer. Helene und Sanni spielten mich in Grund und Boden und das 4 Runden hintereinaner. Ich bin wirklich schnell im Raten der Begriffe, aber ich fand meine Meisterinnen. Ich war immer einen Sekundenbruchteil langsamer, was mich auf die Theorie brachte, dass die Leitung zwischen Gehirn und Mund bei Männern länger sein muss, als bei Frauen. Geschlagen, aber glücklich ging ich ins Bett, endlich mal wieder gespielt!

 

Unser tierischer Begleiter
Unser tierischer Begleiter

16.03.16 Tierisch!

Vor 3 Wochen kam ich an Bord und das erste Plakat was ich sah, war Werbung für Cenoten-Tauchen. Hatte ich noch nie gehört, in Cozumel lernte ich sie nun kennen. Cenoten sind Karsthöhlen, die durch Erhöhung des Meeresspiegels oder durch Einsturz geflutet wurden. Es ist fast immer Süßwasser und halb Yukatan ist davon durchzogen. Wir bieten auf Cozumel eine Kombination aus Radeln und Schnorcheln an. Die erste Station der Tour sind Cenoten. Glasklares Wasser, toller Pflanzenwuchs am Rande und im Wasser ein Krokodil. Zum Glück nicht so groß und entspannt. Ich habe in letzter Zeit einiges über die Tierchen gelesen und so machte ich lieber Fotos aus der Ferne. Die Leute waren der Meinung, die wären an Land nicht schnell, da könne man weglaufen. Ha, die erreichen an Land 25 km/h. Dazu verriet mir die Maulform, dass es sich nicht um die friedfertigste Art handelte. Das ist den Leuten aber egal, Hauptsache Großaufnahme. Aber das Tierchen blieb entspannt und so konnten wir vollzählig weiterradeln. Nach einer Küstenrunde ging es zum Schnorcheln. Wir waren 17 Personen und nur 3 wollten schnorcheln. Was war denn das? Sogar Jugendliche, die lieber an Land blieben. Was stimmt denn da nicht? Wir hatten auf jeden Fall viel Spaß, schöne Fische und Korallen, zwar nicht so üppig wie auf manch karibischer Insel oder im Oman, aber dafür glasklar, warm und wellenlos. Nach dem Rumblubbern fügte ich noch eine längere Schwimmrunde an, als ich aus dem Wasser kam, hatte ich das Gefühl eine Stunde wäre um, dabei waren es schon fast 2. Also sputen, die leckeren Früchte an der Bar probieren und dann per Rad zurück zum Schiff. Da wir behördlich nicht mehr privat radeln durften, ging ich zu Fuß auf Erkundung, um die Radtour vielleicht etwas zu verlängern. Am Ende waren es 10 Kilometer. Unterwegs leckere Nachos mit der besten Guacamole, die jemals gegessen habe (normal mag ich die gar nicht, aber mein Geld langte nicht für mehr, da ich vorher am Souveniergeschäfterl nicht vorbeikam und einen Minisombero kaufte). Nur war ich nicht auf so eine lange Strecke eingestellt, sonst hätte ich Wanderschuhe genommen. So gab es eine kleine Blase, aber die Abrundung eines schönen Tages. Wärme, Radeln, Schnorcheln, Schwimmen und Wandern. Perfekt!

Nach einem ereignisarmen Seetag ging es nach Key West.

Dort stand für morgens Lochduty auf dem Plan. Was ist denn das? Ganz einfach: Die Gäste werden morgens alle von der Einreisebehörde gecheckt und wenn sie bei der Behörde waren bekommen sie ein Loch in ihre Bordkarte. Erst dann dürfen sie in Key West und Miami von Bord. Ich hatte die Aufgabe am Schiffsausgang zu stehen und zu kontrollieren, ob auch nur Gäste mit Loch das Schiff verlassen. Erst fragte ich mich, warum ich damals Abi gemacht habe, um nun sowas zu tun, aber dann war es ganz amüsant. Bei der Frage „Darf ich mal ihr Loch sehen?“ gab es einige kuriose Situationen. Ich nannte mich dann auch staatlich geprüfter Lochtester.

Eigentlich wollte ich erst radeln, dachte mir aber dann, das mache ich lieber in Miami und nutze das warme Wasser zu einer ausgedehnten Schwimmrunde. Diesmal war ich schlauer und ging mit Wanderschuhen bis zum Strand. Auf dem Weg schaute ich mir noch ein altes Fort an und dann ab in die Fluten. 26 °C im Wasser, draußen noch wärmer. Yes! Ich schwamm gerademal 10 Meter und dann der Hammer, 4 amerikanische Stechrochen beim Synchronschwimmen. Ich war erst einmal etwas erschrocken, die kamen sehr plötzlich und waren auch nicht gerade klein, jeder knapp einen Meter. Ich paddelte weiter und war entzückt. Doktorfische, Sergeantfische, Papageienfische und viele mehr. Ich muss zugeben, im Wasser wusste ich all die Namen noch nicht, aber nach Rückkehr bildete ich mich weiter.

Nach dem ausgiebigen Bad wärmte ich mich am Strand auf und nahm auf dem Rückweg Kurs auf Futtern. Ich fand eine schnucklige, kleine Bude. Fritas. Kubanische Snacks und Kaffee. Drinne viele Bilder der Künstlerin Frida Kahlo (daher wohl auch der Name Fritas) und einen abgefahrenen Burger. Ein frittierter Riesenpilz mit kubanischen Saucen im knusprigen Brötchen, dazu ein Käffchen und ein Cookie (Schoko-Meersalz!) To-Go. Damit schlenderte ich zur bekannten Webcam und aß live vor der Kamera meinen Nachtisch. Stéphanie und Lea waren dabei anwesend. Wir fanden heraus, dass die Kamera sogar ein Mikrofon hat und so konnte ich auch zu den Beiden sprechen, sie antworteten mir aufs Handy per SMS. Abgefahrene Technik!

Das war das Ende der 2. Runde, jetzt habe ich alle Häfen gesehen, mein Kollege Norbert, den ich ersetze, ist in Cozumel in den Urlaub gegangen, jetzt heißt es mehr arbeiten und der Welpenschutz ist vorbei. Nun darf ich mich nächste Runde mit den unfähigen Guides in Port Canaveral rumschlagen. Die sollen sich warm anziehen, denn wir sind nicht so nett wie Norbert, der mit allen gaanz sanft umging und manchmal Klein bei gab, außerdem soll es dort mal wieder regnen. Mal sehen. Zum Ablegen aus Key West noch ein besonderes Schauspiel. Das Schiff musste eine 180 Grad-Wendung machen und das hält man in meiner Kabine kaum aus. Anstatt Geboller vom Seitstrahlruder nahm ich lieber eine frische Brise an Deck. Dort ein Aufschrei unseres Showensembles. Ein Delfin schwamm mit uns. Er drehte sich um den Kiel, sprang und tauchte. Das machte ihm mehrere Minuten großen Spaß und die Gäste hatten einen besonderen Anblick, nämlich Hinterteile! Wieso? Alle anwesenden Crewmitglieder schauten am Bug durch die Bodenlöcher dem Delfin zu. Die Gäste konnten das Tier von oben nicht sehen, dafür mächtig viele Popos.

 

Jazz-Club in der Bourbon Street
Jazz-Club in der Bourbon Street

13.03.16 Bärige Partystimmung!

Eins vorweg: Meine Scheppertage sind vorbei, keine weiteren Verletzungen, auch der Bär blieb heile und die Erkältung blieb in den USA! Diesmal gab es eine Änderung in der Bärenjagd. Normal laufe ich übers Schiff, ärgere die Gäste plus Crew, die Kinder suchen nach Spuren und fragen die Leute. Am Ende finden sie dann den Bären, der auf dem Pooldeck schlummert. Diesmal sollte ich mich öfters den Kindern zeigen und dann wegrennen. Gar nicht so einfach, denn es waren bei den vielen Kleinen 2 Achtjährige dabei, die nicht mit Kostüm, Luftmangel und Erkältung auf den Treppen zu kämpfen hatten. Aber ich hängte sie alle ab, inklusive Betreuer, die mir am Ende bescheinigten, dass dies noch kein Bär geschafft hätte. Zum Schluss ließ ich mich auf dem Pooldeck fangen und war endlich mal richtig geschwitzt, was bei unseren Radtouren hier nicht passiert. Ich wurde gelobt und gleich als Osterhase in 3 Wochen engagiert. Endlich Karriere auf dem Schiff!

In der Nacht ging es dann 150 km den Mississippi hoch nach New Orleans. Dort sintflutartiger Regen seit Tagen. Der Norden Louisianas stand schon teils unter Wasser. Die stärksten Regenfälle zu dieser Jahreszeit seit Aufzeichnung und wir mittendrin. Toll! Morgens Räder rausschieben in Taucherschuhen, kurz vor der Tour eine Lücke, so kamen alle Gäste raus und 15 Minuten später ging es wieder los, sodass wir die ausgebuchte Tour absagen mussten. Also die Räder wieder rein, bis auf die, die wir am 2. Tag zur Frühaufsteher Tour brauchten. Ich weinte schon innerlich, hatte ich gerade am Vortag viele Räder schön geölt. Ich fühlte mich wieder einmal wie ein oller Grieche, der immer Steine einen Berg hochrollen musste, der Herr Sisyphos. Um die Stadt kennenzulernen ging ich also zu Fuß raus. Meine guten Laufschuhe brauche ich oft an Bord, meine schicken wollte ich auch nicht durchnässen, also kaufte ich mir kurzerhand Crogs aus Vollgummi mit Ablauflöchern. Oben dann Regenjacke und Hose, so konnten die Wassermassen mir nichts anhaben. So schaute ich mir die berühmte Altstadt, das French Quarter an. Problem war nur das Fotografieren. Alles zu dunkel und immer schauen, dass die Kamera keinen Wasserschaden bekommt. Echt hübsch. Raddampfer, Häuser mit gusseisernen Balkonen, urige Straßenbahnen, schöne Parks und die Bourbon Street, eine Partymeile, neben der St. Pauli blass aussieht. Jeden Tag im Jahr Party fast rund um die Uhr. Menschenmassen, Musik überall, Club an Club. Am Abend dann totaler Abriss. Alkoholexzesse überall, Getränke namens Handgranate und Hurricane, alles in leuchtenden Plastikgefäßen. Dazu überall Shots, bunte, undefinierbare Getränke in Reagenzgläsern, die von leicht bekleideten Damen aufgedrängt werden. Willigt ein männlicher Gast ein, darf er die Gläser aus dem Dekolleté der Damen mit dem Mund ziehen, die Dame nimmt dann das andere Ende der Gläser in den Mund, macht obszöne Gesten, donnert dabei dem Kerl das Zeug in die Kehle, zieht die Teile dann aus seinem Mund, spuckt sie in die Luft, fängt sie mit der Hand und feuert sie grinsend in den Mülleimer. Normal sind das immer 2 Gläser, die kosten schlappe 6 Dollar und bei den Bildern der Kumpels gibt es dazu noch daheim Ärger mit der Freundin. Naja, meine Kollegen brauchten das, ich flüchtete, weg von der Plörre und schlechter Musik. Glücklich wurde ich in einer Rockkneipe mit gutem Bier. Ich ließ es ruhig angehen, weil ich, im Gegensatz zu meinen Kollegen, die Frühaufsteher Tour leitete.

Eigentlich war Dauerregen angesagt, aber ich blieb am Abend trocken und zur Überraschung blieb auch unsere Radtour wasserfrei. Kam wohl davon, dass ich in Voraussicht Regensachen angezogen hatte. Immerhin kam ich so bei der Tour auch wieder ins Schwitzen wegen zu viel Kleidung. Beim Radeln nicht, denn die lokalen Guides ließen es wieder sehr gemütlich angehen. Meiner hatte einen ganz kräftigen Dialekt und nuschelte. Zum Glück hatte ich vorher viel gelesen und verstand so fast alles. Einmal war ich überfordert, aber da alle Gäste es auch nicht verstanden, war ich beruhigt. Später klärte ich es aber fürs nächste Mal mit ihm. Morgens war die Stadt noch schön ruhig, wir fuhren zum Frühstück in den Stadtpark, alles sehr nett, wäre da nicht das frühe Klingeln des Weckers gewesen. Kurz nach der Tour fing es dann an zu regnen und wurde sehr windig, so sah ich mir die Fahrt durch den Mississippi per Bugkamera im Fernsehen an und lernte schon einmal für Mexiko.

Ach ja, in New Orleans wird ein großer Fasching gefeiert und die Touristen zelebrieren Mardi Gras das ganze Jahr. Normal werden bunte Plastikketten von den Umzugswägen geworfen, in der Bourbon Street täglich von Balkonen. Alle stehen auf die Dinger und wer mehr Ketten haben will, lupft sein Oberteil, zeigt Brust und wird dann überhäuft. Die spinnen die Amis!

Am nächsten Tag standen dann Paul- und Andyphos wieder in der Werkstatt und schmierten Ketten. Was nun folgt sind sie sandigen Ecken von Cozumel und der Strandausflug per Rad und Port Canaveral, danach sind die frischen Ketten wieder versandet und müssen gereinigt werden. Was ein Kreislauf! Wer plant denn so eine Tourenfolge?

Mit Trikke und Bike in Puerto Plata
Mit Trikke und Bike in Puerto Plata

09.03.16 Trikke und Selbstzerstörung!

Skurril ging es weiter. Der nächste Hafen in der Domrep. hieß Amber Cove, ist ein Kunstprodukt unserer Muttergesellschaft Carnival und wurde letztes Jahr aus dem Nichts erbaut. Alles neu, es sieht am Terminal aus wie in einem Flughafen, dahinter ein riesiger Pool und dann: Nichts! Eine Straße, massenhaft befahren und ansonsten grüne Hügel, ohne Wege, Häuser oder Weiden. Erst zum 2. Mal überhaupt fuhren wir den Hafen an. Beim 1. Mal gingen die Kollegen erkunden, verzweifelten aber an Verkehr, Baustellen und Speed-Bumps. Diesmal ließen wir unsere Räder in die Stadt Puerto Plata transportieren und gingen dort mit der Agentur auf Tour. Dabei: Sebastian, Paul, ich, der Guide, der Co-Guide, der Agenturchef und 2 Polizisten. Wir auf unseren Rädern, die Guides auf Trikkes und die anderen 3 auf Fat-E-Bikes. Was für eine komische Truppe! Wir bekamen Kopfhörer und der Guide erklärte uns über Funk die Sehenswürdigkeiten, wobei er auf 6 Kilometern etwa 50x sagte, dass wir da und dort und hinten und vorne und unten und oben aufpassen sollten. Wir sagten ihm, dass wir Fahrrad fahren können (nicht wie seine normalen Amigäste) und er doch mal schneller machen soll. Wir merkten schnell, dass dies nicht genügend Strecke für uns ist und so fragten wir an, ob es nicht die Möglichkeit einer Zusatzschleife gäbe. Die Jungs stimmten spontan zu und nach der 1. Schleife wechselten wir am Startpunkt unsere fahrbaren Untersätze. Alle probierten die Trikkes aus. Das sind dreirädrige Roller mit Elekroantrieb und Kurvenneigung. Klingt komisch und so komisch sehen sie auch aus. Am Anfang etwas ungewohnt, aber dann ging es ganz gut, aber nur bei den anderen, mein Vehikel reagierte unglaublich schnell aufs Gas, mir drehte immer das Vorderrad durch, beim Bremsen blieb der Gashebel stecken und wollte immer weiter rollen, nach dem Stillstand funktionierte das Gas überhaupt nicht mehr. Erst dachte ich, ich wäre zu doof, aber nach dem Strandstopp tauschte ich mit dem Co-Guide. Er ward kurz darauf nicht mehr gesehen. Er wurde von den Polizisten und später vom einem Motorrad zurück gezogen, also war ich doch nicht zu blöd, was alle erst vermuteten. Bevor ich die Rückfahrt mit den neuen Trikke genießen konnte, testeten wir noch die Fatbikes der Polizisten am Strand. Die Reifen waren etwa 15 cm breit und mit starkem Motor im Heck war es sogar möglich, durch den Strandsand zu fahren. Abgefahren! Zum Glück muss ich die Dinger nicht Putzen und Warten. Wir befanden die Tour für gut, einmal als Radtour und auch die mit den Trikkes. Das passt für Leute, die keine Lust haben sich so viel anzustrengen und ist ein ungefährlicherer Ersatz für Segways, die wir auf dem kleinen Schiff auch nicht an Bord haben

Was uns reizte, war der Berg hinter Puerta Plata. 750 m hoch, eine Seilbahn nach oben und am Gipfel eine Jesusstatue wie in Rio, nur etwas kleiner. Wir überredeten den Agenturchef uns dort hoch zu fahren. Ja, das kann eine knackige Aktivtour werden! Oben tolle Aussichten und ein botanischer Garten. Die Steilheit des Anstieges erinnerte mich an Madeira und was steht dort auch rum? Die Jesusstatue. Leider konnten wir den Berg aus Zeitmangel nicht mit dem Rad herunterfahren, denn auf dem Schiff wartete Schreibkram auf uns, wie immer zum Ende einer Reise. Nun ein Seetag, zurück in die „Kälte“ (in Florida sind nur 25 °C angesagt), dann schon wieder 2 Tage Miami, ohne Arbeitserlaubnis an Land. Also wieder Bürokram und selbst ein Rad ausleihen.

Am ersten Tag Miami hatte ich wenig Zeit, dafür am 2. mehr. Leider spielte das Wetter nicht so mit, am arbeitsreichen Tag schön, am Radeltag windig und kühl. Dazu hatte ich die Klimaanlage unseres Fahrers in Amber Cove nicht vertragen und bekam einen kräftigen Schnupfen. Die Frischluft tat aber gut und so ging ich wieder auf Radtour, wie immer mit Hindernissen. Diesmal wollte ich als Pfand meinen alten Personalausweis abgeben, der läuft bald ab, der Neue ist schon beantragt, also hätten sie sich den auch an den Hut stecken können. Gute Idee, aber da die Amis spinnen, durfte ich als Crew mit dem nicht vom Schiff gehen, und da sie uns nur jede halbe Stunde von Bord lassen, musste ich wieder 30 Minuten Däumchen drehen. Beim 2. Versuch konnte ich dann an Land, was ohne Ausweis dann aber wieder Ärger beim Radverleiher verursachte. Argl! Der wollte dann eine Kaution über seine Zentrale auf meine Kreditkarte buchen, was aber misslang. So nahm er nur die Daten meiner Karte auf und schickte mich endlich auf Tour. Diesmal wollte ich mir den berühmten Miami Beach anschauen, wo schon Don Johnson in Miami Vice auf Verbrecherjagd ging. Dazu ist momentan der berühmte Springbreak, überall Studenten, meist trinkfreudig unterwegs. Am Morgen waren aber hauptsächlich die Sportlichen unterwegs und da es zu windig für den Strand war, radelten oder joggten sie alle auf dem Weg, auf dem ich mich auch aufhielt. Leider alle nicht so schnell wie ich, dazwischen viele Leute mit kleinen Pfiffis, also reines Slalomfahren und Studentenjagd. Nach einigen Kilometern hatte ich die Nase voll und wechselte mehr auf Straßen. Die waren voll, also bog ich ab in Villenviertel. Da steckt Kohle! Was auch auffiel, dass in Miami-Beach stets ohne Helm gefahren wird, aber dafür öfters im String-Tanga. Ein Hoch auf die Sicherheit! Die Augen freuen sich dafür.

Auf dem Rückweg ging es über hübsche, kleine Inselchen und einem Gourmet-Imbiss. Lecker war es, aber nicht so oft dort futtern gehen, sonst sieht man bald so aus wie der Wirt.

Es folgte ein arbeitsreicher Tag in der Werkstatt mit Schniefnase, wobei ich mir den Unterarm verschrammte, als ich an einen kantigen Flaschenhalter stieß. Und anschließend Tampa. Hier durften wir endlich wieder mit den Rädern raus, ausgebucht. Natürlich mit lokalen Guides, die aber einen Plan hatten, meistens. Meiner hieß Mike und fuhr solide. Tampa ist ganz nett, viel Wasser, viele Villen und Reiche. Yachten, Privatflugzeuge, dicke Autos. Es wurde eine schöne Tour, wobei sich einer der 3 Gruppen-Guides auch einmal kräftig verfuhr. Immerhin waren sie untereinander in Verbindung und der Flüchtige schnell gefunden. Mike konnte auch was über seine Heimatstadt erzählen (ok, am Ende kam er kaum mehr zu Wort, als ich in Redefluss kam). In der Altstadt von Yber City drehte sich alles um Zigarren und kubanischen Kaffee. Anschließend fuhr ich die Runde noch einmal alleine, um nächstes Mal noch sicherer zu sein und um ein paar Extras einbauen zu können. Ach ja, auf die Nase legte ich mich davor auch noch. Ich munterte gerade eine ältere Teilnehmerin auf und schaute eine Sekunde nach hinten, da drängte mich ein anderer Gast mit dem Rad ab, ich geriet ins Schlingern, konnte es nicht mehr halten und ging leicht zu Boden. Mit dem Rad fallen kann ich aber, ich keine einzige Schramme, nur meine Schuhe. Dafür musste ich mich mit den Händen etwas abstützen, da merkte ich meine alten Kriegsverletzungen vom Waveboard und vom letzten Vertrag wieder heftig. Beide Handgelenke schmerzten wieder. Zurück auf dem Schiff rutschte ich noch in der Wäscherei aus. Ergebnis: Dicker, rechter, großer Zeh. Also in der Summe kaputt: Rechter Zeh, rechtes Handgelenk plus Unterarm und Daumenkapsel, dazu linkes Handgelenk und Triefnase. Sonst ist aber alles klar! Also weiter nach New Orleans, wo Starkregen vorausgesagt ist. Zuvor am Seetag wieder meine Lieblingsaufgabe: Als Bär übers Schiff laufen, Gäste ärgern und vor den kleinen Indianerkindern verstecken. Freu! Allerdings habe ich mich da bisher auch jedes Mal langgelegt, mal schauen, was da diesmal passiert!

 

Strandidylle in San Juan
Strandidylle in San Juan

03.03.16 Karibik!

 Ja, das sind meine Inseln und meine Temperaturen! Wir erreichten Puerto Rico und fuhren mit dem Rad durch San Juan. Bisher war Puerto Rico nur eines meiner Lieblingsspiele, jetzt durfte ich es auch live schätzen lernen. Ok, die Hauptstadt war mir etwas zu groß und amerikanisch, aber es gibt dort auch eine tolle Altstadt, riesige Festungen und schöne Promenaden. Ich fuhr als Schlussmann von Sebastian. Sein Navi wollte nicht so ganz und so kurvte er etwas wild durch die Altstadt, was 1/3 der Gäste und auch mich abhängte. Er war aber schnell wiedergefunden und so ging es vorbei an Festungen, Regierungsgebäuden und Hotelmeilen bis zum Strand. Draußen wilde Brandung, aber durch ein Riff abgebremst. Palmen und Sand, wenig Besucher und schön warmes Wasser. Ich wollte mich eigentlich nur etwas abkühlen, sah aber am Riff so schön viele Fische, dass ich etwas zu lang blieb für meinen nicht eingecremten Rücken, der sich danach in zarter Röte zeigte.

Nach der Rückfahrt ging ich direkt nochmals auf Tour. Erkundung der Altstadt bei Vermeidung der Einbahnstraßen in falscher Richtung und Kopfsteinpflaster. Das gelang gut und so hatte ich Zeit auch die ganze Tour mir nochmal einzuprägen. Schön war’s!

Dann mein persönliches Highlight: Tortola! Vor 3 Jahren ging ich dort das erste Mal mit AIDA auf Tour und sah einen Strand, der umwerfend schön war und auch heute noch mein Lieblingsstrand der Welt ist. Leider wollte sich niemand richtig auf der Aktivtour quälen und so musste ich mich mit der ruhigeren Tour begnügen, die aber auch nicht ohne ist und als EINZIGSTE unserer ganzen Touren einen Berg beinhaltet. Der hat es aber in sich mit fast 30 % Steigung. Also mit großer Freude raus in die Inselwelt der 60 britischen Jungferninseln. So genial! Diese Inseln, das blaue Wasser und die Berge. Die „flache“ Seite des Berges bewältigten noch 3 meiner 10 Gäste fahrend, das sollte auf der Rückfahrt anders werden. Nach einem Besuch der verrückten Strandbar „Bombas Shack“ (wenn Damen oben ohne bestellen, bekommen sie einen Drink gratis, unten ohne den ganzen Abend, wenn sie dazu noch den Schlüpper an die Wand nageln). Dabei besteht die ganze Bude nur aus Strandgut. Ich brachte meine Gäste jedoch alle angekleidet zur Long Bay. Dort Pause am sehr schönen Strand (aber nicht ganz so gut wie mein Liebling), schwimmen, schnorcheln und planschen. Nach der Pause ging es auf die steile Seite des Berges, wobei ein Gast am ersten Teil schon so heftig in die Pedale trat, dass die Kette riss. Normal kein Problem, aber an meinem Nieter fehlte ein Teil, das hatte ich bei der Übernahme der Werkzeuge von Thomas nicht gesehen. Der Reparaturversuch schlug fehl und so ging es bergab ohne Kette, bis wir exakt Norbert mit seiner Gruppe an der von mir erhofften Kreuzung trafen. Mit seinem Werkzeug konnte es nach 5 Minuten weitergehen. Der Jüngste der Gruppe überholte mich dann am steilsten Stück, aber er musste nach der Hälfte kapitulieren und als ich oben zurückblickte, schoben alle 11 brav nach oben. Geht also doch noch, trotz wenig Kilometern in den Beinchen. Leider legten wir nach Rückkehr schnell ab, so konnte ich nicht mehr ins Städtchen tingeln. Immerhin bin ich aber noch am Leben, denn ein weiblicher Gast wollte mich am Berg umbringen, war aber nach dem Gipfel wieder ganz handzahm. Zum Auslaufen hatte ich noch etwas Zeit und schaute mir die Ausfahrt durch die vielen Inseln 30 Minuten lang an. Hier könnte ich mal Urlaub machen. Radeln, surfen, Motorboot fahren und wandern. Ich liebe diese Gegend!

Weiter ging es in die dominikanische Republik. Ich kannte den Süden von vor 3 Jahren, nun besuchten wir den Norden. In Samaná gibt es keinen Anleger für große Schiffe und so war Tendern angesagt. Mit Räder verladen ein Horror, aber da wir dort aus Sicherheitsgründen nicht fahren dürfen, ging ich auf Regenwaldwanderung. Nach der Überfahrt fuhren wir in Offroad-Bussen übers Land, erst Asphalt, dann Schotter. Unser Guide hieß Eddy und war endlich mal jemand, der gut verständliches Englisch sprach. Sodann ging es zu Fuß gemütlich durch den Regenwald, mit vielen botanischen und geschichtlichen Erklärungen. Ich hatte mich etwas vorbereitet in Geschichte und durch meine 2 vorigen Regenwaldtouren in Indien und Dominica, kannte ich schon einige Pflanzen. Stéphanie hat mich botanisch auch richtig fit gemacht. Der Guide lobte mich, dass ich so eine gute Vorbildung hätte. Danke Stéphanie!

Nur was war das für eine Wanderung? Bei unseren Scoutausflügen ist das eine Wanderung, für uns Aktive ein Spaziergang und verglichen mit Korfu-Touren ein Katzensprung. Die ganze Tour war vielleicht 2 km lang, dabei viele Erklärpausen, aber trotzdem schön. Der angekündigte Wasserfall war auch ein Witz (etwa 1 Meter hoch), dahinter ein Naturschwimmbecken. Die Badepause nutzten auch nur wenige, dafür wurde viel fotografiert. Üppige Natur, ein See, Kakaobäume, Riesenbambus, usw.. Weiter ging es zu einer Plantage. Dort eine Nutzpflanzenführung, wo ich mit dem neugewonnenen Wissen über Bananen aus La Palma glänzen konnte. Das machte Hunger und so gab es Verkostungen von lokalen Produkten. Kaffee (der war mir zu kräftig), Kakao (ungesüßt mit Zimt), Kokosnuss (zu trocken), aber sehr leckerer Ananas und Zuckerrohr (so saftig hatte ich es noch nie gegessen). Dann ging es bergig per Truck zurück zum Schiff. Ein schöner Tag, auch wenn er nicht den Titel „Wanderung“ verdient gehabt hätte.

Pelikane auf Key West
Pelikane auf Key West

29.02.16 Die spinnen, die Amis!

Huch, schon ist eine Woche um! Meine erste in den USA. Eins weiß ich, die Staaten sind nix für mich. Los ging es in Key West. Dort und in Miami haben wir komplettes Arbeitsverbot an Land. Also verlegte ich meine Arbeit an Bord auf den frühen Morgen und späten Nachmittag und machte zu Fuß die Kleinstadt unsicher. Alles aus Holz, kein Wunder, dass denen bei Hurrikans die Hütte wegfliegt. Ansonsten kleinbürgerliche Idylle. Die Keys sind über 42 Brücken mit dem Festland Floridas verbunden, somit liegt dort der südlichste Punkt der USA, bezogen auf den Kontinent. Um ihn zu markieren, steht dort eine hässliche Blechtonne und davor eine Riesenschlange, weil jeder sich mit dem Ding fotografieren lassen will. Eigentlich wollte ich auch schwimmen, aber die Strände, die ich fand, waren auf der Windseite, somit zugig und kosteten Eintritt. Also auf die andere Seite der Insel gewatschelt, aber dort fand ich nur Militärgelände und Yachthäfen. Dabei beobachtete ich Fischer, die Reste ihrer kleinen Köderfische mutig ins Wasser hielten, damit riesige (etwa 1m lange) Fische anlockten, die dann blitzschnell zuschnappten. Manchmal wurde ihnen die Mutprobe zu heftig und sie zuckten mit den Händen zurück. Diese Fische schnappten sich dann die neugierigen Pelikane, die darauf nur lauerten. Dabei entstanden schöne Schnappschüsse (s. Bild). Also ohne Strand zurück in die Stadt und Key Lime Pie probieren. Dieser Zitronenkuchen solle dort die absolute Spezialität sein. Auf dem Weg dorthin schickt mir Stéphanie eine SMS, dass sie vor dem Lieblingslokal von Ernest Hemingway eine Webcam gesehen hat. Also kaufe ich mir ein Küchlein für teures Geld und esse ihn per Liveübertragung nach Deutschland vor der Kamera auf. Verrückte Technik!

Weiter ging es in Miami. Dort war Wechsel der Gäste angesagt. Normal für uns der Horrortag, aber hier machen das die Amis alles selbst, wir dürfen uns mit Uniform nicht einmal vor dem Schiff blicken lassen. Räder dürfen wir auch nicht an Land bringen. So lieh ich mir in der Stadt eine Rostmöhre, was sich aber als schwierig erwies. Der farbige Verleiher wollte von mir ein Pfand, am besten den Ausweis. Der bleibt bei uns aber auf dem Schiff, ich habe immer nur meine Arbeitserlaubnis und Bordkarte bei mir. Dann wollte er diese haben, ich meinte, ob er wohl spinne, die aus der Hand zu geben ist ein Kündigungsgrund. Dann wollte er meine Kreditkarte haben, mit der ich vorher auf seinem mobilen Lesegerät per Unterschrift das Rad bezahlt hatte. Er mit Lesegerät, meiner Unterschrift und Karte? Bin doch nicht bescheuert! Er war dann sauer und meinte, ich würde ihm nicht trauen, weil er Schwarz sei. Ich gab ihm zur Antwort, dass ich das auch bei egal welcher Farbe, und sei es lilablassblau, nicht machen würde. Ich wollte ihm meinen MP3 dalassen, den wollte er wieder nicht. Also meinte er, so gäbe es kein Fahrrad und ich meinte, dass er mir das Geld zurück überweisen solle. Dazu hatte er aber keine Befugnis. Genervt meinte er, ob ich nicht 20 Dollar in bar hätte, mehr wäre das Rad sowieso nicht mehr wert. So kamen wir doch noch ins Geschäft. Ich bemängelte noch, dass die Kette trocken und rostig sei und er doch mal etwas Öl drüberlaschen solle. Er meinte, Öl habe er nicht, dafür bekäme ich aber noch etwas Luft auf die Reifen (die hätte eigentlich ausgereicht). So eierte ich mit der Möhre durch die Stadt. Eigentlich wollte ich an den Strand, dazu hätte ich aber größere Brücken überqueren müssen und da die kleinen Gänge nicht funktionierten, hatte ich Angst, dass die rostige Antriebsgeschichte mir sonst bei starker Belastung um die Ohren geflogen wäre. So also durch die flache Innenstadt. Erinnerte mich mit den vielen Bankenhochhäusern an Frankfurt, nur die Autos sind dort fetter. Von wegen kein Geld für Sprit und Erdöl wird knapp. An schöne Aussichtspunkte kam ich selten, oft war um die Hochhäuser alles eingezäunt oder ich durfte in Parkanlagen gar nicht fahren. Also raus aus der Stadt und dort fand ich schöne Motive. Die Skyline, einen Silberreiher und eine Seekuh. Die Tiere wollten sich aber nicht fotografieren lassen und machten sich aus dem Staub. Am Abend gingen wir nochmal zu Fuß an den Stadtrand, in eine Einkaufs- und Kneipenmeile. Mit dabei auch Taucher Thomas, der sich 2 Tage später schon aufs nächste Schiff verabschiedete.

Nach etwas Schaufensterschauen für die Damen hatten wir Durst, und ließen uns nahe des Wassers an einer Bar mit Livemusik unter freiem Himmel nieder. War schon ziemlich frisch, absoluter Wahnsinn, was dort die Temperaturen variieren. In Mexiko schwitzen ohne Ende, in Key West angenehme Wärme und in Miami schon wieder frieren, was in Cape Canaveral noch schlimmer werden solle. Aber dazu später. Die Musiker waren gut, die Sängerin leider lausig und Bier wurde extra von Flaschen (aus Sicherheitsgründen) in Plastikbecher umgefüllt. Bäh! Schnell wechselten wir die Lokalität und wo landeten wir? Im Hofbräuhaus von Miami. Amis und Spanierinnen im Dirndl, schmeißt dich weg! Aber einfach gutes Bier und leckere, heiße Brezeln mit Senf. Am Mittag hatte ich noch welche unknusprig mit Zimt angedreht bekommen. Als wir in Stimmung kamen, machten sie dann dicht. So verlegten wir den Abschied von Thomas in unsere Crewbar. Den 2. Tag in Miami verbrachte ich mit Lernen, Schalter und Telefonieren. Dann ging es weiter nach Port Canaveral. Auf die Gäste warteten spektakuläre Ausflüge. Disneyland, Universal Studios, Everglades, Kennedy Space Center. Und wir? Bei 8 °C und ekligem Nordwind Räder rausschieben und durch die langweilige Kleinstadt radeln. Dazu mussten wir einen lokalen Guide mitnehmen, Vorschrift. Er arme Bub hieß Tray, fuhr die Tour zum ersten Mal, wackelte auf dem Rad, hatte seinen Helm auf wie Depp-Jones und zitterte vor Aufregung. Hinter ihm Norbert, der ihm die ganze Zeit Tipps gab und einige Verfahrer korrigierte. Am Ende ich, mir das Elend von hinten anschauend. Tray konnte nix zu seiner Heimat sagen, bis auf 2 Minuten, in denen er die Regeln von Baseball erklärte. Die Fakten übernahm Norbert, ich das Entertainment. So wurde die Tour zu einem Erfolg und wir wurden von den Gästen gelobt. Tray leider nicht, denn er verfuhr sich am Ende ständig, so übernahm Norbert die Regie und Tray kam immer wieder aus Seitenstraßen oder Parkplätzen zurück und war völlig verwirrt. Das unser Bub auch ein Schleicher vor dem Herrn war, nutzte ich die Zeit bis zum Ablegen und tobte mich aus. Ich fuhr die Tour nochmal richtig ab und setzte dann per Brücke auf die nächste Insel über. Dort fand ich ein schönes Naturschutzgebiet, nur Feldwege, keine Autos, in Amiland eine Seltenheit. Ich genoss die Ruhe und hoffte nur, dass sich in dem Sumpfland keine Alligatoren rumtreiben würden. Aber da die Amis für alles Schilder haben und hier keins stand, blieb ich entspannt, so entspannt, dass ich fast die Zeit vergaß. Nur nicht wieder zu spät kommen, Ärger vermeiden. Also Vollgas durch ein schönes Städtchen und über eine Brücke zurück zum Schiff. War glaube ich ein Highway. Keine Ahnung, ob ich darauf überhaupt hätte fahren dürfen, aber das war angesichts Zeitmangel egal. Ein Verbotsschild stand auch nicht da. So war ich pünktlich zurück und konnte in wärmere Gefilde mitfahren. Obwohl, nachmittags war es dann auch noch 20 °C warm geworden und ich fuhr das erste Mal auf einer Tour am Strand entlang. Cooles Erlebnis, hätte ich nicht anschließend am Seetag zu Räder warten müssen. Rostige Ketten und Sand überall. Zum Glück werden die Räder in Hamburg im April ausgetauscht. Auf Korfu machen wir das fein nicht! Geht auch gar nicht, der Sand ist dort viel zu locker. Nach einem weiteren Seetag mit vielen Lehrgängen erreichten wir wieder warme Gefilde. Schluss mit Frieren!

 

Die Kälte in Deutschland geht auf keine Kuhhaut!
Die Kälte in Deutschland geht auf keine Kuhhaut!

23.02.16 Aller Anfang ist schwer!

Nach einer Woche wunderschönen Urlaubs auf La Palma mit Stéphanie und 3 Wochen im hannoveranischen Mistwetter, ging es am 21. wieder los. Auf nach Cancún in Mexiko!

Bei Stéphanies Flug nach La Palma gab es Probleme mit dem Flieger, ein Defekt zwang sie wieder zum Aussteigen und warten, bis ein neuer Flieger bereitgestellt wurde. 3 Stunden Verspätung. Und was passierte mir? Morgens von Hannover nach Frankfurt noch alles prima. Dann Umsteigen und ich wundere mich schon, dass der Flieger so leise ist, als er auf der Rollbahn stand. Jo, Triebwerk startet nicht. Reparaturversuch schlägt fehl, alles aussteigen, warten auf den Ersatzflieger und mit ebenfalls 3 Stunden Verspätung auf nach Mexiko. Abflug 13 Uhr, 12 Stunden Flugzeit und 7 Stunden Zeitverschiebung. Um 5 Uhr deutscher Zeit war ich im Hotel. Der Flug war lang, aber da wir als Entschädigung alle Medien umsonst frei geschaltet bekamen, nutzte ich alles aus. Lernen über die neuen Länder, ein schönes Buch fertiglesen (absolut empfehlenswerte Komödie: Ralf Husmann-Nicht mein Tag) und Filmchen schauen. Den neusten James Bond (ach wie gut waren die Alten) und die Minions.

Angekommen in Mexiko lief alles super. Allen, denen ich auf dem Weg ins Hotel begegnete, waren supernett und konnten bestes englisch, teils sogar etwas deutsch. Mein Taxifahrer war absolut redselig, er hat mal bei Robinson gearbeitet, war in Deutschland als Animateur und in Mexiko als Windsurflehrer tätig. Als er erfährt, dass ich auf dem Schiff Radtouren leite, fragt er: Wen magst du lieber, Zabel oder Ulrich? Wir sind fast gleichalt und er hat in den 90ern in Düsseldorf gearbeitet. Er kennt sich gut im Radsport aus. Als ich Zabel sage, ist er entzückt, das findet er nämlich auch. Erik war bei ihm schon mit Familie auf Cluburlaub, er wäre nett und sein Favorit. Also richtig geraten! Im Hotel schnell alle dicken Klamotten ausgezogen und ab ins Bett, leider bei fast nicht vorhandener Fensterdichtung an einer Hauptstraße, aber das war bei der Müdigkeit egal.

Trotzdem war die Nacht sehr laut und kurz. Etwas verstrahlt gehe ich durch die dunklen Gänge. Das Hotel ist einem Mayatempel nachempfunden, leider macht mein Telefonchen im Dunkeln keine guten Fotos, für einen Blitz hat es nicht gereicht. Das Düstere gibt aber ein schönes Flair. Ich finde den Frühstücksraum. Das Futter ist gewöhnungsbedürftig. Leckere Nachos mit scharfen Saucen, Glibberige mit Gemüse, kein Brot, dafür Ahornsirup-Pfannkuchen, hässliche Marmelade von Heinz (die sollen besser beim Ketchup bleiben), kunterbunte Kellogs-Müsli-Imitate und brutal gerösteter Kaffee. Ich befürchtete schon Schlimmes, da mein Magen die Flugzeug“kost“ nachts nicht gut vertrug, aber es blieb alles ruhig.

Dann wurde es endlich hell, ich durchstreifte noch schnell den schönen Garten und danach ging es per Taxi (was ein spritfressendes Amischiff) zur Fähre. Mit dabei Hendrik, seines Zeichens Koch. Wir wurden mitten in einem Tourikaff rausgelassen und der Fahrer sagte im gebrochenen Englisch: 3 Minuten da runter bis zur Fähre. Wir also wuchten unseren Kram durch die Gassen, werden von allen möglichen Nepper-Schlepper-Tourifängern wegen der Fähre angesprochen. Hin und zurück, schweineteuer und mit Schnorcheln. Sehen wir so aus, als wollten wir mit 25 kg Gepäckballast abtauchen? Also weiter zu einem seriösen Anbieter. Hendrik hatte am Flughafen von einem Agenten Fährgeld bekommen, ich wusste nicht mal was von einer Fähre. Also selbst Geld vorgelegt und bei mächtiger Schaukelei 30 Minuten zur Insel Cozumel übergesetzt. Von der Ferne sahen wir mehrere Kreuzfahrtschiffe, verteilt über die ganze Insel. Wo würden wir landen? Immer näher kamen wir, aber wo war die Vita? Wir zählten 6 Schiffe, ein Schiff sah auch vom Weitem so aus, aber in der Nähe – Fehlanzeige!

Verdattert stiegen wir aus und fragten einen Rikschafahrer nach unserem Schiff. Der sagte was von International und weigerte sich aber, uns mit unseren Gepäckmassen zu fahren. Also weiter zu einem Taxifahrer, gleiche Frage und gleich Antwort. Preis verhandelt, für gut befunden und ab über die Insel. Des Rätsels Lösung: Wir lagen zwischen 2 großen Carnivalschiffen, die verdeckten von der Seeseite unser Schiffchen völlig. Auf den 3 Schiffen zusammen geschätzte 7000 Menschen und alle kamen uns zum Landgang entgegen. Wir trotzten dem Strom und erreichten nach einer kleinen Odyssee das Schiff. Was ne Organisation!

Das war bisher das Spannendste. Danach folgten Belehrungen, Einweisungen, Orientieren und Jetlag. Nach einem kleinen Rundgang war ich aber wieder vertraut mit dem kleinen Schiff und viele bekannte Gesichter begegneten mir. Taucher Thomas (vor 4 Wochen noch auf der Sol), Manager Martin (vor 3 Jahren noch Taucher auf der Luna), großer Chefe Florian (früher Tourmanager und Golfer), Crl Scrr (mein Rad fahrender Golfer von letzten Winter, also eigentlich Carl Scarr, aber auf Kroatisch Crl Scrr von mir getauft) und noch andere Crewmitglieder. Was mich nur verwirrte, waren einige Umbaumaßnahmen. Mein Verkaufsschalter war nicht mehr da, sondern an der Stelle des ehemaligen Whirlpooles. Mein Lieblingssitzplatz in der Crewbar gab es auch nicht mehr. Dort ist auch nix los, die Leute sind eher draußen am Heck des Schiffes. Dort ist es schön warm am Abend, dafür wird geraucht ohne Ende. Auch nicht optimal. Dazu habe ich erfahren, dass wir in 3 Wochen nur eine Aktivtour haben, in amerikanischen Häfen einen lokalen Guide dabei haben müssen und in mehreren Häfen gar nicht draußen arbeiten dürfen. Komische Route. Das wird wohl ziemlich ruhig. Mal schauen, wie ich mich fithalten kann. Also Sightseeing und Übersetzen, eher Schwimmen anstatt Radeln. Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Ich denke, gesehen haben, abhaken und auf Korfu austoben.